Dise Story war längst überfällig und das nur weil Heiji mein Lieblingschara der Serie ist. Saguru und Kaito kenne ich leider nicht so gut, also verzeiht bitte alle ungereihmtheiten. Die beiden waren wohl irgendwie nur Mittel zum Zweck.

Zu dem Zeitpunkt als cih das hier schrieb gab es noch keine Folge in der sich Heiji oder Saguru begegnet waren, Mittlerweile gibt es ja den einen Movie und ich kenne auch die episode die noch nicht auf Seutsch gibt. Für Kid gilt das gleiche. Also ist dies ein AU, wo die drei sich noch nicht kennen.

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Die Verfolgung

Die Kopfbewegung war kaum wahrnehmbar. Nicht mehr als ein Nicken. Ein Augenpaar, das die Zeilen eines Buches verfolgte. Gegen das helle Tageslicht hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt. Die Kleidung unauffällig. Keine Markennamen. Sie wirkte sogar ein bisschen abgetragen. An den Füßen einfache Sneakers. Einfach nur ein Mann mittleren Alters, der im Sommer auf einer Parkbank saß und in Ruhe ein Buch las. Ein ganz normaler Anblick. Zumindest für den Durchschnittsbürger.

Für Heiji, den Detektiv des Westens, hingegen schrie alles an diesem Mann falsch. Die Sonnenbrille, ein teures Designerstück, passte nicht zum restlichen Aufzug. Die Kleider Zusammenstellung wirkte zwar richtig, aber gehörte einfach nicht zu einem Mann mit einer ordentlichen Frisur, wie sie nur Buisnessmen trugen. Selbst die Hände wirkten zu sauber, die Fingernägel sogar manikürt.

Doch was Heiji am meisten störte, waren die anscheinend so unauffälligen Bewegungen. Der Kopf bewegte sich nicht gleichmäßig im Takt, wie es das Lesen einer Zeile nach der anderen verlangte. Die Seiten des Buches wurden nur unregelmäßig umgeschlagen. Die Position, das Buch auf seinem Schoß, erforderte eine viel schrägere Kopfhaltung.

Etwas anderes beschäftigte diesen Mann und es gefiel Heiji ganz und gar nicht. Alles an dieser Gestalt sagte Verdächtiger. Und trotzdem hatte er keinen einzigen Beweis, nur Vermutungen. Genau das war der Grund, warum er auf einer breiten Treppe, halb hinter einem Blumenkübel versteckt, saß. Der Blick führte direkt auf eine kleine grüne Parkanlage hinaus. Doch jeder, der sich umdrehte, würde genau hinschauen müssen, um ihn zu entdecken. Das auch nur, wenn Heiji nicht in Deckung ging.

Die paar Stufen der Treppe, auf der er saß, führten zu einer Einkaufspassage hinauf. Links und rechts von ihm, jeweils durch ein Stück Grün getrennt, gab es in regelmäßigen Abständen solche Gelegenheiten, um den Park zu betreten. Direkt hinter ihm lag ein offener Platz, auf dem einige kleine Stände um die Aufmerksamkeit der Besucher buhlten. Sollte es zu dem unwahrscheinlichen Fall kommen, dass der Verdächtige sich ihm näherte, war es einfach sich dort zu verstecken.

Der Park selbst bestand hauptsächlich aus Grünflächen auf denen dutzende Leute flanierten. An strategisch wichtigen Punkten lagen kleine, eingemauerte Blumenbeete und einige Bäume spendeten Schatten. Die meisten Leute hielten sich auf den gepflasterten Gehwegen oder rasteten auf den vielen Parkbänken. Nur einige Kinder tollten über den Rasen und im Schatten eines Baumes saß ein Pärchen und warf sich verträumte Blicke zu.

Bis jetzt zeigte die Kopfbewegung kein bestimmtes Ziel an und dieser Gedanke beunruhigte Heiji. Dieser Mann suchte etwas. Er hielt Ausschau. Die Frage war nur wonach? Dies war nicht der erste Tag, an dem er dies Tat. Seit drei Tagen fand er immer um die gleiche Zeit an dieser Stelle ein. Und wer wusste, wie oft davor?

Etwas nagte an Heiji's Bewusstsein. Etwas von den Bildern des Tatortes. Sein Vater hatte ihn mit der Akte erwischt, bevor er alles begutachten konnte und sie sofort an sich genommen. Diesmal nicht gefolgt von der üblichen Standpauke, sondern einem Spezialauftrag. Von seinem Vater. Kurz durchzuckte ihn eine Mischung aus Unmut und Bewunderung für seinen alten Herrn. Als Detektiv hätte er es wissen sollen.

Aufgrund der wenigen Beweise die er einsehen konnte, entschied sich seine Intuition schnell für einen Verdächtigen. Leider fand sein Vater die Vermutung eher lächerlich. Es gab erfolgversprechendere Spuren, die die Polizei verfolgte. Die Haltung seines Vaters beantwortete danach unabsichtlich seine Fragen. Andere Spuren gab es, keine guten, aber zumindest besser als seine Idee.

Also machte Heiji das, was er in einer solchen Situation immer tat. Seinem Vater aus dem Weg gehen. Das Verbot sich an diesem Fall zu beteiligen ignorieren. Den Spezialauftrag so gut es ging abhängen. Und natürlich eigene Ermittlungen anstellen. Selbst wenn sein Vater dahinter kam, hatte er einen Trumpf im Ärmel. Ein Lächeln stahl sich auf Heiji's Lippen, als er an seine Mutter dachte. Sie gab bessere Rückendeckung, als das ganze Polizeidepartement zusammen.

Plötzlich landete etwas Schweres halb auf Heiji und drückte ihn nach unten. Den Bruchteil einer Sekunde dachte er an einen Überfall. Das der Mann auf der Bank ihn entdeckt hatte und Komplizen schickte. Dann begriff er, dass niemand so dumm war einen jungen Mann mitten in einem belebten Park vor den Augen aller Anwesenden aus dem Weg zu räumen. Die Erfolgschancen waren gleich Null. Vor allem, wenn erst dies ihn für die Polizei zum Verdächtigen machen würde.

Heiji's Hand hatte sich bereits um das Handgelenk des vermeintlichen Angreifers gelegt, dass über seiner Schulter lag. Schnell stoppte er sich, lockerte den Griff und versuchte seine Instinkte zu unterdrücken, die den Unglücklichen einen Meter vor sich in den Kies befördert hätten. Kein Grund seine Tarnung gleich zu gefährden.

Als sich eine Sekunde später eine Hand über seinen Mund schob, überdachte Heiji seine Theorie wieder und sein Griff festigte sich erneut. Ein warmer Körper presste sich fest gegen seinen Rücken. Die Kontur des Körpers und des Handgelenks fühlte sich eher schmal an. Aber das konnte täuschen. Die meisten Kampfsportler glichen nicht gerade Muskelbergen.

„Bitte sei ruhig ja? Sonst findet er mich." Die abgekämpft klingende Stimme überraschte Heiji. Die Person hinter ihm war eindeutig männlich und von der Tonlage her zu urteilen in seinem Alter.

Langsam drehte er den Kopf und tatsächlich machte der junge Mann hinter ihm keine Anstalten ihn aufzuhalten.

Sein Blick traf direkt auf blaue Augen. Kurz wanderten seine Gedanken zu Shiniji, dann bemerkte er die zerzausten Haare. Ganz und gar nicht Shiniji. Ein unsicheres Lächeln lag auf dem Gesicht des Jungen. Stück für Stück bemerkte er immer mehr Unterschiede. Ähnlich, aber nicht ganz.

„Entschuldige bitte, dass ich dich so überrumpele. Aber macht es dir was aus, wenn ich mich hier mit dir verstecke? Es ist wirklich dringend." beteuerte der Junge. Dabei spürte Heiji deutlich, dass starke Heben und Senken der Brust an seinem Rücken und bemerkte die Schweißperlen im Gesicht des Fremden.

„Also, wenn die Begründung gut ist." bot Heiji an. Unaufhaltsam stieg Neugier ihn ihm auf. Sein ständiger Begleiter. Kurz zogen sich die Augenbrauen des Jungen zusammen, dann seufzte er.

„Wenn du ganz vorsichtig an dem Busch hier vorbei nach links schaust, entdeckst du einen blonden Jungen. Er sucht nach mir und ist die Geißel meines Lebens." Den eher theatralischen Worten folgte ein kurzer Schwenk der anderen Hand, die nun ebenfalls über Heiji's Schulter hing.

Der angewiesenen Richtung folgend beugte sich Heiji etwas vor und spähte um den grauen Betonklotz, der den Busch einfasste, herum. Es dauerte nicht lange, um eine suchend um sich schauende Gestalt in der Menge zu entdecken. Die untypisch blonden Haare stachen auffällig aus der Menge heraus und machten es ihm leicht.

Zur gleichen Zeit aber blieb Heiji fast das Herz stehen. Hastig zog er sich hinter den Betonkübel zurück. Von all den Dingen, mit denen er heute gerechnet hatte. Der Gedanke eng umschlungen mit einem Fremden hinter diesem Kübel zu sitzen, der für zwei Menschen sonst zu klein war, machte ihm jetzt gar nichts mehr aus. Mehr als ein Zischen brachte er nicht hervor, als er den Jungen hinter sich fragend anstarrte. „Saguru?"

„Du kennst ihn?" Eine kleine Note von Panik machte sich in der Stimme des Fremden breit.

„Ruhig sonst hört er uns." befahl Heiji leise und sofort entspannte sich der Junge hinter ihm.

„Ok. Aber woher kennst du ihn? Ich wusste nicht, dass er . . . Bekannte hier hat." stammelte der Junge.

„Ich wurde dazu verdonnert den Aufpasser für ihn zu spielen." erklärte Heiji knapp. Der fragende Blick veranlasste ihn dann doch dazu weiter zusprechen.

„Irgendein hohes Tier hat meinen Vater angerufen. Anscheinend hat Saguru Verbindungen nach oben. Ihm soll jeder Wunsch von den Augen abgelesen werden. Mein Vater dachte, dass ich perfekt für den Job bin. Ich selbst bin nicht sehr begeistert." Verständnisvoll nickte der Junge hinter ihm.

„Aber sag mal." fing Heiji erneut an. „Bist du nicht Kuruba?" Überrascht weiteten sich die Augen des Fremden.

„Ja. Aber woher weißt du das?" hakte Kaito nach.

„Deine Schuluniform. Die stammt nicht aus Osaka." merkte Heiji an.

„Das erkennst du bei dem bisschen, dass du siehst? Außerdem ist das doch kein Grund. Mein Name ist schließlich nicht eingestickt." konterte Kaito. Daraufhin grinste ihn Heiji verschmitzt an.

„Saguru hat da so was erwähnt. Von einem Kuruba in seiner Klasse, mit dem er sich auf diesem Schulausflug rumärgern muss. Angeblich verschwindet er ständig und versteckt sich vor ihm."

„Oh." Mehr sagte Kaito nicht. Stattdessen zogen sich erneut seine Augenbrauen zusammen und er musterte Heiji ausgiebig. Es dauerte nur wenige Sekunden, aber Heiji merkte, wie er sich unter dem Blick leicht wand. Dabei konnte er ihn nicht einmal als unangenehm bezeichnen.

„Du bist Heiji Hattori. Der Schülerdetektiv hier aus Osaka." stellte Kaito fest. Dabei schob sich etwas in seinen Blick, das Heiji nicht einordnen konnte.

„Kuruba hat also auch über mich gesprochen, was? Redet er eigentlich immer so viel?"

„Eigentlich nicht. Nur wenn ihn etwas sehr interessiert, hört er nicht mehr auf zu Quatschen. Aber wieso versteckst du dich vor ihm? Er meinte, du sollst ihm helfen Kid zu fangen. Ist das nicht die Herausforderung für jeden Detektiv in Japan und der ganzen Welt?"

Schnell schaute Heiji zurück zu der Bank. Erleichtert atmete er aus, der Mann hielt seine Scharade immer noch aufrecht. Die Observation so leichtsinnig zu gefährden, war unverzeihlich. Er durfte sich durch nichts ablenken lassen. „Siehst du den Mann da vorne? Der das Buch liest?"

Kurz reckte Kaito den Hals, um einen besseren Blick an Heiji vorbei zu bekommen. „Ja."

„Ich glaube, dass er bereits zwei Morde begangen hat und im Moment seinen dritten plant. Ihn zu stoppen, ist wichtiger, als so einem merkwürdigen Dieb hinterher zu laufen."

„Merkwürdig?!" Kaito konnte die empörte Frage nicht stoppen. Heiji warf ihm einen überraschten Blick zu und Kaito versuchte sich schnell in eine Erklärung zu retten.

„Er ist der beste Magier aller Zeiten. Die Polizei und jeder namenhafte Detektiv haben sich bis jetzt die Zähne an ihm ausgebissen. Hakuba erzählt mir ständig, was für eine Ehre es wäre ihn zu fassen."

„Das ist es." bestätigte Heiji. „Aber wer gibt seine Beute denn nach jedem Vollmond wieder zurück, anstatt sie zu verkaufen? Und dann dieser protzige weiße Aufzug und das Monokel. Das kannst du nicht gerade normal nennen."

„Es ist schon ungewöhnlich." gab Kaito kleinlaut zu. „Aber das ist doch kein Grund, ihn nicht fangen zu wollen."

„Oh ich will ihn fangen." widersprach Heiji und sah ernst in das verdutze Gesicht Kaito's.

„Aber wie es im Moment aussieht, werde ich dazu noch einige Gelegenheiten bekommen. Wenn dieser Mann zuschlägt, gibt es keine zweite Chance."

„Da hast du Recht." stimmte Kaito nachdenklich zu. „Aber warum hilft dir die Polizei dann nicht?"

„Weil irgend so ein reicher Sack Druck bei den Politikern macht." erwiderte Heiji hitzig. „Die machen Druck bei der Polizei und die müssen wirklich wichtige Fälle vernachlässigen. Und wieso? Nur wegen einem Dieb. Anstatt gefährliche Verbrecher zu jagen."

„So habe ich das noch nicht gesehen." gab Kaito zu. „Ist es wirklich so schlimm? Ich meine, hast du Hakuba nicht davon erzählt? Das hört sich nach genau dem Fall an, in den er sich mit Freuden einmischen würde."

Leises Schnauben folgte dem Kommentar. „Vielleicht hast du es noch nicht bemerkt, aber der ist besessen. Bevor Kid nicht gefasst ist, macht der gar nichts."

Ein leichtes Zucken ging durch Kaito's Wange und ein Mundwinkel schob sich unweigerlich nach oben. „Du hast recht. Aber weißt du was? Ich glaube besessen beschreibt die Sache noch zu nett."

„Die passende Beschreibung, für den Zwang, unter dem er leidet, wurde noch nicht erfunden." stimmte Heiji ihm grinsend zu.

„KURUBA."

Beide Jungs zuckten unter der strengen Stimme zusammen. Nach kurzem Zögern stellte sich Kaito dem unausweichlichen und drehte den Kopf. Hinter ihnen stand, die Hände vor der Brust verschränkt, Saguru Hakuba. Im Gegensatz zu Kaito trug er keine Schuluniform mehr, sondern einen dunkelblauen Anzug.

„Hey Hakuba . . . dich hier zu treffen . . ." stotterte Kaito vor sich hin. Dabei verdüsterte sich Hakuba's Miene noch etwas mehr.

„Wirklich? Komisch, ich dachte der Lehrer erwartet von uns die Stadt nur zu zweit zu erkunden. Oder wir bekommen Ausgangssperre." Das letzte Wort betonte Saguru besonders. Ein solcher Eingriff in seinen Zeitplan konnte seine Arbeit der letzten Tage völlig ruinieren.

„ Also echt? Hab ich gar nicht mitbekommen." erklärte Kaito unsicher.

„Was machst du da überhaupt?" fragte Saguru und ignorierte ihn. Mit zwei Schritten umrundete er Kaito, um einen besseren Blick auf die Situation zu bekommen. Bei dem Bild, der beiden aneinander gedrängten Körper, blieb er mitten in der Bewegung stecken. Erst ein verschmitztes Lächeln von Heiji erlöste ihn wieder.

„Kuruba geh sofort runter von ihm." Ohne Umschweife packte Saguru seinen Klassenkameraden grob am Hemdkragen und zerrte ihn auf die Beine. Trotz des schönen Sommertages, fehlte Heiji die Wärme des anderen Körpers, der sich gegen seinen presste und ein kalter Schauer lief seinen Rücken hinab.

„Heiji bist du in Ordnung? Was hat dieser Rüpel getan?" Entschuldigend beugte sich Saguru vor und bot ihm eine Hand an. Mit der anderen hielt er weiterhin Kaito am Kragen fest.

„Alles in Ordnung. Er ist nur gestolpert." verteidigte Heiji seinen neuen Bekannten automatisch und Kaito lächelte ihm dankbar zu. Höflich ergriff er die angebotene Hand, stand jedoch auf, ohne wirklich Gebrauch von der Hilfe zu machen.

„Ah ja. Kuruba zieht Missgeschicke geradezu magisch an. Er ist ein richtiger Tollpatsch." sagte Saguru. Doch in seinen Augen lagen die typischen Zweifel, die ihn zu einem so berühmten Detektiv gemacht hatten. Zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte Heiji sich einer genauen Musterung unterzogen und sie gefiel ihm viel weniger, als die letzte

„Ähm .. . . könntest du mich bitte loslassen?" Die kleinlaute Stimme kam von Kaito und erlöste Heiji von seiner Qual.

Ruhig schaute Kuruba zu ihm hinüber und schwieg kurz bevor er sprach. „Damit du wieder verschwinden kannst? Wohl kaum."

„Aber du kannst mich doch nicht die ganz Zeit festhalten." protestierte Kaito und funkelte ihn wütend an.

„Das will ich auch nicht. Wenn wir im Polizeipräsidium sind, findet sich bestimmt ein schöner Raum mit vielen netten Polizisten, die sicher gerne auf dich aufpassen."

„Was?" Kaito merkte selbst, wie sein Gesicht an Farbe verlor.

„Bevor ich dazu gezwungen war dich zu suchen, wollte ich mich mit Heiji treffen, um mich um ein paar Dinge zu kümmern. Eigentlich hätte ich dich nur bei unserem Lehrer abgeliefert, aber jetzt habe ich dafür keine Zeit mehr. Also kommst du mit."

Mit einem freundlichen Lächeln, das das Ende der Diskussion bedeutete, drehte sich Saguru Heiji zu. „Als ich wusste, dass ich mich verspätete, habe ich im Präsidium angerufen. Aber die Rezeptionistin sagte mir, dass du noch gar nicht da seist."

Diesmal wich etwas Farbe aus Heiji's Gesicht. „Entschuldige bitte. Ich war so in einer Recherche vertieft, dass ich das Gefühl für die Zeit total verloren habe."

„Der Fall, von dem du mir erzählt hast, richtig? Am besten gibst du mir nachher deine Handy-Nummer. Dann kann ich dich gleich anrufen, wenn du mich wieder vergisst." Schlug Saguru vor.

Bei dem Gedanken, dass er nun für diese Person 24 Stunden am Tag auf Abruf bereit stehen sollte, verdüsterte sich Heiji's Gesicht. Auf diese Art würde er nie seinen Fall lösen. Dass Saguru das Ganze abtat, als sei es nichts weiter als ein Spielchen, ärgerte ihn maßlos.

„Also ihr zwei. Wir haben schon wertvolle Zeit verloren. Lasst uns am besten gleich losgehen." Mit einem kräftigen Zerren an Kaito's Kragen und einer eleganten Handbewegung in Richtung Heiji setzte Saguru sich in Bewegung. Sich seinem Schicksal ergebend schlenderte Heiji neben ihm her.

Ein Blick zu Kaito zeigte ihm, dass dieser erfolglos versuchte sich aus dem festen Griff an seinem Kragen zu lösen. Er selbst hätte sich am liebsten umgedreht und wäre weggerannt, so wie Kaito es anscheinend gerade plante, aber einen solch plumpen Versuch sich zu drücken würde nicht mal seine Mutter akzeptieren. Er konnte es drehen und wenden wie er wollte. Saguru hatte ihn erwischt, er saß in der Falle.

„Da du noch nie das Vergnügen hattest Kid persönlich zu begegnen, dachte ich mir, ich sollte dir vielleicht ein wenig über meine eigenen Begegnungen mit ihm erzählen. Zum Beispiel meine letzte . . ." Die Augen leuchtend begann Saguru begeistert sich in seine Geschichte zu stürzen.

Heiji's Freude hielt sich allerdings in Grenzen, da er bereits die letzten zwei Tagen das Vergnügen von SagurusGegenwart genoss. In dieser Zeit hatte er mehr Geschichten über Kid gehört, die es auf dem ganzen Planeten überhaupt geben konnte. Gelangweilt wanderte sein Blick bereits nach kürzester Zeit ab und landete auf Kaito.

Ihre Blicke trafen sich kurz und Kaito verdrehte nur demonstrativ die Augen. Ein kleines Schmunzeln machte sich auf Heiji's Gesicht breit. Saguru schien dies als eine Art Ansporn zu betrachten, denn er lächelte zurück. Kaito hingegen war nicht mehr zu bremsen. Während er anfing allerhand skurrile Bewegungen zu machen, musste Heiji sich davon abhalten laut zu lachen. Vielleicht wurde dieser Tag ja doch nicht so schlimm.

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Wie genau schaffte er es nur in solche Situationen? Schwer seufzend suchten Kaito's Augen erneut jeden Zentimeter seines Gefängnisses ab. Das große Doppelfenster zu seiner linken lag unversperrt, wie die perfekte Verlockung dar. Ein Dreh mit dem Handgelenk und ein federleichter Sprung in die Freiheit. Dann befand er sich hier auch noch im ersten Stock und das Gebäude umgab nicht mal ein Zaun. So einfach.

Kopfschüttelnd zwang Kaito seinen Blick eine Wand entlang nach rechts zur zweiten Möglichkeit. Eine weit offen stehende Tür. Dahinter befand sich ein Flur auf dem gelegentlich jemand vorbei hastete. Daneben lag ein offener Raum, nur durch einen hüfthohen Schrank getrennt vom Flur. Dort standen dutzende Schreibtische. An fast allen arbeiteten Leute, die ihm nicht mal eines Blickes würdigten. Er könnte einfach raus spazieren.

Was also hinderte ihn? Bestimmt nicht die Tatsache, dass die Leute, die er sah, zum größten Teil Uniformen trugen und die in den Anzügen ebenfalls Polizisten waren. Mit denen hatte er genug Erfahrung, um unbemerkt zu entkommen. Wenn er in ihre ahnungslosen und beschäftigten Gesichter sah, konnte er wahrscheinlich Stepptanzend diesen Raum verlassen, ohne dass jemand etwas bemerkte.

Nein. Der Grund für seine Zurückhaltung lag ganz woanders. Kurz zuckte Kaito's Blick nach oben in der Hoffnung, dass sein kleiner Begleiter wie magisch verschwand. Doch der schwarze Kasten hing noch genau so an der Wand wie vor Fünf Minuten. Die gleiche Stelle, in der er ihn vor Stunden entdeckt hatte. Also keine Möglichkeit tatsächlich unbemerkt zu verschwinden.

Kurz nach seiner Ankunft hier war Kaito zu einer kleinen Erkundungstour aufgebrochen. Leider befand sich der einzige Ort außerhalb der Videoüberwachung auf den Toiletten und die hatten kein Fenster. Der Weg in Richtung Haupteingang war gut überwacht. Die andere Richtung führte durch den Schreibtischwald. Selbst dem dümmsten Polizisten wäre ein Jugendlicher aufgefallen, der das versucht hätte. Für eine gute Verkleidung oder etwas ähnlichem fehlten ihm die Mittel. Ganz zu schweigen von dem Risiko an diesem Ort.

Wie er es auch drehte und wendete, Hakuba hatte ihn effektiv aus dem Verkehr gezogen. Seine Methode war dabei so einfach, dass es schon an Lächerlichkeit grenzte. Wenn er das Gebäude verließ, konnte Hakuba es mit einem Videoband nachweisen. Das allein konnte ihn zwar nicht davon abhalten zu gehen, aber Hakuba's kleine Bemerkung schon. Was würde wohl ihr Lehrer dazu sagen?

Ziemlich einfach. Ein schwerer Verstoß gegen die aufgestellte Regel niemals allein durch die Stadt zu laufen. Das bedeutete verschärften Arrest. Nach dem offiziellen Teil ihres Schulausfluges hieß das, den Lehrer begleiten. Selbst abends musste er mit dem Lehrer auf einem Zimmer bleiben und Strafarbeiten schreiben. Dieser Mann war eindeutig ein Sadist, der Kaito leider nicht im Geringsten leiden mochte. Wieso nur war ihr eigener Lehrer krank geworden?

Aber alles Murren half nichts. So etwas durfte er sich nicht leisten. Das würde das Ende für seine Pläne bedeuten. Es gab noch so viel vorzubereiten, dass er es sonst nicht schaffen konnte. Also hieß es sich zusammen reißen und das Beste daraus machen. In diesem Fall die alten, zerlesenen Zeitschriften von dem niedrigen Tisch vor sich in die Hand nehmen und sich selbst beschäftigen. Alles in der Hoffnung hier vor Mitternacht raus zu kommen.

Doch anstatt das zu tun, wanderten seine Gedanken erneut ab. Seit dem Zusammenstoß mit dem Detektiv hier aus Osaka, passierte ihm das häufiger. Besonders Hakuba's Verhalten zog einige Fragen mit sich. Wie begeistert er Hattori alles erzählte. Er kannte seinen Klassenkameraden sonst nur mit dieser zielsicheren Ruhe. Die vielen Handbewegungen, mit denen er die Geschichten untermauerte, passten auch nicht zu seinem sonstigen Verhalten.

Am liebsten wäre er diesem Phänomen weiter auf den Grund gegangen, aber Hakuba hatte ihn ja hier abgesetzt. Aber nur unter starken Protesten von Hattori. Ein Lächeln glitt auf sein Gesicht, als er daran dachte, wie lautstark die Worte aus dem jungen Detektiv heraus gesprudelt waren. Die Wut klar in den feinen Gesichtszügen sichtbar. Von der ungläubigen Miene auf Hakuba's Gesicht hätte er am liebsten ein Foto gemacht.

„Bist du Kuruba Kaito?"

Die helle Stimme ließ Kaito erschrocken zusammen zucken. Sofort drehte er sich zurück in Richtung Tür und erblickte dort eine Polizeibeamtin im mittleren Alter. Die dunklen Haare zu einem ordentlichen Zopf gebunden lächelte sie ihn an.

„Ähm ja. Das bin ich." Ungelenk stand Kaito auf. Die Glieder vom langen sitzen noch steif streckte er sich ein bisschen.

„Ich bin Officer Tezuka. Ich fahre dich nach Hause." Sagte die Frau knapp.

„Was? Aber ich darf doch gar nicht . . . ich meine, hat Hakuba das erlaubt?" Fragte Kaito erstaunt. Soviel Anstand passte gar nicht zu seinem Lieblingsverfolger.

„Hakuba? Der blonde Junge? Nein, Heiji hat mich gebeten dich zu fahren. Er hat wohl deinen Lehrer angerufen und sich erkundigt, ob du auch ohne Hakuba in das Hotel zurück darfst, weil es hier wohl noch etwas länger dauert. Er meinte, solange dich ein Erwachsener bei ihm abliefert geht das klar." Erklärte die Frau ruhig.

„Oh. Das ist sehr nett von Ihnen. Ich hoffe ich mache Ihnen keine Umstände." Sagte Kaito höflich.

„Das Hotel liegt sowieso auf meinem Weg nach Hause. Aber komm, wir sollten uns beeilen." Die Frau winkte Kaito in Richtung Tür

„Ja natürlich. Ich halte Sie doch nicht etwa auf?" Hakte Kaito schuldbewusst nach und eilte zur Tür. Zwar wollte er hier sehr dringend abhauen, aber deswegen musste er niemanden Umstände bereiten.

„Ich habe jede Menge Zeit. Aber Heiji meinte, er könnte diesen blonden Jungen höchstens für eine halbe Stunde ablenken und bis dahin müssen wir weg sein. Er hat keine Erklärungen abgegeben, sondern nur erwähnt das ihr euch wohl nicht so gut leiden könnt." Wie beiläufig warf die Frau Kaito einen neugierigen Blick zu.

„Ah ja. Es gab da einen kleinen . . . Unfall, den er mir leider immer noch nicht verziehen hat." Kaito blickte zum Boden und wirkte, wie er hoffte, traurig genug damit die Frau nicht nachfragte. Technisch gesehen, stimmten seine Worte, doch die praktische Seite wäre nur schwer zu erklären, ohne dass es zu einer Verhaftung kommen würde.

„Schon gut, du brauchst nichts zu erzählen." Beruhigte ihn die Frau. „Weißt du, Heiji meinte es reicht, wenn einer von euch leidet. Mein Auto steht übrigens draußen." Mit einem weiteren Lächeln setzte sich die Beamtin in Bewegung und Kaito folgte ihr.

Tausend Gedanken kreisten durch seinen Kopf. Warum nahm Heiji so viel Mühe auf sich, um einen völlig Fremden zu helfen? Vor allem einem der dafür verantwortlich war, dass er mit Hakuba fest saß? Und wo er doch bestimmt Ärger mit seinem Vater riskierte, wenn Hakuba sich beschwerte. Er dachte zurück an den Streit mit Hakuba, in dem Heiji für ihn Partei ergriffen hatte. Nur wieso?

Natürlich hatte Kaito längst alle Daten über die hier in Osaka ansässigen Polizisten und Detektive gelesen. Schließlich gab es hier ein Juwel zu stehlen und er informierte sich gerne über mögliche Probleme in seinem Weg. Genau deswegen saß er noch nicht hinter Gittern sondern wurde von jedem gejagt.

Die Akte über den Schülerdetektiv Hattori Heiji gehörte ebenfalls zu dem Stapel, an dem er mindestens eine Woche gelesen hatte. Dabei konnte er sich an nichts Besonderes erinnern. Ein Junge, der noch zur Schule ging und trotzdem sehr erfolgreich an Fällen arbeitete und sie löste. Von der Gefahr her schätzte er ihn weit über der Polizei, aber noch unter Hakuba, ein.

Ansonsten wusste er nicht allzu vieles über ihn. Schließlich standen in seinen Akten Sachen, die wichtig für Kid waren und keine persönlichen Analysen. Wenn er es aber wirklich schaffte, Hakuba auf so einfache Art und Weise auszutricksen, sollte er sich die Akte vielleicht noch einmal etwas genauer anschauen.

Oder besser noch, er holte sich über Heiji ein paar Informationen aus erster Hand. Die nette Polizeibeamtin neben ihm stellte auf jeden Fall eine geeignete Quelle dar. Kaito wappnete sich mit seinem charmantesten Lächeln. „Sagen Sie, Officer Tezuka, Sie scheinen Hattori ja sehr zu mögen, wenn Sie ihm aushelfen."

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Über Feedback würde ich mich sehr freuen. Besonder s wenn mir vielleicht Saguru und Kaito Fans verraten könnten, wie sehr ich daneben liege bei den beiden. Oder auch nicht. Diese Geschichte habe ich übrigens schon komplett fertig. Für die Überarbeiting der Einzelnen Kapitel werde ich, aber mindestens eine Woche brauchen. Also nur etwas Geduld, ihr werdet das Ende auf jeden Fall erfahren. Also bis zum nächsten Teil.