Wenn Sehnsucht siegt!
Dunkel rotbraune Augen wanderten über den nächtlichen Sternenhimmel. Einmal mehr hatte Setsuna das Gefühl, die Sterne über ihr würden erlischen und die Dunkelheit würde sie völlig umschließen. In diesem Momenten schien die Luft dünn zu werden und jeder Atemzug schmerzte in der Brust der jungen Frau.
In solchen Momenten konnte sie nur ein Gedanke, nur ein Lächeln aufrecht halten.
Als der Wind wieder zunahm schloss die Wächterin der Zeit ihre Augen. Das Rauschen der Blätter wurde immer lauter und nahm sie mit auf eine Traumreise. Da war es das Lächeln, so süßlich und sanft. Die Kirsch roten Lippen von Setsuna verformten sich zu einen Lächeln, einen verträumten, melancholischen Lächeln, aber ein Lächeln. So war es immer, wenn sie das Lächeln ihres Engels sah. Sie konnte nicht anders, als es zu erwidern.
„Setsuna?.. Kommst du?", etwas unsanft zog sie die Stimme ihrer Freundin aus ihren Gedanken. Schnell wandte sich die dunkelhaarige Frau um und nickte Haruka zu.
Sie hatte völlig vergessen, dass sie nicht alleine war und das sie eigentlich keine Zeit mehr hatten. Das verpacken der Geschenke und das "Styling", wie es Michiru nannte, hatte viel zu lange gedauert. Schweren Herzens löste sich Setsuna von ihrem Tagtraum und lief zum Vorhof des Hauses, wo Haruka schon mit laufenden Motor stand. Kaum saß sie im Auto, da wurde sie auch schon tadelnd von der Frau mit den türkis farbenden Haaren angesehen. Es brauchte kein Wort um Michiru Gedanken zu erraten.
„Was ist Michiru? Entschuldige ich habe nur…!"
„Du hast was.. Setsuna? Träumen nach gehangen?", es war kein Vorwurf der in Michirus Stimme mitschwang, eher Sorge. Sie hatte schon lange das Gefühl ihre Freundin würde von der Einsamkeit erdrückt. Immer zu war sie alleine gewesen.
Michiru wandte sich ab und fragte nicht weiter nach. Eine Antwort würde sie eh nicht erhalten, dass wusste die junge Frau. Setsuna war wie das Meer. Sie vergrub ihre Geheimnisse tief und teilte sie mit niemanden. Nur wenn ein Sturm tobte, dann konnte man einen Blick auf den Grund erhaschen. Natürlich ungewollt. So hatte Michiru Setsuna in so einem Sturm überrascht. Sie wusste nicht, was der Auslöser war. Aber als Michiru eines Tages vom Einkaufen in den Wintergarten kam, stand Setsuna ganz reglos da. Sie starte vor sich her. Michiru war an den Anblick der traurigen Augen gewöhnt, aber als sie das Profil ihrer Freundin erblickte, gefror ihr das Blut in ihren Adern. Noch nie hatte sie eine so tiefe Traurigkeit und Verzweiflung in den Augen eines Menschen gesehen. Michiru war zurück gewichen und wollte wieder hinaus schleichen, als sie einen herzzerreißenden Schrei vernahm. Setsuna hatte einen Blumentopf genommen und ihn mit voller Kraft auf den Fliesenboden geworfen, um anschließend weinend vor ihm zusammen zu brechen.
Schnell wurde Michiru bewusst, dass sie zu früh nach Hause gekommen war. Sie schlich leise in den Flur. Sie war soviel Freundin, dass sie die Tür ins Schloss warf und fröhlich rief: "Setsuna! Ich bin wieder da! Ich habe viel eingekauft. Ich dachte ich erfülle dir einen Essenswunsch!"
Wie erwartet lächelte sie die dunkelhaarige an und sprach "Oh.. ob ich das verdient habe? Ich habe eben einen Blumentopf fallen lassen!"
Zu keiner Zeit hatte Michiru Setsuna auf diesen Tag angesprochen oder darüber mit Haruka gesprochen. Aber sie hatte es nicht vergessen und seit dem war ihr Setsunas stille und zurückziehende Art noch mehr aufgefallen.
„Na ja..", lenkte nun Haruka ab und riss Michiru aus ihrer Erinnerung: „Selbst wenn wir zu Spät kommen... Ich glaube Bunny wäre die letzte, die uns einen Vorwurf macht."
Nun mussten alle drei lachen. Auch wenn Setsunas Lachen wie immer etwas melancholisches hatte. Der gelbe Sportwagen raste die Straße hinab zu Bunnys Geburtstags Party.
Aufgeregt brachte Bunny den Salat zum Buffet. Beinah wäre sie über den kleinen Teppich im Flur gestolpert. Was ihr auch gleich einen höhnischen Ausspruch von ihrer Freundin Rei einbrachte: „Oh Bunny! Du wirst um Mitternacht 20 und kannst nicht einmal eine Salatschüssel tragen!"
Als wenn Rei in einen Armeisenhaufen getreten wäre, drehte sich Bunny um schrie: „Warum bist du immer so gemein zu mir. Ich…!"
Doch sie kam nicht weiter als Makoto ihr die Schüssel abnahm: „Und ich glaube, mit 30 wirst du sie noch triezen Rei und du Bunny fällst voll drauf rein!"
Beide Frauen liefen Rot an, als sie das Lachen von Minako und Ami hörten. Aber ehe eine weiter reden konnte, klingelte es. Wie auf Kommando sprang Bunny zur Tür: „Das müssen sie sein!"
Haruka hatte noch nicht ganz den Finger von der Klingel genommen, als auch schon die Tür aufging und ihr ihr Mondgesicht entgegenstrahlte.
„Hallo Bunny.. oh du siehst aber bezaubernd aus."
Bunny schaute die drei Kriegerinnen an und errötet: „Danke…!"
Setsuna wich unbemerkt einen Schritt zurück, denn Haruka hatte recht. Eigentlich sah Bunny immer bezaubernd aus, doch heute war sie besonders schön. Sie trug ein rosa Kleid welches lang und elegant bis zum Boden ging. Der Stoff am Dekollete warf leichte feine Wellen. Ihr blondes Haar hatte Bunny in zarten wellen Hoch gesteckt, doch nicht ganz. Wie Seide viel das lange wellige Haar über ihren Rücken.
Michirus Stimme zog Setsuna aus ihren Gedanken: „Na Haruka, machst du anderen Frauen Komplimente."
Die Frau mit den sandblonden kurzen Haaren lachte: „Du weißt das niemand schöner ist als du Michiru!"
Bunny lächelte und trat zur Seite: „Kommt herein. Wir warten schon alle auf euch."
Die drei ließen sich das nicht zweimal sagen und betraten Bunnys Haus.
„Wir entschuldigen uns, dass wir zu spät sind, aber unsere liebe Setsuna musste ihrem Tag Traum nachhängen!", erzählte Haruka in eine amüsierten Ton und wurde dafür von Michiru in direkt die Seite gestoßen.
Bunny wandte sich nun zu Setsuna um. Sie hatte sie nicht richtig wahrgenommen in der Dunkelheit. Sie sah nicht weniger atemberaubend aus als Michiru in ihren weißen Kleid. Die Kriegerin der Zeit trug ein schwarzes langes Kleid, mit Spagetti Trägern. Es war ganz schlicht, doch es war wie gemacht für Setsunas Körper.
Mit einem Lächeln stand die blonde Frau nun vor der dunkelhaarigen: "Ich Träume auch sehr gerne!"
Setsuna wollte etwas erwidern, wurde jedoch von Rei unterbrochen: „Du träumst ständig, darum verstehst du auch nix! Bähhh!"
"Rei… du bist so gemein! Bähhh!", wandte sich Bunny um und streckte ihrer Freundin die Zunge heraus.
Diesmal war es nicht Makoto, die sie unterbrach, sondern das Lachen von Haruka. Wieder liefen die beiden Rot an. Da erklang Musik aus der Anlage und Minako grinste.
„Nun aber Schluss mit den Streitereien! Jetzt ist Feiern angesagt! Genießen wir den schönen Abend!"
Die Freundinnen nickten einstimmig und schnell fanden sich alle in kleinen Gesprächen wieder. Minako diskutierte mit Haruka über das neue Autorennspiel, welches in der Spielhalle aufgetaucht war. Besonders die Kurven mussten erläutert werden. (Minako erwähnte nicht, dass sie bisher nur eine Runde überstanden hatte) Direkt neben ihnen unterhielten sich Michiru und Ami.
Makoto und Rei hatte sich mit Bunny an das Buffet gesellt und Makoto wurde von Bunny für ihre Kochkünste gelobt.
Unbemerkt stand Setsuna am Fenster zur Terrasse. Sie öffnet die Terrassentür und verschwand durch einen kleinen Spalt. Sie musste raus, nur eine Weile. Der Raum hatte sich gefährlich zusammen gezogen. Der Schmerz der seit Tagen seinen Tribut forderte, war so stark wie noch nie gewesen.
Doch hier draußen bei den Sternen und der kalten Abendluft war fast alles in Ordnung. Oft fragte sich sie Kriegerin von Raum und Zeit, warum sie hier war. Ihre Aufgabe war längst erledigt, es waren friedliche Zeiten. Ein Seufzen wich über ihre Lippen. Es war schon irgendwie ironisch. Als sie noch das Tor bewachen musste, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als ihre Prinzessin beschützen zu dürfen. Doch jetzt wo sie hier war und nicht wusste wo sie hingehörte, nein zu wem, da wollte sie fort. Nun schien sie soviel Gesellschaft zu erdrücken.
Grade als Setsuna beschloss noch etwas die frische Luft zu genießen, kletterte eine zierliche Gestallt durch den Spalt der Terrassentür. „Setsuna-San, warum bist du ganz allein hier draußen?", lächelte sie die junge Frau an. Es war genau das Lächeln, welches Setsuna immer in ihren Träumen sah. Beinah wäre sie wieder zurück gewichen.
Bunny die sich noch einen Reisball schnappen wollte, hatte bemerkt, wie Setsuna durch die Terrassentür in den kleinen Garten verschwand. Schnell hatte sie sich bei ihren Freundinnen entschuldigt und war Setsuna gefolgt. Es tat ihr leid. Sie hatte Setsuna nicht richtig begrüßt und anscheinend viel es der sonst so starken Kriegerin schwer, sich in das Getümmel zu mischen.
„Oh Bunny, ach weißt du ich wollte nur etwas Frische Luft schnappen und die schönen Blumen bewundern!", lächelte Setsuna matt als Antwort.
Die blonde Frau betrachtet Setsuna und wollte grade den Mund öffnen, als Minako mit Schwung die Terrassen Tür öffnete.
„Hey ihr zwei, wird das hier eine Privat Party?",
grinste das Mädchen mit der roten Schleife und zog Bunny hinein:
„Los wir wollen Flaschen drehen spielen."
Bunny wusste gar nicht wie ihr geschah, doch schnell griff sie nach Setsuna Hand und zog diese mit sich. Sie wandte sich um und lächelte Setsuna liebevoll an. Heute Abend hatte sie sich fest vorgenommen die stille Kriegerin nicht mehr alleine zu lassen.
Die Wächterin der Zeit wurde von dem Ruck geradezu überrascht und konnte nicht anders, als Bunny zu folgen.
Schnell fand sie sich in einen Kreis wieder. Zu ihrer linken saß Michiru und zu ihrer rechten Bunny, die immer noch ihre Hand hielt. Von dieser Hand ging so viel Wärme aus und so viel was nicht sein durfte.
Doch wieder war es Minakos Stimme, die sie in die Wirklichkeit zog.
„Also da ich die Idee hatte!", gluckste sie zufrieden:
„Darf ich anfangen. Alsoooo… Auf wem die Flasche zeigt, der muss… ja ... der muss eine Minute lang Singen."
Ein Stöhnen wich aus den Mund vieler. Aber Minako lies sich davon nicht irritieren und drehte die Flasche mit Schwung.
Von einigen wurde die Flasche leicht panisch beschworen, sich weiter zu drehen.
Zur Erleichterung vieler blieb sie bei Michiru stehen. Diese lächelte verlegen: „Ich hab es doch geahnt. Haruka grins nicht so!"
Die junge Frau mit den türkisen Haaren stand auf und räusperte sich. Gespannt hörten ihr die andern zu und als die ersten Worte aus Michirus Mund wichen, seufzten die jungen Frau einstimmig, besonders Minako und Rei.
Michirus Stimme war einfach unbeschreiblich schön, nicht ohne Grund war sie die Kriegerin des Meeres. Wie das Rauschen des Meeres, so beruhigend und sanft war ihre Stimme.
Rei lehnte sich an die neben ihr sitzende Ami, diese lächelte.
Bunny lehnte sich ganz automatisch an Setsuna und lauschte Michirus Gesang. Die dunkelhaarige Frau erschrak und zuckte innerlich zusammen. Die Sehnsucht, die sie den ganzen Abend unterdrückte, brach unvorbereitet hervor. Zum ersten Mal war sie dankbar um Harukas Unterbrechung, als Michiru mit ihren Vortag fertig war. Die Frau mit den kurzen blonden Haaren Trug ein Tablett herein.
„So meine lieben, damit ihr nicht einschläft!"
„Oh Sekt, klasse!" jubelten Minako und Bunny zu gleich.
Jedes der anwesenden Mädchen griff sich ein Glas und Bunny zwei. Sie hatte Setsunas Reaktion nicht bemerkt und reichte ihr lächelnd ein Glas. „Lass uns anstoßen!"
Setsuna nickte nur und lies nicht von den Blauen Augen ab. Erst als ihre Gläser sich berührten konnte sie sich von dem tiefen Blau lösen.
„Du bist dran Michiru!",
rief Rei.
Die Aufgaben wurden immer mutiger und wie es schien mit jedem Glas Sekt immer gemeiner. So hatte Minako zum Beispiel ein gelbes Rüschenkleid aus Bunnys Kleiderschrank gekramt und die jenige auf die die Flasche zeigte, musste es anziehen. Bunny war zuerst beleidigt gewesen, denn sie fand das Kleid eigentlich sehr schön. Doch nun lachte sie herzhaft mit, als Haruka aus dem Bad kam.
Ohne auch nur auf das Lachen einzugehen, schnappte sich die Kriegerin des Windes ein Glas Sekt:
„Lacht nur!",
grinste sie und als sie das Glas geleert hatte, schnappte sie sich die Flasche.
„Auf wen die Flasche Zeigt, der muss sich eine Papiertüte über den Kopf ziehen, auf einen Bein hüpfen und „Alle meine Entchen" Singen und das Quaken nicht vergessen!"
Mit dem „Oh Haruka, das ist gemein!" geseufzte drehte sich die Flasche. Zielstrebig blieb sie bei Rei stehen. Diese schluckte unmerklich und stand mutig auf. Als sie die Tüte auf den Kopf hatte hörte sie das Gekicher von Bunny. Dabei hatte sie noch nicht einmal angefangen.
„Oh na warte du.",
dachte Rei, als sie auf einen Bein hüpfte und das bekannte Kinderlied herab sang. Bunny viel nach hinten um vor Lachen, aber nicht nur sie musste lachen, sogar Ami hielt sich krampfhaft den Mund zu.
Als die angehende Priesterin fertig war, warf sie grinsend die Tüte weg:
„Das fand unser Fast-Geburtstags Kind lustig nicht wahr? Also gut…",
säuselte Rei und schnappte sich die Flasche.
„Auf wen die Flasche zeigt, der muss Bunny einen Kuss geben!"
„Was für einen Kuss?",
fragte Ami in einer nervösen Tonlage, als die Flasche sich schon drehte.
„Keinen Zungenkuss, aber einen zärtlichen auf den Mund!",
antwortete Rei und lächelte Bunny an. Diese beobachtet die Flasche nervös. Allerdings spielte sie die Nervosität nur, weil es ihr im Grunde nicht wirklich etwas ausmachte. Im Gegenteil, sie fand, sie hätte es schlimmer treffen können.
Die Flasche hielt und deutete fast in ihre eigene Richtung. Sie folgte dem Verlauf der Flasche und schaute Setsuna genau ins Gesicht. Die auf eine merkwürdige Art die Flasche anschaute, die auf sie deutete.
Haruka gab ihr einen unsanften Klaps.
„Na dann Setsuna!"
Nur Michiru schien die Einzige zu sein, die annährend begriff was in Setsuna vorging.
Bunny war es, die Setsunas Hand griff und lächelte. „Keine Sorge. Ich beiße nicht und ich nehme es dir auch nicht übel, es ist doch nur ein Spiel!"
Setsuna nickte. Sie wusste, sie musste das jetzt tun. Alles andere würde sie verraten oder zumindest unangenehme Fragen aufwerfen.
Noch einmal atmete sie Tief durch, ehe sie sich zu Bunny drehte.
Wie ein Engel saß die blonde Frau da, so unschuldig, aber Setsuna musste sich nun endgültig von allen Gedanken los reißen, denn sie war nicht allein.
Immer noch ruhte Bunnys Hand auf der ihren, als sie sich vor lehnte und sich Bunnys Lippen nährte. Ganz zärtlich berührte sie die Lippen des blonden Engels und verweilte eine kurze Weile dort, ehe sie sich löste. Und das viel ihr nicht leicht. So lange hatte sie sich diesen Moment erträumt, aber nie war es so schön gewesen. Die Berührung ihrer Lippen war schmerzhaft und wärmend zu gleich. Aber in ihren Träumen musste sie nicht gegen ihren Willen den Kuss vorzeitig beenden. Es war ungewöhnlich still im Raum. Setsuna schaute verlegen und abwesend auf ihr Kleid. Es war Michiru die die Stille durchbrach:
„Hey nur noch 30 Sekunden bis Mitternacht, schnell wir brauchen Sekt."
Eine kleine Panik brach aus und Gläser wurden nachgefüllt. Nur Setsuna saß regungslos da.
Bunny schaute sie besorgt an: „Setsuna-San, was ist los mit dir. War es so schlimm?!"
„Es war mein erster Kuss!", antworte Setsuna automatisch, ohne nachzudenken oder gar aufzusehen. Sie war völlig in ihren Gedanken versunken und hob ihre Finger um ihre Lippen zu berühren. Bunny erschrak, als sie die tiefe Traurigkeit in Setsunas Stimme hörte.
Sie wollte ihrer Freundin zureden, doch einmal mehr zog Minako sie an diesen Abend fort.
„Los Bunny, steh auf!", lachte Minako und die Freundinnen zählten ab.
„Drei!"
„Zwei!"
„Eins"
"HAPPY BIRTHDAY BUNNY!"
