Liebe deinen Nächsten

Die Geschichte ist während einer anstrengend-langweiligen Anatomievorlesung entstanden, so belastend trocken, dass ich meinen Kopf mit etwas spannenderem füllen musste, was dabei herauskommt, wenn man schreibt, während man auf sitztechnisch völlig fehlkonstruierten Bänken, in sterilem weiß gehalten (wie alles - ALLES - andere in dem Saal), sitzend sämtliche Muskeln der Bauchwand benannt bekommt und schon allein der Gedanke daran, sie lernen zu müssen, einem alles vor den Augen verschwimmend macht... seht selbst!

Ich habe zwar das dumme Gefühl, dass kaum jemand Bibel-SLASH interessiert und ergo niemand meine Geschichte lesen wird, aber die Hoffnung stirbt zuletzt...

btw. Ich bin selbst eine, nennen wir es "gläubige Christin" (man höre und staune!) Ich persönlich glaube nicht wirklich, dass /irgendeiner/ der Jünger Jesu homosexuell war und wenn, dann hat der Arme es vermutlich nicht ausgelebt. Ganz einfach aus dem Grund, weil es weder die Zeit und schon gar nicht die Kultur war, in der man diese Neigung auslebte. Und schon gar nicht als einer der Apostel...

Das alles hat mich aber nicht davon abgehalten, sie zu verslashen. Wenn das jemand für respektlos oder gar blasphemisch hält.... finde ich das sehr schade, aber bitte... jedem das Seine...

ich glaube, ich sollte jetzt einfach anfangen...

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Nach so vielen Jahren, konnte man sagen, sie hatten sich zusammengelebt. Es passiert das, was immer passiert, wenn eine Gruppe von Menschen (freiwillig) über einen längeren Zeitraum einen Großteil ihrer Zeit miteinander verbringen: Sie kannten sich bald, wie sie sonst niemanden kannten und wie sie sonst niemand kannte, nicht einmal ihre eigenen Familien, mit denen sie zuvor doch sehr engen Kontakt gehabt hatten, im selben Haushalt gewohnt hatten und dennoch ihre neue Gemeinschaft war etwas komplett anderes.

Es war auch nicht ungewöhnlich, dass sie sich stritten, sich befetzten, wenn sie sich uneins waren. Niemand scheute sich, frei seine Meinung zu sagen, was für einige von ihnen eine neue und oft auch sehr unangenehme Erfahrung war. Im Falle eines solchen Streites kam auch niemand auf die Idee, dies als "disputieren" zu bezeichnen.

Sie waren eine sehr enge Gemeinschaft, viele Dinge waren darauf ausgerichtet, dass die Jünger sie gemeinsam verrichteten. Neben dem gemeinsamen Frühstück, dem Mittagsmahl, dass sie zusammen zu sich nahmen und dem Abendbrot, bei dem sie zusammen saßen, beteten sie natürlich auch häufig gemeinsam. Zumindest zwei oder drei von ihnen befanden sich ständig im Gespräch.

Doch es gab einen, der immer mehr aus dieser Gemeinschaft hinaus zu fallen schien. Immer die gleichen Menschen um sich haben zu müssen, ist hart, wenn man fühlt nicht (mehr) dazugehören zu können, während sich alle anderen wie selbstverständlich in die Gruppe fügten, sich frei und natürlich gebärdeten, als wären sie alle eine große, verständnisvolle Familie.

Doch /ihn/ verstand keiner.

Judas.

Niemand schien sich mühe zu geben, den immer schweigsamer werdenden Bruder wieder in die Gemeinschaft einzubringen. Keiner schien sich zu interessieren, was in ihm vorging.

Brachte er Tag um Tag schweigend zu, niemand sprach ihn an, um sich nach dem Grund für dieses Verhalten zu erkundigen.

Immer waren nur die /anderen/ wichtig.

Aber was war mit ihm selber? Was wenn es /ihm/ schlecht ging? Wenn /er/ Sorgen hatte? Wenn /er/ nicht mehr weiter wusste.

Hatten sie allen Anspruch darauf verloren, dass man sich auch um sie kümmerte?

Doch wie würde er handeln, was würde er sagen, wenn man ihn nun doch in einem seiner verschwiegenen, nachdenklichen Momente ansprach? Hatte er denn den Willen oder den Mut oder überhaupt die /Möglichkeit/, darüber zu reden?

Würde er es überhaupt /wollen/?

Wie konnte er es wissen? Niemand hatte bisher einen Versuch gestartet.

Musste er sich also doch selbst der Nächste sein, ausgerechnet! Liebe deinen Nächsten! Wie lange, tief und oft hatte er in den letzten Monaten über diesen Lieblingssatz seines Herrn nachgesonnen? Allerdings wusste er, dass er den Satz nicht - zumindest in letzter Zeit - in dem Sinne abwog, indem Jesus ihn predigte.

Ach Jesus.

Aber was, wenn er doch noch mehr zu bedeuten hatte, dieser Satz? Wenn Jesus damit nicht nur Barmherzigkeit meinte, wenn er die Menschen damit nicht nur zur Mildtätigkeit, zu Gnade und Vergebung anhalten wollte, sondern es auch ein Appell war an die tatsächliche Liebe?

Um zu verstehen, dass Judas diesen abwegigen Gedanken weiter und weiter spann, muss man wissen, dass er liebte.

Leider gab er dieser Liebe keine Hoffnung. Wagte es auch gar nicht, zu hoffen, denn er hatte auch Angst vor der Erfüllung seiner Hoffnung. Er würde niemals stark genug für diese Liebe sein. Das Gefühl war zu groß für ihn. Dennoch...

Es musste mehr hinter den Satz stecken

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Zum ersten Mal war es Judas vor einer Woche aufgefallen. Es begab sich, dass Jesus in einer kleinen Stadt südlich des Jordantales predigte. Es begann alles wie immer. Am Wegesrand zwischen Feldern, die gerade bestellt wurden, kamen zur Mittagszeit Frauen mit dem Mittagessen zusammen und auch die Bauern und Tagelöhner kamen vom Feld und Jesus gesellte sich zu ihnen.

Nachdem er eines seiner Gleichnisse weiter gegeben hatte - eines jener, welche die Natur und das Wachstum, vermutlich die Saat, mit einbezogen - kam er zu seinem neuen und gewagten Lieblingsthema: die Liebe zu deinem Nächsten auch zu deinen Feinden! Liebe zu eben den Menschen die dich wo immer du bist umgeben, egal welchen Standes, welcher Religion, welchen Ansehens. Erkenne in jedem Menschen deinen Bruder.

Und als er wieder ansetzte und wohl etwas sagte wie: "...bedingungslose Liebe. Und wenn ein Mensch dich beleidigt so kränke dich nicht und zürne ihm auch nicht, bitte um Vergebung. Liebe, Liebe ist der Weg...", wurde Judas gewahr, dass sich Jesus mit diesen Worten mehr an ihn wandte, denn an alle anderen.

Doch es hatte nicht direkt mit den Worten oder dem Inhalt zu tun, was Jesus ihm zu verstehen zu geben versuchte, es schien ihm, als seien zu ihm andere Worte vorgedrungen, als jene, die sein Herr tatsächlich sprach. Er fühlte sich von einem eigentümlichen Gefühl bewandert, er war irritiert und konnte das Gefühl nicht zuordnen.

Wohl hatte Judas das gleiche /gehört/ wie die anderen im Kreise um ihn, doch er fühlte, dass ihm eine andere Botschaft mit jenen Worten, oder vielmehr mit der Eindringlichkeit mit der Jesus sie ihm vortrug, mitgeteilt werden sollte. Doch warum so? Hatte Jesus nicht hundertmal am Tag die Gelegenheit ihm, Judas, zu sagen, was er ihm nun begreiflich zu machen versuchte? Warum hier und warum so?

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Tja, das war der erste Teil und es wird noch slashig...

Ich poste weiter sofern /irgendjemand/ interessiert scheint.... dieses Interesse mir durch eine Review bitte kundzumachen ;-)