Disclaimer: Detective Conan und Umineko no Naku Koro ni gehören den jeweiligen Rechteinhabern. Ich leihe mir die Spielsteine nur kurz aus und verspreche, sie (halbwegs) unversehrt zurückzugeben.
Dies ist meine Forgery, die gleichermaßen dazu dient, mir selbst zu beweisen, dass ich das Mysterium um Rokkenjima in all seinen Facetten verstanden habe, aber genauso als Unterhaltung für Detective Conan Fans, die ohne Vorwissen an Umineko miträtseln möchten. Mir tut es zwar leid, dass ich nicht die Muße hatte, diese Geschichte zu übersetzen und damit einen großen Teil der Leserschaft hier ausschließe, aber dafür war die Geschichte schlichtweg zu groß.
Detective Conan: The Rokkenjima Mass Murder Case
Case Closed: When the Seagulls cry
Kapitel 1 - Die neunzehnte Spielfigur
Der Klingelton schnitt durch seinen Schlaf mit einer Leichtigkeit, die Shinichi fluchen ließ. Knurrig setzte er sich auf und schielte auf die Uhr. Es schlug nicht einmal 9. Wer auch immer vor seiner Tür stand, entweder wusste die Person nichts von seinen üblichen nächtlichen Paniklernattacken, oder es war Ran. Der ehemalige Hochschul-Detektiv und jetzige Studenten-Detektiv streckte sich mit einem ausgedehnten Gähner. Die Türklingel läutete erneut und zwang ihn in die Offensive. Doch erst auf halbem Wege zur Sprechanlage schaffte es sein Geist, seinen widerwillig voran schlurfenden Körper einzuholen.
Was mache ich da? Wenn das tatsächlich Ran ist, kann ich ihr doch nicht im Schlafanzug entgegen treten.
Sein Geist schaltete in den Selbstschutzmodus. Wenn er ihr ernsthaft erklären würde, dass er gerade erst aufgestanden ist, dann würde die Musterschülerin ihm gehörig was auf den Deckel geben. Als die Türklingel ein drittes Mal durch sein Elternhaus hallte, war er bereits am Hörer.
„Kudo hier", meldete er sich, wobei er seine schläfrigen Augen wach rieb.
„Hey Shinichi, stören wir?", ertönte tatsächlich Rans Stimme mit ansteckend guter Laune.
„Nein, überhaupt nicht. ich bin gleich da, ich muss nur noch schnell ... äh ... nun ... Ich räume noch schnell meinen Unikram weg und dann bin ich sofort da. Hab ein wenig Geduld!"
‚Wir'? Mehrere Personen? Was soll das denn ... und überhaupt, woher konnte sie annehmen, dass ich die morgendliche Vorlesung ausfallen lasse? Na auf die Deduktion bin ich gespannt.
Mit einem leichten Anflug von Panik krachte er in den Kleiderschrank und kam voll eingekleidet in einem blauen Anzug heraus. Wirklich viel Zeit zum Nachdenken darüber hatte er nicht, sein nächstes Ziel war das Badezimmer, wo er sich zwei Hände voll kaltes Wasser ins Gesicht schüttete, seine Frisur nach besten Möglichkeiten richtete und dann seufzend Richtung Tür spurtete. Als er sie öffnete, lehnte er sich entspannt in den Türrahmen und tat so, als wäre es das normalste in der Welt.
„Hi Ran, guten Morgen ...", sein Blick blieb an ihrer Begleitung hängen.
Im Gegensatz zu Ran trug das blonde Mädchen eine schmucklose grüne Schuluniform. Sie musste ein paar Jahre jünger als Ran sein. Nichtsdestotrotz grinste sie Shinichi breit an.
„Siehst du, ich habe dir gesagt, dass wir ihn wachklingeln werden", erklärte Ran ohne weiter auf ihn zu achten.
Shinichi lächelte weiterhin zurück, doch innerlich machte er sich bereits Notizen, dass er sich irgendwann rächen musste.
„Also was verschafft mir den unerwarteten Damenbesuch?"
In einem früheren Leben hätte er wahrscheinlich noch die Frage hinzugefügt, ob das Mädchen ein Fan sei, nur um sich an Rans Reaktion zu erfreuen. Doch mittlerweile wusste er, wo seine Grenzen waren.
„Ah ... Wir waren nur zufällig in der Gegend und da dachte ich mir, ich stelle dir meine Freundin Jessica hier vor. Können wir reinkommen?"
Bei Shinichi schrillten die Alarmglocken. Irgendetwas war seltsam. Auf derart förmliche Weise hatte sie ihm noch nie jemanden vorgestellt. Er wusste, dass er mit Sicherheit in eine Falle laufen würde ... nein, er war bereits in die Falle getappt, als er die Türklingel beantwortete. Er konnte sie kaum mehr zurückweisen, ohne sich selbst in Erklärungsnot zu bringen.
„Ja sicher!", erklärte er mit fröhlicher Miene. „Kann ich etwas anbieten? Kaffee zum Beispiel?"
Er wartete die Antwort nicht ab. Er selbst hatte ihn bitter nötig.
„Gerne", erwiderte Jessica und Ran nickte ebenfalls.
Einige Minuten später hatten sie sich in einem Studierzimmer eingerichtet und Shinichi gab sein bestes, seine unerwarteten Gäste mit hastig zusammengekratzten Snacks zu bewirten.
Am besten mache ich gleich von Anfang an klar, dass ich sie durchschaut habe, dachte er, während er sich zu ihnen setzte.
„Das sind ja wahnsinnig viele Bücher hier?", Jessica beäugte die Sammlung seines Vater mit großen Augen.
Shinichi seufzte. Das war stets das erste, was Besucher in seinem Haus bemerkten. Tatsächlich gab es kaum eine Wand, an die man kein Bücherregal gepresst hatte.
„Ja, ich muss zugeben, dass die Sammlung schon ziemlich beeindruckend ist", gluckste er. „Mein Vater hortet hier so ziemlich alle Kriminalromane, die es so gibt."
„Kriminalromane? Oh, da kenne ich aber ein paar Leute, die sehr begeistert über diese Wohnung wären. Du lebst hier also zusammen mit deinen Eltern, Kudo-san?"
„Nein, die leben in den Vereinigten Staaten", erklärte Ran für ihn. „Das erklärt auch den kümmerlichen Zustand seines Haushalts..."
„Hey!", beschwerte sich Shinichi halbherzig. „Also was kann ich eigentlich für euch tun. Ihr seid sicherlich nicht nur für die nette Gesellschaft und die Kekse hier."
„Sagen wir es mal so", Ran funkelte ihn mit diabolischem Lächeln an. „Wir hätten da einen verzwickten Fall und ich habe Jessica vorgeschlagen, dass du geradezu als Lösung geschaffen wurdest."
„Ich?", Shinichi schluckte.
Diese Wortwahl gefiel ihm nicht. Normalerweise löste er Fälle und war nicht selbst die Lösung. Er hatte nicht das Gefühl, dass es hier um sein detektivisches Gespür ging.
„Natürlich. Du bist jung, aus gutem Hause und schuldest mir noch was", fuhr sie vergnügt fort.
„Was soll das jetzt heißen?", für ihn klang das, als hätte man ihn gerade verschachert.
„Das, was ich gesagt habe. Und bevor wir mehr in die Details gehen, musst du versprechen, dass du mitmachst und dich nicht über uns lustig machst."
Shinichi hob entwaffnet die Hände:
„Ich würde mich doch nie über euch lustig machen ... was aber noch lange nicht heißt, dass auch alles mitmache."
„Also vielleicht ist es doch nicht so...", begann Jessica unsicher, doch wurde von Ran abgeschnitten, die unbekümmert fortfuhr.
„Oh, habe ich von nur einem Gefallen gesprochen? Nach all den hanebüchenen Geschichten, die du mir aufgetischt hast, solltest dich eigentlich auf Knien bei mir bedanken, dass ich dich leben gelassen habe ... Conan-kun."
Es war weniger das, was sie gesagt hatte, als die eiskalte Art, wie sie ihm dabei in die Augen schaute, die Shinichi Schweißperlen auf die Stirn trieb.
„Ah ... Alles klar. Ich stehe zu Diensten, Onee-chan", erwiderte er stotternd.
Jessica schaute derweil stirnrunzelnd zwischen den beiden hin und her. Klugerweise entschied sie, nicht weiter nachzuharken.
„Gut, genau die Einstellung wollte ich hören", gluckste Ran triumphierend.
Shinichi seufzte schicksalsergeben:
„Also wie kann ich helfen?"
„Am besten erzählst du, was du mir erzählt hast, Jessica", wandte sich nun Ran an ihre Freundin.
„Nun ja ... Also in zwei Wochen findet dieses große Familientreffen statt, bei dem auch ich erwartet werde. Ein ziemlich wichtiges Ereignis, da man sich übers Jahr verteilt kaum sieht. Und dort werde ich diesen Jungen wieder treffen, Kanon."
„Oh...", spätestens jetzt wusste Shinichi, dass es das garantiert kein Fall für ihn sein würde, doch mit Ran im Genick wagte er nicht, weiter zu protestieren.
„Ich kenne Kanon jedenfalls schon drei Jahre lang und ... ja, ich mag ihn sehr. So ist es nun einmal. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er meine Gefühle gerne erwidern würde, doch dafür müsste er einfach einmal über seinen Schatten springen."
„Noch mal zum Mitschreiben", warf Shinichi zerknirscht ein. „Es geht hier um ein Familientreffen, nicht?"
„Warum?", Jessica stutzte. „Oh, ach so. Nein, so ist es nicht. Er ist kein Ushiromiya. Er gehört zu den Bediensteten."
„Ushiromiya?", Shinichi vernahm zwar auch die Drohung einer Interklassenromanze, zwang sich aber, nicht darauf zu achten. „Der Name sagt mir irgendwas."
„Wahrscheinlich. Mein Großvater hat ein ziemlich einflussreiches Industrieimperium aufgebaut."
„Dein... dein Großvater ist also der Ushiromiya Kinzo? Der Industriegigant Ushiromiya Kinzo?"
Er erkannte zwar an ihrem Auftreten und ihrem gepflegten Aussehen, dass sie aus einer wohlhabenden Familie stammte, doch die Schuluniform verbarg an ihr Details, die ihm zu einem solchen Schluss hätten verhelfen können.
„So sieht's aus. Ich hoffe, das bereitet kein Problem", sie setzte ein entwaffnendes Lächeln auf.
„Natürlich nicht. Mich wundert nur, wie deine Eltern es aufnehmen, dass du es auf einen der Angestellten abgesehen hast", Shinichi fing sich zwar einen vernichtenden Blick von Ran ein, doch das konnte er sich einfach nicht verkneifen.
„Ah ha! Mit denen werde ich schon fertig. Mein Vater tut zwar streng, doch er ist niemand, der sich gerne in meine Angelegenheiten einmischt", sie klang sehr optimistisch. „Und was meine Mutter angeht, da werde ich mir schon was überlegen. Aber darum mache ich mir noch keinen Kopf. Erst einmal brauche ich nur Hilfe dabei, Kanon aus der Reserve zu locken."
„Und wo bitte schön kommt ein viel beschäftigter Detektiv ins Spiel?", fragte er hilflos zurück.
„Oh, ich brauche keinen Detektiv. Es reicht, wenn du mich als mein Freund begleitest, Kudo-San. Ein bisschen Schauspiel sollte ausreichen, damit Kanons harte Schale mal ein paar Risse bekommt."
„Ah", er rieb sich frustriert die Schläfen.
Shinichi hatte von Anfang an das richtige Gefühl gehabt. Rans unerwarteter Besuch, das Gedruckse ihrer Begleitung, die Erwähnung seines Doppellebens als Conan. All dies waren unübersehbare Hinweise, dass ihm hier Übles schwante. Er wusste es und doch entschied er sich, das Spiel mitzuspielen. Denn es half nichts. Widerstand war zwecklos. Ran hatte die Überhand. Um genau zu sein, hatte sie schon die Überhand, seit Shinichi sich drei Jahre zuvor gezwungen sah, die Karten auf den Tisch zu legen. Und auch wenn sie nach außen hin wie ein glückliches Paar wirkten, so erwies sich Ran als erstaunlich nachtragend. Wann immer sie von ihm irgendetwas erwartete, spielte sie die Conan-Karte aus und er musste gehorchen. Natürlich immer in der Hoffnung, dass er irgendwann die Schuld an ihrem ausgenutzten Vertrauen abgearbeitet haben würde.
„Und du bist wirklich damit einverstanden?", Shinichi wusste, dass er auf verlorenem Posten stand, doch er musste den letzten Strohhalm nutzen.
„Ehrlich gesagt war es meine Idee", kicherte Ran. „Jessica wirkte so ratlos wegen der Geschichte. Da dachte ich mir, man könnte die Sache mit einem etwas unerwartetem Aufbrechen."
„Ich bin mir sicher, das hat sich Lawrence auch gedacht, bevor er Julia ihren Tod vortäuschen ließ", raunte er.
„Bitte was?", Ran schien seinen abschweifenden Gedanken nicht folgen zu können.
„Ach nichts...", winkte er ab.
„Also wie schaut es aus?", harkte Jessica erneut nach.
Sehe ich aus, als hätte ich eine Wahl?
„Natürlich bin ich dabei", erklärte Shinichi mit falschem Grinsen. „Aber vorher müsst ihr mir erzählen, wie ihr euch eigentlich kennen gelernt habt. Ran scheint ja einen richtigen Narren an dir gefressen zu haben, Jessica-san."
„Also das ist eine witzige Geschichte", begann Ran zufrieden. „Du kennst doch diese neue Diskothek im Shibuya-Bezirk, die Sonokos Onkel gehört."
„Nein", bemerkte Shinichi knapp, was jedoch scheinbar keinen Effekt auf die Geschichte zu haben schien.
„Jedenfalls hat sie dort regelmäßig Auftritte mit ihrer Band."
„Ach das ist doch keine Band", winkte Jessica ab. „Das sind nur ein paar Leute, mit denen ich mich dort treffe."
„Du singst?", harkte Shinichi weiter nach.
„Klar. Aber in erster Linie spiele ich Gitarre, das so etwas wie ein Hobby."
„Sei nicht so bescheiden. Wenn du auftrittst, dann vibriert der ganze Saal!", lachte Ran, sodass auch Jessica kichern musste.
Shinichi lehnte sich zurück und begann sich so langsam an die Gesellschaft der beiden zu gewöhnen. Ein Trip zum Anwesen eines schwerreichen Clans? Na ja, es gab schlimmere Sachen, zu denen seine Ran ihn bereits gezwungen hatte. Der Detektiv überlegte angestrengt, was er bereits über Ushiromiya Kinzo aufgeschnappt hatte. Sein Clan und seine Firma war nach Ende des zweiten Weltkriegs völlig am Boden und er hatte sie praktisch im Alleingang wieder zum Ruhm geführt. Angeblich spielte ein Schatz eine tragende Rolle bei der Finanzierung seines Comebacks. Aber das war natürlich nur ein Gerücht. Heutzutage hielt sich der alte Mann jedoch aus der Öffentlichkeit heraus. Er soll sich auf einer einsamen Insel verschanzt haben. Shinichi überlegte, dass es vielleicht gar nicht so schlimm werden könnte. Vielleicht fand er dort das eine oder andere Rätsel, um sich zu beschäftigen.
