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Amnesie I
Er schlug mühsam seine Augen auf, dabei wurde der stechende und pochende Schmerz in seinem Kopf um einen spürbaren Grad schlimmer.
Die Helligkeit des Raumes machte sein Leiden auch nicht einfacher. Eine braune Haarmähne war das Erste was er wahrnahm. Er seufzte unhörbar auf: Sie war da, beruhigt schloss er seine Augen wieder und versank wie zuvor in einer Ohnmacht voller verwirrender Bilder.
Als er das nächste Mal seine Augen öffnete, hatte er Mühe den Blick klar zu bekommen. Dass das Scharfstellen so anstrengend sein konnte! Das war früher viel einfacher gewesen, da war er sich sicher. Vielleicht lag es aber auch an dem Dämmerlicht, das ihn umgab.
Als es ihm endlich gelang, war er auch nicht viel weiter, denn er fragte sich jetzt, wo er hier war und vor allem wie er hierher gelangen konnte, wo immer er auch sein mochte.
Klar war, dass er in einem Bett lag und das nicht in seinem eigenen. Die Wände ringsumher waren eher steril und ohne Schmuck, was auf ein Krankenhaus hindeutete. Gut, das passte zu seinen Schmerzen. Vielleicht war er von einem schlimmen Todessertreffen verletzt zurückgekommen. Ach, nein, die Zeiten waren ja gottlob vorbei.
Er versuchte ganz, ganz vorsichtig seinen Kopf um einige Zentimeter zu drehen, damit er das ganze Zimmer überblicken konnte. Überraschenderweise gelang es, ohne das er das Gefühl hatte, sein Kopf würde explodieren.
Rechts stand ein Stuhl und wenn er seinen Sinnen trauen konnte, saß dort eine junge Frau und schien zu schlafen.
Er gönnte sich auch eine kleine Atempause und schloss die brennenden Lider kurz.
Als er sie wieder öffnete, war es tatsächlich leichter die Person dort an seinem Bett kritisch zu mustern. Sie hatte braunes Haar, das lockig und etwas wild bis zur Mitte ihres Rückens reichte. Soviel wie er erkennen konnte, war sie schlank, mittelgroß und - so schoss es ihm tatsächlich durch den von Kopfschmerzen vernebelten Sinn, gar nicht unattraktiv.
In ihrem Schoß lag ein sehr dickes, aufgeschlagenes Buch, ihre rechte Hand, deren Ringfinger einen ungewöhnlichen gold-silbernen Reif umschloss, hielt es aufgeschlagen. Irgendetwas an dieser Person kam ihm bekannt – nein, eher vertraut vor.
Wieder schloss er seine Augen, wo hatte er diese Frau schon mal gesehen?
Eine Kollegin – nein, zu jung.
Aus der Schule? Vielleicht.
Severus ging seine letzten Jahrgänge durch: Braunes wildes Haar, Bücher? Dann wusste er es plötzlich: „Miss Granger?!" krächzte er erstaunt. Was tat diese ewige Alleswisserin, Kriegsheldin und beste Potter-Freundin hier bei ihm?
Die junge Frau schreckte aus dem Schlaf auf, blinzelte mehrmals etwas orientierungslos, dann blickte sie aber mit einem besorgten Ausdruck auf den Mann neben sich. „Du bist wach?"
Erleichterung machte sich in ihrem Gesicht und in ihrer Stimme breit. „Wie fühlst Du Dich?" Dabei beugte sie sich ziemlich nah zu ihm herunter, er konnte schon ihren Duft – irgendetwas leicht blumiges – wahrnehmen. Sehr angenehm.
„Danke der Nachfrage, Miss Granger, aber was tun sie hier?" Verwirrt und abschätzend betrachtete er seine ehemalige Schülerin.
Jetzt fiel im auch auf, dass sie ihn duzte. Sein Gehirn hatte auch schon mal schneller gearbeitet. Unglaublich!
„Und wie kommen Sie dazu in einem solch unverschämt, vertrauten Tonfall mit mir zu sprechen?" Abwehr und Distanziertheit sprachen aus seinen Worten und ließen die Frau etwas zurückschrecken.
„Wie sollte ich denn sonst mit Dir sprechen?" wollte sie nun wissen und ihr Tonfall verrieten Sorge und Ratlosigkeit anstatt der üblichen Verängstigung und Verschrecktheit, die er im Allgemeinen von seinen Schülern gewohnt war.
„Vielleicht wie es sich für eine ehemalige Schülerin gehört, würde ich vorschlagen" seine Stimme noch eine Spur kälter und leiser und hatte den abfälligen Beigeschmack, den er seinen Erstklässlern gerne zuteil kommen ließ.
„Ehemalige Schülerin?" wiederholte sie allarmiert.
„Sehr richtig oder sind Sie das nicht?" Ja, jetzt war Angst in ihrem Blick zu sehen, er konnte es doch noch. Gut, wenigstens etwas! Erleichtert lehnte er sich wieder in seine Kissen, sein Kopf nahm ihm den kleinen Dissens mit Miss Perfekt doch ein wenig übel.
Vielleicht machte sie hier ein Praktikum, überlegte er. Aber wollte sie nicht Zauberkunst und so weiter, und so weiter, und so weiter, studieren?
Ach, egal, nur raus mit ihr. Schon zu ihrer Schulzeit war sie unerträglich nervend gewesen, das brauchte er im Moment nun wirklich nicht.
Wobei sie sich echt weiterentwickelt hatte, wie er zu seinem eigenen Ärger feststellte. Miss Hasenzahn war zu einer sehr attraktiven jungen Frau herangewachsen. Was doch so ein paar Monate – er schätzte ca. 20 – ausmachen konnten.
Ohne seine Augen zu öffnen teilte er ihr schroff mit „Sie können jetzt ruhig gehen, Miss Granger und tun, was auch immer Sie so tun mögen." Mit einer scheuchenden Handbewegung wies er ihr die Tür.
Hermine Granger schaute entsetzt auf den blassen Mann im Bett. „Was, … wie?" stammelte sie.
Dann drückte sie ihren Rücken durch und verkündete fest: „Ich rufe besser einen Heiler!" Daraufhin hörte er eine Türe auf und wieder zu schlagen und er gab sich ein weiteres Mal der warmen, friedlichen Dunkelheit hin.
Dieses Mal waren es Stimmen die ihn weckten. Eine eindringliche Frauenstimme redete aufgeregt auf einen Mann ein. Dieser schien sehr interessiert an ihren Äußerungen und fragte angelegentlich nach weiteren Details.
Als sein Name fiel, wurde er sich bewusst, dass es wohl um ihn ging und er öffnete schnell die Augen. Ein Fehler, denn immer noch hatte ihn dieser unerträglich pochende Schmerz in seinem Kopf fest im Griff. Und sein Blick war leider immer noch leicht verschwommen. Ein Stöhnen entwich seinem Mund und ließ die beiden Besucher verstummen.
„Professor?" sprach ihn die Männerstimme an. „Hören Sie mich?"
„Natürlich höre ich Sie!" zischte er mühsam zwischen den Zähnen hindurch, nur nicht bewegen war die Devise. „Ich bin doch nicht taub!"
„Sehr schön!" der Mann machte anscheinend ein paar Notizen, denn Severus meinte das kratzende Geräusch einer Feder zu hören.
„Wissen Sie auch, wo Sie sind?" wollte er jetzt wissen.
„So wie es hier aussieht, und vor allem riecht, würde ich sagen in einem Krankenhaus", antwortete Severus angewidert „und da Miss Superschlau einen Heiler holen wollte, nehme ich doch stark an, dass es sich um das St. Mungo handelt!" er war wirklich ein begnadeter Analytiker.
„Sehr richtig", der Heiler schien ebenfalls sehr froh über die intellektuellen Fähigkeiten seines Patienten zu sein.
„Dann wissen Sie natürlich auch, wer sie sind und warum sie hier sind?" Etwa Lauerndes sprach aus seinem Tonfall, daher machte Severus sich die Mühe und schlug die Augen heldenhaft auf, um ihn mit einem vernichtenden Ausdruck nieder zu starren.
„Natürlich weiß ich wer ich bin und behandeln Sie mich nicht wie ein Kleinkind.", er hatte die Worte dem Heiler in bester Snapschen Manier vor die Füße geworfen. Das schien Miss Granger – der anderen Person im Raum - gut zu gefallen, denn ihr besorgter Blick hellte sich ein wenig auf.
„Es war nicht meine Absicht Sie zu beleidigen Professor, ich versuche nur herauszufinden wie es um Sie steht.", entschuldigte sich der Heiler gutmütig. Allerdings ließ er nicht locker: „Und, wissen Sie, warum Sie hier sind?"
Als er den gefürchteten Todesserblick des Tränkemeisters sah, setzte er allerdings schnell hinzu: „Wir fragen dies, weil wir befürchten, dass sie unter Gedächtnislücken leiden könnten."
Severus schloss abermals die Augen. Verdammt, der Mensch hatte recht, er wusste zwar wer er war, aber nicht, warum er hier war. Außerdem brachten ihn diese Kopfschmerzen um den Verstand. „Ich weiß, dass ich Severus Snape bin, Professor für Zaubertränke in Hogwarts. Ich weiß bestimmt, dass mein Kopf fürchterlich schmerzt, ich Schwierigkeiten mit dem Sehen habe und dass sie mir unerträglich auf die Nerven gehen mit ihren Fragen und sie Miss Granger", dabei schenkte er ihr einen kurzen vernichtenden Blick durch seine halbgeschlossene Lider, „durch ihre bloße Anwesenheit!"
Es tat wirklich extrem gut jemanden für das Hämmern in seinem Schädel bezahlen zu lassen.
Es schien zu wirken, denn Miss Granger schaute etwas geschockt.
„Allerdings weiß ich leider nicht, wie ich hierher gekommen bin, und auch nicht wieso.", gab er dann aber resigniert und leise zu.
Der Heiler und Miss Granger wechselten einen wissenden Blick. Dann nickte Miss Granger ihm ermunternd zu.
„Nun", erklärte der Heiler seufzend, „es gab einen schweren Zaubertrankunfall in unserer Forschungsabteilung und da wir sie als Experten hinzugezogen hatten, sind auch Sie in Mitleidenschaft gezogen worden."
Aha, er war also Opfer irgendeines Unfalles, immerhin besser als in irgendwelche Todesserspielchen geraten zu sein, denn hier konnte man wenigstens irgendeinen Idioten zur Rechenschaft ziehen – wenn er nicht selbst für das Missgeschick verantwortlich gewesen war.
Das galt es nun herauszufinden.
„Worum ging es bei diesem Vorhaben?"
„Eigentlich ist das streng geheim", sein Gegenüber zögerte etwas, daher übernahm Miss Granger die weiteren Erklärungen.
„Es handelt sich um Experimente rund um den Cardioamoris."
Severus zog fragend die linke Augenbraue hinauf. Von einem solchen Trank hatte er noch nichts gehört – glaubte er jedenfalls.
„Er ist ein vergessener Trank aus dem Mittelalter", erklärte Miss Granger weiter. „Er gibt uns vielleicht den Schlüssel zum Durchbruch bei einigen hoffnungslosen Fällen. Z.B. könnte ich mir vorstellen, dass er eine Besserung, oder vielleicht sogar eine Heilung bei schweren Fluchschäden und Verwirrtheitszuständen ermöglicht. Es ist ein sehr interessanter und lohnender Trank.", Miss Granger machte eine kleine Pause, ihre Augen hatten angefangen zu leuchten. Wirklich sehr hübsch.
„Hat wohl nicht funktioniert", kommentierte Severus lakonisch.
„Nein", das Leuchten erlosch augenblicklich, sie nickte traurig mit dem Kopf, „irgendetwas muss schief gelaufen sein, denn die theoretischen Abhandlungen waren sehr viel versprechend."
„Und was haben Sie mit dem Ganzen zu tun, wenn ich fragen darf?"
„Ich? Also ich habe den Trank vor einiger Zeit bei meinen Recherchen wiederentdeckt, ein wenig weiterentwickelt und meine Meisterarbeit darüber geschrieben. Ich hatte gehofft, dass Du Dich an den Trank erinnern könntest." Die Wärme ihres Blickes hatte etwas schmerzhaftes, als er den Professor traf.
„Gibt es noch weitere Verletzte?" wollte Severus wissen und versuchte Miss Grangers wiederholt unpassende Ansprache zu verdrängen, er musste mehr Informationen haben.
„Nein", an der Art ihrer Verneinung konnte man erkennen, dass dies keine gute Nachricht war, „leider gab es zwei Todesopfer zu beklagen. Heiler Brenham und Heilerin Smithers konnten sie nicht mehr retten."
Eine bedrückende Stille legte sich auf das Krankenzimmer.
Miss Granger seufzte traurig. „Der Trank ist hoffnungsvoll, aber auch ziemlich gefährlich. Gerade in seiner Vollendungsphase liegen einige Gefahrenpotentiale. Die Heiler Brenham und Smithers hatten eine Theorie um diese Gefahren zu minimieren."
„Heiler Brenham und Heilerin Smithers?" fragte Severus leise in die Stille hinein, „ich kenne die beiden, sie sind für experimentelle Heiltränkekunst bekannt."
„Ja, das ist richtig", stimmte der Heiler zu, „sie haben unserem Haus in den vergangenen Jahren viel Ehre gebracht und viele Menschen mit ihrer Kunst Heilung geschenkt." Wieder kratzte eine Feder über Pergament.
Severus nahm am Rande eine Flotte-Schreibe-Feder wahr.
„Mein Name ist übrigens Heiler Clement" stellte sich der Mann mit den grau-blauen Augen jetzt vor.
„Clement?" überlegte Severus. „Ich habe eine Schülerin Ann Clement. Sie ist in Huffelpuff. Gerade im Sommer zu uns gekommen. Hat sie etwas mit ihnen zu tun?"
„Ja, das ist meine jüngste Tochter", der Vaterstolz sprach aus dem Heiler. Dann schaute er allerdings Hermine Granger seltsam an und ergänzte „aber sie ist jetzt schon in der 5. Klassenstufe."
Severus war überrascht: „Das kann nicht sein, so begabt ist sie nicht."
„Wie bitte?" Heiler Clement schien etwas pikiert.
„Weißt Du, welches Jahr wir schreiben, Severus?" sprang Miss Granger jetzt ein, bevor es hier zu einem Streit kam. Allerdings war dies zur Deeskalation der Situation nicht sehr hilfreich, denn Severus konnte ihr diesen respektlosen Umgangston einfach nicht weiter durchgehen lassen.
„Ich würde es wirklich sehr begrüßen, wenn Sie es endlich unterlassen würden mich ohne meine Erlaubnis zu Duzen, sonst sehe ich mich leider gezwungen an Ihnen all meine reichhaltigen Todessererkenntnisse ausprobieren, Miss Granger!" was zuviel war, war zuviel.
Miss Grangers Augen wurden erst groß und dann ganz schmal. Aber bevor sie etwas entgegnen konnte, fiel ihr Clement ins Wort: „Tun Sie ihm den Gefallen!" bat er die junge Frau eindringlich, „sonst regt er sich zu sehr auf, das kann nicht gut sein!"
„Na, gut", gab Miss Granger nach einigem Überlegen zähneknirschend nach, „Obwohl es wirklich lächerlich ist!"
Sie atmete tief durch. „Also, welches Jahr schreiben wir jetzt, Professor?" sein Titel war provozierend übertrieben betont.
„Soviel wie ich weiß, Miss Granger", auch ihr Name hatte die gleiche übertriebene Betonung, „schreiben wir 2001, Winter um genau zu sein. Der 15. November. Jedenfalls" hier war er sich wegen seiner Auszeiten nicht ganz sicher, „bevor ich hier landete."
„Ich muss Sie leider korrigieren, Professor", immer noch hatte ihr Ton etwas Ärgerliches. „Wir schreiben 2005 und es ist Sommer." Mit einem Blick durchs Fenster zog sie die Stirn in Falten und ergänzte seufzend: "Jedenfalls nach dem Kalender."
Sie hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und schaute ihn funkelnd aus ihren haselnussbraunen Augen an. Sehr schöne Augen, schoss es Severus durch den Sinn.
Dann wanderte ihr Blick zum Heiler hin und sie murmelte betrübt. „Er hat mich komplett gelöscht!"
„Na, Misses Granger, das war doch auch nicht anders zu erwarten!" Clement schien nicht überrascht.
„Es ist trotzdem schlimm!" gab die junge Frau zu.
Heiler Clement tätschelte ihr etwas unbeholfen die Schulter, dann räusperte er sich vernehmlich und meinte seufzend „Ich habe Professor McGonnegall versprochen mich zu melden, wenn er wieder ansprechbar ist. Bin gleich zurück."
Als sich sie Türe hinter ihm geschlossen hatte, schaute Severus die junge Frau durchdringend an.
„So, sie sind also schon Zaubertrankmeisterin."
Hermine setzte sich etwas resigniert wirkend, in den einzigen Stuhl im Zimmer. „Ja, und ich habe meinen Meister in Zauberkunst abgelegt und eigentlich auch schon in Verwandlung."
„Ach, wen sollte das überraschen?" murmelte er gelangweilt. Etwas lauter fragte er dann provozierend: „Und warum hat es noch nicht zum Meister in Verwandlung gereicht? Fehlt Ihnen etwa das Potential?"
„Nein", zischte ihm die ehemalige Ausnahmeschülerin, wie ihm erschien, ein wenig vorwurfvoll zu, „nur die Zeit, ich musste mich um eine … Kleinigkeit … kümmern, die mich ziemlich beansprucht hat."
„Na, Miss Granger, Sie werden doch nicht noch etwa anderes außer ihrer Bildung im Sinn haben?" es machte wirklich Spaß sie auf die Palme zu bringen.
„Bildung gibt es auf vielen Gebieten, Professor, und Sie können mir glauben, ich habe eine ganze Menge gelernt in den letzten Jahren!" Ihre Augen hatten wieder angefangen zu funkeln, diesmal allerdings aus Wut, wie er feststellte.
„Wie schön für Sie!" kommentierte er ihren Ausbruch süßlich.
Sie schaute ihn nur an, irgendwann sah man, dass die Wut aus ihren Augen verschwand und etwas anderes an seine Stelle trat, er konnte nur nicht so schnell erkennen, was.
Blöde Sehstörung.
„Sie haben Recht, es war schön. Sehr schön sogar, bereichernd und wunderbar und ich möchte diese Erfahrungen niemals missen."
Mit diesen Worten sah sie auf ihre Armbanduhr und stand erschrocken auf. „Ich muss gehen. Ich komme morgen wieder", erst hatte er Sorge, sie wollte ihn umarmen, dann aber streckte sie ihm seufzend die rechte Hand hin, welche er zögernd, aber gegen alle Erwartungen ergriff.
Ein warmer Strahl ging von dieser Berührung aus, der langsam aber wohlig seinen Arm hinauf krabbelte um bis in sein Herz zu gelangen. „Ich werde alles in meiner Macht stehende Tun, dass Sie sich wieder erinnern! Und ich spreche mit Heiler Clement, wegen den Sehstörungen." versprach sie noch eindringlich, dann war sie weg.
Severus schloss die Augen. Gut, die war er wenigstens für heute los. Trotzdem ergriff ihn eine verwirrende Leere, die er aber gekonnt ignorierte.
Tatsächlich ging einige Zeit später die Türe wieder auf und der Heiler kam herein.
„Professor… ähh … Misses Granger, erinnerte mich daran, dass Sie Schwierigkeiten beim Sehen hätten."
„Ja, in der Tat! Besonders, wenn ich die Augen schnell öffne, verschwimmt alles. Dann ist auch der Kopfschmerz am Schlimmsten."
Heiler Clement zückte seinen Zauberstab. „Ich glaube, dass ist nichts Ungewöhnliches, Sie sind bei der Explosion heftig an die Wand geschleudert worden, daher wohl auch die Kopfschmerzen. Wir haben zwar schon die Schwellung in ihrem Kopf erkannt, wollten aber keinen tiefer gehenden Zauber sprechen, bis dass Sie wieder zu sich gekommen wären." Clement grinste ihn freundlich an, "Und das ist ja jetzt der Fall!"
Er schloss die Augen um sich zu konzentrieren, dann schwang er seinen Zauberstab in komplexen Formen über Severus und murmelte einige unverständliche Formeln.
Erst bemerkte Severus nur ein leichtes, nicht unangenehmes Kribbeln auf der Kopfhaut. Dann erschien der Heiler vor ihm immer klarer und schließlich konnte er genau so scharf sehen, wir vor seinem Unfall. Auch die Kopfschmerzen ließen nach, allerdings blieb ein schwaches Pochen zurück.
„Nun, Professor, ist es so besser?" erkundigte Clement sich nach Abschluss seiner Behandlung.
„Ja, nur noch ein kleiner Kopfschmerz ist übrig."
„Das ist normal, der wird in der nächsten Zeit verschwinden, wenn nicht, müssen Sie uns Bescheid geben."
Dann schaute auch der Heiler auf seine Uhr: „Mein Dienst ist bald vorbei, in der Nacht kümmert sich Heiler Gordon um Sie, Sir, wenn etwas sein sollte, melden Sie sich ruhig."
Damit verschwand auch Heiler Clement und erst jetzt bemerkte Severus, dass es bereits später Abend sein musste, denn vor seinem Fenster wurde es Dunkel.
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