"Wer Worte macht, tut wenig: seid versichert,
Die Hände brauchen wir und nicht die Zungen!"

William Shakespeare


Das Klingeln ihres Handys riss Emily aus ihrem ohnehin unruhigen Schlaf. Sie brauchte einige Augenblicke, um die Bedeutung der sirenenhaft wirkenden Melodie zu begreifen, und noch ein paar mehr, bis sie ihr Mobiltelefon schließlich auf dem Nachttischchen ertastet hatte.

Es war zwei Uhr vierunddreißig in der Nacht, doch als FBI-Agentin war sie es gewohnt, zu allen Tages- und vor allem Nachtzeiten erreichbar sein zu müssen.

„Prentiss?"

Stille am anderen Ende der Leitung.

„Hallo? Ist jemand dran?"

Noch immer keine Reaktion.

Emily seufzte.

„Was soll das? Ich leg jetzt auf."

Wimmern.

„JJ? JJ, bist du das?"

„m-hm."

„Was ist los?"

Keine Antwort.

„Jay? Du machst mir Angst! Rede mit mir!"

„Ich ... brauche dich!"

„JJ, was ist passiert?"

„Bitte, Em! Ich...!"

„Ich bin auf dem Weg."

Emily legte auf, grapschte nach einer Hose, die verknittert über einem Stuhl hing, schlüpfte im Laufen hinein, riss irgendeine Jacke von der Garderobe und schlüpfte in die nächstbesten Schuhe, die sie finden konnte. Als sie hastig nach ihrem Autoschlüssel griff, fegte sie dabei die noch ungeöffnete Post der letzten Tage und eine Schale mit Bonbons von der Kommode, machte sich jedoch nicht die Mühe, alles wieder vom Boden aufzusammeln. Dafür war einfach keine Zeit.

Sämtliche Verkehrsregeln ignorierend raste sie durch die Stadt. Vor dem Gebäude, in dem JJs Apartment lag, stand ein Streifenwagen.

Emily ließ ihren Wagen im absoluten Halteverbot stehen und rannte in die Eingangshalle. Dort malträtierte den Ruf-Knopf des Aufzuges, bis sie schließlich laut fluchend gegen die geschlossenen Türen boxte und zum Treppenhaus sprintete.

Völlig erschöpft erreichte sie JJs Apartment im sechsten Stock und hämmerte gegen die Tür.

„JJ? JJ, mach auf! Ich bin da!"

Schritte.

Die Tür wurde geöffnet.

Es war nicht JJ.