TITEL: Nackte Haut auf verbrannter Erde
GENRE:
Drama/Angst/Science Fiction, Alternate Universe
CHARAKTERE:
House, Foreman, Wilson, Cuddy
PAIRING: Gen
RATING:
R
SPOILER:
keine
WÖRTER:
17.900
ZUSAMMENFASSUNG: Das Ende der Welt führt House und Foreman näher zusammen, als ihnen lieb ist, und beide fragen sich, was es ist, das in dieser trüben Welt noch zählt. (Warnung: Apokalypse-Fic, Charaktertod!)
ANMERKUNG:
Überarbeitung und Fortsetzung meines One-Shots "Leap of Faith". Schamlos angelehnt an das Buch "The Road" von Cormac McCarthy.


Prolog

Seine Schuhe wirbelten die Asche auf, die sich wenig später in seinen Lungen festsetzte und den trockenen, schmerzhaften Husten vorn vorne beginnen ließ, der ihn nachts schüttelte und am Tage immer wieder zum Stehen brachte. Er überlegte, wie es wohl wäre barfuß zu laufen, nackte Haut auf verbrannter Erde.

"Wir müssen weiter", rief Foreman ein paar Meter vor ihm, die Gestalt undeutlich und grau in einer Welt, wo sich die Sonne nur noch hinter Rauchschwaden versteckte, ganz so als hätte auch sie das Leben hier aufgegeben.

"Ich bin nicht wirklich schneller geworden, seit die Welt sich entschlossen hat, unterzugehen", rief House ihm entgegen und beugte sich nach vorn, um den Dreck aus seinen Lungen zu husten.

Foreman wandte seinen Blick von House ab und versuchte ihn zu ignorieren, doch seine Augen fanden nichts, auf das er sich stattdessen hätte konzentrieren können.

House lief schließlich zu ihm auf und hinterließ mit seinen schweren Wanderschuhen unregelmäßige Spuren in der Asche, die nur wenige Sekunden später von einem kalten Windhauch wieder weggewischt wurden. "Na los."

Foreman verlangsamte sein Tempo und glich es House an, der sein rechtes Bein schwerfällig hinter sich her zog. Sein Stock konnte ihn nicht mehr wirklich stützen. "Alles in Ordnung?", fragte er mit starrem Blick nach vorn.

"Falsche Frage, Foreman. Falscher Ort, falsche Zeit."

"Zumindest sind Sie immer noch der gleiche arrogante Arsch", erwiderte Foreman gelassen.

"Beruhigend, nicht?"

"Irgendwie ja."

Foreman blieb einen Moment stehen, um den schweren Rucksack auf seinen Schultern in eine bequemere Position zu bringen. Als er sich wieder in Bewegung setzte, den bis zum Äußersten gefüllten Koffer hinter sich her ziehend, war House schon ein paar Schritte vorausgegangen. Selbst sein nur spärlich gefüllter Rucksack wirkte wie eine unendliche Last auf seinen Schultern.

"Wir sollten etwas essen", sagte Foreman, als er wieder bei House angekommen war.

"Klar. Meinen Sie Burger King macht noch diese Triple-Burger? Ich könnte schwören, an der nächsten Ausfahrt war mal einer."

Foreman verdrehte die Augen und suchte die Gegend ab. "Ich schlage vor, wir lassen uns da vorne auf dem Hügel nieder. Da können wir die Gegend besser beobachten."

House schluckte beim Anblick des restlichen Weges bis zu der Stelle, auf die Foreman deutete. Sein Bein schmerzte nicht mehr nur, es war inzwischen taub.

Schweigend trotteten sie durch den Ascheregen, mitten durch eine Welt, die mal war und jetzt nicht mehr ist.

Als die beiden eine günstige Stelle fanden, die durch die Überreste eines toten Baumes etwas vom kalten, scharfen Wind geschützt wurde, ließen sie sich erschöpft nieder.

Foreman reichte House eine Decke aus seinem Rucksack, die dieser um seine Schultern legte. Das Stück Stoff war inzwischen genauso in Asche gehüllt wie alles andere in dieser trostlosen, verlassenen Welt.

In ihrem Koffer fand Foreman zwei Konservendosen, die er zwischen sich und House stellte. "Feuer?", fragte er.

House nickte und holte einen Feuerstein sowie eine Stahlfeile aus seinem Rucksack, während Foreman Zweige und Äste einsammelte, die in der Nähe lagen, und sie zu einen kleinen Haufen aufschichtete. Das Holz war staubtrocken und brüchig. Es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet.

Als Foreman fertig war, begann House konzentriert damit, den Stein an den Feuerstahl zu schlagen, um Funken zu erzeugen.

Ein lauter Knall ertönte aus dem Nichts irgendwo in der Ferne, wahrscheinlich nur gedämpft durch den dichten Vorhang aus Dreck und Asche, der überall die Landschaft bedeckte.

"Was war das?", fragte Foreman mit weit aufgerissenen Augen und sah sich hektisch in der Gegend um.

House ließ seinen Blick nur ein paar Sekunden durch den Dunst schweifen und konzentrierte sich dann wieder auf die Gegenstände in seinen Händen. "Keine Ahnung. Und ich weiß nicht, ob ich überhaupt wissen will, was es war."

"Glauben Sie nicht sonst immer, alles zu wissen macht es besser?"

"Prinzipientreue ist bei einem Weltuntergang fehl am Platz, Foreman."

Foreman schüttelte ungläubig mit dem Kopf.

"Außerdem habe ich das nie gedacht. Manche Dinge bleiben besser da, wo sie sind—in den Köpfen anderer Menschen."

Resignierend zuckte Foreman mit den Schultern.

House hatte es inzwischen geschafft einen Funken zu erzeugen, der das trockene Gestrüpp zum Brennen brachte. Die beiden wärmten die Dosen darin und ließen trübes Wasser aus aufgefüllten Trinkflaschen ihre gereizten Kehlen hinunterlaufen. Die Zeit verging wortlos und House starrte immer wieder auf seine Armbanduhr, die schon lange nicht mehr funktionierte.

"Meine Mutter hatte solche Angst, als ich das letzte Mal mit ihr telefoniert habe", sagte Foreman plötzlich leise.

"Wenigstens kann sie darauf hoffen, diesen ganzen Weltuntergangs-Quatsch schnell wieder zu vergessen."

Foreman lachte kurz und schüttelte mit dem Kopf. Er wartete eine Weile und sah House durch den Dunst hindurch an, bevor er sich entschloss zu fragen: "Wann haben Sie das letzte Mal mit Wilson gesprochen?"

"Kurz bevor er bei seinen Eltern angekommen ist. Er hat von einer Raststätte angerufen, weil das Handynetz schon tot war", antwortete House ohne den Hauch einer Emotion.

"Was hat er gesagt?"

"Das Übliche. Weniger Vicodin, pass auf mit den Nutten, du schuldest mir noch 7000 Dollar." House zuckte mit den Schultern.

"Glauben Sie…", Foreman räusperte sich unbehaglich, "Glauben Sie, er ist noch am Leben?"

House schwieg und Foreman merkte, dass ihm sein Blick unangenehm war.

Er entschloss sich, das Thema fallen zu lassen und stattdessen lieber eine andere Frage zu stellen, die ihm einfach keine Ruhe ließ. "Warum sind Sie mit mir gekommen?"

House hob seinen Blick langsam und kniff die Augen zusammen. "Keine Ahnung."

"Falsche Antwort, aber nicht die falsche Frage."

"Es gab nichts mehr, das mich in Princeton gehalten hätte."

"Also geben Sie zu, dass Sie doch an Ihrem Leben hängen, dass Ihnen das hier alles nicht völlig egal ist?" Foreman breitete die Arme aus, um zu verdeutlichen, was er meinte. "Sie hätten auch einfach da bleiben können, um zu sterben."

"Ohne funktionierenden Fernseher?", entgegnete House ironisch.

Foreman ließ den Kopf nach unten fallen und atmete frustriert aus.

"Warum sind Sie gegangen?", stellte House schließlich die Gegenfrage.

"Weil ich im Gegensatz zu Ihnen noch ein ganz kleines bisschen an meinem Leben hänge."

"Warum haben Sie mich mitgenommen?"

"Vielleicht wird unser Wissen irgendwo gebraucht."

House lachte laut auf. "Sehen Sie sich um, Foreman! Sehen Sie hier irgendetwas, bei dem uns unser Verstand noch helfen kann? Unser brillantes Wissen?" Er sah Foreman herausfordernd an.

"Irgendwo ist es bestimmt von Bedeutung. Irgendwo."

"Nichts ist von Bedeutung. Das war es nie und das wird es auch nie sein." Er sah hinunter auf den verbrannten Boden zwischen seinen Beinen. "Ich glaube einfach nicht, dass so etwas wie ein nachhaltiger Sinn existiert."

"Sie haben mir vertraut."

House sah ihn verwirrt und fragend an.

"Sie haben sich darauf eingelassen, mit mir zu gehen, ohne dass es etwas Handfestes gab, an das Sie sich klammern konnten. Kein Beweis, kein Wissen, keine Logik, kein wasserdichter Plan—gar nichts. Sie haben mir vertraut, ohne zu wissen, was kommen wird."

House wandte seinen Blick von Foreman ab und fuhr sich mit dem Daumen unruhig über die Augenbraue. "Wenn wir ein Auto mit Benzin finden, können wir zumindest ein Stück fahren. Kurzschließen sollten Sie es ja können."

Foreman blickte House mit einer hochgezogenen Augenbraue entgegen und sagte nichts.

"Ich habe meine Mitarbeiter schon immer so ausgewählt, dass sie mich in allen möglichen Situationen durchs Leben bringen können. Als ich Ihren Lebenslauf sah, dachte ich sofort daran, dass Ihre kriminelle Erfahrung sicher von Nutzen wäre, wenn die Welt langsam unter unseren Füßen wegstirbt."

Foreman betrachtete House eindringlich. "An was glauben Sie, wenn es nichts mehr gibt, das hier noch zählt? Wenn es niemals etwas gab, das je von Bedeutung war? Irgendetwas müssen doch auch Sie in sich tragen."

House überlegte lange. "Die Wahrheit", wisperte er schließlich. "Die Wahrheit. Und selbst die ist meistens nur eine Lüge."