Disclaimer: Harry Potter ist JKRowlings Werk, alle Rechte liegen bei ihr. Ich leihe mir lediglich ihre Charaktere und Handlungsorte aus. Die Rechte der Zitate am jeweiligen Anfang von Kapiteln liegen bei ihren Verfasser.
Ich verdiene mit dieser Geschichte kein Geld.

Noch kurze, wichtige Anmerkung: Die ersten zwei Kapitel von Gedankenhandel waren schon einmal hier zu finden, allerdings hat mein kleiner Lieblingsbruder (*hust*) beschlossen, meinen Account, in einem unachtsamen Moment meinerseits zu löschen. Da ab da einige erzieherische Maßnahmen zwischen Bruder und Schwester notwendig waren, wurde das Schreiben für kurze Zeit eingestellt, die Schule forderte ihren Tribut etc. Deswegen kommt morgen auch gleich das zweite Kapitel wieder on, ab da wird wöchentlich gepostet (bei Änderungen in dieser Hinsicht sei um Vergebung gebeten)

Na dann, ich wünsche viel Spaß mit dem ersten(vielleicht bereits bekannten) Kapitel dieser Story!

Alles zerbricht

Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln:
Erstens, durch Nachdenken, das ist das edelste;
Zweitens, durch Nachahmen, das ist das einfachste;
Drittens, durch Erfahrung, das ist das bitterste.
(Konfuzius)

Es war ein erschrockener Schrei, der mitten im Laut erstickte, doch die Augen schrien weiter. Lauter, als alles, was Petunia bisher gehört hatte, war dieser Schrei. Voller Furcht und Angst. Sie wäre gern zu Dädalus Diggel gerannt, hätte ihm geholfen, doch wusste sie gleichzeitig, dass sie dies nie wirklich getan hätte. Zu sehr war sie auf ihr eigenes Leben bedacht, sie schämte sich nicht dafür. Denn selbst, wenn sie zu ihm geeilt wäre, es hätte ihm nicht geholfen. Er war ihr Aufpasser und er starb nun, damit sie und ihre Familie weiterleben konnten. In dieser Welt voller Magie konnte sie nichts ausrichten. Sie konnte nur sterben. Genau wie er.

Sie blickte umher, sie sah Vernon und Dudley, die auf das Schauspiel starrten, dass Dädalus Diggel und Hestia Jones lieferten. Es war ein unheimlicher Zauber. Erst wurden sie auf die Knie gezwungen, der Oberköper brach mit ein. Kurze Zeit nur robbten sie auf dem Boden umher, als wollten sie fliehen. Dann verloren sie die Kontrolle über ihre Körper. Ihre Arme begannen den Steinboden unter ihnen zu schlagen, sich selbst. Steine barsten aus dem Untergrund, schlugen ebenfalls auf die Opfer ein. Sie begannen zu lachen. Laut und widerlich war es, Blut floss aus ihren Mündern, sammelte sich unter ihnen.

Augen trafen Petunia, flehten sie stumm an. Sie spürte Tränen in den ihren, wich mehre Schritte zurück, versuchte die Lider zu schließen und konnte es nicht. Dädalus lächelte weiter wirr, selbst dann noch, als beide Arme plötzlich zu Boden fielen. Waren sie soeben noch mit den Schultern verbunden, wurde dies unwichtig. Die Arme trennten sich von ihrem Körper, gaben sich den Kräften um sich herum hin. Die Finger bewegten sich noch, die Arme krochen umher, suchten ihre Schwester, bis sie einander gefunden hatten und sich die Hände schüttelten. Dann blieben sie gemeinsam am Boden liegen und rührten sich nicht mehr.

Hestias Lachen wurde immer hysterischer, doch in ihren Augen war noch ein Funken Leben und dieses Leben veranlasste sie, ihre Hand in ihre Manteltasche zu stecken, während ihre Haare abfielen. Sie zuckte nicht mit der Wimper, ihre Hand umschloss etwas. Nur einen Bruchteil einer Sekunde später flog dieses Etwas durch die Luft, genau vor Dudleys Füße. Benommen hob er es auf, begutachtete es wie den größten Schatz auf Erden und als sei dadurch ein Bann gebrochen, begannen Petunia, Vernon und Dudley Dursley zu laufen. Sie rannten, wie sie noch nie gerannt waren. Um ihr Leben, um die Freiheit.

Sie werden euch foltern und töten wie meine Eltern."

Harrys Stimme im Kopf trieb sie an, sein unverständlicher Blick, als sie sich geweigert hatten, ihm Glauben zu schenken. Bei Gott, hätte sie gewusst, zu was diese Todesser fähig waren – keine zehn Pferde hätten sie länger als notwendig in Little Whinging gehalten. Sie wäre die erste am Flughafen gewesen, auf den Weg nach Australien oder sonst wo hin. Nur weg. Einfach nur weg von diesen Verrückten, die ihr Leben zerstörten. Ein Leben, dass sie sich voller Stolz aufgebaut hatte. Was nützte ihr dieser Stolz jetzt? Nichts. Sie irrte voller Stolz und Arroganz umher, wusste nicht wo sie war, warf nur immer wieder Blicke über die Schulter, ob Dudley noch da war. Und Vernon.

Und ob jemand hinter ihnen war. Vor ihnen. Überall? Noch nie hatte Petunia solche Angst gehabt. Damals nicht, als diese seltsamen Rotschöpfe ihren Kamin in die Luft gesprengt hatten. Damals nicht, als Albus Dumbledore bei ihr auf der Couch gesessen hatte. Verdammt auch damals nicht, als Lily sie als kleines Kind für kurze Zeit mit diesem schrecklichen Snape-Jungen allein gelassen hatte. Was wäre sie froh, wenn sie all das eintauschen würde können, nur um die Angst loszuwerden, die sich durch ihren Körper fraß, sie schneller laufen und sie dabei immer erschöpfter werden ließ.

Da waren Bäume. Ein Wald. Dort konnten sie sich verstecken. Petunia lief darauf zu, das dumpfe Geräusch, das sie hörte, war ihr nun Beweis genug, dass ihre Familie noch immer da war, sie nicht alleine zurückließ mit all den grausamen Zauberern, die ihr nach dem Leben trachteten. Dabei hatte sie sich nie auch nur etwas zuschulden kommen lassen. Jeden Tag hatte sie das Haus geputzt, sich dann in den Garten gesetzt und eine Tasse Tee getrunken. Stand auf Nachbarschaftsklatschverbrei tung nun etwa schon die Todesstrafe? Nicht, dass sie wusste.

Sie hatte nur den Sohn ihrer widerlichen Schwester aufgenommen. Das war das einzige, was sie je getan hatte. Wobei sie selbst gezweifelt hatte, ob das klug war, solch eine Missgeburt, genau, wie es ihre Schwester gewesen war, bei sich aufzunehmen. Doch ihr Mutterinstinkt hatte gesiegt, auch wenn ihre Vernunft all die Jahre laut geschrien hatte, sie müsse Harry loswerden. Dumbledores Briefe wären leicht zu ignorieren gewesen.

Hätte sie damals die Courage besessen, dieses Kind in einem Waisenhaus abzugeben – was wäre ihr nicht alles erspart geblieben. Während sie all das dachte und dem Schatten der Bäume immer näher kam, schimpfte sie sich selbst eine Lügnerin. Sie hätte Harry nicht weggegeben. Mit Vernon hatte sie sich gestritten deswegen, weil er der Ansicht gewesen war, ein Kind sei genug. Sie bräuchten nicht auch noch ein zweites von dieser eigenartigen Sippschaft. Sie hatte aufbegehrt, hatte für das Kind ihrer Schwester gekämpft.

Dann, als er ihren Dudley gerettet hatte. Sie hatte gewusst, dass er ohne Harry tot gewesen wäre. Dass sie ihren Dudley verloren hätte, doch hatte sich nie bei Harry bedankt. Im ersten Moment war sie wütend gewesen, voller Angst um ihren Sohn. Normalzustand einer jeden Mutter, hatte man im Krankenhaus gesagt. Das half nur nicht darüber hinweg, dass sie es versäumt hatte, sich bei Harry für ihr falsches Urteil in dieser Hinsicht zu entschuldigen. Es war ihr ein Bedürfnis gewesen, doch hatte sich nie der richtige Zeitpunkt ergeben. Er war nie dagewesen und wenn, dann ganz kurz. Zu wenig Zeit, um eine Basis für eine Entschuldigung aufzubauen, hatte sie sich eingeredet. Sie hatte es verdrängt, darin war sie schon immer gut gewesen. Verdrängen. Leider half das nun nicht.

„Petunia! Warte!"

Sie schoss herum, Vernon keuchte, sein Kopf glich einer Tomate. Seine Brust hob und senkte sich unheimlich schnell. „Was?", fragte sie und schüttelte fahrig den Kopf. Sie waren noch da, sie spürte es. Die Todesser hatten sich nicht einfach abschütteln lassen. Es wäre zu einfach gewesen und sie hatte in den letzten Monaten, die sie zusammen mit Dädalus und Hestia verbracht hatte, gelernt, dass es nie einfach war.

„Wo willst du denn hin?", fragte Vernon und keuchte wieder. Er drückte die linke Hand auf sein klopfendes Herz, mit der linken fuhr er sich über die Stirn. Dudley stand dicht bei ihnen, er behielt die Umgebung im Auge. Sie konnte sehen, wie angestrengt er war. Wie verängstigt und dennoch konzentriert. Er wusste, dass sie keine Fehler machen durften.

„Weg, Vernon, Einfach nur weg", antwortete sie und ging schnell auf den Wald zu. Sie fühlte sich ungeschützt auf diesem weiten Feld. Man konnte sie von überall aus angreifen, sie waren ein leichtes Ziel. „Petunia, jetzt warte doch!"

Sie blieb erst wieder stehen, als sie die ersten Baumreihen hinter sich gebracht hatte. Es war schön hier, ruhig, idyllisch. Es machte beinah einen sicheren Eindruck.

„Wir können nicht einfach so umherirren!", ereiferte Vernon sich. „Wir wissen doch nicht einmal wo wir sind, wir könnten uns verlaufen!"

„Wo willst du dich denn verlaufen, wenn wir nicht wissen, wo wir sind?" Wieder, wie oft in der letzten Zeit, war ihr Vernons Logik ein Rätsel. Manchmal verstrickte er sich in Rätsel, die nur für ihn einen Sinn ergaben. Er war von seinen Ideen überzeugt, stand immer hinter seiner Meinung, doch es wurde immer offensichtlicher, dass er noch immer in der Welt der Nicht-Zauberer lebte. Er hatte die Regeln, die hier galten, noch nicht durchschaut.

„Was willst du denn tun, Vernon? Hier warten, bis uns jemand findet und der so freundlich ist, und uns hilft?", fauchte Petunia. Ihre Nerven waren am Ende, sie hatte Angst und ihr war schlecht. Arme, die auf einander zu robbten.

Sie verbannte dieses Bild in ihrem Kopf, ließ die Tränen in ihren Augen nicht die Oberhand gewinnen. Sie verstand Vernon, am liebsten hätte sie sich hingelegt, genau hier, und geweint. Ihrem alten Leben nachgetrauert und gehofft, dass sie niemand fand, dass man sie einfach hier sein ließ und ihr versicherte, dass alles nur ein böser Traum gewesen war.

„Wir könnten mit ihnen reden", schlug er vor, trat auf sie zu. „Wir haben doch mit all dem hier nichts zu tun. Sie werden es verstehen, da bin ich sicher."

Sie sah die ganze Hoffnung in seinen Augen und für einen kurzen Moment glaubte sie ihm, aus dem einfachen Grund, weil sie es glauben wollte. Doch sie wusste gleichzeitig, dass man sie töten würde. Vielleicht würde man sie als Geiseln behalten, in der Hoffnung, dass Harry sie retten würde, damit dieser Lord Voldemort ihn dann töten konnte. Sie hatte verstanden, warum jeder Angst vor diesem Zauberer hatte. Ihr fehlte das nötige Hintergrundwissen, um zu verstehen, warum er ausgerechnet hinter Harry her war, auch wenn sie überzeugt war, dass es etwas mit gekränktem Stolz zu tun haben musste, wenn Harry einen Todesfluch von ihm abgewehrt hatte.

„Das wird nicht funktionieren", sagte sie, blickte ihm eindringlich in die Augen. Sie bemerkte, das Dudley ihnen aufmerksam zuhörte. „Vernon, sie werden sich nicht darum scheren, was wir mit irgendetwas zu tun haben. Wir sind das, was am ehesten einer Familie von Harry gleichkommt."

In seinen Augen war die Hoffnung verschwunden. Nur mehr pure Verzweiflung und Zorn standen darin. „Na und?", schrie er. Seine Stimme halte durch den Wald. „Wir haben nichts getan! Wir sind freie Menschen in diesem Land. Und ich – ich sehe nicht ein, was dieser beschissene Lord Voldemort von - "

„Vernon!"

„DAD!"

Zu spät glomm das Verstehen in seinen Augen auf. Als er den Fehler bemerkte, ertönte um sie herum bereits ein Donnerschlag nach dem anderen. Das Tabu war gebrochen worden.