Ich musste einfach auch mal den House FF anfangen…

Vielen lieben Danke und ein großer Knuddler an meine geduldige Beta: Kira Gmork!

Dreivierteltakt

Auriane

Draußen schien hell die Sonne. Sie blendete geradezu und kündete dabei von einem wunderbaren Tag.

Auf der Straße waren viele Leute zu Fuß unterwegs, alle Welt schien die herrlichen Sonnenstrahlen nach den grauen und tristen Wintermonaten zu genießen.

Greg House hingegen war von der Sonne genervt. Er saß an seinem Klavier und überlegte sich gerade, ob er nicht das Fenster verbarrikadieren sollte, um diese aufdringliche Helligkeit auszusperren.

Er war nicht in der Stimmung für einen schönen Frühlingstag.

Warum, wusste er selber nicht.

Missmutig blinzelte er noch mal in das grelle Licht bevor er sich abwandte und anders als sonst, eher unsanft in die Tasten des Instrumentes griff.

Zu faul um aufzustehen und die Sonne zu verbannen, machte er mit ihr was er allgemein mit Dingen machte die ihn nervten.

Er ignorierte sie.

Selbst das Klavier ging ihm heute gegen den Strich. Es war ungewöhnlich bockig und wollte nicht so, wie er wollte.

Beleidigt griff er nach seinem Stock, erhob sich und nahm die Gitarre aus der Halterung. Vielleicht war diese kooperativer.

Schon mit dem ersten Streich über die Saiten konnte er diese Hoffnung begraben. Die A und die hohe E Saite waren verstimmt.

Heute schien ihm aber auch nichts vergönnt…

Er legte die Gitarre weg, neben sich auf die Couch. Selbst das einfache Stimmen der zwei disharmonischen Saiten war ihm heute zuwider.

Er lehnte sich auf dem Sofa zurück, wobei sein Stock, der neben ihm gelehnt hatte, klappernd umfiel.

House verdrehte nur noch die Augen und während er sie schloss und den Kopf zurück lehnte, legte er seine Beine auf den Couchtisch.

Das Geräusch von Zeitschriften die dabei vom Tisch rutschten, registrierte er mit einem Seufzen.

Herrgott noch mal…

Er öffnete wieder die Augen, starrte kurz an die Decke und schweifte anschließend mit dem Blick durch seine Wohnung.

Momentan kam sie einem Trümmerfeld gleich. Selbst in seinen Augen.

Wurde Zeit, dass Wilson mal wieder vorbei schaute.

Wie auf Kommando klopfte es an der Tür.

In der Hoffnung, dass es sein Freund war, der ihn von seinem Elend erlösen würde, raffte sich House auf und ging hinkend zu Tür. Die Mühe, den Stock aufzuheben, hatte er sich für diese kurze Strecke nicht gemacht.

Aber wie hätte es auch anders sein können?

Vor der Tür stand natürlich nicht die Putzkolonne in Form von Wilson, sondern einfach nur ein Blumenbote der sich in der Adresse geirrt hatte. House deutete wortlos, aber mit einem Blick der hätte töten können, auf die Tür gegenüber und warf seine Haustüre wieder zu.

Da er den Anblick seiner Wohnung nicht mehr ertragen konnte, schnappte er sich nun doch seinen Stock, außerdem seine Jacke und machte sich davon.

Einfach nur raus.

Vor der Tür fiel ihm dann schlagartig wieder ein, dass hier ja die Sonne heute so aufdringlich war.

Den Blick auf den Boden gerichtet ging er einfach ohne ein bestimmtes Ziel los.

Nach ein paar Schritten bemerkte er den kalten Wind, der trotz des sonnigen Wetters wehte. Er klopfte prüfend seine Jackentasche ab und fand dort wie vermutet seine Mütze.

Das Döschen Vicodin, das darin eingewickelt war, ließ er wieder in die Tasche gleiten.

Nach ein paar Schritten, und dabei auf den Boden starrend, stellte er aus den Augenwinkeln fest, dass er die entgegengesetzte seiner sonst üblichen Richtung eingeschlagen hatte.

Hierher kam er eher selten.

Er begann sich etwas interessierter umzusehen, was sich alles verändert hatte, seit er zum letzten mal hier gewesen war.

Wenn er sich nicht täuschte war um die Ecke des Blocks der Eingang zur U-Bahn.

Gute Idee, da unten ist die Sonne ausgesperrt…

Die Treppe, die zum U-Bahnhof führte, zog sich etwas und sein Bein meldete sich unangenehm, also warf er eine Pille ein.

Unten angekommen sah er sich kurz um. Am erstbesten Fahrkartenschalter zog er irgendeinen einen Fahrschein und ohne einen Blick darauf zu werfen wohin dieser führte, stieg er in die nächstbeste Bahn.

Ein Blick zeigte ihm, dass alle Sitzplätze belegt waren, also baute er sich vor einem Jugendlichen auf, klopfte diesem mit seinem Stock energisch ans Bein und sah ihn nur herausfordernd an.

Der Junge musterte ihn kurz, wagte es aber nicht sich zu beschweren, sondern räumte brav seinen Platz für den Mann mit dem intensiven Blick.

Ein paar Stationen weiter bereute es House schon, einen Fahrschein gekauft zu haben, es schien niemanden zu interessieren, ob man einen hatte oder nicht.

Er wartete noch ein zwei Stationen ab, dann hatte er keine Lust mehr U-Bahn zu fahren und stieg aus.

Das Vicodin hatte inzwischen genügen Zeit gehabt, um seine volle Wirkung zu entfalten und der Aufstieg nach oben gestaltete sich weit weniger schmerzhaft.

An der Oberfläche angekommen, sah er sich kurz zu Orientierung um und schlug dann die Richtung eines nahe gelegenen Parks ein.

Dort gab es allerdings nichts was sich zu beobachten gelohnt hätte, also wanderte er wieder durch die Straßen.

Sein Bein schmerzte nicht, doch seine Kondition war nicht mehr so wie früher und er war ja schon eine Weile unterwegs, darum sah er sich irgendwann nach einer Bank um.

Als er eine entdeckt hatte, ließ er sich darauf plumpsen und atmete tief durch. Seine Laune hatte sich inzwischen etwas gebessert, er war nun sogar soweit sich einzugestehen, dass ein paar Sonnenstrahlen mal wieder ganz gut taten.

Er war hier in einer relativ ruhigen Gegend gelandet. Wo genau „hier" war wusste er nicht, aber es war auch egal… ein Taxi würde ihn wieder nach Hause bringen können.

Nachdem er ein paar Minuten auf der Bank die Sonnenstrahlen auf sich hatte wirken lassen, widmete er seiner Umgebung wieder etwas mehr Aufmerksamkeit.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße gab es ebenfalls eine Bank und auf ihr saß, ebenso alleine wie er, eine Person. Allerdings handelte es sich dabei um eine Frau.

Den Taschen, die sie bei sich hatte nach zu urteilen, machte sie gerade eine Pause von einer Shoppingtour.

Irgendetwas an der Gestalt war vertraut und als er die Augen zusammenkniff und genauer hinsah, stellte er fest, dass es Lisa Cuddy höchstpersönlich war.

Sie schien ein Problem mit ihrem Schuh zu haben, denn sie hatte ihn ausgezogen und hantierte daran herum.

Sie bemerkte nicht, dass sie dabei beobachtet wurde. Nicht einmal House selbst fiel es auf, dass er seine Chefin beobachtete…

Irgendwann zog sie den Schuh wieder an und sah auf. Dabei bemerkte sie dann doch den Mann ihr gegenüber. Ein Stock lehnte neben ihm an der Bank, doch auch ohne diesen war die Gestalt von Greg House nicht zu verkennen.

Jeder hatte den anderen also gesehen und Lisa hob die Hand zum Gruß, ohne jedoch einen Gegengruß von ihm zu erwarten. Wider erwarten hob er jedoch kurz den Stock, mit dem er inzwischen gespielt hatte, um den Gruß knapp zu erwidern.

Cuddy lachte. House konnte sie nicht hören, hier fuhren nicht viele Autos, doch es war trotzdem zu laut, um etwas von der anderen Straßenseite hören zu können. Eine Geste mit dem Kopf in ihre Richtung ließ sie wissen, dass er fragte was so lustig sei.

Sie schüttelte nur den Kopf und zuckte mit den Schultern, deutete dann aber auf ihn, anschließend auf die Sonne und zum Schluss auf die Umgebung.

Ah. Es war also urkomisch, dass sich ein Greg House an einem sonnigen Tag hinaus an die frische Luft wagte, um spazieren zu gehen…

Zugegeben… er musste selbst grinsen.

Er wusste was sie hierher verschlagen hatte, doch aus irgendeinem Grund wollte er das „Gespräch" am laufen halten.

Also machte er eine Geste in ihre Richtung, um zu fragen was sie hierher verschlagen hatte.

Zur Antwort hob sie nur ihre Einkaufstaschen hoch und grinste dabei.

House sah sich gespielt erstaunt und suchend um und deutete wieder mit Gesten die Frage an, wo denn ihr Packesel sei.

Diesmal lachte Lisa Cuddy definitiv laut, denn der Wind trug ihm leise ein paar Töne davon zu.

Cuddy schien diese Art der Unterhaltung ebenfalls nicht zu stören. Übermütig hob sie nur ihren Arm und beugte ihn wie ein Bodybuilder, der seinen Bizeps zur Schau stellt.

Selbst ist die Frau.

Das Gesprächsthema schien sich erschöpft zu haben, sie sahen sich nur noch an. Weder besonders intensiv noch bedeutungsschwer, nein. Sie sahen sich einfach nur an. Das Äquivalent einer „peinlichen Stille" im Gespräch schien entstanden zu sein.

Cuddy sah schließlich auf die Uhr und House erkannte, dass sie wohl langsam wieder aufbrechen würde.

Noch bevor er selbst wusste warum, hatte er sich schon erhoben und war an den Straßenrand getreten.

Seine plötzliche Bewegung hatte Cuddys Aufmerksamkeit noch mal erregt und sie sah ihm dabei zu, wie er einfach, ohne allzu sorgfältig auf den Verkehr zu achten, über die Straße hinkte.

Cuddy saß, die Hände in den Schoß gelegt, abwartend auf der Bank, jeweils links und rechts neben ihr, sowie vor ihren Füßen eine Tasche stehend. Als sich House ihr näherte, nahm sie die Tasche zu ihrer Linken von der Bank, um ihm anzudeuten sich zu setzen.

Bevor House das Angebot allerdings annahm, stocherte er mit seinem Stock in ihren Tüten herum und warf einen Blick hinein.

Cuddy zog leicht lächelnd die Augenbrauen hoch.

„Neugierig sind wir gar nicht, hmm?"

House grunzte nur, immer noch das Ergebnis ihrer Shoppintour begutachtend.

„Sie müssen nicht neugierig sein, Sie wissen ja was da drin ist…" meinte er dann schließlich und ließ sich auf die Bank neben seine Chefin plumpsen.

Er grinste sie an.

Cuddy schüttelte nur den Kopf.
„Da ist nichts drin was auch nur annähernd für Sie von Interesse wäre", tadelte sie ihn doch noch leicht.

„Das hab ich gesehen… ich hatte gehofft einen Blick auf die neuen Dessous werfen zu können." House wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.

„Zur Abwechslung hätte ich Sie mir dann mal in authentischer Unterwäsche in meinen Träumen vorstellen können…"

Sein Grinsen verbreiterte sich.

Wieder schüttelte Cuddy lächelnd den Kopf. Er konnte es einfach nicht lassen.

Erneut machte sich ein Schwiegen breit. Beide sahen geradeaus auf die Straße, als gäbe es nichts Interessanteres, als vorbei fahrende Autos.

„Ich muss mich jetzt auf den Weg machen…" Cuddy sammelte ihre Tüten zusammen und erhob sich. Dabei sah sie auf House herab.

Dieser erhob sich ebenfalls, allerdings etwas langsamer.

„Bevor Sie mich hier Mutterseelen allein zurücklassen – wo bin ich hier überhaupt?"

Cuddy lachte kurz erstaunt auf.

„Sie wissen gar nicht wo wir sind?", kopfschüttelnd blickte sie zu House nun auf.

„Wenn ich es wüsste, würde ich nicht fragen! Sie wissen doch, ich bin ein Arbeitstier! Arbeiten und schlafen, zu mehr finde ich keine Zeit… Ausgedehnte Spaziergänge sind eigentlich nicht mein Ding und shoppen geh ich auch eher selten, außerdem machen die Nutten heutzutage Hausbesuche…"

Cuddy schnaubte. Ihre Miene hatte sich etwas verdüstert.

„Wie sind Sie dann hierher gekommen? Den ganzen Weg von Ihnen zu Hause aus sind Sie ja wohl kaum gelaufen…?"

„Die U-Bahn… hab allerdings nicht aufgepasst wohin sie gefahren ist und ich bin auch irgendwann einfach irgendwo ausgestiegen." Er zuckte gleichgültig mit den Schultern.

Cuddy schüttelte nur den Kopf.

„Ich begleite Sie zur U-Bahnstation… liegt sowieso auf meinem Weg."

Sie ging in angemessenem Tempo voran und House folgte ihr.

Einmal um die Ecke und sie waren schon am Eingang zur U-Bahn.

„Bitte schön, der Herr. Ich hoffe Sie wissen wo Sie wohnen und finden ab hier von alleine nach Hause." Sie lächelte leicht.

„Sicher doch." Ohne ein weiteres Wort oder gar einem Dank, machte sich House auf den Weg. Bevor er die erste Stufe hinab stieg hob er noch ohne sich umzudrehen kurz den Stock, wohl seine Art der Grußes oder Dankes. Dann war er im Untergrund verschwunden.

Cuddy hatte ihm noch nachgesehen und stand immer noch am selben Fleck, denn sie hatte gerade etwas bemerkt, was ihr noch nie aufgefallen war, obwohl sie es schon tausende Male gehört haben musste.

Stock, Schritt, Schritt…

House ging im Dreivierteltakt.