1. Betrachtungen einer Schulleiterin

Liebe unerschrockenen Leserinnen und Leser,

wie versprochen, lege ich Euch zu Ostern ein kleines Ei in das wohl sortierte Fanfictionnest und hoffe inständig es entpuppt sich nicht als lahme Ente oder gar schlimmeres…

Die wenigen Kapitel (7 + Epilog) schließen sich direkt an die Geschichte „Begegnungen der anderen Art" an und erzählen, wie Hermine sich um die Verwirklichung ihres sorgsam ausgeknobelten Plans kümmert, die Schulleitung von Hogwarts, die Professor in Edinburgh und ihre Familie unter einen Hut zu bekommen. Ihr Ehegemahl ist natürlich kritisch – wie immer… und hat Zweifel… wie immer… Aber was soll´s, ihr Gefühl sagt ihr, dass es gut ausgehen wird… (Fragt lieber nicht, was Severus zu ihrem Gefühl in dieser Sache meinte…)

Ich hoffe, Ihr habt trotz der Skepsis unseres Tränkemeisters ein wenig Vergnügen, Hermine hatte sie jedenfalls – na, wenigstens eine…

Es grüßt Euch dennoch alle von Herzen, versehen mit den besten und hoffnungsvollsten Osterwünschen (wie passend, wo Ostern doch das Fest der Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit ist!)

Eure Efraimstochter

Grundgütiger! Wer hätte das je gedacht.

Sie, Hermine Jean Granger, eine muggelstämmige Hexe, Tochter zweier Zahnärzte, aus einem beschaulichen Vorort von London, würde Schulleiterin von Hogwarts werden.

Ganz im Ernst! Schulleiterin einer der besten Schulen, wenn nicht die beste Schule, für Zauberei und Hexerei auf der ganzen Welt.

Mal ehrlich, dass hatte niemals nie jemand gedacht. Wirklich nicht!

Schon gar nicht sie selbst.

Sie konnte sich noch gut daran erinnern, dass sie mal irgendwann in ihrer Kindergartenzeit Unogeneralsekretärin als Berufswunsch genannt hatte. Wie sie darauf gekommen war, wusste sie nicht mehr so genau… Leider eine ziemlich unbedachte Aussage, die breites Gelächter hervorgerufen und für viel Gespött unter den anderen Kindern gesorgt hatte.

Sie hatte so getan, als wenn ihr der Hohn und die Häme egal wären, wie immer… Denn schließlich war es bei näherer Betrachtung ein echt toller Berufswunsch, nicht so etwas einfallsloses wie Lokomotivführer oder Müllmann, Stewardess oder Steuerberaterin, das konnte schließlich jeder werden, aber als Unogeneralsekretärin konnte man wirklich etwas bewirken, überall auf der Welt galt es massenhaft Unrecht anzuprangern und vielleicht konnte man hier und da auch tatsächlich etwas dafür tun, dass Leid, Diskriminierung, Hunger und Gewalt weniger würden.

Ein wirklich guter Beruf!

Ihr Dad war schier begeistert gewesen und ihre Mum hatte Tränen der Rührung in den Augen. Ein Grund mehr von diesem Tag an alles daran zu setzen, diesem Berufswunsch Stück für Stück näher zu kommen. Sie war fleißig und lernte wie verrückt, las alles über die Uno und ihre Generalsekretäre was sie finden konnte und träumte nachts davon, dass durch ihre Mithilfe alle Menschen in Frieden und ohne Sorge um das tägliche Brot leben könnten.

Ach ja!

Nun, um es vorweg zu nehmen, es war dann doch alles ganz anders gekommen. Völlig anders!

Eines Tages, es war ein Sonntag gewesen, stand nämlich eine ältere, ziemlich streng aussehende Dame in einem blau-grün karierten Kostüm vor ihrer Türe, hatte ihren Dad freundlich angelächelt und ihr einen grünen Brief in die Händen gedrückt. Dann hatte sie sie mit dunklen Knopfaugen hinter einer eckigen Metallbrille durchdringend angesehen und höflich darum gebeten, hereinkommen zu dürfen, es gäbe da etwas zu erklären.

Und was diese Frau zu sagen hatte, das war wirklich, wirklich unglaublich gewesen, Ihrem Dad und selbst ihrer Mum, die eigentlich nie etwas erschüttern konnte, hatte der Mund sperrangelweit offen gestanden – über Stunden hinweg.

Sie war eine Hexe.

Nein, nicht nur die ältere Dame, die sich als Professor Minerva McGonagall vorstellte, sondern auch sie selbst!

Großer Gott! Damit hatte sich ihr Berufswunsch als Unogeneralsekretärin erst einmal erledigt. Aber das war damals ihre geringste Sorge gewesen, denn diese Nachricht war ein echter Schock! In dem aufgeklärten Intellektuellenhaushalt der Grangers war zwar neben der Logik, der Literatur und der Bildung immer Platz für viel Liebe und vertrauendem Glaube, aber sicherlich nicht für solche seltsamen Dinge wie Hexen, Gespenster und Zauberei.

Allerdings war es für sie persönlich auch ein wenig erleichternd gewesen, denn damit hatten diese komischen Dinge, die ihr manchmal geschahen, ohne dass sie es wirklich wollte – na ja, meistens wollte sie es schon irgendwie, aber egal, diese komischen Dinge hatten jetzt wenn auch keinen vernunftsmäßigen, so doch wenigstens einen logischen Grund. Sie war eben eine Hexe!

Soweit, so gut…

Als Hexe hatte sie dann auch Hogwarts kennengelernt. Von dieser seltsamsten aller Schulen hatte sie selbstverständlich vorher noch nie etwas gehört, was wahrhaftig kein Wunder war, denn es war ja alles streng geheim, dieses Zauberparallelweltdings. Doch es dauerte keine zwei Sekunden an diesem 1. September, da hatte sie sich in dieses Schloss, in diese Schule und die Landschaft drum herum, verliebt. Unsterblich. (Der Beweis waren die drei Ausgaben „Die Geschichte Hogwarts" von denen sie mindestens eine ständig mit sich herumschleppte und Wort für Wort auswendig aufsagen konnte.)

Der Wahnsinn! Echt! Hier gab es alles was sie sich erträumte. Wissen, Macht und tatsächlich noch etwas viel kostbareres: Freundschaft. Und wenn dieser schrecklich blöde dunkle Lord nicht gewesen wäre, hätten die Jahre in Hogwarts sicherlich sofort und uneingeschränkt zu den schönsten ihres Lebens gehört.

Aber na ja, man konnte halt nicht alles haben, jedenfalls nicht sogleich.

Dafür gab es in den nächsten Jahren leider einige haarsträubende und mehr als gefährliche Aktionen zu bestehen, die sie nie wieder erleben wollte. Wirklich nicht, denn wer mochte schon dauernd um das eigene und das Leben seiner Freunde bangen müssen. Genau! Niemand!

Außerdem hatte sie das untrügliche Gefühl, dass sie zwar sicherlich keine der Hauptpersonen in diesem schrecklichen Szenario war, aber dennoch von ihrem Verstand, ihrer Cleverness und ihrer Voraussicht vieles abhing. Eine unglaubliche Bürde, die ihr mehr als einmal die Luft zum Atmen nahm. Aber am Ende war es alle Mühen wert gewesen, unbedingt!

Als endlich alles vorüber war, alle Last fürs erste von ihr abgefallen war, bekam sie dann doch noch die schönsten Jahre ihres Lebens geschenkt! Nein, sie wurde immer noch nicht Unogeneralsekretärin, (das hob sie sich für den Notfall auf) sie erhielt etwas viel besseres, nämlich das Allerbeste auf der Welt: Liebe und eine Familie.

Gut, sie gab zu, bis dahin war es ein echt steiniger Weg gewesen, aber das war ganz allein ihre Schuld, denn sie musste sich mit ihrem verflixten Sturschädel unbedingt den unmöglichsten Mann der ganzen Zaubererwelt zum Verlieben aussuchen – wenn man mal von einigen minderbemittelten oder zwielichtigen oder abgrundtief bösen Gestalten absah, versteht sich…. Manchmal konnte sie wirklich nicht alle Tassen im Schrank haben, egal was ihr IQ so sagte!

Gott sei Dank war dieser unmögliche Kerl trotz aller Ecken und Kanten zweifelsfrei der Richtige gewesen und sie war nicht nur unglaublich glücklich mit ihm, sondern durch ihn gerieten dann auch noch völlig neue Berufswünsche in ihren Blick. Etwas, das sie sich auch nie zu träumen gewagt hätte: Professorin an der ältesten und renommiertesten Tränkeuniversität Europas! Großer Gott! Das war doch wirklich und wahrhaftig alles ein echter Hauptgewinn!

Wenn man sie gefragt hätte, so konnte es bleiben. Genau so! Toller Job, tolle Familie! Nichts wäre ihr lieber gewesen. Mit keinem wollte sie tauschen. Happy End für alle Zeit und Ewigkeit!

Aber, nun ja, wie es sich vermuten ließe, es hatte nicht sollen sein. Warum auch immer…

Mit Marcus Grant, diesem schottischen Feuerwhiskeybaron war nicht nur für Minerva McGonagall (wir erinnern uns, die strenge ältere Dame in blau-grünem Karo) eine neue Zeit hereingebrochen (eine schwer romantische), sondern auch für sie (keine sehr romantische). Denn Professor McGonagall hatte sich entschieden für den Zweimeterzehnmann ihren Job als Schulleiterin von Hogwarts an den Nagel zu hängen.

Ach, die junge Liebe! Es war zu schön!

Wirklich, es war Minerva gegönnt und sie freute sich von Herzen für die beiden.

Aber das man ausgerechnet sie als Nachfolgerin auserkoren hatte, das hatte sie echt aus der Fassung, dafür aber in eine schreckliche Zwickmühle gebracht. Denn, wie gesagt, sie liebte ihren Job in Edinburgh, aber es reizte sie auch die Aufgabe als Schulleiterin Hogwarts. Ein furchtbares Dilemma! Grauenhaft!

Glücklicherweise hatte sie zusammen mit ihrem Mann (genau, es war immer noch dieser unmögliche!) nach einiger Zeit eine Lösung gefunden. Sie würde es machen! Ja, sie würde die Herausforderung annehmen und Schulleiterin werden, denn schließlich gab es ganz offensichtlich fast keinen Unterschied zwischen einer guten Schulleiterin von Hogwarts und einer Unogeneralsekretärin!

Allerdings war sie auch nicht gewillt ihren geliebten Job als Tränkeprofessorin in Edinburgh an den Nagel zu hängen! Sie wollte beides! Jawoll!

Aber es war klar, sie konnte das nur schaffen, nämlich das eine – die Professor in Edinburgh belassen und das andere – Hogwarts Geschicke zu lenken, wenn sie Hilfe bekam und davon brauchte sie zugegebenermaßen einige.

So, und damit waren wir zwar trotz aller gefühlten Nähe immer noch nicht bei der Uno, dem Weltfrieden oder sonst einem globalen Menschheitsthema, aber bei einer neuen Geschichte unserer Lieblingskerkerfamilie, denn mal ehrlich, eine solche Hilfe findet sich nicht von alleine, das war harte Arbeit und bedeutete viel überlegen und abwägen und bedurfte dann natürlich einiger sorgsam geplanter Besuche, immerhin galt es mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen!

Leider bedurften nicht nur einige ihrer zukünftigen Mitarbeiter der Überzeugung, sondern auch ihr Mann konnte ihre wunderbaren Personalentscheidungen nicht so recht nachvollziehen. Aber sie schon, ihr Gefühl sagte ihr, dass sie genau die Richtigen ausgesucht hatte und Severus Snape, dieser alte Skeptiker würde es sicherlich auch noch erkennen, manches dauerte bei ihm ja etwas länger – Männer eben…