Grabrede

Titel: Blut der Versöhnung

Teil: 1/2-3 (mal sehen...)

Autor: Crow

Warnings: dark; shonen-ai/slash; songfic

Disclaimer: Keine der Figuren oder Rechte gehören mir, sondern J.K. Rowling. Das Copyright bleibt heile.

Das Lied heißt 'Grabrede' und gehört Subway to Sally. (es werden nur die ersten paar Strophen aufgeführt.)

Widmung: Ravens und meiner Betaleserin Ayanamireichan!! knuddel Danke!!

Ohne viel Vorreden: FF!! (fiel Fergnügen -)

Grabrede

Wenn unsere Schädel

einst in's Leere glotzten,

sieht man uns nicht an...

Es dämmert schon draußen.

Ein eisiger Wind weht durch das dürre Geäst der Bäume und nimmt das letzte verdorrte Laub mit sich fort. Hogwarts und seine Ländereien sind jetzt, Anfang Winter, ein Ort der Trostlosigkeit und des Todes.

Gedankenverloren schreite ich durch das Schlossportal und gehe langsam die Stufen hinunter. Erinnerungen rasen durch meinen Kopf und ich muss lächeln. Kinder trabten hier voller Vorfreude entlang und unterhielten sich plappernd mit Freunden über so viele belanglose Dinge, das ich mich manchmal fragte, wie aus ihnen einmal mächtige Zauberer und Hexen werden sollten. Ich schüttle leicht den Kopf und versuche diese Gedanken los zu werden, es schmerzt zu sehen, wie glücklich sie alle einmal waren.

Ja, ihr habt richtig gehört, waren.

Jetzt sind sie nur noch eine blasse Erinnerung, nur einer grauer Stein zeugt davon, das sie einmal existierten.

Mit schwerem Herzen setzt ich meinen Weg fort, vorbei an all den Gräbern, die die gesamten Ländereien, am See vorbei bis hin zum verbotenen Wald, in ordentlichen Reihen säumen. So viele tausend Gräber, für so viele tausende und abertausende Hexen und Zauberer, magische Geschöpfe und dunkle Schattenwesen, die alle starben.

Stolze Männer und Frauen, Mütter und Väter, wissende Greise und unerfahrene Kinder, alle vereint unter zwei Flaggen, um bei der letzten großen Schlacht qualvoll zugrunde zu gehen.

Feinde, die wenn die Zeiten anders gewesen wären, vielleicht hätten Freundschaft schließen können. Doch die Zeiten sind und waren nun einmal so wie sie sind und waren. Heute kann niemand mehr etwas davon ändern, niemand...

...wer Sieger, wer Verlierer war,

wer armer oder reicher Mann...

Mein Weg führt mich immer weiter hinaus zu einem großen Hügel hin.

Auch hier stehen etliche Gräber, doch mich fasziniert eine der Reihen ganz besonders. Sie zeigt mir immer wieder wie sinnlos das Ganze doch war, wie leichtfertig eine Handvoll Menschen über das Leben so vieler entscheiden konnten.

Wenn die Situation nicht so verdammt ernst wäre, hätte ich über diese Ironie wahrscheinlich sogar lachen können.

Hier ist das Grab von Harry James Potter, dem Jungen, der den 'Avada Kedavra'-Fluch überlebte, der elf Jahre seines Lebens in einem dunklem Schrank verbrachte, der die letzte Hoffnung der Zauberwelt war und es immer wieder schaffte sich den Klauen seines Erzfeindes zu

entziehen.

Zu seiner rechten befindet das Grab von Tom Vorlost Riddle, alias Lord Voldemort, dem stärksten Feind des Jungen-der-lebte.

Wie lange hatten die zwei sich schon in der Wolle gehabt?

Achtzehn Jahre?

Neunzehn?

Wenn man es genau nimmt, waren neunzehn Jahre, fünf Monate, zwölf Tage und ein paar Stunden, die ihre Feindschaft gedauert hatte, bevor sie zum Alles entscheidenen Duell ansetzten.

Ein Duell, bei dem beide Kontrahenten Tränen in den Augen standen. Tränen der Verzweiflung, Tränen der Trauer und Tränen der Erleichterung, das es endlich, nach so langer Zeit ein Ende finden sollte...

Auf Harrys anderer Seite liegt Draco Lucius Malfoy, seines Zeichens Potters erbittertster Rivale (...nach dem dunklen Lord, versteht sich). Niemand hat es je geschafft den Schwarzhaarigen derart auf die Palme zu bringen, wie Draco es gekonnt hatte. Niemand konnte in ihm diese Lust auf einen Streit auslösen, selbst Voldemort nicht. Der Lord entfachte in dem Gryffindor nur Hass und Verachtung, doch mit dem Blonden konnte Harry sich mit einer Leidenschaft streiten, das es schon fast beängstigend war.

Wieder muss ich schmunzeln und zugleich versetzt es meinem Herzen einen Stich, wenn ich an ihre ständigen Fauchereien zurück denke. Jeder, aber wirklich ausnahmslos jeder, hat es gesehen, diese knisternde Spannung, die zwischen den Beiden entstand wann immer sie sich begegneten. Es war das prickelnde Verlangen, das in ihnen hochstieg, die unterdrückte Zuneigung füreinander.

Ja, Harry Potter und Draco Malfoy waren ineinander verliebt gewesen! Eigentlich eine schöne Sache, wenn diese dumme Kleinigkeit mit ihrem verdammten Stolz nicht gewesen wäre. Acht lange Jahre hat es gedauert bis sie es sich endlich gestanden haben, am letzten Abend vor der Schlacht. Aber selbst das auch nur, weil es mir reichte, ich sie in eine enge Besenkammer einschloss und damit drohte sie nie wieder rauszulassen.

Eine Nacht, eine einzige Nacht war ihnen vergönnt gewesen. Ich hoffe nur, sie haben sie genutzt. Ein Grinsen legt sich auf mein Gesicht. Ja, sie haben sie genutzt! Ich hatte das Privileg das Zimmer neben ihnen zu bewohnen, Schlaf fand ich allerdings erst, nachdem ich ihren Raum mit einem Schalldicht-Zauber belegte, um das gedämpfte Stöhnen und die heiseren Schreie zum Verstummen zu bringen. Nur eine Nacht, eine einzige Nacht des Glücks. Traurig lasse ich den Kopf hängen und hoffe, das sie wenigstens jetzt, wo auch immer sie sind glücklich werden können.

Wenn ich ehrlich bin glaube ich nicht daran, nicht wirklich.

Was wir dann sind, ist ungewiss,

wahrscheinlich bleibt nur Finsternis...

Ich lasse meinen Blick weiter streifen und wieder schleicht sich ein belustigtes Funkeln in meine Augen zu Voldemorts rechten liegt Dumbledore, Schuleiter von Hogwarts, Beschützer der Armen und Unschuldigen, viertmächtigster Zauberer unserer Zeit und der zweitgerissenste Manipulator, den ich kenne...kannte. Ich hatte ihn schon immer bewundert, wie er es schaffte mit drei oder vier nichtsagenden Sätzen jemanden dazu zu bringen genau das zu tun was er wollte. Wenn ich so darüber nachdenke ist er eigentlich an vielem Schuld. Daran, das aus Tom der dunkle Lord geworden ist, daran das ich und die Marauders (Potter, Lupin, etc.) verfeindet sind/waren und vor allen Dingen daran, das Draco und Harry ihrem gottverfluchtem Stolz folgten, anstatt sich zueinander zu bekennen.

Die Sache mit Tom... er war doch verdammt noch mal sein Lehrer und auch Vertrauter gewesen, er hätte den Jungen aus dem Waisenhaus holen können und ihn zu einer Marionette machen können, so wie er es mit so vielen gemacht hat, ja ich muss gestehen, so wie er es auch mit mir gemacht hatte. Dann müsste ich jetzt nicht hier stehen, umgeben von Gräbern, die ich teilweise mit blanken Händen ausgehoben habe.... umgeben von Grabsteinen, derer, die ich kannte... für die ich so etwas wie Freundschaft empfunden habe!

Erschöpft lasse ich mich auf die Knie sinken, ignoriere das Zerren des Windes an meinem schwarzen Umhang oder die schneidende Kälte, die sich langsam durch meinen Körper bis hin zu meinem Herzen frisst.

...befrag den Teufel,

frage deinen Gott...

An wen kann ich mich jetzt noch wenden?

An Gott?

Pah, ich glaube nicht an Götter, dazu lebe ich schon viel zu lange. Bisher haben sie mir noch nie geholfen oder mir Antwort gegeben, wenn unzählige Fragen meine Seele quälten.

An den Teufel?

Hah! Der starb, so wie es alle taten, in der letzten Schlacht. In der Schlacht, in der noch immer nicht klar ist, wer gewonnen hat. Von beiden Seiten ist nicht mehr viel übrig.

Überhaupt ist von der Zauberwelt nicht mehr viel vorhanden. Unsere Städte sind zerstört, Beauxbatons und Durmstrang liegen in Schutt und Asche, und selbst Hogwarts ist nur noch ein Schatten seiner selbst, St. Mungos, sämtliche Zauberkrankenhäuser und die Ministerien der ganzen Welt sind nur noch Ruinen.

Überall hat es Kämpfe gegeben. Die Friedhöfe sind überfüllt und die handvoll Tausend, die vom Magiergeschlecht übrig sind, verängstigt und in alle Welt verstreut.

Doch hier tobte der Kampf am schlimmsten, hier, genau vor den Toren von Hogwarts. Überall war Blut, überall erfüllten Flüche die Luft und ein warmer Septemberwind verteilte den Geruch von Unheil und verbranntem Fleisch überall auf dem ganzen Gelände. Wir dachten alle, es kann nicht noch schlimmer kommen... für mich kam es noch schlimmer. In der Schlacht vor Hogwarts Toren bin ich der einzige Überlebende, der einzige....

Mein Gesicht ist schmerzverzogen, als ich wieder aufstehe. Nach dem Kampf war ich mehr tot als lebendig, wo ich war fiel ich einfach um und kam erst Stunden, oder vielleicht sogar erst Tage, später wieder zu mir. Verwesendes Fleisch, Aasfresser und Tod ist das einzige, was mir in Erinnerung blieb. Ich habe sie alle begraben, jeden Einzelnen... jeden Einzelnen, ob Freund oder Feind, das war mir egal! Sie hatten alle mehr oder weniger so etwas wie Würde gehabt und das konnte selbst ich nicht außer acht lassen... so viele Grabsteine.... so viele Gräber.... so viele leblose Körper....

Seiner war nicht dabei, seine Leiche habe ich nicht gefunden und doch setzte ich ihm einen Grabstein.... unter der peitschenden Weide, die nicht mehr um sich schlägt.... selbst sie ist gebrochen und nicht viel mehr als alle anderen Trauerweiden auch, ein starrer, regloser Baum.

Vielleicht werde ich die Weide vermissen... ihre kämpferischen Bewegungen, wenn ich ihr zu nahe kam, die mich immer wieder an seinen Scherz erinnerten.... heute erinnert mich der Baum nur immer wieder an seinen Grabstein und das ich seine Leiche nicht finden konnte.

Ich bin Realist, doch sehne ich mich danach mich der Illusion hingeben zu können, zu glauben, das er noch lebt und mich an diese Hoffnung zu klammern, wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm... doch ich weiß, es ist sehr viel wahrscheinlicher, das ein Fluch ihn auflöste, ich habe schon mehrmals darüber gelesen und bin mir sicher das es so ist.

"Hey", flüstere ich und knie' vor seinem Grab nieder. "Wie geht's dir?", frage ich ihn und weiß, das er mir nicht antworten kann. Es stimmt mich traurig, wenn ich daran denke, das wir uns nie wieder streiten können....

....niemanden mehr, den ich als 'Köter' bezeichnen kann...

...nie wieder jemand, der mich als 'alte Fledermaus' beschimpft....

Schon seltsam, das ich ausgerechnet ihn, von all den liebenswerten Trotteln aus dem Orden oder Schule, am meisten vermissen werde.

Lächelnd lege ich die Blumen, die ich ihm jedes mal mitbringe, auf den dunklen Stein und fahre zärtlich über den Schriftzug. Stumme Tränen laufen mir über die Wangen, ich schäme mich ihrer nicht mehr, so wie ich es früher tat.

"Hah", mache ich und kann kaum etwas sehen, "der einzige, der immer über meine Tränen gelacht hat ist Tod! Und ausgerechnet um den weine ich... was eine Ironie!"

Langsam stehe ich auf und klopfe den Schmutz von meinem Umhang. "Wir sehen uns...", rufe ich dem Grab zu und drehe mich weg. Der Wind zupft schon wieder an mir und trägt ein paar der salzigen Tropfen mit sich fort, ein geflüstertes Wort kommt mir über die Lippen, bevor ich wieder zum Schloss zurück gehe und versuche von dem Gebäude zu retten, was noch übrig ist, "...Geliebter!"