Lustblumen
Prolog
Es waren einmal sechs bezaubernde Damen,
auch wurden sie Lustblumen genannt.
Er gab ihnen jeder einzeln persönliche Namen,
um ihnen zu zeigen, was er für sie empfand.
Die Erste war aus seinem Hause:
Schadenfreudig und gehässig,
liebend gern die Attraktion.
Manchmal sagte er Nachtviole zu ihr,
in der Öffentlichkeit aber Miss Parkinson.
Die Nachtviole hat die Eigenschaft,
dass sie ihre Pracht erst in der Nacht entfacht.
So schlich sie am Anfang der Woche zu seinem Raum,
und er packte sie nachts an ihrem Blusensaum.
Der Zweiten gehörte der Dienstag.
Ins Wappen den Löwen geprägt,
liebkoste sie kurios den Meister der Tränke,
wunderlich, wie sich Gold rot und Silber grün verträgt.
Betörende Augen wie ein schreckhaftes Reh
trieben ihn dazu, sie zu nennen Orchidee.
Denn das ihn sanft machende leuchtende Braun,
war so schön und wie diese seltene Blume anzuschau'n.
Die Dritte war eine Kämpfernatur.
Das lange blonde Haar, die unbändige Art
erinnerten ihn an eine wilde Kreatur.
So dachte er gleich an den Löwenzahn.
Eine, die sich irgendwann bestimmt davonmachte,
wenn er sie bloß ein einziges Mal nicht bewachte.
Geschwind davon wie sich der windende Löwenzahn,
transformieren werde in eine Pusteblume sodann.
Die blau karierte Uniform zeigte, wer sie war,
mit starrem grus'ligem Blicke sie dem Mittwoch entgegensah.
Von der Vierten war er sofort entzückt, der Schuft.
Nicht minder als bei den ander'n,
doch sie hatte etwas, das die Mädchen nicht hatten,
nämlich einen süßlich schokoladigen Duft.
Sie gehörte zum gleichen Hause wie der Dienstag,
war aber Donnerstag und eine, die dem Lehrer sofort erlag.
Bloß wegen des Duftes und der Emotionalität
gab er ihr bewusst den Namen Schokoladenblume.
Immer im Hinterkopf, dass es etwas ist, das sie verrät.
Die Fünfte und fast Letzte,
hatte in seinen Augen den schönsten Namen.
Meine kleine Rose, nannte er sie liebevoll,
nicht weil sie die Jüngste war, sondern wegen ihren Haaren.
Bei ihr verflog sein herzlos tötender Groll.
Sie hatte die Orchidee und die Schokoladenblume in ihrem Haus,
vielleicht wird das ihre Identität schon bald offenbaren.
Ist jeden Freitag bei ihm, wenn der Mond am höchsten Punkte steht,
sie hofft auf gute Noten, wenn sie den Mann beglücken geht.
Nun ist die Woche fast vorbei, am Samstag angekommen.
Und weil sie so schön ist, hat sie die Spitze der Rangliste erklommen.
Auch ist sie Ausländerin und hat einen nicht bekannten Namen,
dafür ein strahlendes Lächeln - so strahlend wie ein bestimmter Planet,
deswegen nennt er sie Sonnenblume, wenn sie zu ihm geht.
Mit dem Löwenzahn auf der Seite leuchtet sie durch ihr schwarzes Haar,
das seidig fällt und sie fast scheinen lässt. Ja, so unerreichbar.
Heute ist Sonntag. Entspannt lehnt er sich zurück,
lässt die Gedanken schweifen über die süß schmeckende Woche.
Zufrieden denkt er: Was habe ich nur für ein Glück...
Da heute der siebte Tag ist, lässt er die Mädchen in Ruh'.
Gibt sich unbemerkt und geheimnisvoll mit der ewigen Maske.
Und am Ende des Tages deckt er sich lächelnd alleine zu.
