Es tropfte. Sie drehte sich um. Unwohl in ihrer Haut, wenn man es ihre Haut nennen konnte, lief sie den dunklen Gang entlang. Es war eine Höhle. Eine Höhle, in der sie normal nicht sein sollte. Sie war durchnässt.
Wasser rollte sich langsam von der Decke und kam mit einem leisen ‚Platsch' auf dem Boden zur Ruhe. Die Dunkelheit umgarnte sie wie Fäden eines Spinnennetzes. Sie lief schneller. Sie wollte raus hier.
Als vor ihr gedämpfte Stimmen zu hören waren, hielt sie inne. Langsam schlich sie näher. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu.
Sie horchte. Doch das stetige ‚Tropf' übertönte die Stimmen. Sie wartete durch die immer größer werdenden Pfützen. Sie zitterte, nicht vor Kälte, sondern vor Angst.
Dann hörte sie eine angsterfüllte Stimme sagen.
„Herr, es... es war keine Absicht,... ich... ich"
„Keine Absicht?"
Diese Stimme war so laut und so hoch, dass sie von den Wänden widerhallte.
Die Lauscherin merkte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Nur keine Panik! Für einen anderen Gedanken war sie im Moment nicht zustande.
„Herr, bitte..."
„Du flehst um Gnade? Du, der sie hat entwichen lassen?"
„Herr, bitte!"
Nun flammte Licht auf. Ein unnatürlich großer Mann hielt einen Zauberstab hoch vor sich, so dass die kleine Senke in fahles Licht getaucht war.
Seine wenig menschlichen Züge waren durch das karge Licht um so Furcht einflößender. Seine kleinen Augen traten rot hervor. Sie konnte nicht anders. Sie wich einen Schritt zurück. Nachdem sie sich wieder einigermaßen gesammelt hatte, schaute sie sich um. Was sie sah versetzte ihr einen Stich. Geronnenes Blut an Wänden und Decken und inmitten dieser grausigen Szene ein Mann. Zusammengekauert und kniend auf dem staubigen Boden. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen. Die lange Kapuze verdeckte sein Gesicht bis zur Gänze. Er zitterte.
Plötzlich trat aus einer dunklen Ecke ein kleiner, untersetzter Mann. Sein Gesicht war ebenfalls von einer Kapuze verhüllt. Wie es schien, hatte er die ganze Zeit aufmerksam zugehört. Nun starrte er die Felswand an, wohinter sie stand. Er räusperte sich leise und wandte seinen Kopf dem schlangenähnlichem Mann zu. Er flüsterte ihm was ins Ohr. Was, konnte sie nicht verstehen.
Doch plötzlich gellte die Stimme des großen Mannes durch die Hölle.
„Expelliarmus!"
Sie konnte nicht mehr reagieren. Der Zauberstab flog ihr aus der Hand.
„Crucio!"
Ein Schmerz überkam sie. Ein Schmerz jenseits aller Grenzen. In ihrem Ohr hörte sie eine gellende Stimme. Leise aber bestimmt.
„Komm hervor! Trete vor mich!"
Sie versuchte sich zu wehren. Doch der Schmerz gewann die Überhand. Sich am Boden krümmend und wälzend, flehte sie das es aufhörte. Und nach endloser Zeit, wie es ihr schien, hörte es auf.
Weinend und zusammengekauert lag sie im staubigen Dreck bis sich eine eiskalte Hand um ihr Handgelenk schloss. Eis schoss ihr den Rücken runter.
Sie wurde in die Mitte der kleinen Senke geschleift. Dort, immer noch auf dem Boden liegend, ohne jegliche Kraft um aufzustehen, lag sie nun.
Zeit für eine sinnvolle Erklärung blieb ihr nicht. Die zischende Stimme war nun ganz nah an ihrem Ohr. Der schlangenartige Mann hatte sich zu ihr herunter gebeugt.
„Bella, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst nicht lauschen?"
Die hohe zuckersüße Stimme passte gar nicht zu dem Mann, der vor ihr kniete. Stumm öffnete sie die Augen.
Das aschfahle Gesicht ihres Gegenübers war freudig verzerrt.
„Du wirst Lucius bei seiner Strafe Gesellschaft leisten müssen!" Ein höhnisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Wie du weißt, wünsche ich, Lord Voldemort, es nicht belauscht zu werden. ... Kniet euch hin!", befahl er.
Nun zittert sie wieder.
Neeeeiiiiiinnn! Nicht schon wieder! Ich will nicht! Lass mich in Ruhe!
Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich. Er, dessen Name nicht genannt werden darf, winkte den kleinen, untersetzten Mann gebieterisch zu sich und drückte ihm eine schwarze Feder mit ungewöhnlich spitzer Klinke in die Hand.
Gewaltsam wurde sie auf die Knie gedrückt. Neben ihr, wurde der andere, Lucius, so fest nach unten gedrückt, dass sein Gewicht den Staub aufwirbelte. Der Staub zog ihr in die Nase. Doch sie konnte nicht mal mehr niesen.
„Du nimmst dir Lucius vor. Ich kümmere mich um Bella!"
Der kleine Mann kniete sich hinter Lucius. Er bebte. Er wusste, was er würde tun müssen.
Drei Stunden später stolperte sie aus der Höhle. Sich kaum noch auf den Beinen haltend, sank sie am nächsten Stein keuchen zusammen. Ihr Rücken tat höllisch weh. Hinter ihr tropfte Blut auf den Boden. Mit letzter Kraft kniff sie angestrengt die Augen zusammen. Ihre Züge veränderten sich. Sie war wieder sie selbst. Eine hübsche 14jähriege mit bonbonrosa Haaren.
Du hast es geschafft! Ja, es ist vorbei! Für heute.
