Nuit: Ja, ich denke doch mal, dass die Fitness-Stunden mit Glorfindel Firiel schon abgehärtet haben. ;)
Firiel wird da einiges zu durchlaufen haben, die Story hat ja insgesamt drei Teile und inzwischen fast so viele Worte wie Herr der Ringe selbst. Von den Lesern auf der anderen Plattform weiß ich zumindest, dass Firiel einen in bestimmten Situationen durchaus hart an die Grenze treiben kann, was Sympathie angeht. Aber so war es auch gedacht. Wer ist schon immer die ganze Zeit sympathisch? ;)


Mit einiger Genugtuung bemerkte er, dass sich sogar die Schatten vor ihm zurückzuziehen schienen, als er den dunklen Gang entlang schritt. Die wenigen Fackeln, die die Finsternis nur mühsam erhellten, loderten auf, sobald er in ihre Nähe kam und selbst das wenige kleine Getier, das sich freiwillig in seiner Heimstatt aufhielt, schien ihm seine Referenz erweisen zu wollen, indem es ihm eiligst den Weg freimachte.

Nun ja, genaugenommen war dies hier nicht seine Heimstatt, aber solange Khamul anderweitig beschäftigt war, unterstand ihm allein die Festung. Und er wusste die Macht, die damit einherging, wohl zu nutzen. Viel zu lange wartete er schon auf eine Gelegenheit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Und vielleicht war diese Gelegenheit nun bald gekommen. Nach so vielen Jahren des Wartens, des Geduldens und des langsamen und mühevollen Aufstiegs in die höchsten Ränge.

Seine Späher hatten ihm erst vor Kurzem Nachrichten gebracht. Nachrichten darüber, dass aus Bruchtal eine kleine Gruppe Wanderer aufgebrochen war. Unter ihnen ein Zauberer und zwei Elben sowie einige der dreckigen Exilanten, die sich selbst Dunedain nannten.

Er lebte lange genug in dieser Welt, um zu wissen, dass es kein Zufall sein konnte, dass diese illustre Gruppe gerade jetzt auf Wanderschaft gen Norden ging. So relativ kurze Zeit nachdem Khamul mit seinen Gefährten in ein kleines Land weit westlich des Nebelgebirges aufgebrochen war, um dort Jemanden zu suchen. Oder vielleicht auch Etwas...

Da Khamul nicht einmal ihn in diese Pläne eingeweiht hatte, konnte es sich nur um eine Unternehmung von größter Wichtigkeit handeln, die mit IHM in Verbindung stand.

Ja, er würde diese Wanderer aus Bruchtal scharf im Auge behalten. In mehreren Augen sogar. So viele er erübrigen konnte.

Und diese kleine Gruppe interessierte ihn noch aus einem ganz anderen Grund. Seine Späher hatten von zwei Elben berichtet. Einer davon mit schwarzen Haaren und in gänzlich schwarzer Kleidung. Eine interessante Entwicklung, die vielleicht endlich auch die letzten losen Fäden in seinem Leben zusammenführen würde.

Doch damit würde er sich später wieder beschäftigen. Einstweilen gab es andere Dinge, die seine Aufmerksamkeit verlangten. Lahúr war mit seiner Truppe von einem Raubzug zurückgekehrt und hatte reiche Beute mitgebracht.

Bevor er in das graue Zwielicht hinaustrat, dass den Sonnenaufgang ankündigte, straffte er die Schultern, bog den Rücken durch und richtete sich zu seiner vollen, beeindruckenden Größe auf. Draußen, unter den Bäumen, erwartete ihn sein oberster Krieger mit seinem Tribut. Sobald der Uruk ihn erblickte, sank er auf die Knie und senkte sein Haupt.

Zufrieden ließ sein Gebieter seinen Blick über den Platz gleiten, auf dem dicht aneinandergedrängt zwei Dutzend Menschen standen, die durch schwere Ketten aneinandergefesselt waren. Dieser Anblick versüßte ihm den kommenden Tag und mit einem schmalen Lächeln nickte er Lahúr zu, zum Zeichen, dass er sich erheben durfte. Was dieser auch sofort tat und seinerseits zwei anderen Uruks ein Zeichen gab. Daraufhin lösten die beiden zwei Menschen aus den Reihen der Gefangenen und zerrten sie in seine Richtung.

„Herr, nimmst Du dieses Geschenk, mit dem ich Deine Überlegenheit ehren will, von mir an?" krächzte der Uruk-Krieger mit rauer Stimme und wies auf das Menschenpaar, das nun nur noch wenige Schritte von seinem Gebieter entfernt stand.

Dieser ließ sich Zeit und betrachtete die blonde Frau und den rothaarigen Mann lange, bevor er seinem Krieger antwortete. „Du hast dazugelernt, Lahúr. Wie auch ich. Menschen sind viel nützlicher. Sie bereiten mir mehr Vergnügen. Man hat länger etwas von ihnen, wenn Du verstehst..."

Mit wenigen Schritten hatte er die Distanz zu der zitternden, jungen Frau überbrückt. Seine Hand schloss sich fest um ihren Hals und drückte ihren Kopf nach oben.

Ja, sie war sehr schön für eine Menschenfrau. Sie gefiel ihm.

Ein erschrecktes Würgen entfuhr der Frau als sie in die vollkommen schwarzen, leblosen Augen des Mannes vor ihr starrte, die nicht mehr als Löcher in den eingesunkenen Zügen seines harten Gesichts zu sein schienen. Nichts war mehr von dem Weiß der Augäpfel zu erkennen.

Nach einigen Augenblicken, in der sie nicht in der Lage war, sich zu bewegen, begann die junge Frau sich in dem festen Griff zu winden, doch ohne Erfolg. Ihr Betrachteter verlagerte lediglich den Griff etwas und drückte auf ihren Kiefer, so dass sie gezwungen war, den Mund zu öffnen.

„Oh, schön. Sie hat noch alle Zähne. Ich mag Zähne. Man kann soviel mit ihnen machen." sagte der schwarzhaarige Mann.

„Herr, wenn Du erlaubst... Ich glaube, der da gehört zu ihr." schaltete sich Lahúr wieder ein und sein Gebieter wandte seinen Blick nun dem rothaarigen Mann zu. Zwei Uruks hatten ihn dermaßen fest im Griff, dass er sich nicht ein Stück bewegen konnte, aber die Röte in seinem Gesicht ließ vermuten, dass er verzweifelt gegen seine Bewacher ankämpfte. In den Mund hatte man ihm einen dreckigen Fetzen gesteckt, der dafür sorgte, dass er den Herren nicht mit seinem Geschrei belästigte, aber ihm auch das Atmen erschwerte.

„Das freut mich zu hören. Es ist immer gut, in einer neuen Umgebung eine vertraute Person um sich zu haben." Mit diesen Worten trat er näher an den Mann heran. „Ich werde mich höchstpersönlich um Deine Gefährtin kümmern. Und natürlich werde ich Dir berichten, wie es ihr ergeht und womit wir beide uns die Zeit vertreiben."

Der rothaarige Mann warf seinen Kopf herum und das Zucken seiner Muskeln ließ darauf schließen, dass er sich noch heftiger wehrte als zuvor. Wieder ließ der Gebieter der Uruks seinen Blick über die blonde Frau wandern, die am ganzen Körper zitterte und nun anfing zu würgen. Lediglich der feste Griff ihres Bewachers hielt sie noch auf den Beinen.

„Bringt ihn hinunter in die Verliese. Und sie," Er strich mit einer Hand über den weißen Hals der Frau, die sich daraufhin übergab. Mit einem fast verständnisvollen Lächeln wich er zurück. „Bringt sie hinauf in meine Gemächer."