Kapitel 1 von voraussichtlich 12/13 Kapiteln
Disclaimer: An dieser Geschichte gehören nur die Handlung und die unbekannten Personen und Orte mir. Alles andere gehört J.K. Rowling. Ich verdiene mit dieser Fanfiction kein Geld.
Anmerkung: Es wäre praktisch, wenn ihr die Vorgeschichte "Reise in die Vergangenheit" gelesen hättet, damit keine Verständnisprobleme auftreten, natürlich ist das nicht notwendig ;)
A/N: Wer hätte das gedacht? Drei Jahre nach "Reise in die Vergangenheit" hab ich es jetzt doch endlich mal geschafft und mich aufgerafft mal eine Fortsetzung zu schreiben. Ich hoffe, ihr seid mir nicht allzu böse, dass es so lange gedauert hat und lest auch diese Story fleißig mit. Ich werde versuchen, sie so schnell wie möglich fertigzustellen, sollte mir nicht doch wieder mal ein unangemeldetes Plotbunny ins Zimmer hüpfen ;)
Dann danke ich an dieser Stelle mal meiner super schnellen Betaleserin K Malfoy, die wirklich fix war das erste Kapitel zu überarbeiten. Vielen Dank noch mal :))
Na dann will ich euch mal nicht weiter nerven und wünsche euch viel Spaß mit dem ersten Kapitel ich hoffe es gefällt euch.
Kapitel 1 – Briefe aus der Vergangenheit
Es war noch dunkel, als die Eule durch das Fenster flog und vor ihm auf dem Schreibtisch landete. Sie machte einen ziemlichen Lärm, als er ihr den Brief abnahm, der an ihr Bein gebunden war. „Sei doch still", zischte er ihr zu und blickte beunruhigt zum Bett, auf dem der Mann, der die letzte Nacht bei ihm verbracht hatte, trotz des Lärms ruhig schlief. Wenigstens er kann schlafen, dachte der junge Mann, der schon wieder die ganze Nacht wach gewesen war. Er schaffte es seit Jahren nicht mehr, einfach mal eine Nacht durchzuschlafen. Mit gemischten Gefühlen sah er den Schlafenden an, unsicher darüber, was er empfand, sehnte sich sein Herz doch so sehr nach einem anderen.
Die Eule saß immer noch vor ihm auf dem Schreibtisch und sah ihn erwartungsvoll an. Auch wenn er lange keine Eule mehr gesehen hatte, erinnerte er sich, dass Eulen nach einem langen Flug meistens sehr hungrig waren und ging in die Küche um ein paar Kekse zu holen, die er ihr geben wollte.
Die Eule klackerte dankbar mit dem Schnabel als er ihr die Kekse hinlegte und er sah ihr eine Weile zu, bis er wieder an den Brief dachte, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Der Brief war an niemanden adressiert, was nicht so ungewöhnlich war, die Eulen fanden ihren Weg trotzdem. Er bekam selten Post, umso seltsamer war es, dass er sich nicht freute jetzt welche bekommen zu haben. Er mochte sein stilles Leben, mit den wenigen Menschen, die ihn umgaben, auf Post konnte er also eigentlich verzichten, kam sie doch allzu oft aus seiner Vergangenheit. Und was Briefe aus der Vergangenheit anrichten können, hatte er vor Jahren am eigenen Leibe erfahren.
Schließlich überwand er sich und öffnete den Brief. Zwei Blätter Pergament kamen zum Vorschein und er faltete das Erste auseinander und las.
Lieber Harry,
ich hoffe, die Eule findet dich, Dumbledore weigert sich noch immer, uns den Namen zu verraten, den du trägst, seit du in Frankreich bist und auch deinen Aufenthaltsort will er nicht preisgeben (zu deiner eigenen Sicherheit, wie er sagt) aber wir sind uns inzwischen sicher, dass er selbst nicht so genau weiß, wo du im Moment bist, denn wie wir gehört haben (Fred und Georges Langziehohren sind uns hier immer noch sehr nützlich) hast du den Kontakt zu ihm schon seit längerer Zeit abgebrochen, genauso, wie den Kontakt zu uns, deinen Freunden.
Harry, ich würde dich am liebsten mit allen möglichen Fragen überhäufen, angefangen damit, wo du bist, wie es dir geht und vor allem, warum du dich bei niemandem mehr meldest, weder bei Ron und mir, noch bei Remus, von Severus ganz zu schweigen.
Aber ich befürchte, dass wir ohnehin keine Antwort von dir erwarten können, also lasse ich es gleich, schließlich habe ich dir nun oft genug geschrieben (und nicht nur ich, die anderen doch auch) und keiner hat eine Antwort von dir bekommen.
Warum ich dir trotzdem schreibe? Weil ich dich vermisse Harry, weil ich so gern wissen möchte, wie es dir geht, weil ich dich unbedingt wieder sehen will – und weil ich dich so gern bei der Taufe dabei haben würde. Wir haben sie jetzt so lange aufgeschoben, in der Hoffnung, dass du dabei sein könntest, damit du der Pate meiner wunderbaren Tochter sein kannst.
Ich möchte immer noch, dass du ihr Pate wirst, wenn nicht du, wer dann? Ich wüsste niemanden, der geeigneter wäre, schließlich ist sie deine Halbschwester und ich weiß, sie würde dich genauso lieben, wie ich es tue.
Ron meint, wir dürfen die Taufe nicht mehr lange hinauszögern und inzwischen stimme ich ihm zu. Egal, wie sehr ich mir wünsche, du würdest kommen, ich weiß inzwischen, dass das nur Träume sind, Träume aus einer Zeit, in der wir immer füreinander da waren, in der wir uns alles anvertrauen konnten.
Leider fällt mir niemand ein, den ich statt deiner als Paten haben möchte, am ehesten noch Ron, doch wird er schließlich bald schon der Vater meiner Kleinen sein (wir heiraten übrigens am Tag der Taufe), sie nennt ihn sogar schon Papa.
Ich hoffe einfach, dass du dich doch noch besinnst und uns besuchst, wir würden uns alle sehr freuen, dich wieder zu sehen. Das hier ist mein letzter Versuch, Kontakt zu dir aufzunehmen, da ich deinen Wunsch, dich von uns zu distanzieren, zwar nicht verstehen, aber respektieren muss. Trotzdem, ich bitte dich, Harry, komm zu uns zurück oder melde dich wenigstens.
In Liebe und voller Hoffnung,
Hermine
Der Mann, der schon lange nicht mehr Harry war, blickte verwirrt auf den Brief. Er wusste nicht genau, was er fühlen sollte. Schon so lange hatte er keinen Brief mehr bekommen, obwohl er anfangs noch so dringend darauf gewartet hatte, bis er schließlich resignierte und hinnahm, dass seine Freunde ihn vergessen hatten. Doch jetzt schrieb Hermine doch tatsächlich, dass sie ihm alle immer wieder Briefe geschrieben hatten, die er angeblich nicht beantwortet hatte. Wie konnte das sein? Wo doch er derjenige war, der Wochenlang, nein Monatelang, darauf gewartet hatte, dass jemand auf seine Briefe reagierte, die er Tag für Tag nach England schickte und auf die er doch nie eine Antwort bekommen hatte.
Nachdem das erste trostlose Jahr vorbei gewesen war, hatte er aufgegeben. Er hatte bemerkt, dass seinen Freunden scheinbar nichts mehr an ihm lag. Wahrscheinlich, so hatte er gedacht, waren sie froh, dass er weg war, dass er sie nicht mehr in irgendwelche gefährlichen Abenteuer zog, die sie nicht nur einmal in Lebensgefahr gebracht hatten. Vermutlich war es auch besser so.
Doch jetzt erklärte Hermine ihm, dass er falsch gelegen hatte, dass sie ihn alle vermissten. Hatte sie nicht sogar Severus erwähnt? Er spürte einen schmerzhaften Stich in seiner Brust, schon so lange hatte er nicht mehr an den Mann gedacht, der seine große Liebe war und den er vor so quälend langer Zeit das letzte Mal gesehen hatte. Und der nie auf seine Briefe geantwortet hatte, obwohl sie geschworen hatten, einander zu schreiben. Er hatte den ehemaligen Zaubertranklehrer aus seinem Herzen verbannt, genau wie seine Freunde, und es verschlossen, nicht mal der Mann, der sich soeben in seinem Bett regte, hatte sich dort einschleichen können, genauso wenig wie die Männer vor ihm.
Wie sollte er das verstehen, warum war nicht einer der Briefe, die er geschrieben hatte, bei seinen Freunden angekommen? Und warum hatte er keinen der Briefe bekommen, die seine Freunde ihm angeblich geschickt hatten? Steckte der dunkle Lord dahinter? Doch das konnte er sich nicht vorstellen, er hatte schon lange nicht mehr an Voldemort gedacht, in diesem Land hörte man nicht so viel über den dunklen Zauberer und wie hätte dieser all die Briefe seiner Freunde abfangen sollen, oder die seinen, ohne dass irgendwer etwas davon bemerkt hätte. Und wenn es doch so wäre, warum hatte Voldemort nicht schon längst vor seiner Tür gestanden und ihn umgebracht?
Er schüttelte den Kopf, das war alles so verwirrend. Was sollte er jetzt nur tun?
Hinter ihm regte sich etwas. Scheinbar war der Mann, der bis eben noch so friedlich geschlafen hatte, aufgewacht. Wie war noch mal sein Name? Er wusste es nicht mehr, aber eigentlich war es ja auch nicht wichtig.
Er sah sich schnell um, die Eule war zum Glück schon wieder weggeflogen, wahrscheinlich als er den Brief gelesen hatte, so musste er sich jetzt wenigstens keine Erklärung ausdenken.
„Morgen Julian", grüßte der Mann ihn. Er wusste seinen Namen also noch. Na und, dann hatte der andere eben ein besseres Gedächtnis als er, aber er würde ihn eh nicht wieder sehen. Er sah keinen wieder, der einmal die Nacht bei ihm verbracht hatte, flüchtige Bekanntschaften, die ihm etwas Wärme schenkten und dann wieder verschwanden. Mehr brauchte er nicht.
„Was hast du da?" Er hatte nicht bemerkt, wie der Mann hinter ihn getreten war. Nackt wie Gott ihn schuf, stand er da und starrte auf das Pergament.
„Einen Brief, nichts interessantes", antwortete er schlicht.
„Einen Brief?", der Mann sah auf die Uhr, nicht mal sechs Uhr „Seit wann kommt die Post schon so früh? Oder hat ihn dir etwa ein Vögelchen gebracht?"
Er lächelte leicht. „So in der Art."
„Naja, ist ja auch egal, nicht wahr?" Der Mann strich ihm die langen Haare aus dem Nacken und küsste ihn auf die freigelegte Stelle, ein wohliger Schauer durchfuhr ihn. Er lächelte wieder, was war schließlich gegen ein bisschen Spaß einzuwenden, bevor der andere wieder ging. Er drehte sich um und gab den Kuss zurück.
Etwas später lag er neben dem anderen im Bett und starrte an die Decke. Der Mann schlief schon wieder, aber ihm sollte es nur recht sein, er hielt nicht viel vom Kuscheln nach dem Sex. Der einzige, mit dem er jemals gekuschelt hatte, war schon lange in seiner Vergangenheit verschwunden.
Er dachte wieder an den Brief. Es hatte gut getan, ihn zu lesen, auch wenn er das eigentlich nicht zugeben wollte. Er gehörte zu einer Vergangenheit, mit der er abgeschlossen zu haben glaubte, die ihm nichts mehr bedeutete. Doch warum schlug sein Herz so, wenn er daran dachte, dass Hermine ihn gebeten hatte, zurückzukommen. Dass sie ihn immer noch als Paten für ihr Kind haben wollte. Wie es wohl aussah? Hermine hatte nicht mal den Namen erwähnt den sie ihrer Tochter gegeben hatte. Nur dass es ein Mädchen war, dass wusste er jetzt. Er hatte also eine kleine Schwester.
Auch hatte es gut getan, seinen Namen zu lesen, Harry. Er hieß schon lange nicht mehr Harry, in Beauxbatons hatte man ihn als Christopher vorgestellt (das war Dumbledores Idee gewesen) und kaum hatte er die Schule verlassen und damit auch Dumbledore und die kläglichen Reste seines alten Lebens, hatte er sich den Namen Julian ausgesucht. Er fand den Namen gut. Er passte zu den braunen Haaren, die er jetzt seit mehr als drei Jahren hatte.
Die Zeit in Beauxbatons war angenehm gewesen. Niemand hatte gewusst, wer er war, Harry Potter war in Frankreich nicht halb so berühmt, wie in England, und der neue Name hatte sein übriges getan. So merkte er zum ersten Mal, wie gut es tat, nicht von allen Seiten angestarrt zu werden und zu hören, wie die Menschen über ihn tuschelten.
Und trotzdem hatte er sich einsam gefühlt, ohne seine Freunde, die kein Lebenszeichen von sich gaben und nicht auf seine Briefe antworteten.
In der Schule hatte er niemanden an sich rangelassen, er wollte einfach nur seine Ausbildung beenden, so wie Dumbledore es für ihn vorgesehen hatte, als er ihn nach Frankreich schickte. Am Anfang hatte er ein paar Probleme mit der Sprache, aber er hatte schnell gelernt und konnte sich schon nach kurzer Zeit fließend unterhalten. Nicht dass er viele Gespräche geführt hätte, die anderen Schüler hatten schnell gelernt, dass er ein Einzelgänger war, das Einzige, was ihm Spaß zu machen schien, war Quidditsch und darin war er so gut, dass er es schnell in eine der Schulmannschaften schaffte.
Was ihm auch Spaß machte, war der Unterricht im Schwertkampf, den er einmal die Woche Nachmittags hatte, davon wusste allerdings keiner von den Schülern etwas, da Schwertkampf nicht zu den gängigen Lehrstunden gehörte und nur einige wenige darin ausgebildet wurden. Und es wäre zu kompliziert gewesen zu erklären, warum gerade er die Ehre haben sollte von dem besten Schwertkämpfer, den die derzeitige Zaubererwelt zu bieten hatte, unterrichtet zu werden.
Am Ende seiner Schulzeit war er ziemlich gut im Umgang mit dem Schwert und sein Lehrer sehr zufrieden mit ihm. Er versicherte ihm auch, dass es ihn sehr freuen würde, wenn sein Schüler weiter bei ihm Unterricht nehmen würde.
Dieser jedoch hatte andere Pläne, denn kaum hatte er sein Abschlusszeugnis in der Hand, kehrte er Beauxbatons den Rücken. Er schrieb Dumbledore einen Brief (der Schulleiter von Hogwarts war der einzige, der auf seine Briefe antwortete, doch auch er wusste keine Erklärung, warum es sonst niemand tat) und bat ihn darum, ihm eine beträchtliche Summe aus seinem Verlies in Gringotts zukommen zu lassen, zu dem er als Christopher natürlich keinen Zugang hatte. Er wusste nicht einmal mehr, welchen Vorwand er Dumbledore dafür genannt hatte, doch der Schulleiter tat, worum er ihn gebeten hatte und schickte ihm das Geld.
Kaum war das Geld da, verließ er Frankreich, er sagte niemandem, was er vorhatte, wen hätte es schon interessiert? Dumbledore, der in ihm nur eine Kampfmaschine sah, einmal ausgenommen.
Er hatte seine Flucht, wie er es insgeheim nannte, denn nichts anderes war es, eine Flucht vor seiner Vergangenheit, schon lange geplant. Er wusste, dass er Frankreich verlassen würde und auch nach England wollte er nicht mehr zurück. Er hatte lange überlegt, in welches Land er reisen sollte und war schließlich zu einem Entschluss gekommen. Eigentlich hatte dieses Land schon lange in seinen Überlegungen rumgespukt, doch er hatte es immer wieder zurückgedrängt, denn auch wenn es weit weg war, war es eine Erinnerung an seine Vergangenheit. Trotzdem tauschte er schließlich eine große Menge seines Goldes in Muggelgeld um und stieg in ein Flugzeug, das ihn auf direktem Weg nach Kanada brachte. Dem Land, von dem Hermine und er damals behauptet hatten, dass es ihr Heimatland sein, aus dem sie verschwunden waren, nachdem ihre angeblichen Eltern verstorben waren.
Und jetzt war er hier, fast ein Jahr schon lebte er in Kanada. Er hatte sich eine Wohnung gemietet und einen Job gesucht. Dies erwies sich als schwerer als erwartet, da er beschlossen hatte, sich als Muggel auszugeben und der Zaubererwelt damit den Rücken zu kehren, doch schließlich hatte er doch etwas gefunden. Er hatte eine Stelle bei einer kleinen Zeitung, wo er die Horoskope schrieb (ja, Professor Trelawny hatte ihm also tatsächlich etwas beigebracht), nicht dass ihm dieser Job so viel Spaß gemacht hätte, aber er war leicht und die Menschen ließen sich so gern etwas vormachen, und abends arbeitete er in einer Bar nicht weit von seiner Wohnung entfernt. Bei beiden Jobs verdiente er nicht gerade viel, aber es reichte, um die Miete zu zahlen und das, was er sonst noch zum Leben brauchte. Außerdem lernte er in der Bar regelmäßig Männer kennen, die mit zu ihm kamen und wenigstens für kurze Zeit, eine Nacht oder zwei, seine Einsamkeit vertrieben.
Auch der Mann, der gerade neben ihm lag (ihm war sein Name immer noch nicht wieder eingefallen, hatte er ihn überhaupt genannt?) würde gleich wieder aus seinem Leben verschwinden. Er stand auf und streckte sich. Eine Dusche würde ihm jetzt gut tun und vielleicht auch die bedrückenden Erinnerungen fortspülen, die sich an ihm festklammerten, seit er den Brief gelesen hatte.
Als er kurze Zeit später frisch geduscht und angezogen aus dem Badezimmer kam, strömte ihm der Duft von frischem Kaffee in die Nase. Der andere hatte also Kaffee gekocht. Er zuckte die Schultern, warum nicht, gegen Kaffee war nichts einzuwenden.
Er setzte sich zu dem Mann an den Tisch, der ihm bereits eine Tasse mit dem dampfenden Gebräu hingestellt hatte und trank einen Schluck. Normalerweise hielt er nicht viel davon, wenn seine Bekanntschaften zum Frühstück blieben, aber heute war ihm die Gesellschaft nur Recht, sie vertrieb die Gedanken der Einsamkeit, die sich wieder in seinem Kopf einnisten wollten. Außerdem war der Kaffee verdammt gut.
„Warum bist du so schweigsam?", fragte der andere plötzlich.
„Weil ich versuche mich an deinen Namen zu erinnern", antwortete er, wenn auch nicht ganz wahrheitsgemäß. Der Mann kicherte. „Scheinbar hatte Pete doch Recht, als er mir davon abriet, mich auf dich einzulassen." Pete war der Besitzer der Bar in der er arbeitete, er sah ihn immer Kopfschüttelnd an, wenn er mal wieder einen der Gäste aufgerissen hatte und sagte ihm mehr als einmal, dass er aufpassen sollte, mit wem er sich einließ. Aber er ließ ihn machen und hielt ihn von nichts ab.
„Scheinbar", stimmte er ihm zu. „Aber du hast mich an einem guten Tag erwischt, normalerweise trinke ich morgens keinen Kaffee, mit meinen Bekanntschaften, aber es wäre trotzdem nett, wenn du dann gleich gehen würdest, ich muss mich fertig machen."
Schon wieder war er in die Einsamkeit geflüchtet, hatte den armen Mann gehen lassen, der ein wenig enttäuscht gewirkt hatte, nachdem er ihn verabschiedete. Nicht mal nach seinem Namen hatte er ihn noch gefragt. Er war ihm auch egal. Es gab in seinem Kopf nur einen wichtigen Namen, aber an den hatte er sich verboten zu denken.
Sein Magen knurrte und erinnerte ihn daran, dass er außer einem Kaffee heute noch nichts zu sich genommen hatte. Ein Blick in den Kühlschrank verriet ihm außerdem, dass es dringend wieder Zeit wurde einzukaufen.
Obwohl er nun schon fast ein Jahr in diesem Ort wohnte, hatte er noch keine wirklichen Bekanntschaften geknüpft. Selten, wirklich selten, wenn er es nicht verhindern konnte, ging er mit den Kollegen von der Redaktion mittags oder abends etwas essen, oder auch mal etwas trinken.
Eigentlich bestanden seine Tage mehr oder weniger darin, morgens aufzuwachen, mal mit, mal ohne Bekanntschaft im Bett, dann zur Arbeit zu gehen, wo er Horoskope schrieb, die immer noch eher zutrafen, als das, was andere Zeitschriften herausbrachten, dann ging er nach Hause und kochte sich etwas zu Mittag. Inzwischen war er ein ziemlich guter Koch geworden, er besuchte regelmäßig einen Kochkurs, weil er anfangs eigentlich nicht so genau wusste, was er machen sollte und inzwischen machte ihm das Kochen Spaß und er lernte immer wieder neue Sachen. Außerdem holte ihn der Kurs immer wieder aus seiner Routine. Nachmittags las er entweder oder ging spazieren. Vor kurzem hatte er sich einen günstigen Computer gekauft, ohne Internetanschluss natürlich, was sollte er auch damit, er hatte schließlich nicht mal ein Telefon, ihn würde eh keiner anrufen.
Aber auf dem Computer spielte er manchmal, nichts großartiges, Kartenspiele und was das Standartprogramm sonst noch so hergab, aber es lenkte ihn ab von seiner Einsamkeit, wenn es ein Buch nicht schaffte, weil es ihn mal wieder zu sehr an Hermine erinnerte und damit an seine Vergangenheit.
Und abends ging er dann zwei Straßen weiter zu der Bar, in der er arbeitete. Der Job machte ihm fast schon Spaß. Pete war sehr nett und hatte ihm anfangs vieles gezeigt, als er neu war in der Stadt. Hier lief immer Musik und die Menschen waren meist laut und fröhlich, obwohl es auch hier den ein oder anderen gab, der sich nach einem anstrengenden Tag an der Bar betrank. Wenn er so jemanden sah, dann merkte er, dass es ihm zurzeit doch ziemlich gut ging, schließlich hatte er sich erst einmal betrunken und das war, als er jemandem begegnet war, der dem Mann, den er liebte, so ähnlich sah, dass es schmerzte, denn an ihn wollte er nicht denken. Trotzdem hatte er den Fremden an dem Abend mit zu sich genommen und ihn noch am gleichen Abend wieder weggeschickt, ehe dieser sehen konnte, wie er in Tränen ausgebrochen war. Dabei hatte er so lange nicht geweint.
Aber heute, am Samstag, hatte er wie immer frei, also hatte er Zeit in Ruhe einzukaufen. Da Markt war, kaufte er frisches Gemüse und Fisch, den er sich zum Mittagessen braten würde. Außerdem schaute er noch im Supermarkt vorbei und deckte sich dort mit den nötigsten Sachen ein. Es war noch relativ früh, also beschloss er, seine Einkäufe nach Hause zu bringen und dann irgendwo frühstücken zu gehen. Das machte er häufig, er setze sich in irgendeinem Café ans Fenster, oder bei schönem Wetter nach draußen, denn von dort aus konnte man die Menschen gut beobachten. Er mochte es, die Menschen anzusehen und sich zu überlegen, wer sie waren und was sie gerade machten, wohin sie unterwegs waren, denn das lenkte ihn davon ab, dass er eigentlich nie so genau wusste, wer er eigentlich war.
Also setzte er sich, nachdem er die Einkäufe nach Hause gebracht hatte, in sein Lieblingscafé und sah nach draußen. Obwohl es heute ziemlich warm war, wollte er nicht draußen sitzen, er fühlte sich in geschlossenen Räumen wohler, außerdem konnte man durch die Fenster besser sehen, als dass man gesehen wurde.
Lea, die Kellnerin, die immer ein wenig rot wurde, wenn sie ihn sah, kam auf seinen Tisch zu. Sie erinnerte ihn an Ginny, wie sie war, als er sie kennen gelernt hatte, immer schüchtern ihm gegenüber, wurde häufig rot, außerdem hatte Lea dasselbe lange rote Haar und Sommersprossen im Gesicht. Zusätzlich ließ Lea in seiner Gegenwart auch gerne mal etwas fallen.
So auch jetzt wieder. Sie hatte ihn gerade erreicht, als sie stolperte und ihr Tablett fallen lies, auf dem zum Glück kein Geschirr war. Er konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, als er es aufhob und ihr wiedergab, was sie wieder erröten ließ. Sie war wirklich hübsch und schon wieder erinnerte sie ihn an Ginny, was ihn an Hermines Brief erinnerte. Auch wenn dort nichts von dem Mädchen stand, so gehörte sie doch zu seiner alten Welt.
Er bestellte sich ein Frühstück und sah nach draußen. Er war nicht hier, um an sein altes Leben zu denken, er wollte sich ablenken. Doch irgendwie wollte das einfach nicht klappen. Immer wieder waren unter den vorbeigehenden Menschen Gesichter, die ihn an früher erinnerten und als er an Hermines Einladung zu ihrer Hochzeit und der Taufe seiner Schwester dachte, kratzte ein kleines bisschen Heimweh an sein Herz.
So lange hatte er sich gewünscht, ein Lebenszeichen von seinen Freunden zu bekommen, so lange hatte er gehofft, dass sie ihn nach Hause holen würden, doch dann war er geflohen und hatten ihnen die einzige Möglichkeit genommen, Kontakt zu ihm aufzunehmen, da Dumbledore der einzige gewesen war, der wusste, wo Harry steckte.
Doch jetzt, nachdem er die Hoffnung schon lange aufgegeben hatte, bekam er diesen Brief, in dem so viel von dem stand, was er sich so lange erhofft hatte.
Trotzdem wusste er nicht, was er tun sollte, er hatte Angst zurückzukehren. Was, wenn sie ihn nicht mit so offenen Armen empfingen? Was, wenn sie ihn gleich wieder wegschicken würden, wenn der Brief nur ein böser Scherz gewesen war?
Doch das konnte er sich bei Hermine eigentlich nicht vorstellen. Er glaubte ihr, dass sie ihn vermisste, dass sie ihn wieder sehen wollte. Und das war ihm genug, wenn es nur einen Menschen gab, dem er am Herzen lag, dann sollte ihm das reichen.
Als Lea mit seinem Essen zurückkam, lag ein Lächeln auf seinen Lippen, welches sie wieder mal erröten ließ. Er hatte einen Entschluss gefasst, er würde heimkehren.
Als er nach Hause kam, fiel im wieder ein, dass in dem Umschlag zwei Pergamente gewesen waren, er hatte aber nur Hermines Brief gelesen. Also ging er zu seinem Schreibtisch und nahm das zweite Pergament zur Hand. Es war die Einladung zur Hochzeit.
Ein Mensch für sich allein ist nichts,
zwei Menschen, die zusammengehören, sind eine Welt.
Am 12. 6. 1999 wollen wir unsere Liebe ewig machen.
Ab 12 Uhr feiern wir im Garten der Familie Weasley unsere Hochzeit und die Taufe unserer Tochter.
Wir würden uns freuen, wenn du kommst, gerne auch in Begleitung.
Mit lieben Grüße
Hermine Granger und Ronald Weasley
Die Hochzeit sollte in einer Woche stattfinden, stellte er erschrocken fest, wie sollte er denn in einer Woche seine Reise nach England planen? Hätte Hermine die Einladung nicht eher schicken können? Doch dann stellte er fest, dass die Eule natürlich auch einen sehr weiten Weg gehabt hatte, bis nach Kanada war sie geflogen. Tapferes kleines Ding, dachte er.
Und dann machte er sich an die Vorbereitungen.
Zuerst rief er in der Redaktion an, um zu erklären, dass er sich die nächsten zwei Wochen Freinehmen müsse, da er auf eine Hochzeit eingeladen sei. Er hörte seiner Redakteurin geradezu an, dass diese sehr erstaunt darüber war, dass er auch so etwas wie ein Privatleben hatte. Sie bat ihn jedoch trotzdem zu versuchen die Horoskope für die nächste Woche noch fertig zu stellen und ihr, wenn möglich zu mailen und wenn das nicht ginge (sie wusste, dass er kein Internet hatte) sollte er sie ihr per Post schicken. Er gab sein Wort, dass er versuchen würde, die Horoskope so schnell wie möglich zu schreiben. Das sollte ihm nicht allzu schwer fallen, hatte er sich doch damals in Hogwarts mit Ron immer alles Mögliche ausgedacht, um Professor Trelawny zu beeindrucken.
Bei dem Gedanken an Ron schlich sich ihm ein kleines Lächeln ins Gesicht. Er freute sich, dass er seine beiden besten Freunde bald wieder treffen würde und er freute sich, dass dies gerade auf deren Hochzeit geschah.
Da fiel ihm ein, dass er Hermine wohl auf ihren Brief antworten sollte, da sie bescheid wissen musste, dass er kam. Dies erwies sich als schwierig, da er keine Eule hatte (Hedwig hatte er damals in England zurückgelassen und er hatte keine Verwendung für eine neue Eule gefunden) und auch nicht wusste, wo er eine Eulenpost finden konnte, da er sich vollkommen aus der Zaubererwelt zurückgezogen hatte.
Also beschloss er, das nächste Internetcafé aufzusuchen um dort nach der Adresse von Hermines Eltern zu fahnden, denn dies würde der schnellste Weg sein, Hermine einen Brief zukommen zu lassen. Außerdem konnte er so verhindern, dass sofort alle anderen von seiner Heimkehr erfahren würden, er wollte nicht, dass sie darum einen großen Wirbel veranstalteten, so wie früher immer.
Obwohl er natürlich gar nicht so genau wusste, wie seine ehemaligen Freunde seine Rückkehr aufnehmen würden, schließlich glaubten sie, er habe sich all die Jahre nicht bei ihnen gemeldet.
Im Internetcafé fand er schnell heraus, wo Hermines Eltern wohnten (zum Glück hatte sie ihm irgendwann mal ihre Vornamen gesagt, das hatte die Suche stark vereinfacht). Bevor er Hermine jedoch den Brief schreiben konnte, buchte er sich im Internet erst einmal einen Flug nach London. Er fand einen Flug, bei dem er zwei Tage vor der Hochzeit ankommen würde, was ihm die Möglichkeit gab noch etwas in der Winkelgasse einzukaufen, da er weder ein Geschenk für seine Freunde noch etwas zum anziehen hatte.
Er schrieb zuerst einen Brief an Hermines Eltern, in dem er erklärte, dass er ein alter Freund Hermines war, allerdings nicht wusste, wie er Kontakt zu ihr aufnehmen sollte und er es sehr nett fände, wenn sie ihr den beiliegenden Brief geben könnten.
Dieser Brief war für ihn sehr einfach zu schreiben gewesen, schwerer wurde es jedoch, als er den Brief an Hermine selber verfasste. Er wusste nicht genau, was er schreiben sollte, wo sie sich doch so lange nicht gesehen oder gesprochen hatte und er schon längst die Hoffnung aufgegeben hatte, dass sie sich jemals wieder sehen würden.
Er beschloss den Brief sehr einfach und kurz zu halten, da er nicht wusste, wie er sich ausdrücken sollte. Er bedankte sich zunächst für ihren Brief, erklärte, dass er sich sehr über ihre Nachricht gefreut habe und beschlossen habe zu ihrer Hochzeit zu kommen. Er versicherte ihr außerdem, dass er noch immer sehr gerne der Pate ihrer Tochter werden würde, wenn sie dies wirklich noch wollte. Er bat sich darum, niemandem von seinem Vorhaben zu erzählen, da ihm dies unangenehm sei und ihm ein Zimmer im Tropfenden Kessel zu reservieren. Er nannte ihr seine Flugnummer und seine Ankunftszeit und bat sie ihn, wenn möglich, vom Flughafen abzuholen.
Zum Schluss schrieb er noch, dass er sie auch vermisst habe und sich freue, wenn er sie endlich wieder sehen würde.
Er brachte den Brief so schnell wie möglich zur Post und verschickte ihn auf dem schnellsten Wege, damit er seine ehemals beste Freundin auch pünktlich erreichte.
Als er wieder nach Hause kam, merkte er, wie sein Magen knurrte, da er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Also beschloss er den Fisch zu machen, den er auf dem Markt gekauft hatte, was allerdings schnell gehen musste, da er schon bald zu seiner Arbeit in der Bar aufbrechen musste.
Als er in die Bar kam war es schon brechend voll. Jeden ersten und dritten Samstag im Monat veranstalteten sie abends eine Karaoke-Party, das war bei vielen sehr beliebt, wodurch die Bar an eben diesen Abenden umso voller war.
„Hey Pete", rief er dem Mann hinter der Theke zu „viel los heute Abend!"
„Das kannste aber laut sagen", rief der andere zurück „also beeil dich, dass du ans Arbeiten kommst." Er drohte ihm lachend mit dem Zeigefinger und der junge Mann ging schnell in den Hinterraum, in dem er sich umzog und dann zu arbeiten anfing. Er würde wohl erst einmal die durstige Meute beruhigen müssen, bevor er Pete sagen konnte, dass er die nächsten Wochen nicht würde arbeiten können. Er machte sich etwas Sorgen über Petes Reaktion, da dieser im Moment nicht allzu viele Angestellte hatte und er nicht wusste, ob er gerade wirklich entbehrlich war.
Ein paar Stunden später, als sich auch langsam der letzte der Gäste auf den Weg nach Hause machte, schaffte er es endlich Pete in einer ruhigen Minute zu erwischen. Er wischte gerade die Tische ab, als der andere sich zu ihm setzte.
„So und jetzt erzähl mir mal, was mit dir los ist", forderte er ihn auf. Er sah den Wirt verwirrt an. „Was sollte los sein?", fragte er zurück.
„Na, ich seh' doch schon die ganze Zeit, dass dir was im Kopf rumspukt." Pete war tatsächlich der einzige Mensch, der ihm ansah, wenn es ihm nicht gut ging, normalerweise konnte er sich gut verstellen, aber Pete durchschaute ihn trotzdem immer. Er lächelte. „Ach es ist eigentlich nichts, aber ich hab' heute einen Brief von einer alten Freundin bekommen, die mich auf ihre Hochzeit einlädt. Deswegen muss ich mir am Besten ab Mittwoch frei nehmen, ich weiß allerdings nicht, bis wann ich weg sein werde."
Pete sah ihn an und fing dann schallend an zu lachen. „Und deswegen machst du schon den ganzen Abend so ein Gesicht?" Er schlug ihm freundlich auf die Schulter. „Natürlich bekommst du frei. Du hast seit du bei mir bist nicht einmal frei genommen, ich dachte schon mit dir stimmt irgendwas nicht." Er lachte so laut, dass der junge Mann einfach mitlachen musste und da merkte er erst, wie lange er nicht mehr wirklich gelacht hatte und er stellte fest, wie befreiend Lachen sein konnte.
A/N: Mensch, ihr könnt euch gar nicht denken, wie befreiend das ist, endlich mal wieder was geschrieben zu haben, so gut gings mir schon lange nicht mehr g
Bevor ich euch jetzt verlasse, hab ich noch etwas für euch. Wie euch aufgefallen sein dürfte, hat Hermines Tochter noch keinen Namen und da meinem Freund der Name, den ich ihr gegeben habe, nicht gefällt (obwohl ich ihn eigentlich nicht schlecht finde ;) ) verlose ich hiermit 1000 Gummipunkte an denjenigen mit dem besten Namensvorschlag. Ich hoffe, ihr fühlt euch angesprochen
