Kapitel 1: Ein Brief, eine Beziehung und ein Ende

Ich hätte nie gedacht, dass dies alles passieren könnte.

Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in ihn verlieben könnte.

Ich hätte nie gedacht, dass es so enden würde.

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Er sah, wie sie die Halle verließ. Trotz der Maske würde er sie überall erkennen. Er kannte jeden Millimeter ihres Körpers, jede ihrer Bewegungen, ihrer Gesten. Er beobachtete weiter die halb geöffnete Tür der Großen Halle, bis er sie dort vorbeilaufen sehen würde. Dann würde er ihr folgen. Er hatte sie den ganzen Abend über beobachtet, wie sie gelacht hatte, getanzt, geflirtet, in ihrem schwarzen Partykleid mit dem goldenen Saum. Er hatte sie beobachtet und versucht, sich über ihre Beziehung klar zu werden. Denn eine Beziehung hatten sie, auch wenn man es im Moment eher Sexbeziehung nennen könnte. Wenn sein Vater das wüsste...

Ginny sah überrascht auf, als Colin neben sie trat. „Hey, Gin, Anna hat mich gebeten, dir zu sagen, dass sie dich dringend im „kleinen Stübchen" treffen will, was auch immer das sein mag." Ginny lächelte ihn an. „Danke, Colin." Wohl wissend, dass sie beobachtet wurde, gab sie ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und ging dann aus der Halle hinaus. Im Eingangsbereich wandte sie sich nach links und betrat den kleinen Raum. „Anna, was gibt's denn so dringendes?" Schweigend reichte Anna ihr einen Brief. „Wer ist diese Madeleine?" Ginny fragte, nachdem sie den Brief gelesen hatte. „Madeleine Black, die Tochter von Regulus Black. Sie lebt in Frankreich und geht nach Durmstrang. Die Hochzeit ist glaube ich für den 1. August angesetzt." Ginny knüllte das Pergament zusammen. „Danke, dass du es mir gesagt hast. Es war sowieso Zeit, es zu beenden." Sie ging zur Tür. „Du liebst ihn, nicht wahr?" „Ja, ich liebe ihn."

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Er sah, wie sie, viel zu schnell, an der Halle vorbei lief. Er folgte ihr. Er folgte ihr durchs ganze Schloss, bis hinauf zum Nordturm. An jedem Treppenabsatz, jedem Korridor konnte er gerade noch ein Rascheln von Stoff oder einen Funken Gold erkennen. Oben angekommen hatte er Mühe, sie zu finden. Sie saß im Schatten, nur ihre helle Haut verriet sie. Er ließ sich vor ihr nieder, der Mond lies das Schwarz-Grün seiner Kleidung schimmern. Die Maske lag neben ihr, ihr Gesicht war tränenverschmiert. Trotzdem erschien sie ihm schön.

„Hey, Ginia, was ist los?" Er sprach sie mit seinem Spitznamen für sie an. Nur er nannte sie so. Sie seufzte. „Ich kann so nicht mehr weiter machen."

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Die Worte zerrissen sein Herz. Er hatte es kommen sehen. Hatte es gewusst. Sie war nicht der Typ dafür. Und er war nicht der Typ für was anderes. Er wappnete sich für das, was jetzt folgen würde.

„Ich glaube, wir sollten es beenden." „Ja, dass sollten wir." „Es tut mir leid, Draco. Aber ich kann nicht mehr." „Ja, ich weiß." Sie blickte ihn stumm an. Tränen schimmerten in ihren Augen. Dann stand sie auf und verlies den Turm. Die Maske vergaß sie.

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Bitter lachte er auf. Jetzt vergaß Cinderella nicht mehr ihren Schuh, sondern ihre Maske. Aber der Prinz würde sie trotzdem nicht finden. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen. Erinnerte sich zurück. Ein Jahr zurück...


„Verdammt, Malfoy, du hirnloses Frettchen, du volltrotteliger Bodenwischer, du arroganter Möchtegern-Held, du..." Wutentbrannt rannte Ginny neben Malfoy her. Seit etwa fünf Minuten stritten bzw. beschimpften sich die beiden nun. Und das war keineswegs eine Ausnahme. Die beiden waren auf dem Weg zu Madam Pomfrey, da Draco Ginny ‚versehentlich' einen Trank über die Hände gegossen hatte, den er für Professor Snape transportieren sollte. Jetzt musste er sie also auf die Krankenstation bringen, Anweisung von Snape, obwohl an ihren Händen keinerlei Verletzungen zu sehen waren. Nun, sie waren gar nicht zu sehen. „...du bescheuerter, fliegenfressender Schleimscheißer, du..." „Jetzt reicht's. Ich stopf dir dein Maul!" Er presste sie gegen die Wand und küsste sie.
Viel regelrecht über sie her.

Und sie erwiderte das auch noch.

Von da an trafen sie sich.

Oft. Regelmäßig. Und schliefen miteinander. Redeten danach.


Über ein Jahr lang ging das so. Bis sie es heute beendet hatte. Und er wusste warum. Es war nicht seine arrangierte Hochzeit, von der sie bestimmt schon erfahren hatte. Es war auch nicht zu viel für sie.

Es war, weil sie ihn liebte. Und nicht glaubte, dass er genauso empfand.

Es war, weil sie keine Zukunft für sie beide sah. Zumindest keine gemeinsame.

Aber er liebte sie. Und ließ sie deshalb gehen.

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das war das erste kapitel. etwa drei weitere hab ich schon fertig. ich suche nur noch eine/n betha-leser/in. wer interesse hat, bitte melden!

jewels