Unter Wilden" ist eine Übersetzung der Fanfic „Going Native" von rap541 hier auf fanfiction .net; ihr findet einen Link zum Original in meinem Profil. Ursprünglich war es eine Kurzgeschichte; später hat rap eine großartige romanlange Ensemble-Fanfic draus gemacht (in der die Galactica auf Picards Enterprise trifft), die ich nicht übersetzen werde, aber wärmstens weiterempfehlen kann. Ich kann generell all ihre Geschichten weiterempfehlen, falls ihr gut genug Englisch könnt.

Ich habe mit allen AutorInnen, deren Geschichten ich übersetze, via Livejournal Kontakt; wenn ihr ein Review schreibt (was uns natürlich sehr freuen würde), dann kommt es auch daheim an. :-)


Unter Wilden

„Ich kenne dein Geheimnis", flüsterte Gaius Baltar gerade laut genug, um sicherzustellen, dass die Kamera es auffing.

Einen furchtbaren Moment lang fragte Felix Gaeta sich, ob er einen Fehler begangen hatte. Ob er geplaudert hatte, während er betrunken war. Er mochte Gaius Baltar. Baltar erinnerte ihn an so vieles, an so viele Leute. An seinen Vater zum Beispiel. Gut möglich, dass er nicht aufgepasst hatte.

Es war verdammt lange her, dass er nicht aufgepasst hatte.

Baltar lehnte sich vor, packte sein Haar. „Ich habe dich im Tempel gesehen. Ich weiß, dass du ein Zylon bis, Felix."

Und in dem Moment wurde Felix klar, wie tief Baltar sinken würde, um sich zu retten. Baltar würde ihn vorschieben und das ganze Desaster New Capricas auf ihm abladen. Schlimmer noch, er würde Felix als Zylon anprangern, um ihn um die Ecke zu bringen. Wie habe ich je glauben können, dieser Mann sei der Schlüssel? fragte Felix sich müde. Und warum glaubt er, dass ich mich nicht wehren werde, wenn ich muss?

Die Flotte musste die Erde finden, wenn sie überleben wollten. Er hatte Baltar so viele Hinweise gegeben. Mehr durfte er nicht, obwohl er die Galactica trotzdem bei seinen Kursberechnungen vorsichtig in die richtige Richtung geschickt hatte. Er hatte gehofft, dass Baltar alle Hinweise zusammensetzen und das Rätsel lösen würde. Als New Caprica entdeckt wurde, hatte er sich kaum davon abhalten können, ihm ein verdammtes Diagramm zu zeichnen.

Aber das wäre natürlich gegen die Regeln.

Und jetzt versuchte Baltar - der sein Vertrauen monumental missbraucht hatte -, ihn umzubringen. Als kleinliche Rache, weil Felix sich nicht mit ihm zusammen die Hände schmutzig gemacht hatte. Als ob es einfach gewesen wäre, die Zylonen auszutricksen. Ihre Computerfähigkeiten waren exzellent -- beunruhigend beeindruckend. Sie waren so verdammt gut, dass sie ihren täuschend primitiven Schiffen zum Trotz eine Welt infiltrieren und einen zweiten Holocaust inszenieren konnten.

Es war nicht einfach, mit gespaltener Loyalität zu leben. Felix hatte sich lange genug unter den Kolonisten verborgen, um zu wissen, dass sie sich nicht mit Erklärungen aufhalten würden, wenn sie sein eigentliches Geheimnis entdeckten. Die Kolonisten waren in Ordnung, aber nicht gerade zivilisiert. Es hatte Zeiten gegeben, zu denen er ihnen sein Geheimnis ins Gesicht schreien wollte.

Es gab Zeiten, zu denen sein Geheimnis der einzige Grund war, aus denen er nicht den Verstand verlor.

Und es gab Zeiten, zu denen Felix Gaeta die Moralwerte der Spezies, mit der er so lange gelebt hatte, einfach adoptierte. Er griff nach einem Stift und rammte ihn Gaius Baltar in den Hals.

Weil Felix es müde war, unter Wilden zu leben. Er vermisste seine Heimat, die er wahrscheinlich niemals wiedersehen würde, und auf der Sternenflottenakademie hatte nie jemand erwähnt, wie verdammt schwierig es war sich an die Oberste Direktive zu halten.

Er vermisste die Erde.

Fin.