Schicksalhafte Begegnung
von nici1807

Disclaimer: Nichts aus dem Harry Potter Universum, was ihr wieder erkennt, gehört mir, sondern JKR und Warner Bros. (und wer da sonst noch seine Hand aufhält). Ich verdiene kein Geld mit dieser Story und werde Alles nach Gebrauch wieder zurückgeben. Lediglich die Handlung und die erfundenen Figuren, Orte und Gegenstände gehören zu meinem geistigen Eigentum.
Die Idee zu dieser Songfic habe ich bekommen, nachdem Maria3261102 einen Wettbewerb im Forum ausgerufen hat. Ihr möchte ich die Story auch widmen!!!

Das - für mich eher ungewöhnliche - Paaring habt Ihr auch Maria zu verdanken. In ihrer Story „Zukunft", die ich Euch hiermit ans Herz legen möchte, bin ich zum ersten Mal bewusst auf dieses aufmerksam geworden.
Der verwendete Song heißt „As time goes by" aus dem Film Casablance.

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und würde mich über ein bisschen Feedback freuen.


Hermione wanderte die Gänge des Hogwartsexpress entlang, um nach dem Rechten zu sehen. Sie war in ihrem sechsten Schuljahr wieder zur Vertrauensschülerin ernannt worden und nahm ihre Aufgaben weiterhin sehr ernst. Ernster, als Ron, der es vorzog auf dem Weg nach London lieber mit Harry über Quidditch zu philosophieren. Hermione schnaubte leise. Quidditch. Als ob es nichts Wichtigeres gäbe als dieser blöde Sport. Vierzehn Hexen und Zauberer auf Besen, die sich Bälle zuwerfen, anderen Bällen ausweichen und nach einem kleinen, goldenen Schnatz Ausschau halten. Seit Harry Teamkapitän und Ron Hüter waren, gab es für die beiden nichts aufregenderes und wichtigeres mehr als das nächste Spiel. Sogar jetzt, wo die Weihnachtsferien begonnen hatten und das nächste Spiel gegen Hufflepuff erst in drei Monaten stattfinden sollte, gingen sie Spielzüge durch und entwickelten neue Strategien.

This day and age we're living in
Gives cause for apprehension
With speed and new invention
And things like fourth dimension.
Yet we get a trifle weary
With Mr. Einstein's theory.

Es war fast so, als ob es Voldemort und seine Todesser gar nicht gäbe. Aber sie waren da. Die Gefahr war stärker als je zuvor, lauerte überall. Erst in der letzten Woche waren wieder einige Muggel in Südengland von Todessern angegriffen und getötet worden. Dumbledore hatte in seiner Rede am vergangenen Abend noch einmal deutlich gemacht, wie groß die Gefahr war, die der Zaubererwelt drohte. Er hatte versucht, den Zusammenhalt untereinander und zwischen den Häusern zu stärken; eine Sache, die von drei Häusern gerne wahrgenommen wurde. Die drei Häuser Hufflepuff, Ravenclaw und Gryffindor waren im vergangenen Jahr enger aneinander gewachsen, was sicher auch auf den immer noch existierenden DA-Club zurückzuführen war. Mittlerweile waren Freundschaften unter den Häusern nichts ungewöhnliches mehr, und Hermione sah es auch als völlig normal an, einem Haufen Erstklässler aus Ravenclaw, Hufflepuff und Gryffindor Nachhilfe zu geben, Nur die Slytherins sperrten sich weiterhin dagegen, mit Schülern aus anderen Häusern Freundschaften einzugehen oder sich zumindest mit ihnen zu beschäftigen.

So we must get down to earth at times
Relax relieve the tension.

Hermione machte sich Sorgen um ihre Eltern. Sie als muggelgeborene war in besonders großer Gefahr. Der Orden hatte dafür gesorgt, dass ihre Eltern an einem sicheren Ort Urlaub machten, während Hermione mit Harry bei den Weasleys im Fuchsbau bleiben sollte. Seit Percy mit seiner Familie gebrochen und die Zwillinge einen eigenen Laden führten und somit auf eigenen Beinen standen, hatte Molly Weasley sich nichts sehnlicher gewünscht, als das Ron und Ginny mit ihren Freunden Weihnachten nach Hause kamen. Hermione hatte nichts dagegen. Sie mochte Rons Eltern sehr. Sie freute sich schon auf ein paar ruhige Tage im Fuchsbau. Einfach nur ausspannen, lesen und auf andere Gedanken kommen. Die Sorgen und Ängste für ein paar Tage weit von sich schieben und die Zeit genießen. Darauf freute Hermione sich schon lange.

And no matter what the progress
Or what may yet be proved
The simple facts of life are such
They cannot be removed

Die Weasleys und Harry waren für Hermione fast schon eine zweite Familie geworden. Ron und Harry waren wie Brüder und Ginny war mehr eine kleine Schwester als eine Freundin für sie. Um nichts auf der Welt wollte sie die drei missen.
Hermione warf einen Blick in ein Zugabteil, aus dem dichter Rauch drang. Zwei Erstklässler aus Hufflepuff hatten aus Versehen einen Teil ihres Filibusters Feuerwerk gezündet und versuchten nun die brennenden Sitze zu löschen; leider mit den falschen Zaubersprüchen. Hermione seufzte, zückte ihrem Zauberstab und löschte die Flammen. Weil Weihnachten war, verzichtete sie darauf, den beiden Jungen Punkte abzuziehen. Nach ein paar ermahnenden Worten, ging sie rückwärts aus dem Abteil und schloss die Tür.
Sie wollte ihren Weg gerade fortsetzen, als sie mit jemandem zusammenstieß. Ihr Kopf prallte gegen etwas hartes, dann bemerkte sie nur noch, wie sie fiel. Sie kniff die Augen zusammen und erwartete einen harten Aufschlag. Doch dieser blieb aus. Stattdessen wurde sie sanft in der Luft aufgefangen. „Pass doch auf wo du hinrennst!", hörte sie jemanden sagen. Sie hing immer noch in der Luft und wurde von zwei starken Armen gehalten. Sie wagte es die Augen zu öffnen und sah in ein paar eisblaue Augen. Augen so klar und warm, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Augen, die sie mit einer Mischung aus Ärger und Erleichterung ansahen. Über die Augen fielen ein paar blonde Haarsträhnen, und Hermione erkannte ihren „Retter": Draco Malfoy. Von allen Menschen in diesem Zug musste sie ausgerechnet in diesen laufen. Hermione stöhnte innerlich auf und versuchte sie aufzurappeln. Doch vergebens. Sie merkte, wie schwer ihr jegliche Bewegung fiel. Ihr wurde schwarz vor Augen, nachdem sie sich mit einem Ruck versucht hatte aufzurichten und sank in Dracos Arme zurück.

You must remember this
A kiss is just a kiss, a sigh is just a sigh.

"Geht es dir besser?", fragte Draco und sah die braunhaarige Gryffindor fragend an. In seinem Ton klang ein Hauch Besorgnis mit. Eigentlich hatte Draco nur zurück in sein Abteil gewollt, als er mit Hermione zusammengestoßen war. Instinktiv hatte er seine Arme ausgestreckt und sie aufgefangen. Leider konnte er so nicht verhindern, dass sie mit dem Kopf gegen den Knauf der Abteiltür geschlagen war. Die Beule, die auf ihrer Stirn leuchtete, sah gefährlich aus. Gefährlich aber auch irgendwie süß. Das Mädchen vor ihm sah irgendwie niedlich aus, so, wie sie da lag. So hilflos und ihm völlig ausgeliefert.
Draco beobachtete, wie Hermione langsam die Augen öffnete und sich umsah. Er hatte sie in ein freies Abteil getragen und ihre Beine hochgelegt. Dann hatte er sich neben sie gekniet und gewartet, dass sie wieder zu sich kam. Erleichtert registrierte er nun, wie ihre Lebensgeister wieder anfingen zu arbeiten.

The fundamental things apply
As time goes by.

Er hatte schon lange ein Auge auf die hübsche Gryffindor geworfen. Spätestens seit sie letzten Sommer aus den Ferien gekommen war, sah man ihr an, dass sie tatsächlich ein weibliches Wesen war. Ihr kindlicher Körper hatte in den wenigen Monaten weibliche Formen angenommen. Sie hatte wohlgeformte Hüften, lange, dünne Beine und einen wohlgeformten Busen. Leider versteckte sie ihre Figur fast die ganze Zeit unter weiten Umhängen. Auch ihre Haare ließen sie fraulicher, erwachsener erscheinen. Die störrischen Locken hatten sie geglättet, und ihr Haar fiel nun in sanften Wellen über ihre Schultern. Sie sah einfach atemberaubend schön aus.
Am Anfang hatte Draco nichts mit diesen Gefühlen anfangen können, die da in ihm aufstiegen, wenn er Hermione sah oder an sich dachte. Auch die Träume von ihr versuchte er zu Beginn noch aus Alpträume abzutun. Sie war schließlich ein Gryffindor, ein Schlammblut und beste Freundin von Harry Potter. Und er, Draco, war nur ein Slytherin, der Sohn eines Todessers, ein Muggelhasser; zumindest nach außen hin. Aber so kalt und brutal, wie er nach außen wirkte, war er nicht. Nicht mehr. Seit sein Vater in Askaban saß und nicht mehr so großen Einfluss auf seinen Sohn ausüben konnte, hatte Draco sich verändert. Äußerlich war er immer noch derselbe, aber wie es in ihm drinnen aussah, das ging niemanden etwas an. Gefühle wie Schmerz, Traurigkeit, Angst waren früher ein Tabu gewesen, etwas, das nur Mädchen und Schwächlinge kannten. Aber Draco war nun jemand, der diese Dinge spürte, spüren wollte. Jemand, der Liebe und Zuneigung entwickeln konnte; auch, wenn diese Gefühle einer Muggelgeborenen galten.

And when two lovers woo
They still say, "I love you."
On that you can rely
No matter what the future brings
As time goes by.

Hermione kam langsam zu sich. Sie sah sich irritiert um und bemerkte, dass jemand sie auf eine Sitzbank in einem leeren Abteil gelegt hatte. Draco Malfoy. Sie erinnerte sich plötzlich wieder an alles. Daran, dass sie mit ihm zusammengestoßen war und er sie aufgefangen hatte. Dass sie versucht hatte, aufzustehen und wie ihr schwarz vor Augen wurde. Ihre Hand wanderte zu der schmerzenden Stelle auf ihrer Stirn. Sie fühlte eine dicke Beule und zuckte kurz zusammen, als sie diese schmerzhaft berührte.
„Lass die Finger lieber davon", meinte Draco und nahm ihre Hand weg. „Das wird auch so noch weh genug tun. Kannst du aufstehen?"
Hermione sah den blonden jungen Mann irritiert an. War das wirklich Draco Malfoy, dieses Ekelpaket von Slytherin, das da vor ihr kniete und ihre Hand hielt? War der Schlag gegen ihren Kopf zu heftig gewesen, dass sie nun schon halluzinierte? Hermione kniff die Augen zusammen. Doch als sie sie wieder öffnete war Draco immer noch da. Es war kein Traum. Aber warum war er da? Warum hielt er immer noch ihre Hand? Warum war da ein Hauch von Sorge in seinem Blick? War das eine Falle? Wollte er sie reinlegen, ihr einen Streich spielen?
„Geht es dir besser? Soll ich dir aufhelfen?" Draco stand auf, hielt immer noch ihre Hand fest und zog sie sanft und vorsichtig auf die Beine. Noch etwas wackelig auf den Beinen, versuchte Hermione den Schwindel zu bekämpfen, der sich in ihrem Körper ausbreitete. Ehe sie sich bewusst wurde, was passierte, war sie gegen Draco gefallen, der sie wie vorhin auffing. Doch dieses Mal war etwas anders. Dieses Mal blieb Hermione bei Bewusstsein. Sie spürte den starken Griff, der sie fest aber vorsichtig umklammerte. Sie fühlte das Muskelspiel in seinen starken Armen, die sie festhielten. Sie inhalierte den aufregenden Duft, den Draco ausströmte und spürte die wohlige Wärme, die sein Körper aussandte. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, schmiegte sie sich fester an ihn. Sie fühlte sich wie in Trance. Benebelt. Aber letzteres hatte absolut nichts mit ihrer Beule am Kopf zu tun.

Moonlight and love songs
Never out of date.
Hearts full of passion
Jealousy and hate.

Draco reagierte blitzschnell, als Hermione die Beine versagten und sie wegsackte. Er fing sie auf und hielt sich aufrecht. Kleine Blitze durchströmten ihn, als er sie wieder ganz nah bei sich spürte.
Wie lange hatte er sich nach diesem Augenblick gesehnt? Wie lange hatte er davon geträumt, diese Frau nur einmal halten zu dürfen? Erfreut registrierte er, dass sich Hermione nach kurzem Zögern an ihn schmiegte.
Er zog Hermione fester an sich heran. Erst ganz vorsichtig, aus Angst, sie zu drängen. Aus Angst, von ihr zurückgewiesen zu werden. Doch als sie sich nicht wehrte, wurde er mutiger und hielt sich fest. Er strich mit einer Hand durch ihr weiches Haar, welches nach Vanille und Blumen duftete. Er schloss die Augen und genoss den Moment. Niemals hätte er es für möglich gehalten, mit Hermione hier zu stehen. Alleine. Ganz nah. Sie riechen, spüren, berühren.

Woman needs man
And man must have his mate
That no one can deny.

Niemals hätte er geglaubt, dass sie ihn freiwillig berühren würde. Einmal hatte sie es getan. Damals in ihrem dritten Schuljahr hatte sie ihm eine Ohrfeige verpasst und ihm die Nase gebrochen. Damals, als er noch ekelig und gemein zu ihr gewesen war. Damals, als er noch daran glaubte, dass Schlammblüter und Muggelfreunde eine Schande für die Zaubererschaft seien. Damals, als er nur mit seinen gehirnlosen Gorillas Crabbe und Goyle durch die Gegend gezogen war, um die Leute aufzumischen. Damals, als er mit Mädchen noch nichts anfangen konnte, anfangen wollte. Damals... Das war plötzlich so weit weg. So irreal. So fremd.

Draco zog Hermione auf die Bank, sorgsam darauf bedacht, sie nicht loszulassen. Sie glitt neben ihm auf die Sitzbank und schmiegte sich an ihn.

Hermione wusste nicht, wie ihr geschah. Alles, was sie wusste war, dass sie neben Draco saß und sich sehr wohl fühlte. Sie fühlte sich beschützt und geborgen. Draco sandte eine Stärke aus, durch die sie sich sicher fühlte. Der Schwindel war längst vorbei, aber dennoch blieb sie an ihn geschmiegt sitzen und genoss es, wie seine starken Arme sie hielten. Es war wie im Traum. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass Draco so fürsorglich sein würde. Dass er sich um jemanden sorgte. Und dann ausgerechnet um sie. Der große Muggelhasser, Held von Slytherin, kümmerte sich um sie, eine Muggelgeborene aus Gryffindor. Gegensätzlicher konnten sie nicht sein. Und dennoch war da plötzlich etwas zwischen ihnen, was sie verband. Etwas, was Hermione das Gefühl gab, dass es richtig war, was gerade mit ihnen geschah. Etwas, dass ihr dieses tiefe Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit gab. Gefühle, die sie lange Zeit vermisst hatte. Gefühle, die sie bisher nur bei ihren Eltern gefunden hatte; niemals bei einem Jungen. Ron und Harry waren wie Brüder. Ihr besten Freunde. Niemals würden sie ihr das Gefühl geben können, was Draco ihr gab.

It's still the same old story
A fight for love and glory
A case of do or die.

Hermione musste schmunzeln, als sie an Harry und Ron dachte. Sie stellte sich das entsetzte Gesicht der beiden vor, wenn sie sie so sehen würden. Nein, sie wollte es sich lieber nicht vorstellen. Harry und Ron hätten vermutlich schneller ihre Zauberstäbe gezückt und Draco verflucht, als sie das Wort ‚Quidditch' aussprechen konnte.
Hermione löste sich etwas aus Dracos Umarmung und drehte sich so, dass sie ihn ansehen konnte. „Draco?", fragte sie. „Warum machst du das?"

Draco sah sie verwundert an. Es war eine gute Frage, die sie da stellte. Warum tat er das? Im Grunde seines Herzens kannte er die Antwort. Aber die Antwort würde sie nicht hören wollen. Niemals. Niemals sollte sie erfahren, was er wirklich für sie empfand. Warum er gerade das tat, was er tat.
„Wenn du gehen willst, kannst du gehen, Granger!", antwortete er so kalt wie möglich. Doch sein Blick strafte ihn Lügen.

Hermione zuckte kurz zusammen, als er antwortete. Sie konnte nicht glauben, dass er von einer Sekunde auf die andere eine hundertachtzig Grad Änderung machte. Gerade eben noch hatte er sie festgehalten, sie beschützt. Und nun? Nun war er wieder der alte Draco, den sie kannte. Oder doch nicht?
Sie sah ihn immer noch an, blickte in seine Augen und sah die Gefühle, die ihn durchströmten. Sie sah, die Wärme in seinem Blick. Sie sah, dass er nicht das meinte, was er ihr gesagt hatte. Das Blitzen in seinen Augen, das für gewöhnlich da war, wenn er sie beleidigte, ihr Schimpfworte an den Kopf schmiss, war verschwunden. Stattdessen waren das Dinge, die Hermione nicht deuten konnte. Dinge, die ein angenehmes Kribbeln in ihrer Magengegend hervorriefen. Ein Kribbeln, dass sich langsam aber zielsicher ihn ihrem ganzen Körper ausbreitete, ohne dass sie es hätte verhindern können. Sein Blick sandte ihr stumme Signale. Es war als wollte er ihr sagen, dass alles Lüge war, was er gesagt hatte. Sie hob fragend eine Augenbraue und sah ihn weiter an.

Draco kämpfte mich sich. Wie sehr wünschte er sich, Hermione wieder ihn den Arm zu nehmen. Sie festzuhalten und zu küssen. Aber was würde dann sein? Würde sie es wollen? Was kam danach? Würde es bei einem Kuss bleiben oder würde mehr folgen? Durfte überhaupt mehr folgen? Die Angst vor der Zurückweisung und sein Drang, Hermione zu zeigen, was er fühlte, fochten einen schmerzhaften Kampf in ihm aus.

The world will always welcome lovers
As time goes by.

Ein leichtes Lächeln umspielte Hermiones Lippen, als sie erkannte, wie sehr mit sich kämpfte, überlegte, was er tun sollte. Sie wusste, was sie ihn tun lassen wollte. Warum? Das war ihr in dem Moment egal. Sie nahm seine Hand und drückte sie aufmunternd. Auf seinen fragenden Blick hin, nickte sie leicht und lächelte.
Draco sah sie fragend an. Dann legte er seine freie Hand auf ihre Schulter und zog Hermione an sich heran. Er sah ihr tief in die Augen und suchte nach Zeichen. Zeichen der Abwehr, Zeichen der Zuneigung. Eine Einladung, das zu tun, was er nun tun wollte. Hermione wehrte sich nicht. Draco wurde mutiger. Er lehnte sich ihr entgegen. Ihre Lippen näherten sich. Sie sahen sich weiterhin tief in die Augen. Draco spürte Hermiones Atem auf seinem Gesicht. Inhalierte wieder den süßlich verführerischen Duft, der von ihr ausging. Er hatte das Gefühl in ihren wunderschönen, braunen Augen zu versinken. Dann berührten sich ihre Lippen. Erst zaghaft, dann mutiger, fordernder.

Draco vergrub eine Hand ihn ihren Haaren und zog Hermione noch enger an sich heran. Er wollte den Moment genießen und so lange wie möglich hinauszögern, bis sie sich wieder voneinander lösen mussten und die Kälte wieder den Platz einnehmen würde, den Hermione füllte. Er öffnete leicht seinen Mund und stupste mir seiner Zunge zaghaft gegen Hermiones Lippen. Sie gewährte ihm den erbetenen Einlass und seine Zunge erforschte ihren Mund. Ihr Geschmack, ihr Duft, die Wärme, die ihr Körper ausstrahlte berauschten ihn. Ein Gefühl, welches er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt, nicht erhofft hatte. Ein Gefühl, welches er nie wieder missen wollte. Ein Gefühl, für das sich sein Mut, auf sie zuzugehen gelohnt hat.

Oh yes, the world will always welcome lovers
As time goes by.

Als der Zug in den Bahnhof Kings Kross einfuhr, stieg Hermione mit ihren Freunden aus dem Zug. Sie alle wurden herzlich von den Weasleys begrüßt. Nachdem sie ihr Gepäck sicher verstaut hatten und sich in die Reihe stellten, um den Bahnsteig durch die Absperrmauer zu verlassen, suchte Hermiones Blick nach Draco. Er stand etwas abseits neben einer hübschen, blonden Frau. Hermione erkannte Dracos Mutter sofort. Sie hatte sich nach ihrer letzten Begegnung bei der Quidditch Weltmeisterschaft sehr verändert. Ihre Züge wirkten entspannter, freundlicher. Wie die von Draco. Ob das an dem fehlenden Einfluss von Lucius lag? Hermione drehte sich zu Harry, Ron und Ginny rum. Die drei hatten ihr den Rücken zugewandt. Sie nutzte die Gunst der Stunde, setzte Krummbeins Tragekorb ab und lief zu Draco. Sie hatten ausgemacht, sich in den Ferien zu schreiben, doch schon als sie sich im Zug voneinander verabschiedet hatten, hatte Hermione gemerkt, dass ihr das nicht reichen würde. Sie hatte Draco schon vermisst, obwohl er noch neben ihr stand. Ein völlig neues Gefühl für sie. Neu, aber doch richtig.

Dracos Blick suchte Hermione. Seine Mutter hatte ihn vom Zug abgeholt und redete unaufhörlich auf ihn ein. Sie nervte ihn jetzt schon. Die nächsten drei Wochen würden für ihn eine Qual werden, das wusste er jetzt schon. Drei Wochen alleine mit seiner Mutter auf Malfoy Manor. Drei Wochen ohne Hermione. Der blanke Horror.

Aus den Augenwinkeln sah Draco, wie sich ein brauner Haarschopf den Weg durch die Menge bahnte, und versuchte auf schnellstem Wege in seine Richtung zu kommen. Sein Herz machte einen Satz nach oben. Er und Hermione hatten beschlossen das, was sich auch immer aus ihrer Begegnung im Zug entwickeln würde, langsam anzugehen. Keine Hast. Kein Zwang. Einfach nur abwarten und genießen was kommt. Sie wussten beide, dass es nicht einfach werden würde, sollten sie ihre Beziehung – wenn man es denn so nennen konnte – öffentlich bekannt geben. Weder er noch Hermione würden es leicht haben, ihren Freunden die Gefühle zu erklären, die sie füreinander empfanden. Umso erstaunter und gleichsam glücklicher war Draco, als Hermione auf ihn zugelaufen kam und sich ihm an den Hals warf. „Du fehlst mir jetzt schon", flüsterte sie ihn ins Ohr.

„Du mir auch!", antwortete er überrascht, schlang aber die Arme um sie. Nach einer Weile schob er sie ein Stückchen von sich weg und sah sie fragend an. Sie nickte nur, bevor sie sich ihm wieder näherte und ihr Mund den seinen suchte, um mit ihm zu verschmelzen.

Was immer auch kam, es würde nicht leicht werden. Aber es würde leichter zu ertragen sein, wenn man nicht alleine war. Wenn man jemanden an seiner Seite hatte, der einem die Stärke und Kraft gab, das alles durchzustehen.


Ende

Und jetzt bitte nicht vergessen, auf diesen kleinen Knopf da unten zu drücken und ein Review zu schreiben…