Müde schloss Hermine die Tür ihrer Garderobe hinter sich und apparierte in das nahe gelegene Hotel

Müde schloss Hermine die Tür ihrer Garderobe hinter sich und apparierte in das nahe gelegene Hotel. Dort ließ sie sich seufzend auf das große, weiche Bett fallen. Wie so oft in den letzten Wochen, fragte sie sich wieder, warum sie das Angebot von der Plattenfirma Magic Records -MR- angenommen hatte.
„Ich bin einfach nicht zum Star geboren." fluchte sie laut.
Drei Monate war es erst her, dass ein Agent von MR sie in diesem Muggelpub, mitten in London,
gehört hatte. Dabei hatte sie nur bei einem Karaoke Wettbewerb mitgemacht.
Wieder einmal war es Ron, der sie, durch seine ständigen Provokationen, zu so einem Schwachsinn trieb.
Wie gut sie dann tatsächlich singen konnte, erstaunte Hermine selbst am Meisten.

Zwei Tage später schon war der Vertrag unterschrieben und nur vier Wochen danach füllte ihr Album „Tränen" sämtliche Zaubererläden und landete sofort auf Platz 1 der magischen Charts.
Mit einem kleinen Schaudern dachte Hermine an das Gespräch mit ihrem Agenten Samuel zurück, indem es um ihren Namen ging.
„Hermine Granger, Hermine, unter dem Namen verkaufen wir nicht mal zehn von diesen Alben. Der Name ist das erste was die Leute sehen, hören, wahrnehmen. Der muss richtig reinknallen. So was wie die Slice Pearls." schnaufte Samuel.
„Slice Pearls oder etwas ähnlich bescheuertes, das kannst du vergessen." schimpfte Hermine. „Ok, wenn dir das alles nicht passt, mach du doch einen Vorschlag. Oder noch besser, setz ihn zusammen aus dem Namen deines ersten Haustieres und dem deines Urgroßvaters." Samuel wurde langsam laut. Hermine lachte.
„Hey, das wär vielleicht gar nicht so schlecht." prustete sie. „Dann wäre mein Name Ricky Alan."
Samuel lief in seinem kleinen Büro auf und ab. Lange sagte er gar nichts, bis sich ein breites Grinsen über sein Gesicht zog.
„Das ist es. Das ist es. Ricky Alan. Das lässt sich verkaufen. Sehr gut, abgemacht."

Fast wäre Hermine eingeschlafen, war es doch heute ihr siebter Auftritt in nur fünf Tagen und drei weitere würden noch folgen. Aber daraus wurde nichts, denn in dem Moment räusperte sich ein vornehmer Herr, auf einem der Gemälde an der Wand, vernehmlich und schnarrte: „Harry Potter bittet sie, einen Besuch machen zu dürfen." Hermine setzte sich auf und antwortete:
„Bei Merlin, na gut, meinetwegen, geben sie ihm mein Ok."
Richtig begeistert war sie nicht, dafür war sie viel zu müde. Doch trotzdem freute sie sich darauf, ihren besten Freund endlich einmal wieder zu sehen.
Der Kamin loderte hell auf und hustend und prustend taumelte Harry ins Zimmer.
„Das Flohnetzwerk wird nie zu meinen beliebtesten Fortbewegungsmitteln gehören. Hallo Hermine, ich freue mich dich zu sehen." sagte Harry und musterte Hermine prüfend.
„Aber du siehst nicht sehr gut aus."
„Danke." antwortete Hermine zynisch. „Ich freu mich auch dich zu sehen."
„Hey, so war das doch gar nicht gemeint." schnappte Harry zurück.
Finster sahen sich die beiden an. Lange hielten sie das aber nicht aus und schon nach kurzer Zeit lachten sie.
„Komm her und lass dich umarmen, Harry." sagte Hermine immer noch lachend. Zwei Stunden redeten und lachten sie miteinander. Zwei Stunden, in denen Hermine von ihrem Kummer über ihre neue und so plötzliche Berühmtheit erzählte, wie müde sie durch den ganzen Rummel war, und wie sehr sie es oft erschreckte, dass sie die Menschen mit ihrer Musik so fesseln konnte. Dabei waren die meisten Lieder gar nicht von Hermine selber, nur bei einem hatte sie den Text und die Melodie geschrieben. Das war auch das Lied, welches die Menschen am Tiefsten berührte. Das Lied, welches direkt aus Hermines Herzen kam.
Harry erzählte von den Kämpfen die draußen, außerhalb dieser Glitzerwelt, statt fanden. Die Opfer auf Seiten der Todesser waren diesmal beträchtlich, während der Orden keine Verluste erlitten hatte.
Auf diese gute Nachricht tranken die beiden noch ein Glas Feuerwhiskey und danach verabschiedete sich Harry. Der Kamin loderte wieder hell auf und fort war er.
Hermine sank noch in ihren Kleidern auf ihr Bett und war Sekunden später eingeschlafen.

Kurze Zeit später wurde an einem anderen Ort ein großer, schlanker Mann mit mittellangen, schwarzen Haaren in das St. Mungo Hospital eingeliefert. Ärzte, Heiler und Pfleger liefen hektisch durcheinander, um die schlimmsten Verletzungen möglichst bald zu behandeln.
„Das sieht ja richtig übel aus." sagte Emily Manrick, eine der Pflegerinnen, besorgt.
Sekunden wurden zu Minuten und diese zu Stunden.
Auf dem Flur lief ein älterer Mann mit langen, weißen Haaren auf und ab. Seine Stirn war zerfurcht und sein sorgloses, wissendes Lächeln verschwunden. Seine Sorge um den Mann, der soviel für den Orden riskiert hatte, war groß. Und das nicht nur wegen der riesigen Anzahl an Heldentaten, über die der Verletzte nie sprechen wollte, sondern vor allem, weil Albus Dumbledore ihn als Menschen und als Freund sehr schätzte. Auch, oder trotz dessen, er mit dieser Sympathie ziemlich alleine da stand.
Bei diesem Gedanken lächelte Dumbledore doch kurz. Ja, beliebt war der grantige und strenge Zaubertranklehrer von Hogwarts wirklich nicht. Und das aus nicht ganz unverständlichen Gründen.
Noch eine Weile lief Dumbledore neue Muster in den grünen Krankenhausboden, bis endlich eine Heilerin zu ihm trat und ihn in ihr Büro bat.
„Albus, ich will ehrlich zu ihnen sein." sagte sie mit ernster Stimme. „Professor Snape hat eine große Anzahl gefährlicher Flüche abbekommen. Seine Wunden haben wir geheilt und sind noch immer dabei. Seine inneren Verletzungen haben wir gestoppt. Unglaublicherweise hat sein Schädel nicht einen Kratzer, und das ist es, was uns die Hoffnung nicht aufgeben lässt. Albus, wenn er die nächsten Tage überlebt, hat er großes Glück gehabt. Und ich halte es nicht für
unmöglich."
„Danke Shelly, ein großes Glück hätte er endlich mal verdient. Bei euch weiß ich ihn gut aufgehoben. Wann darf ich zu ihm?" fragte Dumbledore leise.
„Sobald wir die letzten Wunden versorgt haben, aber ich denke das wird nicht vor morgen Nachmittag sein." Antwortete Shelly sanft. „Ich muss jetzt weiter, wir sehen uns dann morgen Albus."
„Ja, danke, bis morgen Shelly." murmelte Dumbledore, aber Shelly hatte den Raum schon verlassen. Langsam stand auch er auf und verließ mit sorgenvollem Blick das Krankenhaus.