Title:                 Men nuin mîr (Wir unter den Sternen)

Author:            Arlessiar

Rating:            G/PG 13  wegen eines späteren Kapitels

Genre:             Romance

Disclaimer:      Jeder weiß es, jeder will es noch mal hören: Nein, mir gehört nix von Tolkiens Ideen/Figuren etc. Schade eigentlich.

Note:               Das ist nicht meine erste Fanfic, aber die erste, die ich auch veröffentliche. Please be gentle...

Ich finde immer, Aragorn und Arwen passen so gut zusammen, kommen aber im Buch etwas zu kurz, deshalb habe

ich diese Geschichte geschrieben.

Hat nicht den Mega Plot, nennen wir es mal Episoden. Durchaus POV würde ich sagen bei den ersten beiden Kapiteln.

Men nuin mîr (Wir unter den Sternen)

Kapitel 1

Hier unterm Apfelbaum

habe ich dich aufgeweckt,

wo deine Mutter dich empfing

und wo sie dich gebar.

Du trägst den Siegelring

an einer Schnur

auf deiner Brust.

So nimm mich an dein Herz!

Du trägst den Reif um den Arm.

So eng umfange mich!

Unüberwindlich ist der Tod:

Niemand entrinnt ihm,

keinen gibt er frei.

Unüberwindlich –

so ist auch die Liebe,

und ihre Leidenschaft

brennt wie ein Feuer.

Kein Wasser kann die Glut der Liebe löschen,

und keine Sturzflut schwemmt sie je hinweg.

Wer meint, er könne solche Liebe kaufen,

der ist ein Narr, er hat sie nie gekannt.

(aus dem Hohelied Salomons, AT)

Sie stand am offenen Fenster. Warmer Wind strich über ihre Wange. Vor ihr ragte der weiße, jetzt nachtgraue Turm von Ecthelion in den Himmel. Ihr Blick schweifte über die im dunkeln verborgenen Länder eines Königreiches, die nur sanft vom Licht des Mondes und den in dieser Nacht ungewöhnlich hellen Sternen erleuchtet wurden. Ein Königreich, dessen Königin sie seit heute war. Länder, von denen sie nicht viel wusste, ein Volk, das sie furios und mit großem Entgegenkommen empfangen hatte, ein Reich, dem sie sich erst vorstellen und selbst nähern musste, doch das sie bereits liebte. Sie wusste, dass sie hier würde glücklich sein können.

Schon oft war sie zuvor durch die Länder Mittelerdes gereist, doch niemals so weit, nie war sie weiter südlich gewesen als in Lorien. Und nun war sie hier. Gondor. Ein wieder auferstandenes Königreich, doch bald so groß wie niemals zuvor. Sie musste lächeln bei dem Gedanken. Ihr wurde klar, welche Umbrüche stattgefunden hatten. In der Welt, in der Zeit, in jedem Lebewesen, selbst in ihr. Es war Mittjahrstag. Ein neues Zeitalter war im Anbruch. Und man hatte ihr ein Königreich zu Füßen gelegt. Für ihren Vater war es Bedingung gewesen. Für sie war es nur Inbegriff für das Warten auf einen Zeitpunkt gewesen, an dem ihr Herz endlich ein zu Hause finden würde, mit dem Mann, den sie liebte. Und eine Ehre. Und eine große Verantwortung, doch sie war entschlossen, ihr gewachsen zu sein.

Arwen wartete. Lachen drang zu ihr hinauf. Die Stadt war noch immer am Feiern. Überall im Land und in der Stadt feierten die Menschen, endlich frei von den Schatten, die so lange über allem gelegen hatten. Während die großen Feierlichkeiten zuende waren und man sich zurückgezogen hatte, würde die Stadt diese Nacht nutzen, um auch den letzten Schatten zu vertreiben, der aus den düsteren Zeiten noch geblieben sein mochte. Die Lichter in den Gassen und Türmen drangen in Arwens Herz und zwangen sie, sich auch den Orten zu stellen, die sie manchmal gerne im Dunkeln ließ: Angst und Zweifel.

Heute hatte sie mehr getan, als eine Verbindung einzugehen mit dem Mann, den sie liebte. Heute hatte sie einen Schritt getan, der nicht mehr umzukehren war. Sie hatte ihrem Erbe entsagt und einen Weg gewählt, der ein bitteres Ende haben würde. Sie hatte sich für ein sterbliches Leben entschieden. Und als sie ihre Hand in die Aragorns gelegt hatte, da hatte sie spüren können, wie neben Glück auch Trauer das Herz ihres Vaters erfüllt hatte. Und obwohl er noch immer bei ihr war, in derselben Stadt und unter demselben Himmel, so hatte sie doch in diesem Moment Abschied genommen von ihm. Und keinen Abschied, der räumlich bedingt war, sondern einen, der alle Zeit überdauern würde.

Einen Moment lang stahl sich tiefe Trauer in Arwens Seele, doch dann schüttelte sie den Gedanken ab. Diese Entscheidung hatte sie nicht heute getroffen, sondern sie war vor langer Zeit gefallen. Mit ihrem innersten Selbst hatte sie sie getroffen, mit all ihrer Liebe, ihrem Schmerz und ihrer Hoffnung, und sie wusste, das nichts, was ihr auf dieser Welt geschehen würde, sie dazu bringen könnte zu bedauern, was sie trotz anderem Verlust gewonnen hatte. Die Ewigkeit wäre für sie unerträglich gewesen, wenn sie nicht ihrem Herzen gefolgt wäre. Und sie wollte nicht ein Leben in Trauer führen, das ihre Seele zum Sterben gebracht hätte. Sie hatte sich entschieden, kurz, aber mit ihrem vollem Ich zu leben. Sie wusste, sie würde diese Entscheidung niemals bedauern.

Der Wind, der durch das Fenster kam, spielte mit ihren langen Haaren und dem weißen Umhang, der um ihre Schultern lag. Arwen hob leicht ihre rechte Hand und betrachtete den schmalen silbernen Reif, den sie nun trug. Er war aus Mithril, und fünf helle Diamanten waren wie die Sterne Gondors darin. Das Mondlicht ließ sie glitzern. ‚Endlich ein Ring, der kein Verderben bringen wird', dachte Arwen. Sie drehte die Hand und ließ das Licht der Sterne in den Steinen funkeln, und in ihren Augen brach das Licht wunderbar und schien ihr direkt in die Seele zu scheinen, und keine dunkle Ecke blieb dort für Ängste oder Zweifel zurück. Und als sie die Hand langsam wieder sinken ließ und die Augen von dem Ring löste, da wusste sie, dass Er den Raum betreten hatte.