A/N: Dies ist meine erste Übersetzung. Das Original ist von Paper Space und unter dem gleichen Titel „The Blood of the Beast" auf FanFiction dot net veröffentlicht wurden. Die Autorin hat mir freundlicherweise gestattet diese Fanfiction übersetzen zu dürfen.

Diese Story zeigt die 74. Hunger Games aus Cloves Sicht. Diese Fanfiction fand ich einfach so unglaublich gut geschrieben, dass ich sie einfach übersetzen musste. Noch dazu gibt es auf den deutschen Fanfictionseiten nicht so viele Hunger Games Storys, sodass es sich gleich noch mehr lohnt.

Ich hoffe ihr habt so viel Spaß beim Lesen, wie ich beim Übersetzen.

Ihr könnt eure Reviews auch in englisch verfassen, wenn ihr möchtet, dann kann ich sie der Autorin weiterleiten.

Übrigens habe ich die Hunger Games Trilogie nur auf englisch gelesen. Es kann also sein, dass einige englische Begriffe wie „Careers", „Peacekeeper" oder eben „Hunger Games" auftauchen, weil ich sie nicht übersetze, da ich sie einfach nicht kenne; es kann genauso gut vorkommen, dass ich etwas falsch übersetze.

Characters: Suzanne Collins || Story: Paper Space || Translation: Lunatic9289

Eine kleine Hintergrundinformation der Autorin zum 1. Kapitel:

Da Distrikt 2 so sehr von den Hunger Games besessen ist, geht sie davon aus, dass es von so etwas wie einem Rat entschieden werden muss, wer sich freiwillig für die Ernte melden darf. Das wird kurz erwähnt, aber erst später in der Geschichte ausführlich erklärt.

You'll be free child, once you have died.
From the shackles of language and measureable time.

And then we can trade places, play musical graves.
Till then walk away, walk away.

(„Landlocked Blues" – Bright Eyes)

1. Glaube

Clove dachte nicht oft über Gott nach.

Aber als sie vor dem Bildschirm saß, der die Wiederholungen der Hunger Games der letzten Jahre zeigte, die dunklen Augen darauf fixiert und die Beine an ihren kleinen Körper gezogen, kam ihr dieses Wesen in den Sinn. Dies geschah nur wegen des wahnhaften, dehydrierten Mädchens, das sterbend auf dem trockenen Boden lag, mit dem Gesicht nach oben und den dreckigen Händen in der Luft nach etwas suchend, dabei diesen Gott anflehend sie zu retten. Aus für Clove unerklärlichen Gründen blieb die Linse der Kamera auf die sich nicht steigernde Szene fokussiert, bis das ohnehin schon verdunkelnde Licht in den Augen des Mädchens schwächer wurde und sie starb.

Schätze ihr Gott guckt nicht die Hunger Games. Die Mundwinkel ihrer dünnen Lippen hoben sich zu einem Grinsen.

Der Glaube an etwas so Unbedeutendes war schwach. Es zeigte zweifellos was sie gerade gesehen hatte. Clove verstand nicht wie man blind Gebete an das Ohr eines Wesens senden konnte, dass sich nie selbst als real bewiesen hatte und dann das Leben nach den Regeln zu leben, die es wahrscheinlich nicht einmal gemacht hatte. Für einen Moment wusste sie nicht genau, welches Wort es war, wonach sie suchte …

Glaube, erinnerte sie eine kleine Stimme.

Ja, das musste es gewesen sein, was das erbärmliche Mädchen hatte sterben lassen. Ihr Glaube.

Während Cloves Leben hatte ihr niemand solche Dinge gepredigt. Niemand setzte sich mit ihr nieder und versuchte sie mit einem höheren Wesen in Einklang zu bringen. Niemals empfahl ihr jemand, dass sie ihr Leben mit guten Taten und Reinheit erfüllen sollte. Sicher glaubten ihre Eltern, mit ihren versteinerten und ausdruckslosen Gesichtern, nicht an so einen Unsinn. Tatsache war, dass Clove nicht glauben konnte, dass es jemanden zu Hause gab, der das tat. Vermutlich weil Distrikt 2 schon eine höhe Macht hatte, an die es glauben konnte.

Und das war das Kapitol.

Aber woran glaubst du?

Diese Frage traf sie unerwartet, denn obwohl es ihre Gedanken waren, in denen diese Frage auftauchte, war es ganz sicher nicht sie, die das fragte. Leicht verwirrt und ein wenig verärgert, dass etwas so Sinnloses in ihre Gedanken eindrang, tat sie diese Frage schnell ab.

Sie brauchte nicht an irgendetwas glauben. Sie war nicht schwach.

Ihr Fokus verschob sich dann zu ihren eigenen bevorstehenden Hunger Games, als die Erinnerungen der Eröffnungszeremonie und der Ernten der verschiedenen Distrikte die Gesichter ihrer Mitstreiter heraufbeschwor.

Lasst sie ihre göttlichen Wesen haben, dachte sie bitter. Mal sehen, ob sie das vor meinen realen Messern rettet.

Nein, sie brauchte ganz bestimmt nicht an irgendetwas glauben. Nicht die kleine, tödliche, bösartige Clove; das Mädchen, das genug Hass in sich hatte um die ganze Welt niederzubrennen, obwohl sie erst seit fünfzehn Jahren in dieser lebte. Das Mädchen, dass nicht einmal ihr eigenes Wesen verstand, das mit so viel Leere in sich aufgewachsen war, dass sie den Platz mit Wut auffüllen musste, um nicht zu einer hohlen Hülle zu werden. Das Mädchen, dass sich nicht an eine Zeit erinnern konnte, an dem sie sich um niemanden gekümmert hatte außer sich selbst. Warum sollte sie auch? Sie hatte keinen Gott. Ihre Familie existierte nur um ihr einen Nachnamen zu geben. Sie hatte keine Freunde – in ihrem Leben hatte sie nur Verbündete.

Sie war für diese Spiele gemacht.

Es brauchte fünfzehn Jahre um sie darauf vorzubereiten. Vor drei Tagen schoss ihre Hand mit Selbstvertrauen hoch, als sie bei der Ernte nach einem freiwilligen weiblichen Tribut gefragt hatten und nun war sie endlich hier, im Kapitol, und saß in diesem Moment auf dem plüschigen grünen Sofa in ihrer vorübergehenden Suite, mit nur noch wenigen Tagen bevor die Spiele begannen. Ihr Distrikt hatte sie hervorgebracht um zu töten, damit sie gewinnen konnte. Aber das Gewinnen machte ihr keine große Sorge. Nicht weil sie dachte, dass sie es nicht konnte – Sie war mehr als fähig, trotz ihrer kleinen Statur; ihr perfektioniertes Talent Messer zu werfen hatte sie in ihrer Klasse weit nach vorne gebracht und ermöglichte es ihr, dass man es ihr erlaubte sich dieses Jahr für die Spiele freiwillig zu melden, obwohl sie für einen Tribut aus Distrikt 2 sehr jung war.

Allerdings, wenn sie gewinnen würde gäbe es danach nichts. Sie würde nach Hause zurückkehren … und dann? In ein wunderschönes Haus ziehen? Das Lob ihres Distrikts erhalten? Die Aufmerksamkeit der Medien für ein ganzes Jahr erhalten? Ruhm und Vermögen bedeuteten Clove nichts.

Aber Töten tat es.

Endlich die Befriedigung zu fühlen das Leben eines Menschen zu beenden bezauberte sie. Sie hatte zuvor viele Tiere getötet, von daher konnte sie sich die Empfindung vorstellen – wie sich das Messer anfühlte, wenn es das Fleisch aufschlitzte oder in einen Leib eindrang. Aber der Gedanke diesem Gefühl ein Bild hinzuzugeben, beispielsweise von dem Mädchen aus Distrikt 6, dessen für gewöhnlich dumm glotzendes Gesicht sich plötzlich bei der Erkenntnis, dass sie sterben würde, mit Angst erfüllte. Oder vielleicht sogar von dem Jungen aus 8, der seine blutigen Körperteile über den Boden schleifte, während er das letzte bisschen seiner Kraft, die er aufbringen konnte, nutzte, um von ihr wegzukriechen … Diese Gedanken reichten aus, dass die unkontrollierbare Aufregung ihre Atmung beschleunigte und die großen Augen auf ihrem jungen Gesicht sich weiteten – zu süß und zu jung, um den dunklen Fantasien, die in ihrem Inneren auftauchten, zu entsprechen.

Woraus auch immer die Arena bestehen würde, in etwas mehr als einer Woche würde sie darin auf dem Podium stehen, darauf wartend, dass der Gong ertönte und darauf, dass die Spiele beginnen würden.

Sie würde nicht spielen um zu gewinnen.

Eher spielte sie, weil ihr ganzes Leben ums Töten ging. Es spielte keine Rolle, ob sie lebendig oder tot herauskam, denn wenn die Spiele vorbei waren würde der Zweck ihres Lebens mit ihnen enden.