Ein Leben ist nicht genug
Disclaimer:
Dies ist eine Fanficiton.
Alle Figuren und Orte gehören Tolkien (die hab ich nur geborgt), außer die die ich erfunden habe. Ganz besonders: Natila, Callendil, Eirien … die gehören mir. Ich verdiene kein Geld damit.
Timeline: 4. Zeitalter.
Das Leben in Bruchtal nach dem Ringkrieg. Lórien existiert nicht mehr. Die Elben sind nach Bruchtal oder Düsterwald gezogen.
Die "großen Elben" sind weg. Ihre Nachkömmlinge erleben allerlei Abenteuer.
Die Geschichte der Dúnadan Natila und ihrer großen Liebe Haldir. Eirien, Tochter König Theodens und den Zwillingen, die alle gemeinsam Bruchtal bewohnen und in Mittelerde Abenteuer und Gefahren erleben.
Pairing: Haldir/OFC; Elladan/OFC; Elrohir/OFC
Dies ist die Fortsetzung von „Für den König", „Ein wildes Leben" und „Sehnsüchte und andere Schwierigkeiten", die hiermit zusammengeführt werden. Es ist nicht zwingend notwendig die anderen Geschichten gelesen zu haben…aber es hilft ungemein.
Kapitel 1
Es ist still geworden
Natila und Eirien saßen auf ihrer Lieblingsbank im Garten. Der Herbst hatte Einzug gehalten in Bruchtal. Das Laub verfärbte sich bereits und die Blätter wirbelten im Wind. Man spürte die Melancholie, die in der Luft lag.
Die Elben hatten Mittelerde verlassen und übergaben den jüngeren Völkern die Verantwortung für das Land. Nur einige wenige des Elbenvolkes blieben zurück und hielten sich in Düsterwald auf oder eben hier in Bruchtal. Das einst schönste Elbenreich Lothlórien wurde aufgegeben und war nun vollkommen verwaist.
Natila holte tief Luft und sagte zu Eirien: „Hab ich eigentlich schon einmal erwähnt wie glücklich ich hier in Imladris bin?" Eirien lächelte sie an. „Nicht in den letzten Stunden!" Natila hatte das unbändige Bedürfnis ihre Freundin zu umarmen. Sie drückte Eirien fest an sich. „Ich hätte nie geglaubt, dass ich je wieder glücklich werden könnte. Das mir dieses Geschenk gegeben wurde ist einfach ein Wunder!"
„Nun liebe Natila, du und dein Haldir ihr habt es auch wirklich verdient. Das kann ich gar nicht oft genug sagen." Sie küsste Natila auf die Wange.
„Leicht werden wir beide es sicher nicht haben in Zukunft. Wir sind die einzigen Menschen hier in Bruchtal. Schon alleine deshalb sollten wir versuchen aus unseren Kindern Elben mit menschlicher Gesinnung zu machen!", meinte Natila. Beide mussten lachen.
„Was ist denn so amüsant meine Lieben?", hörten sie, von weitem, eine Stimme. Es war Elrohir, der Gemahl Eiriens. Er hatte seinen Sohn auf dem Arm und kam auf die beiden Frauen zu. „Dein Sohn wünscht dich zu sehen!", meinte er und übergab das Kind seiner Mutter.
„Wie kommst du darauf mein Lieber, hat er dir das gesagt, unser 5 Monate alter Erhamir?" Elrohir lächelte, gab seiner Frau einen Kuss und sagte nur: „Ja".
Der kleine Kerl sah eigentlich aus wie seine Mutter. Das schwarze Haar war das Gleiche, obwohl Elrohir ebenfalls dunkle Haare hatte. Aber im Gegenteil zu seiner Gemahlin trug er sein Haar, wie alle Elben, lang und in mit Zöpfen versehen. Eirien hingegen hatte ihr Haar schon immer kurz und struppig.
Elrohir ging zurück ins Haus und sang leise ein Lied dabei.
Natila lächelte ihm hinterher und sagte zu Eirien: „Was kannst du von einem Elben anderes erwarten!" Eirien versuchte Erhamir zum Schlafen zu bringen, doch er dachte nicht daran. Er wollte lieber etwas essen, so gab Eirien ihm die Brust und der Junge war zufrieden. Die Frauen mussten beide lachen, mal wieder hatte Elrohir Recht gehabt.
Nach der Mahlzeit ihres Sohnes stand Eirien auf und ging mit ihm etwas auf und ab. Dabei entdeckte sie Haldir, der gerade aus dem Haus trat. „Ich werde den jungen Mann nun zu Bett bringen, aber ich denke du wirst genug Unterhaltung haben", stellte sie fest.
Eirien ging Richtung Haus und gab Haldir im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange: „Schön dich zu sehen!", sagte sich noch und verschwand durch die Tür.
Haldir schaute ihr verwundert nach und ging zu Natila. Er gab ihr einen innigen Kuss und sagte dann: „Eirien verwundert mich doch immer wieder. Jetzt wandle ich schon ziemlich lange in Mittelerde doch ihr Menschen erstaunt mich immer aufs Neue."Natila nahm seine Hände: „Mein lieber Elb! Ihr hättet einfach mehr Kontakt zu den Menschen pflegen sollen und euch nicht im Goldenen Wald verstecken."
„Das letzte Mal als wir uns mit den Menschen einließen, betrog uns Isildur. Ich war dabei, damals, als Elrond verzweifelt versuchte den einen Herrscherring zu vernichten!"
„Das ist wirklich eine Ewigkeit her. Du solltest langsam anfangen den Menschen zu vertrauen. Du musst schließlich mit ihnen leben."
„Ich liebe sogar eine von ihnen, mehr sogar als mein Leben oder meine Unsterblichkeit."
Natila sah tief in seine Augen: „Du hättest das niemals für mich aufgeben dürfen, mein Geliebter! Ich wähnte dich lieber in Sicherheit", fügte sie leise hinzu.
„Nein meine Liebe. Was nützt mir die Ewigkeit, wenn ich sie nicht mit dir verbringen kann." Er nahm ihren Kopf zwischen die Hände und küsste sie. Natila hielt sich an ihm fest, so als wollte sie niemals loslassen. „Lass uns etwas spazieren gehen meine Liebe!", sagte Haldir.
Sie standen auf und gingen zum See hinunter. Vor dem Wasserfall setzten sie sich ans Ufer und beobachteten die Sonne, die gerade unterging. „Sieh Haldir, man sieht schon die ersten Sterne. Die Sterne hier in Bruchtal sind einfach die schönsten, abgesehen natürlich von denen in Lothlórien!"
Haldir lächelte und strich Natila eine widerspenstige Locke aus dem Gesicht.
„Noch schöner als die Sterne von Bruchtal bist du, meine liebe Natila."
Sie strahlte ihren Ehemann an. Er beugte sich über sie. Sein langes blondes Haar streichelte ihren Körper. Natila sah tief in seine blauen Augen. „Weißt du wie sehr ich deine zarten Hände vermisst habe?"
Er strich mit seiner Hand sanft über ihre Wange. Natila nahm sie und küsste die Innenfläche. Langsam fuhr er mit seiner Hand tiefer und öffnete die Schnallen ihres Gewandes. Es dauerte nicht lange, dann war sie nackt, aber Natila fror nicht. Trotz des nahen Winters war es in Bruchtal immer noch mild.
Haldir streichelte sie liebevoll am ganzen Körper und küsste jede ihrer Narben. Es waren einige, die der Krieg der Dúnadan zugefügt hatte. Doch die Schlimmste war nun geheilt, da ihr Gemahl von den Hallen Mandos zurückkehrte. Natila mochte es so liebevoll berührt zu werden. Sie öffnete die Schnallen von Haldirs Gewand, das mit einer geschickten Handbewegung auf den Boden landete. Auch Haldir hatte Narben vom Krieg zurückbehalten, die Natila nun liebevoll streichelte. Es würde noch einige Zeit dauern, bis sie verschwinden würden.
„Du hättest niemals in den Krieg ziehen dürfen!" Tränen rannen aus ihren Augen. Doch Haldir küsste sie fort.
„Meine geliebte bereth. Du weißt genau wie ich, dass es sein musste. Der Krieg wurde gewonnen und das ist das Einzige was zählt, merk dir das!" Er küsste sie sanft und Natila vergaß was sie antworten wollte. Sie schloss die Augen und ließ einfach los und ließ sich treiben.
Sie liebten sich wie damals, vor einer Ewigkeit im Goldenen Wald auf ihrer Lichtung. Erst als der Mond schon in den Westen ging, kamen die beiden wieder in die Realität zurück. Sie lagen atemlos nebeneinander und hielten sich an den Händen
„Wir sollten wieder zurück ins Haus mein Lieber. Lothmeleth muss uns doch schon vermissen!"
„Nein mein Liebe, die schläft sicher tief und fest bei Tante Callendil!" „Als ob deine Tochter jemals schon tief und fest geschlafen hätte. Sie ist ein Elbenkind. Sie ruht vielleicht. Aber am liebsten ist sie doch nachts wach. Ich glaube das letzte Mal, dass sich unser Kind wie ein „Mensch" benommen hat, war als sie ein kleines Baby war. Da hatte sie sogar gelegentlich die Augen geschlossen!"
Haldir schaute Natila traurig an. „Ich wäre gerne bei dir gewesen, in der schweren Zeit. Immer habe ich versucht zu dir zu gelangen. Doch der Weg war mir versperrt. Ich spürte jeden Tag wie du leiden musstest und konnte dir doch nicht helfen. Ich hatte immer nur den Wunsch dich und unser Kind im Arm halten zu können…" Er verstummte, nahm sein Gewand und zog sich an. Natila sah ihn an.„Wir wollen nicht mehr über diese Zeit sprechen, bitte! Es tut weh. Ich möchte nur noch im Jetzt leben und soviel davon genießen, wie nur möglich", erklärte Natila.
„Da ist es wieder, das menschliche Verhalten. Ich verstehe euch nicht. Auch die schlechten Zeiten gehören zum Leben, sie lassen uns die Guten erst erkennen. Du solltest das Geschehene nicht verdrängen. Versuche stärker daraus hervorzukommen! Du BIST stärker daraus hervorgekommen." Er nahm ihre Hand und fuhr über ihre Narben am Handgelenk. Natila blickte zu Boden, riss sich dann los und nahm ihr Gewand und zog es währendes sie davon lief über. Sie zog es beim Fortlaufen an. Überhastet rannte sie zum Haus zurück. Haldir folgte ihr.
Er hatte sie schnell wieder eingeholt und nahm ihren Arm. Doch sie zog ihn weg: „Lass mich!"
„Natila, was ist nur los? Sprich mit mir und lauf nicht fort. Das mochte ich noch nie!"
„Lass mich! Ich möchte alleine sein."
Haldir ließ aber nicht locker: „Du sollst nicht davonlaufen, habe ich gesagt!"
„Ich kann nicht, bitte Haldir zwing mich nicht. Ich möchte nicht mit dir darüber reden. Noch nicht! Ich verspreche dir ich werde es erzählen aber nicht jetzt, nicht heute."
Haldir sah wie blass Natila geworden war. Sie zitterte am ganzen Leib.
„Verzeih Liebste", sagte er schnell und versuchte sie in den Arm zu nehmen. Sie ließ ihn gewähren. Er strich ihr über die Wange und küsste sie.
„Ich kann warten. Ich bin hier und werde dich nie wieder alleine lassen", sagte er völlig ruhig und sanft. „Verspricht du mir das?", fragte Natila mit zittriger Stimme „Ich werde es dir versprechen! Doch lass uns hineingehen, du frierst und unser Bett wartet auf uns." Natila versuchte zu lächeln und ließ sich bereitwillig ins Haus führen.
Als sie durch die Türe gingen kam ihnen Eirien mit Erhamir, der mal wieder nicht schlafen wollte, entgegen. „Kommt ihr endlich auch nach Hause?", fragte Eirien lächelnd. Doch sie bemerkte sofort, dass Natila geweint hatte.
„Alles in Ordnung?", fragte sie schnell. Natila sah zu Boden und Haldir erklärte: „Jetzt ist alles in Ordnung, danke Eirien. Natila benötigt nur Ruhe und Schlaf."
Haldir nahm Natila auf seine Arme und trug sie auf ihr Zimmer. Er legte sie auf das Bett und deckte sie zu. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte: „Schlaf nun niben Dúnedain nin. Ich werde mich neben dich setzen und über deinen Schlaf wachen." Er strich mit seiner Hand über ihr Haar. Natila sah ihn an und lächelte. „Du bist der wunderbarste Mann, den man nur haben kann! Mir ist kalt würdest du dich zu mir legen?" Haldir tat wie ihm befohlen, legte sich zu ihr ins Bett und nahm sie in den Arm. Natila küsste ihn und schmiegte sich fest an ihn und schloss die Augen.
…
Im großen Saal saß Eirien und legte gerade ihren Sohn auf einen weichen Teppich. Erhamir war damit beschäftigt seine Finger zu fangen und machte keinerlei Anstalten schlafen zu wollen. Eiriens Augen lagen tief. Das Bedürfnis zu schlafen wurde immer stärker. Sie setzte sich an einen Tisch der in der Nähe stand und legte ihren Kopf in die Arme. Sie wollte nur kurz die Augen schließen und schlief prompt tief und fest ein.
„Erhamir ist verschwunden!"
„Seit wann?", fragte Elladan beunruhigt „Wo hast du ihn das letzte Mal gesehen?"
In dem Moment kam auch Natila herbei geeilt und hinter ihr Haldir.
„Eirien, was ist los?", fragte Natila und sah sich um.
„Erhamir ist verschwunden!", antwortete ihr Callendil.
Natila wurde bleich. „Wir müssen uns aufteilen. Ich werde mit Eirien das Haus absuchen! Ihr Elben habt die besseren Augen, ihr sucht den Garten ab und es muss unbedingt jemand zum Wasserfall."
Sie wollte sich gerade in Bewegung setzten, als Elrohir hereinkam. Vor ihm tippelte die kleine Lothmeleth direkt zu ihrer Mutter. Auf Elrohirs Arm saß Erhamir. Allen fiel ein Stein vom Herzen, nur Eirien wurde wütend.
„Wie konntest du mir so einen Schreck einjagen! Ich habe mich fast zu Tode gefürchtet!" Sie ging auf ihren Gemahl zu und nahm ihm das Kind ab. Elrohir sah sie verständnislos an: „Du sahst völlig erschöpft aus und ich wollte dich nicht wecken, als du eingeschlafen warst. Ich nahm unseren Sohn und er durfte mit Lothmeleth spielen, sie wartete schon die halbe Nacht auf ihn."
Natila nahm ihre Tochter auf den Arm und ging zu Eirien. „Es ist unser Schicksal, wenn wir mit Elben leben wollen. Komm lass uns draußen etwas spazieren gehen."
Die Frauen ließen die Elben stehen und gingen in den Garten. Sie setzten sich auf ihre Lieblingsbank und Eirien gab Erhamir einen Kuss. Er sah wirklich glücklich und zufrieden aus. Er hatte nicht einmal Hunger. Sie setzte ihren Sohn vor sich auf den Boden. Lothmeleth ging sofort zu ihm und streichelte ihn. Die beiden waren ein schöner Anblick.
Eirien rieb sich das Gesicht. „Warum passiert nur immer mir so etwas?"
„Es ist dein Schicksal, wir müssen uns damit abfinden." Beide Frauen mussten lachen.
„Ich glaub du hast Recht, Natila. Es ist nicht leicht einen Elben zu lieben, aber man wird tausendfach dafür belohnt!"
Natila stimmte zu. „Wir müssen einfach ein Abkommen mit unseren Männern machen. Nachts ist das Kinderhüten Elbensache!", schlug sie vor.
So hatten die Frauen eine Abmachung, die es ihnen ermöglichte ihren Schlaf auch zu bekommen, schließlich waren es nicht nur die Kinder die sie mitunter wach hielten.
Eirien wurde auf einmal wieder ernst: „Sagst du mir, was heute Nacht vorgefallen ist, zwischen Haldir und dir? Hat er dich schlecht behandelt? Ist er nicht mehr der Alte?"
Auch Natila wurde nun wieder ernst. „Nein, er ist so wie er schon immer war. Er möchte wissen woher ich meine Narben habe! Ich möchte es ihm aber nicht sagen. Er würde sich die Schuld geben, dass weiß ich genau!"
Eirien sah auf Natilas Arme.
„Er wird mir nie glauben, dass es ein Unfall war, Eirien. Ich habe ja selber Zweifel daran."
Natila kamen die Bilder in ihr Gedächtnis, als sie sich mit Haldirs Schwert in das Handgelenk schnitt und überall das Blut war. Das Gefühl der Verzweiflung, das sie damals hatte, verließ sie niemals ganz. Hätte Aragorn sie nicht gerettet, wäre auch Lothmeleth niemals auf die Welt gekommen.
Natila musste weinen und Lothmeleth bemerkte sofort die Traurigkeit ihrer Mutter und nahm ihre Hand. Natila nahm sie auf ihren Schoß und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie drückte ihr Kind fest an sich. „Liebe Lothmeleth, deine Mutter wird niemals erlauben, dass dir Übles widerfahren wird!"
Eirien sah die beiden an. „Natila, mach dir doch keine Gedanken mehr darüber. Wenn du es ihm nicht sagen willst, auch gut. Lüg ihn an und sag; es war eine Schwertübung, wäre ja gar nicht so sehr gelogen!"
In diesem Moment rief Lothmeleth: „adar!"
Natila drehte sich um und sah wie Haldir aus der Tür kam. „Wie machen sie das nur?", fragte sie Eirien. „Es ist schon ein beeindruckendes Volk, wahrscheinlich lieben wir sie deshalb so!"
Sie beobachteten wie Haldir zu ihnen kam. Er lächelte schon von weitem. „Meine verehrten adanith, das Frühstück ist fertig, kommt ins Haus." Er nahm Lothmeleth die bereits ihre Arme ihm entgegenstreckte auf seinen Arm. Eirien hob Erhamir hoch und nahm ihm das Gras aus der Hand, das er gerade genüsslich in den Mund stecken wollte. Sie ging mit ihrem Sohn vor. Natila gab erst einmal ihrem Gemahl einen Kuss und folgten Eirien ins Haus, nachdem sich Natila bei Haldir eingehakt hatte.….
Der Winter kam und auch in Bruchtal wurde es kühler. Es hieß, die letzten Schiffe seien von den Grauen Anfurten losgesegelt und hatten die letzen Elben nach Valinor gebracht. Eirien hatte das Gefühl, dass Elrohir doch seinem Volke nachtrauerte. Es waren zwar Elben in Mittelerde geblieben, doch es waren hauptsächlich Galadhrim aus Lórien.
Eines Abends, als sie bereits zu Bett gegangen waren, fasste sie ihren ganzen Mut zusammen und fragte Elrohir: „Hast du es je bereut mich erwählt zu haben, anstatt in den Westen zugehen? Ich fühle tiefe Trauer in dir!"
Elrohir sah sie mit seinen sturmgrauen Augen an: „ Eirien meleth nin, ich würde dich nie missen wollen. Du weißt, dass ich dich niemals verlassen will. Ich habe den richtigen Weg gewählt. Ich vermisse nur meine Freunde und meinen Vater, aber deine Liebe belohnt mich dafür. Ich wäre niemals mit nach Valinor gesegelt, mach dir keine Gedanken niben adaneth."
Er gab ihr einen Kuss und blickte ihr tief in die Augen. Elrohir wusste genau, dass Eirien niemals seinem Blick widerstehen konnte. Sie lächelte und beugte sich über ihn und begann ihn langsam auszuziehen. In dieser Nacht konnte Elrohir wieder seiner bereth zeigen, wie groß seine Leidenschaft für sie war.
…..
In derselbe spazierte ein anderes Paar durch den nächtlichen Garten und betrachtete die Sterne. Sie gingen zum Wasserfall und setzten sich an den Rand des Sees.
Da saßen sie nun, zwei Elben, die eigentlich unterschiedlicher nicht sein konnten. Sie war blond, redselig, furchtbar neugierig, man sah ihre Abstammung sofort. Ihr Verhalten war zwar untypisch für eine Galadhrim, aber ihr ganzes Äußeres war absolut typisch. Callendil konnte auch nicht ihre Verwandtschaft zu Haldir, ihrem Bruder, verleugnen, die Ähnlichkeit war zu groß. Natürlich nicht so groß wie die Ähnlichkeit zwischen ihrem dunkelhaarigen Elladan, der wirklich ein Zwilling von Elrohir war und nur ein geschultes Auge konnte die Beiden unterscheiden.
Es hatte Jahrtausende gedauert bis Callendil und Elladan richtig zusammengefunden hatten. Doch seit es so weit war gab es kaum etwas, das die beiden trennen konnte.So saßen sie also am See und betrachteten die Sterne. Callendil lächelte und sagte schließlich zu ihrem Elladan: „Weißt du eigentlich, welch ein Tag heute ist?"
Elladan nahm ihre Hand. „Natürlich weiß ich es, liebe Callendil. Es ist schon eine Zeit lang her, doch ich kann mich genau erinnern, als wir genau an dieser Stelle saßen und uns liebten!" Er beugte sich zu ihr hinüber und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Sie erwiderte ihn und eng umschlungen lagen sie aufeinander.
Callendil ergriff die Initiative, stand auf und zog sich ihr Gewand aus. Elladan musste lachen. Er neigte seinen Kopf zur Seite und sah sie an: „Für eine Galadhrim siehst du eigentlich ziemlich gut aus!" Das war zu viel. Callendil ging ganz verführerisch auf Elladan zu und nahm seine Hand. Bereitwillig stand er auf und wollte gerade Callendil in die Arme schließen, als sie ihn mit Schwung in den See stieß. Völlig überrumpelt landete Elladan im Wasser. Callendil lachte herzhaft: „Nicht schlecht für eine ‚einfache Soldatin' nicht wahr mein Lieber?"
Er kam aus dem Wasser heraus, triefend nass. Noch ehe sie sich versah, nahm er sie über die Schulter und ging mit ihr ganz langsam ins Wasser. „Nein bitte nicht! Elladan, es ist doch kalt. Lass mich runter!"
„Wie du wünschst", sagte er und ließ sie fallen. Sie tauchte tief ins Wasser ein und kam erst hinter ihm wieder hoch.
„Du bist ein hinterlistiger peredhel!" Callendil wollte gerade ihn von hinten umstoßen als er sich umdrehte und ihre Hände festhielt. Dann drückte er ihr einen Kuss auf den Mund, den Callendil sofort erwiderte. Sie befreite ihre Hände und zog ihm seine nasse Robe aus. „Ich möchte nicht, dass du krank wirst!", sagte sie verschmitz lächelnd. Sie schwammen ins tiefere Wasser, dort wurden sie leidenschaftlicher.
Callendil flüsterte Elladan ins Ohr. „Ob wir diesmal auch erwischt werden?"
„Sicher nicht mehr von meinem Vater! Aber es wäre mir gleich!" Sie schwammen zum anderen Ufer und suchten sich einen schönen Platz.
Sie legten sich unter einen Baum und erkundeten einander. Sie kannten einander sehr genau und doch war es jedes Mal, wie das erste Mal.
„Ich liebe dich, Elladan, hervenn nin, für alle Zeiten!", hauchte Callendil ihrem Gemahl ins Ohr, während dieser mit Küssen sich an ihrem Körper hinab arbeitete.
„Das musst du auch meril, nin. Schließlich werde ich dich nie wieder hergeben. Mein Herz gehört dir!"
…
Haldir saß neben dem Bett und beobachtete wie Natila schlief. Lothmeleth ruhte ebenfalls im Zimmer nebenan. Haldir streichelte vorsichtig Natilas Haar, um sie nicht zu wecken. Sie drehte sich ein wenig und ihre Hände kamen unter der Decke hervor.
Haldir sah die Narben. Er ahnte wie sie dazu gekommen war. Es gab nur eine logische Erklärung. Das Verhalten von Natila ließ ebenfalls keinen anderen Schluss zu. Er würde sie nicht noch einmal darauf ansprechen. Aber er beschloss mit Aragorn darüber zu reden, denn das Einzige, das er bisher sicher wusste war, dass Aragorn sie gerettet hatte.
Haldir machte sich große Vorwürfe. Er war sich sicher, dass es seine Schuld war. Hätte er nur besser Acht gegeben, niemals hätte ein lausiger Uruk-Hai ihn treffen dürfen. Er hatte seine Frau im Stich gelassen obwohl er genau wusste, dass sie ein Kind erwartete. Wie sollte sie ganz alleine diese Zeit ertragen.
Dann noch der Tod ihres Bruders; eigentlich war es ein Wunder, dass Natila den Krieg überlebt hatte.
Haldir war dankbar dafür, doch er wusste, dass es nicht sein Verdienst war. Dieses Gefühl machte ihn wütend und traurig zugleich.
Er gab Natila einen Kuss und stand auf um frische Luft zu schnappen. Draußen auf dem Balkon holte erst einmal tief Luft und sah zum Wald.
Haldir fehlten die Mallorn – Bäume. Die Bäume in Bruchtal waren schön, doch würden sie niemals die Schönheit des Goldenen Waldes erreichen.Das erste Mal seit langer Zeit sehnte er sich nach seinem Lothlórien. Er würde Natila fragen, ob sie ihn dorthin begleitete!
Er erkannte tief im Wald hinter dem See zwei Personen. Er musste lächeln, er gönnte seiner Schwester ihren Frieden und ihr Glück. Sie hatte es mehr als verdient.
Hinter ihm hörte er wie Natila aufstand. Sie kam zu ihm und legte ihre Hand auf seine Schulter. Ohne sich umzudrehen sprach er: „Hab ich dich geweckt meine Liebe?"
„Nein, ich hatte nur einen schlechten Traum! Nicht Schlimmes." Sie rieb sich sie die Gänsehaut auf ihren Armen.
„Was siehst du denn da draußen so Interessantes?", fragte Natila um Haldir nicht die Möglichkeit zu geben nachzuhaken.
„Ich sehe nur zwei glückliche Elben mehr nicht", sagte er leise und drehte sich zu Natila um. „Komm, leg dich wieder ins Bett. Ich leg mich zu dir. Es ist kalt geworden".
Sie legten sich gemeinsam ins Bett und Natila kuschelte sich fest an Haldir. Sie wollte ihn spüren, sie atmete tief und sog seinen Duft in sich ein - wie sehr liebte sie seinen Geruch. Vom ersten Moment an, als sie ihn sah, war sie verloren. Seine Augen und den Duft der ihm anhing waren die ersten Dinge, die ihr an ihm sofort aufgefallen waren.
„Halt mich einfach nur fest. Ich möchte dich spüren", sagte sie zu Haldir, als sie dabei war ihm sein Gewand zu öffnen. Sofort spürte sie seine Wärme. Nun könnte sie sicher wieder zufrieden einschlafen. Wenn er sie schlafen gelassen hätte.…..
Am Morgen hatten sich alle im Speiseraum eingefunden. Gemeinsam saßen sie am Tisch und keiner sagte ein Wort. Nur Lothmeleth brabbelte vor sich hin und versuchte Erhamir zu füttern. Er strahlte sie jedoch nur an, schließlich wusste er nicht was man mit einem Löffel machen musste.
Haldir brach das Schweigen und fragte seine Schwester: „Nun was habt ihr heute vor, nachdem ihr ja bereits heute Nacht den Wald unsicher gemacht habt?"
Callendil sah ihren Bruder an. „Wir haben nichts Bestimmtes vor, mein Lieber. Warum? Möchtest du uns helfen?" „Nein, eigentlich dachte ich, ihr müsstet das in der Zwischenzeit selbst gelernt haben. Ich würde gerne einige Tage mit Natila alleine sein und mit ihr fortgehen!"
Natila sah Haldir erstaunt an. „Natürlich nur, wenn du möchtest meine Liebe!", fügte er hinzu.
Natila gab ihm einen Kuss. „Natürlich gerne, wo immer du hin möchtest, ich werde dir folgen!"
Eirien sah die beiden an. „Es wird uns ein Vergnügen sein auf eurer Kind zu achten. Wir können Lothmeleth und Erhamir sowieso nicht trennen. Also viel Vergnügen ihr beiden und macht nichts, das wir nicht auch machen würden!"
„Wann wollt ihr los?", fragte Elladan „Und wohin wollt ihr, wenn man fragen darf?"
Das machte auch Natila neugierig: „Ja, das würde mich auch interessieren?"
„Sagen wir einfach, es geht nach Süden."
Natila wurde blass, sie ahnte was er vorhatte. Aber sie schwieg, die anderen sollten sich keine Sorgen machen.
„Nun dann lass uns heute noch aufbrechen", sagte sie mit fester Stimme, damit keiner etwas von ihrer Panik, die in ihr herrschte, bemerkte. Sie stand auf und sah in die Runde. „Wenn ihr mich entschuldigt, ich muss noch packen."
Natila flüchtete aus der Halle und lehnte sich an die Wand neben dem Eingang. Sie verstand ihn nicht. Wie konnte er nur an diesen Ort zurück wollen. Sie hatte das dringende Bedürfnis davon zu laufen. Flucht war ihr einziger Gedanke.
Sie rannte nach draußen und ging Richtung Stallung. Ihr kamen zwei Elben entgegen, die in der Nähe der Stallung wohnten, doch sie beachtete sie gar nicht sondern lief weiter.
Im Stall angekommen ging sie zu ihrem Pferd. Sie streichelte die Stute und wollte gerade aufsteigen, als Haldir herein kam.
„Natila, was hast du vor?"
Sie sah ihn an und erkannte ihre Dummheit. „Ich weiß es wirklich nicht. Ich hatte das Gefühl ich müsse fort. Haldir ich ahne was du vorhast. Ich weiß nur nicht warum."
Sie ging zu ihm und hielt sich an ihm fest. „Ich habe Angst davor. Ich wollte nie wieder dort hin. Ich hab dort den schrecklichsten Moment meines Lebens erlebt!" „Deshalb gehen wir dort hin. Vertrau mir bereth nin" „Ich vertraue dir hervenn nin, du wirst wissen was zu tun ist."
Tbc.
