Titel: The Chant of the Ever Circling Skeletal Family
Autor: liriaen
Pairing: vorrangig H/D
Rating: PG-16
Wortzahl: 8 x 100
Warnung: Exitus offstage
A/N: Die zfk-Prompts vorweg. Der Titel stammt von David Bowies "Diamond Dogs"-Album.
(1) Wie ein Feuerwerk
"Weiter", keucht er, die kalte Luft ein Messer in seiner Brust, "lauf weiter, du Idiot."
Malfoy schüttelt nur den Kopf und lehnt würgend an einem Baumstamm, bis Harry ihn herumreißt: "Was hast du denn geglaubt, daß passiert, wenn du den Spruch aktivierst? Frauen und Kinder zuerst, oder was?"
Schwankend richtet Malfoy sich auf. "Dumbledores Goldjunge ein Terrorist", hustet er. "Wer hätte das gedacht."
"Für einen Todesser hast du 'nen schwachen Magen", schiebt Harry ihn vorwärts.
Als sie sich ein letztes Mal nach Hogwarts umsehen, zerreißt es die Magie der Mauern gerade wie ein Feuerwerk.
Dann reißt sie die Druckwelle weg.
(2) Rituale/Bräuche
"Durch den Kamin?" Malfoy schnattert vor Kälte, während er mit blauen Fingern Schokolade und Mandarinen in seine zerrissene Robe stopft. "Der Weihnachtsmann war nur ein betrunkener Zauberer, der sich in der Tür geirrt hat."
Ausgehungert schiebt Harry sich kalte Gänsekeule quer. "Egal", kaut er. "Hier, nimm' auch die Klamotten; die nächsten zwölf Tage hängt keiner mehr was zum Trocknen raus."
"Muggelschweine", schimpft Malfoy später, zurück im Unterholz. "Uns alle Bräuche klauen."
Harry starrt trüb ins Feuer, legt Äste nach. "Todesurteile besiegeln sie heute wenigstens nicht mehr durch Stabbrechen."
"Warum nicht?"
"Sie haben keine mehr."
"Tja, Potter. Wir beide auch nicht."
(3) Glücksbringer/Wünsche
Vielleicht ist es Hunger, oder namenlose Verzweiflung.
Als sie ineinander verheddert ins Gebüsch fallen, sind sie jedenfalls noch Meilen vom Treffpunkt entfernt.
Harry ist aggressiv und Malfoy ungeschickt, ihre Hände, Knie, Lippen zu erfroren, um etwas anderes zu sein als grob.
Ein Silberanhänger hat sich in Malfoys Pulli verhakt, und Harry zerrt ungeduldig, bis Malfoy "Finger weg!" faucht. "Talisman von meiner Mutter."
"Sorry, war im Weg", keucht Harry.
Bald ist ihnen sogar warm genug, um einzuschlafen. Dafür pressen im Morgengrauen Zauberstäbe gegen ihre Schläfen.
Harry leistet Gegenwehr, bis er Malfoys Gesicht sieht. Und den Glücksbringer, verloren und ins Laub getrampelt.
(4) Feuer/brennen
Harry spuckt Blut, bis ein Handschuh ihm ins Haar fährt und seinen Kopf hochreißt.
"Mr. Potter, Mr. Malfoy hier ist nicht besonders kooperativ." Wie auch, wenn er bewußtlos in den Seilen hängt und Spuckefäden zieht.
Harry hebt verächtlich seine ungebrochene Schulter, drückt mit der Zunge gegen einen losen Zahn. Als der Cruciatus ihn zwischen die Quadern drückt, beißt er sie sich fast ab.
Erst hat er gedacht, das Kaminfeuer diene zur Folter, aber dafür gibt es ja Crucio. Nein, das Feuer ist der heiße Draht ins Ministerium, und aus den Flammen hört er, "Sie haben ab sofort freie Hand, Auror."
(5) Stillstand/Durchbruch
Jeder Auror im Feld kennt den Moment, an dem ein Verhör zum Stillstand kommt. Wenn die Kräfte im Lot sind, Drücken und Ziehen einander nivellieren, ebenbürtige Willen kollidieren.
Wenn selbst Veritaserum an seine Grenzen stößt und das Subjekt eher der Schlag trifft, als daß es spricht.
Das ist der Moment, an dem alle Zeugen verstummen, alle auf einen Punkt starren; ein Stecknadelkopf, auf dem die Engel tanzen, bevor sie fallen.
Richtig, ein Tanz, gratuliert sich der ermittelnde Auror: Schließlich wiegt er Potter im Takt, führt ihn galant über eisglatte Flächen - bis zu dem Punkt, an dem er spricht oder bricht.
(6) Wirklichkeit/Unwirklichkeit
Sie sind längst tot - verurteilt in Abwesenheit, hingerichtet unter Ausschluß der Öffentlichkeit, lebendig begraben in Azkaban.
Wenn Harry Malfoy im Hof sieht, hinkt er zu ihm, nimmt das graue, kranke Gesicht in seine Hände und ertastet Malfoys Knochen.
"Es tut mir leid", wispert Malfoy. Seit den Verhören ist seine Stimme nur noch ein heiseres Flüstern.
"Es muß dir nicht leidtun", sagt Harry an Malfoys Wange. "Ich hab' dich auch verraten." Mit einem Finger zieht er helle Augenbrauen nach. "Das im Wald. War das wirklich?"
Malfoy schaut kraftlos auf. "Nichts ist wirklich, Harry."
Schließlich liegen sie beide in Ketten, im Dunkeln.
(7.1) Sehnsucht
"Hier entlang." Hermione muß ihn stützen, seine Schritte lenken. Sobald sie eine rasche Bewegung macht, zuckt er zusammen.
Die Türen springen auf, Gitter rasseln zur Seite, doch Harry starrt kurzsichtig ins Zwielicht und weigert sich, weiterzugehen. "Wo ist Malfoy?"
Hermione streicht ihm übers Handgelenk. "In einem anderen Trakt. Ron holt ihn."
"Ihm ist immer so kalt", murmelt Harry.
"Laß uns zum Portpunkt gehen." Hermione beißt sich auf die Unterlippe. "Wir haben Decken, und Tee, und..."
Laut den Akten ist Malfoys Körper letzten Oktober der See übergeben worden, aber wie könnte sie das Harry sagen; Harry, der noch am Leben ist.
(7.2) Alptraum
Draco hat die Beine übereinander geschlagen und kaut an einem Grashalm.
Die Hände hinterm Kopf, blinzelt Harry in die Sonne. "Du siehst besser aus", wendet er sich zu Draco. "Hast richtig Farbe bekommen." Er lacht und reibt die Stirn im Gras, riecht Blumen, Heu und warme Erde.
Draco kitzelt ihn dabei mit dem Stengel und grinst.
Ron will aufstehen, aber Hermione hält ihn zurück: "Nicht. Laß ihn."
"Er holt sich 'ne Lungenentzündung, wenn er noch länger auf dem Beton liegt."
Hermiones Augen wandern über blakende Trümmer, schweifen in die Gischt am Himmel. "Für einen Alptraum brauchen wir ihn nicht wecken."
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