Alles gehört JKR. Mir gehört allein meine Fantasie.

Es ist vielleicht nicht das weihnachtlichste aller Schnapszahldrabbles, doch ich habe in letzter Zeit so viel Trauriges erlebt, das mit Trennung und der Unumkehrbarkeit des Gesagten und Geschehenen verbunden war, dass ich das Bedürfnis hatte, mich mit der Endgültigkeit auseinanderzusetzen. Wenn es Euch gefällt, freue ich mich über ein Review.


Reue

Mit geschlossenen Augen lag er auf dem harten Boden. Konnte er Abschied nehmen? Er hatte immer gewusst, dass es eines Tages so kommen würde. Doch er fürchtete sich nicht vor dem Tod. Warum also war er noch hier?

Wenn er doch nur die Zeit hätte zurückdrehen können. Das hatte er sich zwei Jahrzehnte lang immer wieder verzweifelt gewünscht. Warum nur hatte Lily ihn nicht geliebt? Dann wäre bestimmt alles anders gewesen.

Etwas bohrte sich schmerzhaft durch den schützenden Panzer um seine Seele.

Hätte doch Potter nicht diese Augen gehabt. Dann hätte er ihn vielleicht nicht dafür gehasst, durch dieses Grün ständig an seine Schuld an Lilys und James' Tod erinnert zu werden.

Eine scharfe Klinge zerschnitt reißend den dicken Mantel, der sein Herz vor dem Erfrieren bewahrte.

Wenn Potter ihm nur mehr vertraut hätte! Wäre er früher zu ihm gekommen, hätte Black vielleicht nicht sterben müssen.

Sein Konstrukt aus Schuld und Sühne wankte.

Trug er Schuld an Blacks Tod? Wäre irgend etwas anders gelaufen, hätte das etwas am Ergebnis geändert? Mad Eye war tot. Fred. Lupin. Tonks.

Stechend und kalt drang etwas durch die harte Schutzschicht, die sein Innerstes wie eine Mauer umgab.

Liebend gern hätte er Potter die Aufgabe, den dunklen Lord zu töten, abgenommen. Doch das war Potters Auftrag und Bestimmung. Nein, er fürchtete sich nicht vor dem Tod. Er fürchtete sich nur davor, umsonst gelebt zu haben.

So viel Tod, so viel Leid, so viel Blut. So viele unschuldige Tote. Er war mitverantwortlich, er trug Mitschuld. Wäre es nicht auch anders gegangen?

Hart fuhr ihm ein stählerner Schmerz durch den Körper und es dauerte eine Weile, bis er ihn als Seelenschmerz erkannte. Nicht Angst, nicht Hass, nicht Verzweiflung – sondern Reue. Die Erkenntnis traf ihn so brutal wie ein Riss im Brustkorb und endlich strömte unendlich erleichterndes Bedauern aus seiner Seele und legte sich wie eine Wolke behutsam um seinen Geist, beinahe so wie das Blut aus der Wunde an seinem Hals, das einen dunklen, schimmernden See um seinen Kopf bildete.