Jahrelang hatte er an dieser Perfektion, die er nun in seinen Händen hielt, gearbeitet. Hatte sein privates Leben vernachlässigt.
Doch als er jetzt auf die lilafarbene Flüssigkeit in den Phiolen blickte, wollte er am liebsten vor Stolz platzen.
Er hatte es geschafft, seine Arbeit hatte endlich erfolgreich Früchte getragen.
Vorsichtig nahm er die kleinen Glasbehälter und platzierte sie nebeneinander in das weiche Schaumstoffnest des Koffers.
Eine Unruhe beschlich ihn. Er hatte es bereits geahnt, noch bevor die Soldaten sein Labor mit erhobenen Waffen stürmten und ihn bedrohten.
Er hatte gewusst, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, bevor Umbrella beschloss diesen drastischen und doch für sie so einfach Schritt zu tun.
In diesem Moment war er froh, alleine im Laboratorium zu sein. Er wollte niemandem mit hineinziehen, am wenigsten seine Annette.
Fest umklammerte er den Griff seiner Pistole, drehte sich jedoch erst um, als die Soldaten ihn aufforderten, das G-Virus auszuhändigen.
Doch er hatte nicht vor diesen Forderungen nachzugeben. Es war seine Entwicklung, seine Erfindung, sein Leben.
Nein, so leicht würde er es Umbrella sicherlich nicht machen.
„Ich gebe mein Lebenswerk nicht her.", sprach er fest und entschlossen. Sie wussten ja gar nicht, wie viel ihm dieses Werk bedeutete. Wie viel Schweiß und Arbeit er hineingesteckt hatte und wie viele Niederlagen er bereits erlebt hatte, als die Forschung nicht weiter zugingen schien.
Der Lauf seiner Waffe war auf den Kopf des am nächsten Stehenden gerichtet, als er den Koffer nahm und langsam nach hinten schritt. Wenn sie drohend konnten, dann konnte er es erst recht.
Seine Aufmerksamkeit wurde prompt unterbrochen, als er mit dem Ellenbogen einen Behälter vom Arbeitstisch stieß und dieser klirrend zu Boden fiel.
Die Soldaten zögerten keine Sekunde und nutzen die Unaufmerksamkeit seinerseits.
Maschinengewehre ratterten los, gaben ganze Salven von sich, die durch das ganze Labor flogen.
Erst wusste er gar nicht wie ihm geschah, als er den Koffer fallen ließ und nach hinten taumelte, bevor er gänzlich zu Boden sank.
Blut tränkte nun seinen weißen Laborkittel und er hatte seine Waffe fallen lassen, die nun außer Reichweite lag.
Weder nahm er die Soldaten wahr, die mit erhobenen Waffen auf ihn zu schritten und hastig den Koffer mit den Proben aufhoben, noch die Worte, die sie sprachen.
Er war wie betäubt, spürte nicht einmal den Schmerz der Schusswunden, aus denen immer noch das Blut sickerte. Umbrella´s Söldner waren bereits wieder verschwunden, ließen ihn einfach zurück um jämmerlich zu krepieren.
Es war genau der Moment, in dem seine Frau das Labor betrat und hastig zu ihm stolperte, als er die kleine, lilafarbene Phiole entdeckte, die kaum wenige Meter von ihm entfernt auf dem Boden lag.
Annette sprach irgendwas über Wundversorgung und er solle sich nicht bewegen, doch er wusste, dass es keine Chance mehr für ihn gab. Außer eine.
Er ließ sich mit letzter Kraft nach vorne sinken und griff nach der kleinen Flasche. Die andere Hand ließ er in die Kitteltasche gleiten und zog eine Injiziervorrichtung heraus.
Er hatte sich geschworen diesen Tag niemals zuzulassen, doch er hatte versagt. Und nun hatte er die Konsequenzen zu tragen.
Ich bin William Birkin. Das ist mein Lebenswerk. Und niemand wird es mir wegnehmen.
Mit diesem Gedanken schloss er die Augen, zögerte eine letzte Sekunde, bevor er die Nadel durch seine Haut stach und das Mittel in seinen Körper injizierte.
