The new Beginning, Kapitel 1
Ein feiner Nebelvorhang hatte sich über Avonlea gelegt. Der klare Tau tropfte von den Blättern und die Sonne war im Begriff aufzugehen. Die Sonnenstrahlen stahlen sich über die Berge empor und verpasste der Landschaft einen leichten rosa Hauch, in allem versprach es ein sonniger Maytag zu werden.
Rilla Ford stand auf der Veranda ihres neuen Zuhauses, Green Gables, und schaute sich um, wie schön hier alles war. Es war die richtige Entscheidung gewesen hierher zu ziehen. Rilla nahm einen großen Schluck aus ihrer Tasse, lehnte sich dann gegen einen Verandapfosten und schloss die Augen. Ihr schulterlanges rotbraunes Haar, wehte sanft in der salzigen Meeresbrise hin und her.
Rilla blickte mit einem Lächeln auf die vergangenen Monate zurück. Sie hatten so viel neues Leben willkommen heißen dürfen. Den Anfang hatte Nan gemacht. Sie hatte Blythe Elliott Meredith Anfang October in ihrem neuen Zuhause, Warrens Grove, zur Welt gebracht. Emily war als nächste an der Reihe gewesen. Sie hatte zur Überraschung aller Ende January Zwillinge zur Welt gebracht! Shirley hatte sich eine Tochter gewünscht, die er hätte 'Susan' nennen können, doch als er zum ersten Mal in die Gesichter seiner Söhne Daniel Shirley und James Willis blickte, war der Tochterwunsch in ferne Weite gerückt.
Sie selbst, Rilla, hatte Owen Kenneth Ford am Valentinstag das Licht der Welt geschenkt. Der Junge war von der ersten Sekunde seiner Geburt der Augenstern seiner Eltern gewesen. Nur wenige Tage nach Owen war Cecilia Margaret Blythe, in Kingsport als Tochter von Walter und Una zur Welt gekommen.
Bertha Alexandra Gardner bildete das Schlusslicht. Sie war der jüngste Familienzuwachs und das lang ersehnte Kind von Di und Eddie. Di hatte ihrer Tochter gleich nach der Geburt den Spitznamen 'Ladybug' (Marienkäfer) verpasst, da die kleine Bertha mit ihrem roten Haar und den Sommersprossen Ähnlichkeit mit einem Marienkäfer hatte.
Ja, man konnte von einem wahren Babysegen sprechen, der nicht abzunehmen schien. Tess Meredith würde ihr Erstgeborenes nächsten Monat im June willkommen heißen dürfen und selbst Mary Douglas war mit von der Partie. Ihr viertes Kind wurde im November erwartet.
Im Moment schien es ihnen allen recht gut zu gehen, dafür konnten sie dankbar sein. Man sollte jede Minute seines Lebens auskosten, man konnte nie wissen wann der nächste Schicksalsschlag vor der Tür stand. Rilla schüttelte sich die trüben Gedanken aus dem Kopf. Jetzt war nicht die Zeit daran zu denken was kommen wird. Sie öffnete die Küchentür und schlich mit leisen Schritten die Treppe nach oben.
Oben angekommen, blieb sie vor dem Schlafzimmertür stehen und berührte die Tür mit ihrer Hand. Alles was ihr wichtig war, befand sich hinter dieser Tür. Ihre Familie befand sich dahinter, ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Zukunft. Die Liebe ihres Lebens und die Kinder die sie einst in einem vergangenen Traum gesehen hatte, schliefen hinter dieser Tür und wartet nur darauf, dass sie zu ihnen stieß.
Leise öffnete sie die Tür und schaute sich um, alles schlief. Rilla schloss die Tür und ging zu den beiden Kinderbetten die in der Ecke standen. In dem einem Kinderbett schlief ihre Tochter. Wir groß Joyce doch geworden war, im September würde sie bereits zwei Jahre alt werden, die Zeit schien förmlich davon zu rasen. Nicht zum ersten mal dachte sich Rilla, wie ähnlich die kleine Joyce ihrer Großmutter Anne doch sah. Vielleicht war das auch der Grund, warum Joyce die heimliche Lieblingsenkelin von Gilbert war.
In der Wiege neben Joyce, träumte der kleine Owen. Rilla blickte auf ihren Sohn hinab. Wie ähnlich der Junge doch seinem Vater sah, wenn man einmal von der klaren bräunlichen Hautfarbe absah, ansonsten sah er Kenneth zum verwechseln ähnlich, mit seinem dunkelbraunen Haar und den grauen Augen.
Mit ruhigem Gewissen, dass alles in Ordnung war, legte Rilla ihren Morgenmantel über einen Stuhl und kroch zu ihrem geliebten Mann ins Bett. Sie legte seinen Arm und sich und rückte ganz nahe zu ihm. Wie schön es doch war seine Nähe zu spüren. "Wo warst du Rilla-my-Rilla?", fragte Ken schlaftrunken. Rilla drehte sich zu ihm um. "Kurz nach den Kindern schauen und auf der Veranda frische Luft schnappen. Schlaf weiter mein Liebster", flüsterte sie, küsste ihn sanft auf seinen Mund und schloss die Augen.
Wenige Minuten später war Rilla Ford mit einem Lächeln auf ihren Lippen in das Reich der Träume entschwunden.
