Herzlich willkommen zu meiner zweiten kleinen Geschichte! Ich hoffe, sie wird euch gefallen. Als kleine Info am Rande: Ich werde kleinere Details von der ursprünglichen Geschichte etwas änder. Wie z.B. Dialoge oder Orte von Geschehnissen. Aber nichts Großes.

Anmerkung: Die Harry Potter Serie gehört mir nicht… So sehr ich es mir auch wünschen würde. Ich leih mir die Charaktere nur aus.


Der Finale Kampf

Um ihn herum Rauchschwaden. Qualmende Tische, die durch explodierende Klassenzimmerfenster aus den Räumen in die Korridore geschleudert worden waren, dampfende Löcher in den Wänden, wo dunkle Flüche Teile der Mauer herausgesprengt hatten. Blutende Körper von namenlosen Schülern, Eltern, Todessern, die von Teilen der Decke oder einstürzenden Pfeilern und Mauern erschlagen, von dunklen Flüchen getroffen oder die Opfer hinterhältig angewandter heller Flüche und Zauber waren. Überall, wo man hinsah, sah man Tod und Zerstörung.

Das Hogwarts, das jeder kannte gab es nicht mehr. Hat man einige Monate früher lächelnd in die aufgehende Sonne blicken können, so wurde einem bei diesem Anblick jetzt klar, dass hunderte von Schülern diesen Anblick nicht mehr erleben konnten. Selbst die Vögel schienen zu trauern, da kein einziger den neuen Tag begrüßte. Es war totenstill.

Harry schleppte sich durch einen Korridor, der durch einen Riesen zerstört worden war, kletterte unter Schmerzen über Trümmer und stolperte keuchend die Wand entlang. Er musste es zum Pokalraum schaffen. Trotz der unglaublich starken Schmerzen zog er sich vorwärts und stolperte. Zu seinen Füßen lag etwas, was ihm den Weg versperrte. Als er hinunter sah, wurde ihm schlecht. Parvati Patil. Ihre braunen Augen starrten ihn reglos an, verurteilten ihn. Der Krieg war gewonnen und doch hatten sie so viel verloren - Verbündete, Freunde, Familie. Unschuldige Leben waren genommen worden und er war in dem Zentrum des Kampfes verstrickt gewesen - er war der Grund des Kampfes, gar des ganzen Krieges gewesen und auch er hatte so vieles opfern müssen.

Verzweifelt klammerte er sich an der Korridorwand fest. Er konnte nicht weiter gehen. Er würde es nicht bis in den Trophäenraum schaffen. Keuchend drückte er seine mit Blut verkrustete Hand auf die klaffende Wunde, die seine rechte Bauchhälfte einnahm. Er wusste nicht mehr, wessen Blut alles an seinen Händen klebte. Er hatte schon vor Jahren den Überblick verloren. Seine Eltern waren nur der Anfang gewesen und doch schien es ihm, als sei dies das größte Opfer gewesen. Die beiden Personen, die ihm das Leben geschenkt und es mit ihrem eigenen bezahlt hatten.

Er fluchte als seine Beine nachgaben. Wäre er nur wachsam gewesen, wie ihm Mad Eye immer wieder versucht hatte einzubläuen. Dank dieses kleinen Ausrutschers, wegen dieser einen unachtsamen Sekunde versuchte er sich nun verzweifelt in den Pokalraum zu schleppen und sich dabei so viel wie möglich zu schonen, ohne dass die klaffende Fleischwunde an seiner Seite weiter aufzureißen drohte. Er hatte gerade den Kampf gegen Lord Voldemort gewonnen und hatte zugesehen, wie der Körper des wohl mächtigsten schwarzen Zauberers zu Boden sank, als ihn ein schwarzer Fluch zu Boden riss. Einer der wenigen Todesser, die überlebt hatten, hatte es nicht ertragen können seinen Meister fallen zu sehen und damit Abschied seiner radikalen Ansichten zu nehmen, als er kochend vor Wut und mit einem irren Lachen den Fluch nach dem Retter der Zaubererwelt geschleudert und diesen lebensgefährlich verletzt hatte. Doch das hatte keiner mitbekommen - kein weiterer außer das Opfer. Harry hatte Freudenschreie gehört, als er plötzlich einen stechenden Schmerz in der Seite gespürt hatte. Als er die Hand, die zwischen ihm und dem schlammigen, blutigen Boden lag, gegen seine Seite gedrückt hatte, hatte er bemerkt, wie der Boden unter ihm nässer wurde. Die Überlebenden hatten begonnen, die Gefallenen und die Verletzten ins Schloss zu schaffen und schenkten ihm keine Aufmerksamkeit, als er sich stöhnend und unter Qualen die Treppen ins Schloss hochzerrte, die Eingangshalle entlang stolperte und ächzend die Treppe hochwankte.

Wieso sollten sie ihm auch noch eine weitere Sekunde ihrer Aufmerksamkeit schenken? Er hatte seine Aufgabe erfüllt, die ihm noch vor seiner Geburt in die Wiege gelegt wurde. Er hatte sein ganzes Leben lang um sein Leben und das aller in der Zaubererwelt gekämpft, nur im richtigen Moment sterben zu können. Er war nichts weiter als eine Schachfigur der magischen Welt gewesen – eine Person, an der man seinen Frust auslassen konnte, die man beschuldigen und verurteilen durfte, da sie ja eh keinen in ihrem Leben hatte, der ihr etwa Trost oder Geborgenheit hätte schenken können. Wieso sollte es auch so sein? Wenn der Soldat Ablenkungen in Form von Gefühlen besaß, die nicht gerade Rachegelüste oder Hass ausdrückten, würde er seine Aufgabe aus den Augen verlieren und es vielleicht sogar wagen, ein ganz normaler Mensch zu sein. Nein, das hatte man ja nicht zulassen können. Nicht, wenn es einen anderen Weg gäbe. Selbst wenn dieser Weg mit dem Leid des Verlustes und der Einsamkeit behaftet wäre.

Harry konnte nur erahnen, wo die anderen im Moment waren, doch es war ihm auch egal. Das einzige, was nun zählte, war in den Pokalraum zu gelangen. Er wusste, dass er nicht mehr lange hatte und wollte nur noch ein letztes Mal ein Foto seiner Eltern sehen, bevor er bereit war, sie im Himmel wiederzusehen. Seine Eltern waren Schulsprecher gewesen und demnach befand sich ein Foto der beiden in Schuluniform mit den Abzeichen im Trophäenraum, genauso wie all die anderen Schulsprecher, die vor und nach ihnen das Abzeichen tragen durften, ebenso wie die Quidditchmannschaften. Er wollte noch ein einziges Mal seine wahre Familie sehen. Die Menschen, die ihn über alles geliebt hatten. Doch er schaffte es nicht.

Er sank zu Boden und stieß einen Schrei aus, als ein kaputter Klinkerstein ihm in die Wunde drückte.

*~*HP*~*

Einige Etagen weiter unten in der Großen Halle wurden gerade die Verletzten versorgt und die letzten Toten hereingetragen. Die Weasleys saßen um einen ihrer Söhne versammelt. Fred war im Kampf gestorben, das Lachen immer noch auf dem Gesicht. Ironisch, dachte Hermine. Er ist in dem Moment gestorben, in dem ein Familienmitglied zurückgekehrt ist. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen, nur um zu merken, wie andere ihnen folgten und über ihre Wangen liefen.

Es war vorbei. Sie hatten es geschafft - Harry hatte es geschafft. Bei diesem Gedanken richtete sie sich auf. Harry. Sie hatte ihn nach dem finalen Kampf nicht mehr gesehen. Die ganzen Dinge, die sie in diesem Moment gespürt hatte, hatten sie komplett von den Geschehnissen abgelenkt. Trauer um die Gestorbenen, Freude um Harrys Sieg, doch am meisten Dankbarkeit, dass Harry noch lebte. Als Voldemort mit seinen Todessern aus dem Wald getreten waren und sie Harrys reglosen Körper in Hagrids Armen gesehen hatte... Sie unterdrückte ein Schluchzen. Er lebt, dachte sie und atmete tief durch. Er ist am Leben und in Sicherheit. Doch so sehr sie auch an diesem Gedanken festhielt, irgendetwas sagte ihr, dass seine Abwesenheit nichts Gutes heißen konnte.

Beruhig' dich, Hermine. Alles ist gut. Was soll denn schon passiert sein? Alle Todesser sind entweder tot oder geflohen. Und Voldemort wird garantiert nicht wieder auferstehen.

Und wieso bist du dann so unruhig?

Ich bin nicht unruhig!

Bist du wohl. Und du hast allen Grund dazu. Immerhin hast du keine Ahnung, wo Harry im Moment ist.

Er wollte sicher nur etwas Zeit für sich haben. Ich meine, immerhin hat er vorhin den Todesfluch überlebt. Da hat er alles Recht dazu, etwas aufgewühlt zu sein und sich zurück zu ziehen.

Und wieso hast du ihn dann nicht gesehen, wie er weggegangen ist? Und wieso hat ihm keiner gratuliert? Und vor allem, wieso warst du nicht die erste, die bei ihm war, als er Voldemort besiegt hatte?

Naja, wir konnten ihm ja nicht gratulieren, weil er nicht mehr -

Falsch! Du warst viel zu sehr damit beschäftigt, Ron um den Hals zu fallen und dich zu freuen, dass er noch am Leben ist. Er hatte von vorn herein eine höhere Überlebenschance in diesem ganzen Krieg als du und Harry.

Wieso sollte ich mich nicht freuen, dass Ron -

Ich hab ja gar nicht gesagt, dass du dich nicht freuen darfst, aber an deiner Stelle würde ich mir mal Gedanken machen, was mit Harry passiert ist anstatt hier rumzustehen und um jemanden zu trauern, der dir nicht nahestand!

Fred ist Rons Bruder! Wieso sollte ich nicht… oh Gott, jetzt diskutiere ich schon mit mir selbst.

Tja, so weit ist es schon gekommen.

Halt die Klappe!

"Ron?", sie wandte sich zu den Weasleys um, die hinter ihr im ihren Sohn trauerten. "Weißt du, wo Harry ist? Hast du ihn nach Voldemorts Sturz gesehen?"

Ron drehte sich zu ihr um und funkelte sie mit rotunterlaufenen Augen finster an. "Nein, ich hab deinen allerliebsten Harry nicht gesehen, Hermine!"

Verwirrt blinzelte sie ihn an.

„Was soll das denn heißen?"

„Du weißt genau, was das heißen soll", fauchte er und richtete sich auf. Mrs Weasley warf ihm einen zornigen Blick zu. „Mein Bruder ist eben gestorben, Hermine! Ich habe im Moment andere Sorgen, als mir um Harry Gedanken zu machen!"

„Aber Ron, Harry ist unser bester Freund! Er hat keinen, mit dem er seine Trauer teilen kann. Er hat nur noch uns!"

„Dann geh doch! Geh und such den ach so traurigen Harry und richte ihm von mir mein Beileid aus. Sag ihm, er hat keine Ahnung, wie es sich anfühlt, okay? Du hast keine Ahnung, wie es mir im Moment geht, Hermine!"

„Und ob er Ahnung davon hat, Ronald! Er hat jeden einzelnen, der ihm etwas bedeutete verloren. Und jetzt fällst du ihm auch noch in den Rücken!"

Ich ihm in den Rücken fallen? Was hat er denn schon für mich gemacht, huh? Im Wald hat er dir noch nicht einmal gesagt, du sollst mit mir gehen! Er hat noch nicht einmal großartig versucht, uns davon abzubringen, überhaupt mit ihm zu fliehen!"

„Natürlich hat er das nicht! Er brauchte uns!"

„Pff, dass ich nicht lache." Ron verdrehte die Augen und kniete sich erneut neben seinen toten Bruder, um dessen nun kalte Hand zu halten.

„Weißt du was? Ich werde jetzt nach Harry suchen, denn hier scheint sich anscheinend keiner dafür zu interessieren, wie es ihm geht und wo er ist!"

Mit diesen Worten wirbelte sie herum und stürmte aus der Großen Halle. Sie ignorierte Rons wütende Rufe stehen zu bleiben und raste durch die großen Flügeltüren aus dem Schloss hinaus, wandte sich nach rechts und rannte zum Schwarzen See. Harry hatte in den vergangenen Jahren oft am See Zuflucht gesucht, als er alleine sein und nachdenken wollte. Sie hatte ihn dabei nie gestört, doch die hatte ihn beobachtet, um zu sehen, wo er hinging. Besonders nach Cedrics Tod hatte er oft den großen, flachen Stein am Seeufer besucht und stundenlang auf die klare, schwarze Wasseroberfläche gestarrt. Immer, wenn sie ihn gesucht hatte, hatte sie ihn hier finden können.

Hermine bog um den letzten Baum und blieb abrupt stehen. Der Stein war leer. Das einzige, was hier anders war und auf die Geschehnisse der letzten Stunden hinwies, war eine Blutlache, die sich am Boden neben dem Stein befand. Einige Meter weiter lag ein toter Zentaur. Hermine stöhnte auf, als sie den reglosen Körper sah. Kurz schloss sie die Augen und atmete tief durch. Nur die Ruhe bewahren, Hermine. Nur die Ruhe bewahren. Ignorier den toten Körper vor dir. Konzentrier dich auf Harry. Seufzend blickte sie auf und musterte den blutroten Sonnenaufgang, der sich auf der klaren, ebenen Wasseroberfläche spiegelte. Wo konnte Harry hingegangen sein?

Okay, also. Orte, die er gerne besucht oder sich an ihnen geborgen fühlt… Hermine runzelte angestrengt die Stirn. Der See ist es schon mal nicht. Vielleicht ist er auf dem Quidditchfeld? Doch auch das erwies sich als falsch. Verzweifelt rannte Hermine zurück ins Schloss. An welchen Orten hielt Harry sich gerne auf? Der Raum der Wünsche? Nein, nicht dass ich wüsste. Hm. Sie joggte die Marmortreppe in der Eingangshalle hinauf und bog nach rechts. Vielleicht der Gemeinschaftsraum. Immerhin war Hogwarts Harrys erstes richtiges Zuhause. Mit schnellen Schritten eilte sie auf ein Portrait zu, das zur Seite schwang und ihr einen Geheimgang eröffnete. Sie hastete die Stufen hoch und wirbelte um die Ecke. Der Korridor, in dem sie sich befand führte zu einigen Klassenräumen, dem Pokalraum und der Großen Treppe, und war total verwüstet. Wand- und Deckentrümmer lagen auf dem blutigen Boden verstreut, alte Tische, Stühle und Regale lugten aus Löchern, hinter denen sich Klassenzimmer befanden und sogar die Wände hatten blutige Fingerabdrücke und Blutspritzer, die noch immer langsam in Richtung Boden rannen. Entsetzt blickte sich Hermine um. „Oh, mein Gott!" Der Korridor sah aus, wie ein Schlachtfeld. Als hätte der finale Kampf hier und nicht draußen auf den Ländereien stattgefunden.

Langsam und vorsichtig ging Hermine vorwärts. Sie stieg über große Steinstücke, zerfetzte Stühle und Körper toter Schüler, Todesser, wahrscheinlich auch Eltern. Einige der Gesichter waren blutüberströmt, andere nahezu sauber. Ihre Augen weiteten sich, als sie in die von Parvati Patil starrten. „Parvati", flüsterte Hermine und sank neben ihr zu Boden. „Oh mein Gott, nein!" Ein Schluchzer durchfuhr sie und sie schlug sich die Hand vor ihren Mund. Nein! Steh auf! Du musst Harry finden! Sagte sie sich und rappelte sich zitternd wieder auf. Sie war so müde. Monate ohne richtiges Essen und ohne richtige Nachtruhe, ständige Angst entdeckt zu werden – all das holte sie langsam ein. Jetzt, wo das ganze Adrenalin aus ihrem System war, konnte sie kaum noch gerade stehen.

Sie wandte sich von Parvati ab, doch nicht, ohne ihr zuvor die Augen zu schließen. Überall lagen Körper. Manchen fehlten Gliedmaßen, mache sahen als, als schliefen sie. Sie setzte sich wieder in Bewegung, die Augen vor sich auf den Boden gerichtet, um nicht gegen etwas oder jemanden zu laufen oder auf einer der vielen Blutlachen auszurutschen. Und dann sah sie ihn. Einige Meter vor ihr lag jemand mit blutverschmierten Klamotten, zusammengekrümmt und verdächtig strubbeligem, pechschwarzen Haar.

„HARRY!"

Sie stürzte zu ihm, es war ihr egal, ob sie einen toten Körper unter ihren Füßen hatte oder über ein Stück Decke fiel. „HARRY!"

Sie schmiss sich neben den Jungen mit den schwarzen Haaren und drehte ihn auf den Rücken. Sein Gesicht war relativ sauber, jedoch kreidebleich. Er hatte einige Wunden an der Stirn und Kratzer an der Wange, etwas Blut lief ihm aus dem Mund. Doch sie konnte ohne großartige Probleme sagen, wen sie gerade schluchzend in die Arme nahm und verzweifelt versuchte, aufzuwecken.

„Harry! Bitte, bitte blieb bei mir!"


A/N: Cliffhanger! Muahaha! Ich hoffe, das erste Kapitel gefällt euch schon mal. Ich freu mich auf Kommentare :D Und frohe Ostern euch allen!