Ich könnte mich selbst ohrfeigen! Fange ich doch tatsächlich 5 Wochen vor meinen Prüfungen eine neue Strory an, wo ich doch weiß, dass ich dann nur da sitze und schreibe! Aber irgendwie habe ich vorhin in einer melancholischen Minute, als ich den Soundtrack von PotC gehört habe, gedacht, ich könnte ja auch dem Zweiteiler eine Trilogie machen. Mal sehen, wie viele das hier überhaupt noch lesen. Ich mache die Fortsetzung der Geschichte mal von den Reviews der ersten zwei Chapis abhängig, dann kann ich ja immer noch gucken, ob lernen nicht rentabler ist, hehe. Dann wünsche allen, die noch da sind mal viel Spaß beim Lesen! Hier kommt „BACK TO TORTUGA!"

Back To Tortuga

Grau

Der Wind ging schwer und die Gischt der See wurde in atemberaubende Höhen aufgewirbelt. An diesem Tag war kein einziges Schiff am grauen, wolkenbehangenen Horizont und William Turner roch das Salz in der Luft, welches anfing, sich auf seiner Haut nieder zu schlagen und ihr einen weißlichen Schimmer zu geben. Seine Klamotten waren klamm, sein dunkles Haar, welches er zusammengebunden hatte, sogar schon feucht, als er die Klippe hinab sah. Zu seinen Füßen rauschte das Meer und schlug schäumende Wellen gegen den harten Stein. Der Seegang war heftig und keine einzige Möwe segelte über den Himmel.

Wie denn auch? Bei diesem Wetter hielt sich nichts und niemand draußen auf. Niemand... außer Will selbst. Seine braunen Augen wanderten abwesend über das brandende Wasser, das sich selbst in seiner Verzweiflung gegen die Klippe warf.

Der Schmied spürte die Kälte des Windes nicht. Bei solchem Wetter ging er immer hinaus. Früher war gehörte dies nicht zu seinen Angewohnheiten, doch seit einem Jahr... Will wunderte sich über sich selbst. Am nächsten Tag hatte er auch nicht einmal den Anflug einer Erkältung.

Ein Jahr war vergangen... eigentlich fast zweieinhalb! Nur eben, dass es für ihn nur eines war, seit dem er hier in Port Liberty lebte, mit seiner geliebten Elizabeth, in einem alten, aber geräumigen Haus, welches ihnen mehr als genügte. Seit diesem Jahr hatte er sich selbst neu entdecken müssen. Manchmal war er sich selbst wie ein Fremder vorgekommen. Zuweilen war es besser geworden, da er nicht mehr gegen sich selbst ankämpfte, doch dies war anders gewesen. Zu anfangs war er sogar morgens erschrocken, wenn er in den Spiegel geblickt hatte.

Er sah nicht sich selbst, sondern erkannte etwas in sich, was er zutiefst verabscheute. Seine Haut war nicht mehr ganz so blass wie früher, sondern etwas gegerbt. Sein Haar ließ sich kaum noch zähmen, manchertags musste er es aufgeben und die braunen Locken offen tragen. Wenn er keine Kunden erwartete, gab er dem Drang nach, einen Säbel an seinem Gürtel zu tragen, jedoch nicht irgendeinen. Es war ein altes, uraltes, verrostetes Stück, welches nur an der Stelle hellen silbernen Stahl aufwies, an der er selbst es zusammen geflickt hatte.

Eines der wenigen Erinnerungsstücke, die er damals mit von Bord genommen hatte. Der alte Säbel hatte in einer Decke an Bord gelegen, unachtsam dort hin geworfen und vergessen. Etwas hatte William bewegt, das alte Ding mitzunehmen und neu zu schmieden. Elizabeth hatte dies mit einem Lächeln abgetan.

Auch sie war so verändert! Manchmal stockte William der Atem, vor Furcht, dass sie nicht mehr die Frau war, die er geheiratet hatte. Ihr Temperament war noch viel lebhafter, ihre Augen von einem schelmischen Ernst erfasst. Sie war nicht mehr die Frau von damals, die seiner Hilfe bedurft hatte. Die erste Zeit war er verwundert, welche Kraft sie in den eineinhalb verlorenen Jahren gewonnen haben musste, aber nach ihrer Erzählung war sie ja auch lange mit diesem Piraten gesegelt.

Ihm wurde schlecht und seine Beine wurden weich. Er gab ihnen nach und ließ sich den Wellen entgegenfallen, nur dass er lange vor ihnen zu Boden kam und nun auf der Klippe kniete. Jack Sparrow. Der Name brachte die Galle in ihm hoch. Dieser Kerl war verabscheuenswert, er war ein Pirat, er war... ein Stück von ihm selbst. Auch wenn Will den Kampf gegen sich selbst zum großen Teil aufgegeben zu haben glaubte, war da etwas, das er noch immer bekämpfte, etwas das ihn so viel Kraft kostete, dass er manchmal mitten im Schlag den Halt verlor und der Hammer aus seiner Hand glitt, unkontrolliert die Arbeit mehrerer Stunden zerstörte. Dann musste William immer einige Sekunden lang blinzeln und tief durchatmen, bis der rauchige Geruch seiner Werkstadt ihn in die Gegenwart zurück brachte.

Das Meer faszinierte ihn mehr denn je und ohne es zu merken, zog es ihn immer öfter hinaus, gerade auf diese Klippen, die den höchsten Punkt der ganzen Umgebung darstellten.

Der Ruf der Möwen schien ihn zu verlocken und das Rauschen des Meeres machte ihn melancholischer, als er es sich selbst gestattete.

Nie hatte er Elizabeth um Einzelheiten seiner gelöschten Erinnerung gebeten. Er fürchtete sich davor, was diese Zeit aus ihm gemacht hatte, was er in dieser Zeit gezahlt haben musste. Natürlich fragte er sich oft, was ihn und Elizabeth so dicht aneinander geschweißt hatte. Wie es wohl gewesen war, als er sie aus den Klauen dieses schurkenhaften Piraten errettet hatte, er Will Turner, der Schmied. Doch die Furcht war zu groß gewesen. Elizabeth hatte ihn wohlwollend davor bewahrt, ihm die ganze Geschichte zu erzählen und als sie ihren Vater in Port Liberty getroffen hatte, zog sie es vor, mit ihm allein zu sprechen. Er hatte Swann nur einmal gesehen seitdem und das war an ihrer Hochzeit, denn weder er noch Elizabeth hatten in Betracht gezogen, ihn nicht einzuladen. Auch der Commodore war anwesend gewesen und seine Glückwünsche zur Hochzeit hatten ihm doch Schauer über den Rücken laufen lassen.

Zwar war Edward Norrington sehr höflich und korrekt gewesen, doch konnte Will nicht deuten, was wirklich in dem edlen Mann vorging, der seine Verlobte an einen so viel schäbigeren und ärmeren Schmied verloren hatte.

Elizabeth schien darüber nicht sonderlich besorgt und hatte den Soldaten gern als Gast. Sie schien ihren Frieden mit ihm gemacht zu haben. Auch William hatte nie Abneigung gegen ihn verspürt, zumal er doch wusste welch außerordentlich feiner Mann Norrington war. Aber ein Gefühl gebot ihm Vorsicht und ließ Misstrauen in ihm aufsteigen.

Will schüttelte den Kopf und spürte kleine Tropfen von seinen Haarsträhnen herabtropfen. Er sah nach oben – was eigentlich überflüssig war, denn er merkte ja nun, dass es angefangen hatte, zu regnen. Er seufzte. Elizabeth würde sich Sorgen machen, wenn er bei diesem Sturm noch hier draußen herum lungerte.

Er warf einen letzten sehnsuchtsvollen Blick auf das Meer und seine tobenden Wellen, die nun vom Regen gekräuselt waren und drehte den Klippen endlich den Rücken.

Das Gras war weich unter seinen Füßen und schon lange war das Wasser durch seine Schuhe und Kleidung gedrungen, hatten ihn völlig durchnässt. Er hielt kurz inne und zog sich die leichte Weste über den Kopf. Dann rannte er den Hügel herab, auf dem er gestanden hatte.

Der Regen war innerhalb kürzester Zeit so heftig geworden, dass alles um ihn herum grau erschien. Das Küstendorf war nicht mehr zu sehn, nur die Berge des Festlandes zeichneten sich dunkel gegen den verregneten Himmel ab. Und...

Williams Schritte wurden langsamer und er verengte seine Augen zu Schlitzen, was einigen Männern einst schon pures Grauen eingejagt hätte.

War dort etwas? Hatte dort je ein Baum oder ein Strauch gestanden? Ein Schatten tat sich vor ihm auf und Will wurde immer langsamer, als er sich gewahr wurde, dass dort jemand oder etwas stand.

Genauere Konturen begannen sich abzuzeichnen, schwarz gegen grau. Nur etwas zerstörte dieses schwarz-weiße Bild aus Wasser und körperloser Silouette: ein schreiendes Rot, das gegen den Boden leckte und ihn in Brand zu stecken versuchte.

Will hatte nur einmal solch eine Mähne gesehen!

Die Figur, so wurde ihm klar, trug einen dunkelgrünen Umhang und einen schwarzen Hut. Beides schien ziemlich neu, jedoch genauso durchnässt zu sein, wie er selbst.

„So in Gedanken verloren, dass du diesen Sturm Weib und Herd vorziehst?" kam eine tiefe, sinnliche Stimme aus dem Regen und William erkannte sie.

„Ich kenne Euch!"er wischte sich das Wasser von Stirn und Augen, dass er besser sehen konnte. „Ihr seid die, die sie Jade nannten."

„Und so nennen sie mich noch immer,"lachte die Stimme etwas amüsiert, etwas bedrohlich.

„Was wollt Ihr von mir?"Will versuchte so herausfordernd, wie möglich zu klingen und war beinahe überrascht, als Jade ihm etwas ernster erwiederte.

„Was ich von dir will?"

Die Figur bewegte sich katzenhaft, fast schwebend an ihm vorbei und stieg wieder zu den Klippen auf. Der Umhang wurde zur Seite geschlagen und eine schmale bleiche Hand wies hinaus auf das Meer.

„Ich will dich wieder segeln sehen! Wie du es einst getan hast, auf der Black Pearl!"

Grauen kam in William auf, als er diesen verdammten Namen hörte. Die Farbe wich aus seinem Gesicht und seine dunklen Augen folgten der Schlanken Hand hinaus auf die tobende Flut.

„Vielleicht habt Ihr noch nicht gehört, dass dieses Wetter nicht zum Segeln beschaffen ist. Zudem kann ich nicht glauben, dass Euch meine Abneigung gegen Piraten entfallen ist... Pirat!"

Die verschwommene Gestalt drehte sich zu William um und er musste an sich halten, dass er nicht einen Schritt zurück wich. In der Luft lag nun ein knistern, als würde glaich ein Gewitter aufziehen.

„Ich denke, es ist an der Zeit Will Turner, endlich die Wahrheit zu akzeptieren. Du kannst nicht für immer und ewig in deinem selbstgeschaffenen Käfig leben, und dir vorspielen, es sei nur eine Herberge."

Will stieß verächtlich die Luft aus und griff an seine Seite... den Säbel hatte er zuhause gelassen. Warum nur?

„Was auch immer in den letzten Jahren geschehen sein mag, ich ziehe dieses Leben vor. Alles wird so bleiben wie es ist. Ich bleibe Schmied, Elizabeth bleibt meine Frau, wir beide bleiben an Land!"

Hätte es nicht so sehr geregnet, hätte William das kalte Lächeln auf Lara Jades Lippen gesehen.

„Wenn du das denkst, bleibe in dem Irrglauben."

Die Gestalt drehte sich um, wandte sich zum Gehen.

„Komm, es wird bald noch mehr stürmen und meine Zeit ist kostbar. Ich werde sie nicht damit vergeuden, dich von etwas zu überzeugen, das sowieso unaufhaltsam ist."

Will fühlte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten. Da war etwas in dieser Stimme, das ihm ein ungutes Gefühl gab und er befürchtete, dass er hätte den Säbel mitnehmen sollen.

Zu spät!

Er verfluchte seine Dummheit.

Zusammen gingen sie zurück ins Dorf. Der Regen verschlimmerte sich tatsächlich und durchnässte Kleidung und Haut. Es war ein wahrhaft ungünstiger Tag, für das, was William noch erwarten sollte.