Der Schokofrosch

Im Süden Englands in der Nähe von Cornwall lag ein kleines Anwesen, es war das Anwesen der Blacks, einer höchst angesehenen und vor allem reinblütigen Familie.

Die Blacks besaßen viel Geld, waren mächtig und hatten Einfluss. Auf ihrem Anwesen lebten nur die Familie mit drei Kindern und ihre Hauselfen.

Cygnus Black, der Herr des Anwesens hielt einen hochgestellten Posten im Zaubereiministerium inne. Er war meist beschäftigt und besuchte die Familie nur selten.

Seine Frau Violetta Black kümmerte sich deshalb allein um das Anwesen und ließ die Hauselfen die nötigen Arbeiten verrichten.

Der erste Sohn Pollux Black war bereits volljährig und lebte nicht mehr im Elternhaus. Er war der Stolz der Familie, denn er war ein sehr begabter Zauberer und zudem der Erbe.

Des weiteren hatten die Blacks eine Tochter namens Cassiopeia, sie würde bald volljährig werden und nach dem Plan ihrer Eltern danach in eine andere reinblütige Familie einheiraten.

Als zweiter Sohn kam zum Übel der Blacks Marius. So gut es ging versuchten Cygnus und Violetta diesen vor der restlichen Zaubererwelt zu verstecken. Seine Existenz musste geheim bleiben, denn er war nichts weiter als Abschaum, ein dreckiger Squib, ein Nichtsnutz.

Marius war nie, wie seine beiden älteren Geschwister zur Schule gegangen. Weil seine magischen Fähigkeiten fehlten, war es ihm unmöglich nach Hogwarts zu gehen und eine Muggelschule kam für seine Eltern keineswegs in Frage.

Deshalb lebte Marius im Haus der Blacks. Seine einzige Gesellschaft waren die Hauselfen, selbst seine Mutter sprach selten mit ihm, wenn nur das nötigste. Ihrer Meinung nach war er eine Schande für die Familie. Der einzige Mensch, der noch ab und zu, wenn die Mutter nicht in der Nähe war mit ihm sprach, war die kleinste Tochter Dorea.

Dorea war klein und schmal. Sie hatte lange glatte schwarze Haare, die weit an ihr herabfielen. Es war das typische Black-Haar, außer Violetta, trugen sie es alle, dazu auch die eisgrauen Augen.

Für Dorea war es bald Zeit zur Schule zu gehen. Sie hatte ihren Brief aus Hogwarts, der besten Zaubererschule in Großbritannien, bereits erhalten. Auch ihre Sachen hatten sie schon gekauft und sie lagen nun oben auf ihrem Zimmer. Doreas Schlafzimmer lag weit oben im Haus, jedes Mal zum Essen musste sie viele Treppen steigen, was sehr lange dauerte, denn sie durfte nicht rennen, so etwas gehörte sich für eine Black nicht.

Auf den Besuch in der Winkelgasse war Dorea sehr gespannt gewesen und sie war erfreut, als ihre Mutter sie mitnahm um die nötigen Einkäufe zu erledigen.

Die ganze Zeit über musste Dorea brav neben der Mutter her gehen und still sein. Natürlich hätte sie gern hier und da einen Blick hingeworfen, doch sie dufte keinen Ärger machen, das könnte das Ansehen der Familie schädigen.

Nachdem sie in Gringotts in ihrem riesigen Verlies Geld geholt hatten, gingen sie zu Ollivander, bei dem sie Doreas Zauberstab kauften.

Ollivander verneigte sich vor beiden und Dorea war das ein wenig unangenehm. Es dauerte etwas, bis sie schließlich den richtigen Stab gefunden hatten, Edelkastanie, Drachenherzfaser von einem Chinesischen Feuerball, 8 einhalb Zoll.

In allen Geschäften, die Dorea und ihre Mutter betraten, verneigten sich die Ladenbesitzer tief vor ihnen und gerieten meist ins Stottern. Häufig wurden die beiden anderen Kunden sogar vorgezogen. Dorea gefiel das nicht. Das war nicht richtig und am liebsten hätte sie den Verkäufer angeschrien, dass sie nichts besonderes waren, doch sie konnte das nicht tun.

So lang sie denken konnte, hatte Dorea getan, was ihre Eltern ihr auftrugen. Sie war immer brav und still gewesen. Sie hatte nie Ärger gemacht.

Der Tag, an dem sie endlich nach Hogwarts durfte rückte näher. Seit Pollux dorthin gegangen war, hatte Dorea sich darauf gefreut und sie konnte es kaum noch abwarten.

Am ersten September apparierten Dorea und Cassiopeia an der Seite ihrer Mutter nach King's Cross, von wo sie aufs Gleis neun dreiviertel kommen würden.

Marius durfte wie immer nicht mitkommen und Dorea hatte sich deshalb vorher flüchtig von ihm verabschiedet. Sie hatte Mitleid, nun war er ganz allein.

Im Zug suchte sich Dorea ein freies Abteil. Da sie es nicht schaffte ihren Koffer in die Gepäckablage zu bekommen, ließ sie ihn einfach auf dem Fußboden stehen und setzte sich selbst auf einen der Plätze am Fenster. Das hier war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie Zugfahren würde.

Kurze zeit später öffnete sich die Abteiltür und ein Junge mit unordentlichen schwarzen Haaren betrat das Abteil. „Ist hier noch frei?", fragte er sie.

Dorea war noch nie auf diese Weise angesprochen worden und war ein wenig verwirrt, doch schließlich nickte sie langsam.

Der Junge schloss die Abteiltür hinter sich und schob seinen Koffer ein wenig vor. Er hatte eine Eule bei sich.

Gerne hätte Dorea auch ein Haustier gehabt, doch ihre Eltern hielten es für unnötig, wenn sie Briefe schreiben wollte, solle sie doch eine der Schuleulen nehmen.

„Soll ich dir helfen deinen Koffer da hoch zu bekommen?", riss der Junge sie aus ihren Gedanken. Wieder sah sie ihn verwirrt an und nickte nach einiger Zeit langsam.

Darauf sah sie wieder traurig aus dem Fenster und dachte an Marius. Was er jetzt wohl tat?

Der schwarzhaarige Junge klopfte sich die Hände ab und ließ sich dann auf den gegenüberliegenden Sitz fallen.

„Wie heißt du?", fragte er sie und Dorea wand sich ihm zu und lächelte. „Ich bin Dorea Black", antwortete sie, „und du wie ist dein Name?" „Charlus Potter", sagte der Junge, „Kommst du auch neu nach Hogwarts?"

Dorea nickte. Sie mochte den Jungen irgendwie. Er war ganz anders als die Menschen, die sie sonst kannte.

„Und in welches Haus möchtest du?", fragte er weiter.

„Ich weiß es noch nicht", gab sie zu, „In welches möchtest du denn?"

„Ich will auf jeden Fall nach Gryffindor", erklärte Charlus und grinste sie breit an. Dorea lächelte leicht zurück.

Die Minuten verstrichen und die beiden unterhielten sich ein wenig, über ihre Familien, wo sie wohnten, was ihre Eltern arbeiteten. Dorea erzählte möglichst wenig über ihre Familie. Sie hielt es für besser, denn sie glaubte nicht, dass es Charlus gefallen würde.

Kurze zeit später ging nochmal die Abteiltür auf und ein rotblonder Junge kam herein.

„Kann ich mich setzten?", fragte er.

Charlus machte mit der Hand eine Geste auf den freien Platz neben ihr.

„Ein Mädchen aus meinem Abteil hat sich übergeben", sagte er angeekelt, doch er grinste dabei. Auch Charlus grinste.

Der Junge stellte sich schließlich als Richard Lanton vor und er und Charlus begannen über Quidditch zu reden. Dorea konnte zu dem Thema wenig sagen. Sie selber war nie auf einem Besen geritten und hatte auch nie ein Spiel gesehen.

Bald kam eine ältere Frau mit einem Süßigkeitenwagen vorbei und bot ihnen etwas an. Dorea hatte nie zuvor Süßigkeiten probiert und kaufte auch nichts, doch Charlus nahm eine ganze Ladung und teilte sie sich mit Richard. Er fragte auch Dorea ob sie nicht etwas haben wolle, doch sie lehnte ab. Hin und wieder jedoch ertappte sie sich dabei, wie sie gedanklich einen der Schokofrösche auspackte.

„Bist du sicher?", fragte Charlus und hielt ihr einen der Frösche direkt vor die Nase. Dorea betrachtete ihn. Langsam griff sie mit ihrer Hand danach. Sie schaute Charlus an.

„Er wird schon nicht vergiftet sein", sagte Charlus scherzhaft und Dorea fing an ihn auszupacken.

„Steck ihn schnell in den Mund!", riet Charlus ihr noch und Dorea ließ sich das nicht zweimal sagen.

Der Schokofrosch schmeckte herrlich und es schien ihr danach viel besser zu gehen, also nahm sie gleich noch einen und danach noch einen. Charlus grinste breit, während er ihr beim essen zusah.

„Probiere auch die hier!", meinte er und gab ihr eine Packung mit Lakritzzauberstäben.

Dorea probierte alles Mögliche und es schmeckte phantastisch, von jetzt an würde sie sich so oft es ging Süßigkeiten kaufen.

Die drei unterhielten sich noch sehr lange, während sie Charlus Süßigkeiten aßen, bald wurde es dunkel und die Jungs zogen ihre Hogwarts-Umhänge an.

Dorea trug ihren bereits seit sie appariert waren.

Es wurde dunkel draußen und eine Stimme ertönte sie sollten ihr Gepäck da lassen und aus dem Zug aussteigen.

Dorea ging mit Charlus und Richard nach draußen, wo die Erstklässler von einem Lehrer zusammengerufen wurden.

Mit Booten fuhren sie über einen See zum Schloss hinauf.

Als sie dort endlich ankamen, klopfte der Lehrer dreimal gegen das große Portal und kurze Zeit später öffnete ihm ein anderer Lehrer, sodass sie alle das Schloss betreten konnten.