Man sieht nur mit dem Herzen gut von Bookworm El V

Disclaimer: Fast alles gehört Mrs Rowling, nur OCs, Ausführung und Fehler sind meine.

Ja, was soll ich euch erzählen? Mein Beitrag zum Frühjahrskalender 2012 kam so gut an, dass ich noch am Tag der Veröffentlichung ins DDG befohlen wurde... und mit der folgenden Aufgabe wieder raus kam:

Also, Lieblingswürmchen! Wie ich schon andeutete: Ich hätte gern weiterhin etwas über Professor Longbottom gelesen, und zwar als Fortsetzung zu deiner Kalenderstory. Die fand ich prima. Und am liebsten wäre es mir, wenn du ihn erzählen lässt, wie sich HGSS annähern. Meinst du, das geht? OS, kleine Story, große Story, mit Bücherwürmern, ohne, ganz egal. Hauptsache, *hust*, ein bisschen romantisch, wenn es geht mit Abenteuer, Wortgefechten, und viel Nevilletypischen Kommentaren. Zeit? Solange du brauchst. Aber wenn's geht, dieses Jahr noch, ok? Danke!

Gewidmet ist das erste Kapitel attack09, der ich diese Aufgabe verdanke. Hat großen Spaß gemacht, Wölfchen!

Hier noch der Link zu meinem Kalenderbeitrag, der Vorgeschichte:

Offene Worte - http:/ . net/s/7977354/21/Das_Rudel_macht_den_Fruhling

1. Kapitel

Gemächlich schlenderte ich über die Ländereien auf das Schloss zu. Inzwischen war November, das Schuljahr war in vollem Gange, und ich war in meinem neuen Beruf als Kräuterkundelehrer angekommen. Hin und wieder schickte ich noch eine Eule an Pomona (sie hatte mich quasi dazu genötigt, sie mit Vornamen anzusprechen, sobald klar war, dass ich ihr Nachfolger werden würde), um sie um den einen oder anderen Rat zu bitten, aber alles in allem kam ich wunderbar zurecht.

Heute hatte ich erst ab dem Nachmittag Unterricht, aber dennoch ließ ich mein Mittagessen bei Hannah im Tropfenden Kessel ausfallen, um in Hogwarts noch einige Aufsätze zu korrigieren. Selbst das machte mir immer noch gewaltig Spaß, auch wenn einige meiner Schüler dabei den größten Stuss der Welt zusammenschrieben. Aber... ich versuchte mich in Geduld. Immerhin wusste ich, dass nicht jedem jedes Fach liegt – aus eigener Erfahrung.

Als ich am See vorbei kam, winkte ich Hagrid zum Gruß zu, doch er sah mich gar nicht; er war viel zu sehr damit beschäftigt, den Riesenkraken, der zum Spielen an die Oberfläche gekommen war, dazu zu bringen, seinen Maulwurffellmantel wieder rauszurücken. Hagrid platschte fluchend im Uferbereich herum und grabschte nach dem Mantel, den der Krake immer knapp außer Reichweite des Halbriesen hielt.

Man sah den beiden an, dass sie ihren Spaß an der Sache hatten.

Ich grinste vor mich hin, hoffte aber im Stillen, dass Hagrid nicht alle blaugrünen Grundnesseln platt machte, die so spät im Jahr noch im seichten Wasser wuchsen.

Wenig später (verfluchte Trickstufe... die eine im dreistufigen Absatz im Korridor des Lehrerzimmers vergaß ich ständig!) saß ich zusammen mit Filius und John Broom, dem Lehrer für Muggelkunde, im Lehrerzimmer bei einer Tasse Tee. Filius und John waren in eine Unterhaltung über verschiedene sinnbeeinflussende Zauber vertieft; ich gab mir alle Mühe, Gregor Urquharts Geschmiere von Handschrift zu entziffern und hörte nur mit einem Ohr zu. Die wunderbar einträchtige Stimmung im Lehrerzimmer genoss ich. Von den fachlichen Diskussionen, die gelegentlich hitzig wurden, einmal abgesehen, verstand sich ein Großteil meiner Kollegen ausgezeichnet. Nur Hermione und Professor Snape bildeten die Quotenstreithähne – doch da gerade keiner von ihnen im Lehrerzimmer war, war es entsprechend ruhig, und ich kam mit der Aufsatzkorrektur voran.

Zum Mittagessen ging ich mit meinen beiden Kollegen zusammen, wo ich dann auch auf den fast vollständige Rest der Lehrer traf. Hermione und Minerva saßen nebeneinander und nickten mir nur zum Gruß zu, als ich ebenfalls am Lehrertisch Platz nahm.

„Na ja, die Idee, verstärkt Sport an der Schule einzuführen, halte ich ja prinzipiell nicht mal für schlecht... aber McLaggens besserwisserische Art geht mir so dermaßen auf die Nerven, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, auf die Dauer mit ihm zusammenzuarbeiten", erzählte Hermione gerade, wobei sie sich immer wieder einen Löffel voll Kürbissuppe in den Mund schob.

„Zumal ich da was habe läuten hören, dass McLaggen nicht nur ein berufliches Interesse an deiner Person hat", fügte die Schulleiterin trocken hinzu. „Hallo, Neville. Möchten Sie auch von dieser Suppe? Oder haben Sie schon bei Ihrer Verlobten gegessen?"

Ich bejahte die erste Frage, verneinte die zweite und runzelte die Stirn. „McLaggen? War der nicht in unserem sechsten Jahr im Quidditch-Team?"

Hermione nickte. „War er, ja. Jetzt ist er – dank seiner ach-so-großartigen Beziehungen – im Zaubereiministerium gelandet, in der Abteilung, die früher Ludo Bagman geleitet hat. McLaggen will regulären Sportunterricht hier einführen."

„Hmmm", machte ich und probierte einen Löffel von der Suppe. Ausgezeichnet, auch wenn ich Hannahs lieber mochte. „Was für Sport denn? Und wer soll sich darum kümmern?"

Meine Lieblingskollegin seufzte leise. „Keine Ahnung. Das will er alles noch mit mir besprechen, aber ich habe offen gestanden wenig Lust, mich dafür mit ihm bei Madam Puddifoot zu treffen – das hat er nämlich vorgeschlagen."

Ich griff nach meinem Becher Kürbissaft, um mein Grinsen dahinter zu verstecken. Hermione war nicht die einzige, der es nicht gefallen würde, wenn sie eine Verabredung mit McLaggen hätte.

Meine Chefin durchschaute mein Manöver sofort, denn sie warf mir einen kurzen Blick und ein verhaltenes Lächeln zu.

In diesem Moment betraten allerdings die Lupins die Große Halle, und ich musste keine unauffällige, pantomimische Antwort geben.


Am späten Nachmittag machte ich mich noch einmal auf den Rückweg von den Gewächshäusern zum Schloss, wo ich ein kleines Büro hatte. Ich nutzte es selten, aber es war ganz praktisch, dort die Hausaufgaben zwischenzulagern, die ich nicht zur Korrektur mit nach Hause nehmen wollte.

In der Eingangshalle warf ich einem Automatismus aus Schülertagen folgend einen Blick auf die Stundengläser. Überrascht zog ich die Brauen hoch. Gryffindor hatte im Laufe des Nachmittags fünfundsiebzig Punkte eingebüßt. Was da wohl schon wieder schief gegangen war?

Ich hätte nicht gedacht, dass ich es schon auf dem Weg in mein Büro erfahren sollte.

„Sie sind immer noch der mit Abstand unfairste Mensch, der mir je untergekommen ist!", fauchte Hermione.

Mit wem sie sich da stritt, wusste ich schon, ehe ihr Gegenüber den Mund aufmachte. Ich konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen – musste ich auch nicht, denn die beiden Streithähne standen in einem Seitengang. Sie würden mich nicht sehen.

„Aber, aber Professor Granger", schnurrte Professor Snapes Stimme. „Wo ist denn Ihre Professionalität, auf die Sie so viel Wert legen? Ihre Löwen haben mit den willkürlich zur Explosion gebrachten Kesseln ihre Schulkameraden gefährdet. Sie wissen das."

Fünfundsiebzig Punkte für etwas abzuziehen, was Sie nicht beweisen können, ist von Ihrer Seite aus unprofessionelles Verhalten!"

Kopfschüttelnd, aber leise lächelnd und unbemerkt – obwohl Professor Snape meine Anwesenheit vermutlich schon mitbekommen hatte, immerhin war ich nicht gerade ein Leisetreter –, setzte ich den Weg zu meinem Büro fort. Vielleicht sollte ich doch in die kleine Wette einsteigen, die Minerva, Irma, Poppy und Tonks da am Laufen hatten...


Im Dezember legte sich eine Hundskälte über ganz Großbritannien. Für die paar Minuten, die ich vom Tropfenden Kessel nach Hogwarts brauchte, musste ich mich dick in mehrere Lagen Kleidung hüllen, wenn ich keinen Schnupfen riskieren wollte. Es schneite zwar nicht, aber dafür wehte ein schneidend kalter Wind, der sämtliche Wärmezauber innerhalb von wenigen Minuten einfach durchdrang.

Im Schloss prasselten zwar warme Feuer, aber man war besser dran, wenn man seinen Mantel anließ – der elende Wind pfiff durch alle Ritzen. Einzig im Kerker war die Temperatur einigermaßen moderat, wie man mir sagte. Konnte aber auch daran liegen, dass es da immer frostig war und man da nichts anderes als Kälte gewohnt war.

Die Gewächshäuser waren zum Glück magisch beheizt und gut isoliert – eine wunderbare Renovierungsmaßnahme, auf die Pomona seinerzeit bestanden hatte, als Hogwarts wiederaufgebaut wurde. Das ersparte es mir, den Alraunen Socken und Handschuhe anziehen zu müssen.

Mir war dennoch eisigkalt, als ich endlich mit meinem Unterricht für diesen Tag fertig war. Ich beschloss spontan, mir noch einen heißen Tee im Lehrerzimmer zu gönnen, ehe ich nach Hause zu Hannah apparierte. Meine Schüler waren immer wieder davon beeindruckt, dass ich im Tropfenden Kessel lebte. Und mir machte das tägliche Pendeln weniger aus, als ich eigentlich angenommen hätte – zumal mir das Apparieren keine Schwierigkeiten machte. Weder zersplitterte ich mich, noch litt ich unter der Übelkeit, die viele Hexen und Zauberer hinterher plagte.

In der Eingangshalle warf ich meinen obligatorischen Blick auf die Stundengläser – Gryffindor lag erfreulicherweise an der Spitze. Ich schüttelte über mich selber den Kopf. Rivalitäten zwischen den Häusern... eigentlich sollten wir über so etwas hinaus sein. Waren wir aber leider nicht. Ich hatte es immer noch in Fleisch und Blut... kein Wunder, dass das das Lieblingsstreitthema zwischen Hermione und Professor Snape war. Oder auch Quidditchspiele. Als enger Freund von Hermione wusste ich ja, dass sie sich eigentlich nicht die Bohne für Besen und Quaffel interessierte – und doch war ich nicht überrascht gewesen, als ich sie eines Tages in der Bibliothek angetroffen hatte, eingegraben in allerlei Nachschlagewerke zum Thema. Sie hatte zwar beteuert, dass sie sich nur für ihr Gespräch mit Cormac McLaggen und seinem Sportausschuss vorbereiten wollte, aber ich hatte meine Zweifel, dass sie den bulligen Ministeriumsmitarbeiter meinte, als sie leise „Der alten Fledermaus werde ich zeigen, wer hier Recht hat... von wegen Präzedenzfall..." murmelte, sobald ich mich abgewandt hatte. Dass Gryffindor im vorherigen Quidditchspiel haushoch verloren hatte, tat sein Übriges zu meinen Zweifeln...

Völlig in Gedanken vertieft wie ich war, hörte ich das Getrappel von kleinen Füßen, die in einem Mordstempo um die Ecke wetzten, erst zu spät.

„Uuuuuffff!", entfuhr mir, als ein kleiner Junge mit türkisfarbenem Schopf in mich hineinrannte. Geistesgegenwärtig hielt ich ihn fest, ehe er zu Boden gehen konnte.

„Neville!" Teddy Lupin guckte mich treuherzig aus großen Augen an. Der Blick war bekannt dafür, dass er alle weiblichen Schlossbewohner sofort zum Schmelzen brachte – bei mir zog er also nicht.

„Warum haben wir's denn so eilig, junger Master Lupin, hm?", wollte ich wissen und ließ den Sechsjährigen los.

Teddy lebte mit seinen Eltern hier, seit Hogwarts wieder aufgebaut war. Remus hatte den Posten als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste inne, Tonks war immer noch Aurorin – allerdings übernahm sie meist Innendienst oder leitete Fortbildungsmaßnahmen. Weil sie Mutter eines so jungen Kindes war, weigerte Kingsley, der seit Ende des Krieges Zaubereiminister war, sich, ihr gefährliche Einsätze zu geben. Und wenn Vollmond war, übernahm Tonks die Unterrichtsstunden ihres Mannes.

Da Teddy also fast seine gesamte Kindheit hier verbracht hatte, kannte er sich im Schloss aus wie kein Anderer. Nicht einmal George Weasley konnte ihm das Wasser reichen.

Apropos George Weasley! Das, was Teddy da hinter dem Rücken hielt (ich war ja nicht blind!) sah mir verdächtig nach einer Verpackung von „Weasleys zauberhafte Zauberscherze" aus.

„Teddy?"

Er druckste rum. „Na jaaaah..." Widerwillig reichte er mir die Verpackung.

Das Bild einer roten, langstieligen Rose schmückte die Packung. „Blütenzauber" stand da drauf. Ich konnte nicht verhindern, dass ein Grinsen an meinen Lippen zupfte.

Ein Grinsen, das ich schnell wieder versteckte, als weiteres Fußgetrappel – diesmal schwerer – das Herannahen weiterer Kinder ankündigte.

Mühsam behielt ich meinen neutralen Gesichtsausdruck, als vier Fünftklässlerinnen – zwei Hufflepuff und zwei Ravenclaw – um die Ecke schlitterten. „Da ist er ja!"

Teddy zog den Kopf ein, grinste aber breit. Ich hob eine Hand, um mir über meinen nicht-vorhandenen Bart zu streichen, damit die Mädchen mein eigenes Grinsen nicht sahen.

„Professor Longbottom!", krähte Margerite Abbott, eine Cousine von Hannah. „Sehen Sie uns mal an! Er war das!"

Daran zweifelte ich nicht. Teddy mochte zwar die Gabe seiner Mutter haben und sein Aussehen nach Belieben verändern können – was ihn zum Liebling aller Mädchen der Schule machte –, aber er war eindeutig der Sohn eines Rumtreibers. Oder er verbrachte zu viel Zeit mit George Weasley, seinem nicht-so-heimlichen Idol.

Jedes der Mädchen hielt eine rote Rose in der Hand, zweifellos ein Geschenk von Teddy. Und jedes der Mädchen hatte ein sehr abenteuerliches Make-up im Gesicht; die Palette reichte vom Abbild einer Rose auf beiden Wangen bis hin zu echten Rosenblättern anstelle von Augenbrauen.

Mit einem flüchtigen Blick auf die Verpackung in meiner Hand bestätigte ich meinen Verdacht. Reiche deiner Verehrtesten einfach diese wunderbare Rose mit der Aufforderung, den Duft zu genießen, und erfreue dich daran, dass selbst das hässlichste Mädchen für dich erblüht.

Ich warf Teddy einen scharfen Blick zu. „Und? Möchtest du den Damen was sagen?"

Teddy setzte sein gewinnendstes Lächeln auf.


Teddys Rosenaktion sorgte in den nächsten Tagen noch für einiges an Heiterkeit unter den Schülern, denn es dauerte einige Zeit, bis sich herumgesprochen hatte, dass man am besten nichts anfasste, was der Junge einem reichen wollte.

Da seine Streiche aber im Allgemeinen harmlos waren (Poppy hatte das Blumen-Make-up innerhalb von zwei Minuten zum Verschwinden gebracht), nahm ihm eigentlich niemand seine Kapriolen übel. Lediglich Tonks schien peinlich berührt, aber selbst Remus konnte ein Schmunzeln nicht ganz unterdrücken, wenn man ihn auf seinen ungeratenen Sohn ansprach.

Argus Filch jagte Teddy – sehr zu dessen Vergnügen, so, wie er quietschte –, einmal quer durch die Eingangshalle, weil er die Politur für die Rüstungen mit altem Bratfett... angereichert hatte.

Und John Broom tobte wie ein verschnupftes Walross, als Teddy ihm in der Großen Halle beim Frühstück eine nasenbeißende Zuckerzange reichte.

Aber die meisten Leute – betroffen oder nicht – lachten herzlich.