Disclaimer: Weiß Kreuz gehört mir nicht – seufz. Aber so einen Aya oder Crawford würde ich schon nehmen. grins
1. Kapitel – Der Anfang
Schuldig saß in an einem kleinen, schattigen Tisch in einem der in angesagtesten Straßencafés von Tokio und blätterte in der Tageszeitung. „Bla, bla, bla..." brummte er und blätterte Seite für Seite durch die Zeitung. Seit sie zusammen mit „Weiß" die Gruppe SZ besiegt hatte, herrschte in Schuldigs Augen gähnende Langeweile. Crawford hatte nach anfänglicher Begeisterung die Idee fallen gelassen, sich an Weiß zu rechen. Irgendwie schien er diese Jungen lieb gewonnen zu haben. Schuldig lachte leise. Was für eine Ironie, Crawford und so etwas Banales wie Liebe oder Mitleid in Verbindung zu bringen. Wenn Crawford jemals in seinem Leben solche Gefühle empfunden hatte, dann hatte er die Erinnerungen daran vollständig aus seinem Gedächtnis getilgt. In Crawfords Kopf gab es nur kühle Logik und Berechnung.
Schuldig seufzte abermals und rührte in seinem Kaffee. Nicht einmal diese Passanten hatten interessante Gedanken. Diese Frau sorgte sich darum zu spät nach Hause zu kommen und das Essen für ihren Mann nicht rechtzeitig fertig zu haben und der Typ dort drüben, dachte nur daran, wie er endlich seine Freundin flach legen konnte. Schuldig gähnte.
Plötzlich krachte es und ein lautes Quietschen und Kreischen drang an sein Ohr. Neugierig hob Schuldig den Kopf. Nanu, was war denn da drüben los. Schnell zog er ein paar Münzen aus seiner Tasche und warf sie auf den Tisch. Dann schwang er sich elegant über das Geländer des Straßencafés. Pfeifend schlenderte er auf die Menschenmenge zu, die sich nicht weit von seinem alten Sitzplatz entfernt gebildet hatte. Schuldig reckte den Hals, doch er konnte nichts sehen. Rasch sah er sich um und lächelte zufrieden. Nicht weit von ihm entfernt war eine hohe Mauer – genau das Richtige für seine Zwecke. Mühelos zog er sich hoch und machte es sich oben bequem. Jetzt konnte er das ganze Schauspiel ungestört beobachten.
Ein Mercedes hatte einen am Straßenrand parkenden Fiat gerammt und dabei auch noch eine Passantin gestreift. Die Frau lag stöhnend auf dem Asphalt. Der Mercedesfahrer war aus seinem Auto gestiegen und schrie wild gestikulierend die Menschenmenge und die verletzte Passantin an. Schuldig lachte leise. Sein Blick glitt über die Menge und begierig las er die Gedanken der Menschen. Auf einmal bemerkte er eine schlanke Gestalt, die sich rücksichtslos durch die Menge boxte. Neugierig folgten seine Blicke ihr. Sie gelangte in die Nähe der verletzten Passantin und dann tat sie etwas, was sogar Schuldigs Augenbrauen in die Höhe schießen ließ. Sie zog einen Fotoapperat hervor und fotografierte den Mercedesfahrer und die am Boden liegende Frau. Der Mercedesfahrer verlor daraufhin vollständig die Fassung und ging auf die junge Frau los. Die fackelte jedoch überhaupt nicht lange und trat ihm zunächst mit aller Wucht gegen das Schienenbein und schlug im dann mit der Faust direkt in den Magen, als er zusammenzuckte.
Schuldige lachte laut auf. Das war wirklich amüsant. Er konzentrierte sich auf die Fotografin und versuchte in ihre Gedanken einzudringen, doch irgendwie gelang es ihm nicht. Er ballte die Hände zu Fäusten und verstärkte seinen Angriff auf ihre Gedanken. Nichts – da war eine mentale Sperre, die er nicht überwinden konnte. Schuldig kurrte wütend. Na warte, das würde er nicht auf sich sitzen lassen. Er sprang von der Mauer. So einfach wie er sich das vorgestellt hatte, war das aber nicht. Die Menschenmenge wurde immer größer und von Ferne erklangen bereits die Sirenen der herannahenden Polizei und des Krankenwagens. Schuldig schob sie so nahe wie möglich an den Fiat heran und versuchte die Fotografin zu erspähen. Endlich entdeckte er sie. Sie kniete neben dem Mercedesfahrer und schoss ein paar weitere Fotos. Schuldig lächelte zufrieden und starrte einen erneuten Angriff. Dieses Mal war er ein wenig erfolgreicher. Zwar konnte er nur einzelne Gedankenfragmente erfassen, doch immerhin bekam er ihre Aufmerksamkeit.
Die Fotografin war ein junges Mädchen mit großen grünen Augen und schwarzen kurzen Wuschelhaar. Als sie jetzt den Kopf hob, lag etwas Gehetztes in ihrem Blick. Sie suchte die Menschenmenge ab und dann schließlich viel ihr Blick auf Schuldig. Der grinste böse und zwinkerte. „Hi, wie wäre es mit einem Date." Fragte er sie mittels Gedankenübertragung. Die Fotografin keuchte auf und wurde blass. Im nu war sie wieder auf den Beinen. Bevor Schuldig erfassen konnte, was sie plante, war sie schon in der Menschenmenge verschwunden. Neugierig sah Schuldig ihr nach. Er war sicher, dass sie ihn verstanden und sogar geantwortet hatte. „Niemals."Schuldig schob seine Sonnenbrille auf dem Kopf zu Recht. Ja, er war sicher, diese Worte gehört zu haben. V
Vorsichtig zog er sich zurück, als die ersten Polizisten zu dem Mercedesfahrer und die verletzte Passantin durchdrangen. Er mochte diese Leute nicht. Sie waren einfältig und dumm – genauso wie Perser. Schuldig schüttelte den Kopf. Warum die Jungs von „Weiß" überhaupt so lange auf diesen Dummkopf gehört hatten, war würde ihm wohl für immer ein Rätsel bleiben Schuldigs Gesicht verzog sich zu einem bösen Lächeln. Natürlich, warum ärgerte er nicht wieder einmal einen von diesen vier Jungen. Vielleicht konnte er Ken ein wenig Trübsal blassen lassen. Ein paar Erinnerungen an Kaede würden doch sicher Wunder wirken. Zufrieden schlenderte Schuldig davon Richtung Blumenladen.
Wenige Strassen entfernt sackte die Yuki neben einem Müllcontainer zusammen und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Sie zitterte am ganzen Körper und atmete verkrampft ein und aus. „Jetzt nur nicht Hyperventilieren, Yuki. Es gibt keinen Grund zur Panik. Bestimmt hast du dir das alles nur eingebildet. Nach der langen Zeit können sie unmöglich noch nach dir suchen. Atme einfach ganz normal und beruhig dich." Yuki zwang sie immer und immer wieder diese Worte zu wiederholen und langsam ließ das Zittern nach. Sie konnte wieder ruhiger atmen. Weitere Minuten verstrichen, in denen sie einfach an der Mauer lehnte und an nichts zu denken versuchte. Dann war die Panikattacke vorbei.Yuki öffnete die Augen und stand auf. Ruhig klopfte sie den Staub von ihren Kleidungsstücken, zog ihren Fotoapparat hervor und prüfte die Anzeige. Zufrieden lächelte sie. Die Bilder würden ihr mindestens fünfzigtausend Yen einbringen. Immerhin erwischte man den Verkehrsminister nicht alle Tag dabei, wie er eine arme, alte, unschuldige Passantin anfuhr. Bei diesem Gedanken lachte Yuki. Zwei Strassen weiter wartete die arme, alte Passantin. Sie war gerade dabei die Schminke von ihrem Gesicht abzuwischen und die Perücke abzunehmen, so wie die verschmutzte Strickjacke in einer großen Handtasche verschwinden zu lassen. Yukis Einfall mit der Maskerade war wirklich eine glänzende Idee gewesen. Selbst auf den Nahaufnahmen würde keiner die Maskerade durchschauen. Mr. Hidaki, der Verkehrsminister, konnte sich nach dieser kleinen Episode schon mal warm anziehen.
Viele tausend Kilometer von Tokio entfernt klopfte es in diesem Moment an eine Bürotür. Aus dem Büro drang ein scharfes „ja bitte." Eine junge Frau in einem modern geschnitten dunkelblauen Hosenanzug saß hinter dem Schreibtisch und telefonierte. Beim Anblick der eintretenden Person runzelte die junge Frau die Stirn. Mit einer Handbewegung bat sie ihren Gast Platz zu nehmen und konzentrierte sich dann wieder auf ihr Telefonat. Im fließenden Französisch schimpfte sie mit ihrem Telefonpartner. Dabei klopfte sie ungeduldig mit einem Bleistift auf den vor ihr liegenden Block. Ihr Gast schlug lässig die Beine übereinander und beobachtete sie amüsiert. Die junge Frau warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Endlich schien sie erreicht zu haben, was sie wollte. Mit einem freundlichen „Bon, oui, c'est vrai. Bon. Au revoir" legte sie den Hörer auf und wandte sich dann betont langsam ihrem Gast zu.„Sam, welch eine Überraschung. Seit wann bist du denn wieder in Deutschland?"Ihr Gegenüber lächelte anzüglich. „Meine Liebe Di du weißt doch, wie ich mich immer nach dir verzerre." Die junge Frau schnaufte undamenhaft und strich ihr kastanienbraunes Haar mit einer ungeduldigen Geste aus dem Gesicht. „Dein Süßholzraspeln kannst du dir für jemand anderes aufbewahren, Sam. Bei mir landest du damit nicht."„Das trifft mich schwer." Seufzte Sam Braddock und setzte eine tragische Miene auf. „Lass das, Sam." Fuhr in die junge Frau an und packten ihre Sachen zusammen. „Hör mal, ich habe heute wirklich keine Zeit für dich. Ich muss in fünf Minuten zu einem Meeting."„Ich weiß. Deine Sekretärin hat es mir gesagt. Ich halte dich auch nicht lange auf. Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du nicht heute Abend mit mir essen gehen willst." Die junge Frau hielt in ihren Bewegungen inne und sah auf. „Welchen windigen Vorschlag willst du mir dieses Mal unterbreiten?" „Alles ganz legal und hoch offiziell – wirklich." Fügte er hastig hinzu. „Kein Interesse. Deine hochoffiziellen Angelegenheiten kenne ich. Die enden grundsätzlich in einer Schießerei oder noch in etwas schlimmeren. Nein Danke. Die letzte Aktion in Lima hat mir gereicht." „Das ist natürlich verständlich, aber...."Er machte eine bedeutungsschwere Pause.
Daria McKay hielt inne und hob langsam den Blick. Sam Braddock lächelte zufrieden. Endlich hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. Es warf Zeit seinen Trumpf auszuspielen. „In diesem Fall geht es um einen Auftrag in Japan." Daria zuckte unmerklich zusammen. Dann fuhr sie jedoch gelassen fort, ihre Tasche zu packen. Schweigend schloss sie die Schnalle und hob sie hoch. „Du musst mich jetzt entschuldigen. Es war nett wieder einmal mit dir zu reden, Sam. Vielleicht sieht man sich ja noch einmal, bevor du wieder abreist."Mit diesen Worten kam sie um den Schreibtisch herum und ging auf die Tür zu. Sie machte sich noch nicht einmal die Mühe sich umzusehen, ob er ihr auch folgte.
Sam Braddock blieb seufzend sitzen und starrte auf die zufallende Tür. Daria war wirklich eine ziemlich harte Nuss. Manchmal fragte er sich, ob hinter dieser kühlen, harten Fassade überhaupt so etwas wie Gefühl existierte. Er hatte sie noch niemals wirklich verlegen oder aber überschwänglich lachen sehen. Im Gegenteil – das einzige Gesicht was sie ihrer Umwelt zeigte, war eine Maske kühler Selbstbeherrschung. Immer sachlich war ihre Devise. Er seufzte abermals. Nun ja, in diesem Fall hatte er keine Wahl. Er hatte nicht die Zeit sie lange zu beknien und Überzeugungsarbeit zu leisten. Er brauchte ihre Hilfe und das so schnell wie möglich. Sam Braddock lehnte sich vor, zog das Telefon zu sich heran und tippte eine Nummer. Kurz darauf meldete sich eine dunkle Stimme am anderen Ende der Leitung. „Den Präsidenten bitte – Sam Braddock, Code Triple X 72. Ja, ich warte."Gedankenverloren starrte Sam auf den Stuhl und wartete. Es dauerte einige Minuten, dann wurde er mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten verbunden. „Mr. President, Sam Braddock hier. Ja, ich sitze gerade im UN Büro in Brüssel. Mmh, ja ich habe schon mit der speziellen Agentin gesprochen. Ja, leider besteht wenig Interesse. Mmh, ja verstehe. Ich danke ihnen, Mr. President. Auf wiederhören."
Zufrieden lächelnd legte er auf. Vorsichtig schob er das Telefon wieder an seine Stelle zurück und stand auf. Er würde einen Kaffeetrinken gehen und dann wieder kommen. Bis dahin dürfte bereits alles in die Wege geleitet sein.
