Chapter 1: Theft or Murder?

Ein kühler Wind wehte ihm entgegen und zwang ihn seine Jacke enger um seinen Körper zu schlingen.

Warum musste auch ausgerechnet heute einer von Kids Raubzügen stattfinden.

Eigentlich hätte er mit Ran auf ein Konzert gehen wollen, aber nachdem Nakamouri-keibu ihn auf Knien angefleht hatte, ihm und der Kid Task Force zu helfen, hatte er doch eingewilligt und nun stand er hier.

Kid´s Rätsel war leicht zu knacken gewesen, wenn man die eine Passage ausließ, aber damit hatte er noch nie Probleme gehabt, schließlich war er Shinichi Kudou und solch Kindereien hatten noch nie eine Herausforderung dargestellt.

Nakamouri-keibu scheinbar schon...

„...langweilig..."

Kid´s Zeitvorgabe war diesmal unglaublich wage gewesen, sehr seltsam, da er sonst immer so viel Wert darauf legte, aber vielleicht wollte er auch einfach mal etwas anderes ausprobieren.

Seine Uhr zeigte inzwischen fünf nach zwölf an und so langsam machte sich auch bei ihm die Müdigkeit breit. In letzter Zeit hatte es überaus viele Verbrechen gegeben und er hatte alle Hände voll zu tun gehabt, der Polizei unter die Arme zu greifen. Nun aber sehnte er sich nach wenigstens einer erholsamen Nacht. Und die würde er sich nach der heutigen auch gönnen, komme was wolle.

„...Kid, wo bleibst du...?"

Hatte er doch einen Fehler gemacht, als er die Nachricht entschlüsselte, aber das konnte doch gar nicht sein. Die Kopie des kleinen Zettels steckte noch immer in seiner Jackentasche und da hier in nächster Zeit wohl nicht viel passieren würde, konnte es auch nicht schaden, noch mal einen Blick darauf zu werden.

Es war nichts ungewöhnliches darauf zu erkennen, sie sah genau so aus, wie die vielen anderen zuvor, die Kid verschickt hatte, aber jetzt, bei genauerem Hinsehen, wurde er das Gefühl nicht los, dass es doch etwas gab, dass hier nicht stimmte.

Aber was war es?

Am Tag des Herrn

werde ich mir die Azurblauen Träume holen

Das war offensichtlich, Tag des Herrn bedeutete Sonntag und bei den azurblauen Träumen handelte es sich um ein dreiteiliges Set von in Silber eingefassten Lapislazuli, die nur für eine Woche, in einer Wanderausstellung hier in Tokyo zu sehen sein werden. Man nennt sie auch Somnio, was auf Latein träumen bedeutet.

„Soweit so gut..."Wagt ihr es, diese Herausforderung anzunehmen?

Das erklärte sich von selbst...

Doch gebt acht, die rote Wahrheit wird jeden ereilen,

der seiner Neugier zu sehr nachgibt.

Das war die einzigste Stelle, die ihm zu denken gegeben hatte, dass war schließlich das erste mal, dass Kid eine offenkundige Warnung ausgesprochen hatte.

Und das war wirklich nicht seine Art, warum war ihm das eigentlich nicht schon viel früher aufgefallen?

„Aber natürlich!"

Er war zu diesem Zeitpunkt bei Ran in der Detektei gewesen, Mouri war wieder einmal vollkommen betrunken gewesen und hat in einer Tour von „seiner" Yohko geschwärmt.

Das hatte ihn so stark gestört, dass sein Verstand die Informationen nicht mehr vollkommen aufgenommen hatte. Es wäre wohl besser, wenn er Nakamouri-keibu von seiner Befürchtung berichtete, denn wahrscheinlich waren sie hier einem Betrüger erlegen.

Und sonst hätte Kid sich sicher schon gezeigt.

„Was für ein Reinfall...na ja, besser ich erlöse die anderen, damit diese Nacht endlich ein Ende findet..."

Aus dem Treppenhaus hörte er die aufgeregten Schreie von Nakamouri-kebu.

„Es ist Kid! Er hat die Edelsteine gestohlen!"

Vollkommen unmöglich!

Kid liebte die Aufmerksamkeit und machte aus seinen Diebeszügen immer eine große Show, aber diesmal war es klammheimlich von Statten gegangen.

Irgendwas lief hier schief, wer war dieser Typ, der sich als Kid ausgab?

„Nakamouri-keibu!"

„Wo hast du gesteckt Junge? Hilf uns lieber! Kid fängt sich schließlich nicht von allein!"

Das war eine Ansage...

Um nicht die schlechte Laune auf sich zu ziehen, half er lieber mit.

„Ich glaube nicht, dass es sich dabei um den echten Kid handelt." Sagte er, während sie das obere Stockwerk durchkämmten.

„Was redest du da, Junge. Niemand außer Kid wäre dazu fähig gewesen!"

„Aber kommt es ihnen nicht seltsam vor? Das hier hat überhaupt nichts von den normalen Kid-Überfällen."

„Das mag schon sein, aber wahrscheinlich ist das bloß wieder einer von seinen Tricks, um uns in die Irre zu führen, aber nicht mit mir!"

Da war nichts zu machen, der Inspektor würde die Wahrheit nicht mal erkennen, wenn man sie ihm mit einem Holzhammer einprügeln würde...

Er würde den Dieb auf eigene Faust aufspüren müssen, wollte er hier wirklich ein anständiges Ergebnis verzeichnen. Auch wenn das mal wieder bedeuten würde, den Inspektor zurückzulassen.

Also, anstatt ihm zu folgen, schlug er die genau entgegengesetzte Richtung ein. Es gab nur einen Ort, an dem er hätte fliehen können und das war das Dach, den Ort, den er dummerweise verlassen hatte. Das war ein Anfängerfehler, den er sich nicht noch einmal leisten konnte.

Was war in letzter Zeit nur mit ihm los, sonst hatte er sich doch immer auf seinen Verstand verlassen können, aber in letzter Zeit kam es immer öfter vor, das er Fehler beging, die normalerweise eher Leute wie Mouri fabrizieren konnten, vielleicht brauchte er wirklich etwas Ruhe und Erholung.

Schließlich braucht auch ein Meisterdetektiv wie er einmal Urlaub. Danach würde er hoffentlich endlich wieder so fit sein, dass er bei dieser Arbeit wieder 100 % geben konnte.

So schnell er nur konnte stürzte er die Treppen zum Dach wieder hinauf und hinaus auf die Plattform, die noch immer vollkommen ausgestorben wirkte, aber davon ließ er sich nicht täuschen.

Er war nicht allein hier oben, das hatte er im Gefühl. Der Dieb hatte sich hier irgendwo versteckt, aber er würde ihn aufspüren

Viele Versteckmöglichkeiten gab es hier nämlich nicht.

„Ich weiß das du hier bist, warum gibst du nicht einfach auf und stellst dich der Polizei?"

Er dachte, ein Kichern zu vernehmen, aber ihm war nicht klar, aus welcher Richtung es kam. Es schien überall um ihn herum zu sein.

„Wo...?"

Ein scheppernderes Geräusch ließ ihn herumfahren. Ein verbeulter Blecheimer war heruntergefallen, aber der Wind, war eigentlich nicht so stark...

Er rannte zu der Stelle, doch was er fand, ließ ihn die Haare zu Berge stehen, denn statt des erhofften Diebes hing hier, fast vollkommen in den Schatten verborgen ein junger Mann. Der Strick war an einem der oberen Metallbalken befestigt und der leblose Körper schwang leicht von rechts nach links.

Eine Maske zierte das Gesicht des Mannes, die traurig ins Leere starrte. Ein blutiger Rinnsaal lief entlang der Öffnung der Augen und des Mundes und ließ schlimmes erahnen, was, den Zustand des Gesichtes anging.

Und dann war da noch das Messer, dass tief in der Brust versenkt war und an dem ein kleines Schild angebracht war, auf der in krakeliger Handschrift „Ich bezahle für meine Neugier" stand.

Ob er nun durch Erhängen oder Erstechen gestorben ist, konnte er momentan nicht sagen, nur, dass der Mörder äußerst brutal vorgegangen war.

Und seit wann er hier hing. Denn während der Zeit, wo er hier auf den vermeintlichen Kid gewartet hatte, war niemand sonst hier oben gewesen.

Das beste war im Moment, die Polizei zu verständigen, Mord war einfach vorrangig, als so ein Diebstahl.

Also wieder zurück ins Gebäude, wo die Polizisten immer noch das Gebäude durchkämmten.

„Nakamouri-keibu!"

Der Inspektor huschte immer noch herum wie ein aufgescheuchtes Wiesel und anfangs sah es sogar so aus, dass er Shinichi vollkommen überhört hatte.

Doch dann drehte er sich doch noch zu ihm um.

„Was ist Junge? Siehst du nicht, dass wir beschäftigt sind?"

„Und sie werden gleich noch viel beschäftigter sein, wenn sie nicht umgehend Meguré-keibu hierher beordern"

Das ließ ihn jetzt doch aufhorchen.

„Wieso, ist etwas passiert?"

„Das können sie laut sagen. Man könnte behaupten, dass unser Dieb heute nicht der einzigste war, der sich neben der Polizei und mir in diesem Gebäude aufgehalten hat..."

„Willst du etwa andeuten das...?"

„Genau, deswegen ist höchste Eile geboten."

„Schon verstanden, ich werde ihn hierher holen!"

Er hatte sich kaum zwei Meter entfernt, da hatte auch Shinichi sich wieder auf den Weg auf´s Dach gemacht. Es war momentan einfach zu unsicher, den Tatort zu lange allein zu lassen. Besonders, da er das Rätsel noch nicht geknackt hatte, wie der Mörder es fertig gebracht hatte, die Leiche direkt vor seinen Augen hier hoch zu schmuggeln.

Es gab keinen Zweifel, dass der Mörder wollte, dass die Leiche schnellstmöglich und wahrscheinlich sogar von ihm gefunden wurde.

„Aber zu welchen Zweck?"

Es gab in diesem Moment mehr Fragen als Antworten, aber wäre nicht Shinichi Koudo, wenn er nicht versuchen würde, sie zu lösen!

Bis die Polizei hier eintrifft, würde noch ein wenig Zeit vergehen, genug, um sich hier noch ein wenig umzusehen.

Kein Verbrechen war perfekt und in irgendeiner Weise hinterließ jeder Verbrecher eine Spur. Man musste sie nur noch finden.

„Na dann, ran an die Arbeit."

Als erstes die Leiche, sie hätte sowohl von vorn als auch von hinten angegriffen worden sein, dass würde wahrscheinlich erst durch eine Obduktion ans Tageslicht kommen, aber was niemand leugnen konnte, war es, dass das Opfer nicht kampflos aufgegeben hatte.

An Handgelenken und Armen waren deutliche Kratzspuren und Blutergüsse zu sehen, die darauf schließen lassen, dass er sich vor seinem Tod sehr stark gewehrt hatte, was wahrscheinlich bedeutete, dass er überrascht wurde.

Von der Körpergröße zu schließen musste der Angreifer ein Mann gewesen sein, keine Frau, mochte sie noch so stark sein, vermochte jemanden so zu töten, geschweige denn, ihn an einem Strick aufzuhängen.

„Außer..."

Außer natürlich, er oder sie hatte einen Trick angewandt und das galt es jetzt herauszufinden.

Die Metallplanke befand sich ungefähr vier Meter über ihm, durch bloßes Werfen allein war es kaum möglich den Strick darüber zu werfen, geschweige denn, es dort oben zu befestigen. Das kleine Gewicht am Ende diente auch mehr dazu, das Seil an seinem Platz zu halten und war kaum genug, um einen ausgewachsenen menschlichen Körper nach oben zu ziehen.

Die logischste Schlussfolgerung war, dass der Täter ein Gewicht zur Hilfe genommen hatte, ein anderes, als das, dass jetzt dort oben baumelte, aber wie hatte er es über die Planke bekommen?

Er ließ seinen Blick über das gesamte Gelände schweifen, es musste so etwas wie eine Plattform oder etwas ähnliches erhöhtes sein, nah genug, um das Gewicht darüber werfen zu können.

„Aber könnte es...?"

...

„Aber natürlich!"

Er hatte bis zu diesem Moment gar nicht an diese Möglichkeit gedacht.

Das Nachbargebäude!

Es war zwar eine baufällige Ruine, aber niemandem war es verwehrt, diese zu betreten.

Von einem der Fenster war es ein leichtes, auf die Planke zu steigen, aber was war mit der Leiche, der Täter hätte unmöglich mit so viel Ballast dort oben rumkraxeln können.

„Es sei denn..."

Die Leiche befand sich zu diesem Zeitpunkt an einem anderen Ort...

Sie hing fast ganz am Rande des Gebäudes und er würde alles drauf verwetten, dass der vorhin umgefallene Eimer etwas damit zu tun hatte.

Wahrscheinlich wurde die Leiche mit solch einem Schwung hochgezogen, dass sie dabei den Eimer getroffen hatte.

Es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden.

Äußerst vorsichtig tastete er sich an den Rand des Gebäudes, da es hier kein Geländer gab, war das ein äußerst gefährliches Unterfangen, aber wenn er es nicht wagte, würde er niemals wissen, ob er recht hatte.

Es war zwar stockdunkel draußen, aber die Straßenlaternen waren hell genug, um alles unter sich zu erkennen.

Und tatsächlich, seine Eingebung hatte ihn nicht getäuscht, dort unten war ein schmaler Balkon, ideal um eine Leiche zu verstecken.

Und wenn ihn seine Augen nicht täuschen, war ganz unten sogar das ‚Gewicht, das benutzt wurde.

Er würde sich das nachher noch genauer ansehen, sobald die Polizei eingetroffen war.

Das war ein ganz schön cleverer Mechanismus, es bedeutete allerdings auch, dass der Mörder die ganze Zeit dort oben gewesen war.

Wahrscheinlich hatte er ihn die ganze Zeit beobachtet und nur auf einen geeigneten Moment gewartet, um seinen kleinen Trick auszuführen.

Und jetzt war er bestimmt über alle Berge, niemand wäre so dumm hier zubleiben, wenn dieser Ort hier gleich vor Polizisten nur so wimmelte.

„Es sei denn, er hätte genau so ein Selbstvertrauen wie Kid..."

Aber Kid war kein Mörder.

Und es wäre sicherlich auch nicht das erste mal, das jemand versuchte ihm einen Mord anzuhängen.

„Shinichi! Was ist los?"

Meguré-keibu kam vollkommen außer Atem hinaus gestürzt. Hinter ihm eine ganze Manschaft von Polizisten, unter denen er auch Takagi und Satou erkannte.

„Das kann man wohl sagen, Meguré-keibu. Wie sie unschwer erkennen können..."

„Um Himmels Willen! Wie ist es dazu gekommen?"

„Ich werde ihnen schildern, was ich vermute, was vorgefallen ist, aber vorher müsste ich noch etwas nachprüfen, wenn sie nichts dagegen haben."

„Natürlich. Aber lass dir nicht so viel Zeit, die Leiche muss runtergeholt werden, wie du verstehst."

„Keine Sorge, ich bin gleich wieder da."

Glücklicherweise vertraute der Inspektor ihm und erlaubte es ihm an den Tatorten zu ermitteln und er vertraute auch seinem Gespür wenn es um das Finden der Wahrheit ging.

Und genau diese Freiheiten waren es, die er so schätzte.

Er rannte die Treppen ins Erdgeschoss hinab und hinaus. Er musste sich kurz orientieren, um die richtige Stelle zu finden und begann das Gebäude zu umkreisen.

Es dauerte nicht lange, bis er fündig wurde.

Dort genau vor ihm lag ein großer in mehrere Teile zerbrochener Stein.

„Na wenn das nicht das Gewicht ist, nach dem ich gesucht habe..."

Zufrieden ging er wieder hoch, wo der Inspektor und die anderen schon auf ihn warteten.

„Können wir dann beginnen?" fragte Meguré-keibu ungeduldig.

„Natürlich, Inspektor," antwortete Shinichi darauf, „Es ist wohl das beste, wenn ich ganz von vorne anfange."

Da würde er ganz schön was zu erzählen haben.

„Es ging vor gut zwei Wochen eine Nachricht von Kaito Kid bei der Polizei ein, in der er wieder einen seiner Raubzüge ankündigte."

Er kramte seine Kopie aus der Jackentasche und reichte sie ihm.

„Wir konnten die Nachricht entschlüsseln, heute Nacht sollte es stattfinden, aber er tauchte nicht auf. Jedenfalls nicht so, wie wir es erwartet hatten, keine große Show oder ähnliches.

Ich war während dieser ganzen Zeit hier oben gewesen, habe jedoch nichts ungewöhnliches Bemerkt. Erst als ich den Tumult von drinnen hörte, verließ ich das Dach für einen Moment.

Kaito Kid soll aufgetaucht und die Edelsteine mitgenommen haben, jedoch hatte ihn wohl keiner gesehen.

Als ich wieder auf das Dach zurückkehrte, schien alles immer noch genauso zu sein wie zuvor, aber etwas war anderes, es war als ob noch jemand da war, jedoch konnte ich diesen Jemand nicht sehen.

Ein scheppern ließ mich herumfahren, der Eimer, den sie dort sehen, war umgefallen und plötzlich hing diese Leiche dort."

Das fasste es zusammen, was er an diesem Abend erlebt hatte und hoffentlich würde es auch dem Inspektor reichen.

„Das heißt, die Leiche hing zuvor nicht hier und wie soll sie dann hierher gelangt sein?"

Immer diese Ungeduld...

„Dazu wollte ich gerade kommen. Eigentlich ist es ein ganz simpler Flaschenzug."

„Ein Flaschenzug?" meldete sich nun auch Takagi zu Wort.

„Genau. Sie sehen, die Leiche befand sich ursprünglich wirklich nicht hier oben, sondern ein paar Stockwerke tiefer auf einem kleinem Balkon, den sie von dort aus ganz gut sehen können.

Wahrscheinlich wurde sie durch irgendwas getarnt und ihre Männer sollten sich das mal genauer ansehen, aber weiter im Kontext.

Der Mörder ist wahrscheinlich so vorgegangen, dass er die Leiche als erstes dort unten deponiert hat, besser gesagt, er hat sie an etwas heruntergelassen. Das muss spätestens vor unserem Eintreffen passiert sein, danach hätte sich für ihn nämlich keine Gelegenheit mehr ergeben.

Danach hat er den Strick wahrscheinlich mit einem kleinen Gewicht versehen, es handelt sich hier wohl um das Gleiche, dass sie dort oben sehen, und es auf die andere Seite zu dem verlassenen Gebäude geworfen.

Von dort aus hat er am freien Ende des Seils ein viel größeres Gewicht gebunden und ist damit auf diese Metallplanke geklettert.

Natürlich durfte das Gewicht nicht schwerer sein, als das was der Täter tragen konnte, aber es musste schwer genug sein, um mit dem nötigen Schwung einen menschlichen Körper in die Höhe zu ziehen.

Wahrscheinlich hatte er ihn für einige Zeit dort oben abgelegt und es sollte nachgeprüft werden, ob sich dort oben Kratzspuren finden lassen.

Ab hier wird es wirklich seltsam, denn erst als ich wieder oben war und die Präsenz einer weiteren Person wahrgenommen hatte entschied er sich scheinbar, seine Show abzuziehen.

Er stieß den Stein hinunter, sodass das Seil über der Planke lag und den Rest können sie sich wahrscheinlich denken. Die Leiche wurde nach oben gezogen.

Ich vermute, dass er das Seil präpariert hatte, wahrscheinlich eingeschnitten, sodass es dem Gewicht des Steines nicht lange stand hielt und riss.

Durch den plötzlichen Ruck erreichte das kleinere Gewicht genug Schwung, um sich um das Metall zu wickeln und die Leiche zu fixieren.

Dabei kam dann auch der Eimer zu Fall, der mich für einen Moment ablenkte und dem Mörder wahrscheinlich die Chance gab zu entkommen."

„Aber dieses große Gewicht... hätte man es nicht hören müssen, wenn es zu Boden gefallen wäre?" fragte Satou.

„Es mag jetzt seltsam klingen, aber ich vermute dass das Scheppern des Eimers in diesem Moment gereicht hatte, dass ich nicht weiter auf meine Umgebung geachtet hatte.

Sie finden den Stein übrigens, wenn sie sich vom Eingang her links halten und ich wette mit ihnen, dass sich daran immer noch die Reste des Seils befinden."

Er war sich sicher, dass er in seiner Schlussfolgerung nichts vergessen hatte. Jetzt kam es auf das an, was die Polizei noch herausfand.

„Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt Shinichi. In solch kurzer Zeit so viel herauszufinden." Lobte ihn Meguré-keibu.

„Ach was Inspektor, dass ist schließlich mein Job."

Solche Lobpreisungen waren nichts für ihn, schließlich tat er das weil er den Leuten helfen wollte und nicht für irgendeine Auszeichnung.

„Inspektor!"

Einer der Polizisten kam aufgeregt zu ihnen gelaufen.

„Was ist? Habt ihr etwas gefunden?" erkundigte sich der Inspektor.

„Ja, sehen sie nur!"

In der Plastiktüte, in die normalerweise Beweisstücke aufbewahrt wurden, funkelten die gestohlenen Edelsteine.

„Das sind die Steine, die Kid heute Nacht gestohlen hat!" bestätigte Nakamouri-keibu.

„Und hatte Kid in seiner Nachricht nicht auch geschrieben, dass, wer zu neugierig ist bestraft wird? Vielleicht hat der junge Mann seine Charade durchschaut und ihn deswegen zum Schweigen gebracht," meinte Satou, „das würde jedenfalls das Schild um dem Messer erklären."

Aber war Kid wirklich zu solcher Grausamkeit fähig. Momentan zeigte zwar alles auf ihn, aber es konnte ja auch gut sein, dass nur jemand versuchte ihm etwas anzuhängen, dann blieb natürlich immer noch die Frage nach dem Warum.

„Aber könnte Kid das wirklich tun?"

Trotz allem was vorgefallen war, gehörte Takagi zu Kaitos größten Fans, auch wenn er es als Polizist natürlich nie zugeben würde. Und das er auf einmal zum Mörder geworden war, war für ihn vollkommen unmöglich.

Genauso wie für Shinichi.

Er und Kid waren zwar Rivalen, aber er respektierte auch die Person hinter der Maske. Noch nie hatte ihn jemand immer wieder auf´s Neue vor immer kniffligere Rätsel gestellt und andersrum war es wahrscheinlich genauso.

Er erinnerte sich, dass Kid einmal gesagt hatte, wie er ihr Kräftemessen genoss und wie er sich immer darauf freute, wenn Shinichi mal wieder an einem seiner Raubzüge teilnahm.

Er mag zwar ein hinterhältiger Gauner sein, aber er konnte nur immer wieder wiederholen, dass er kein Mörder war. Auch wenn es zu diesem Zeitpunkt fast unmöglich war, dies zu beweisen.

„Alle Tatbestände zeigen momentan auf ihn als Täter. Auch wenn ich es selbst nicht glauben kann, aber wir müssen eine Fahndung nach ihm als Mörder herausgeben..." sagte Satou, die auch nicht sonderlich begeistert zu sein schien, dass es soweit gekommen war.

Dieser Abend hatte eine unvorhersehbare Wendung genommen, mit der Shinichi nicht gerechnet hatte. Und dabei standen sie erst am Anfang dieses Falles, denn noch, war kein Mörder gefasst und er hatte das seltsame Gefühl, dass es nicht das letzte Mal sein würde, dass dieser Irre getarnt als Kaito Kid einen Mord beging.

Auch wenn er momentan vielleicht noch nicht die nötigen Beweise besaß, so würde er doch alles erdenkliche unternehmen, um den wahren Täter zu fassen!

„Nun ja, scheint als wäre das alles für heute," meinte Meguré-keibu, „Momentan können wir nur noch auf die Auswertungen der Spurensicherung warten."

Nicht, dass es viel Ändern würde.

Shinichi bezweifelte, dass der Täter irgendwelche verwertbaren Spuren hinterlassen hatte. Außer sie deuteten auf Kid als Mörder...

Es war wohl das beste, wenn er erst einmal eine Nacht darüber schlief, morgen könnte er dann wenigsten ausgeruht an die Verfolgung des Mörders denken. Und wer wusste schon, was ihm vielleicht noch alles einfiel.

Niemand hielt ihn auf den Weg nach unten auf und er konnte vollkommen ungestört den Nachhauseweg antreten.

Glücklicherweise lag der Tatort nicht weit von seinem Haus entfernt und so fand er sich keine zehn Minuten später in der Geborgenheit seines eigenen Heims wieder.

Endlich ein wenig Ruhe, wenn auch nur für einen kleinen Moment. Er ahnte, dass das für die nächsten Tage vorbei sein würde, spätestens, wenn die von der Polizei endlich bemerkten, dass sie den vollkommen falschen verfolgt haben.

„Schön, dass du auch endlich mal hier auftauchst."

Hätte Shinichi ein schwaches Herz, wäre er jetzt tot...

Er war es inzwischen zwar gewohnt, dass der Typ ab und an in sein Haus einbrach, aber ganz ehrlich, gewöhnen konnte man sich bei den unregelmäßigen Abständen nicht daran.

„Kid! Könntest du nicht mal wie jede normale Person die Tür benutzen!"

Nicht, das Anschnauzen hier helfen würde, der Kerl war so uneinsichtig und stur wie ein Esel.

„Aber Tantei-san, ich dachte du freust dich, wenn ich mal vorbeischaue..." meinte Kid nur weinerlich.

„Nach dieser Nacht weiß ich nicht so genau, ob ich es wirklich als Freuen bezeichnen würde..." flüsterte Shinichi nur und ließ sich erschöpft auf seine Couch sinken, soviel zu seinen Hoffnungen, etwas Ruhe und Erholung zu bekommen...

„Wie meinst du das? Ist etwas passiert?"

Die Sorge, die sich in Kaitos Gesicht widerspiegelte war echt, sollte das bedeuten, dass er wirklich keine Ahnung von all dem hatte?

„Passiert schon...Ich schlussfolgere aus deiner Reaktion, dass du keine Ahnung hast?"

„Von was?"

„Das der berühmte Kaito Kid seine Berufung als Dieb aufgegeben hat, um stattdessen Menschen umzubringen..."

„Was?"

Shinichi schilderte ihm in aller Kürze noch mal genau das, was er vorhin auch der Polizei gesagt hatte, auch wenn ihm diese Geschichte langsam zu Hals heraus hing.

„Jedenfalls glaubt jetzt jeder von der Polizei, dass du ein kaltblütiger Mörder bist." Beendete er seine Schilderung.

„Aber...wie soll ich es ausdrücken? Glaubst du auch, dass ich ihn getötet habe...?"

Eine unerträgliche Stille breitete sich über ihnen aus. Kid appellierte an seinen vernünftigen Menschenverstand, nicht, dass es etwas an seiner Antwort geändert hätte.

„...Nein, dass denke ich nicht."

Erleichterung flammte in Kids Mimik auf, soweit es durch den Zylinder und das Monokel zu erkennen war.

Das was er danach jedoch tat, war selbst für Shinichi überraschend.

In einem Schwall übermäßiger Freude fiel der Dieb dem Detektiv um den Hals.

„H..hey!"

Shinichi hatte alle Mühe Kid wieder von sich loszureißen.

„Aber Tantei-san...Ich bin halt so glücklich, dass wenigstens du an meine Unschuld glaubst. Viel mehr kann ich mir doch gar nicht wünschen."

„Ach..."

„Aber ja! Wer sollte denn den Fall lösen, wenn nicht du. Und zusammen mit meiner Hilfe wird das bestimmt ein Kinderspiel.

„Mit deiner Hilfe?"

„Natürlich! Du glaubst doch nicht, dass ich tatenlos dabei zusehe, wie jemand in meinem Namen unschuldige Menschen umbringt!"

„Nun ja, ich glaube nicht, dass du in diesem Aufzug viel erreichen wirst..."

„Ts, ts, Tantei-san. Du vergisst, dass ich der Meister der Verkleidung bin. Glaubst du nicht, dass ich die perfekte Person dafür bin, wenn es darum geht, Informationen einzuholen, an die du vielleicht nicht rankommst?"

Wo er recht hatte...

Bis heute hatte Shinichi Kaito Kids wahres Gesicht noch nie zu Gesicht bekommen und es würde wahrscheinlich auch nie dazu kommen.

Und da war er sicherlich auch nicht der einzigste...

So gesehen war er wahrscheinlich wirklich der Mann für diesen Job.

Vorausgesetzt er war wirklich unschuldig...

„Also gut, von mir aus kannst du ruhig die Informationsbeschaffung übernehmen. Sei bloß vorsichtig, dass du nicht erwischt wirst. Ich werde in der Zeit auch ein paar Nachforschungen anstellen, vielleicht gab es in der Vergangenheit schon mal ein ähnliches Ereignis."

„Alles klar, wie wäre es, wenn wir uns in zwei Tagen wieder hier treffen?"

„Du meinst, dass du dann wieder hier einbrichst?" fragte Shinichi skeptisch.

„Einbrechen klingt doch viel zu negativ, findest du nicht, Tantei-san?" Und damit war er verschwunden.

„Dieser Kerl..."

So viel zu seinem ruhigen Abend, nun waren es nur noch ein paar Stunden, bis zum nächsten Tag und die würden kaum ausreichen, um morgen ausgeruht sich wieder an die Arbeit zu machen...

Der nächste Morgen bot nicht viel neues zu gestern. Genauso, wie jedes Mal, wenn Shinichi das Polizeipräsidium betrat, so herrschte auch heute ein reges Treiben. Meguré-keibu scheuchte seine Leute herum und schien Shinichi nicht mal zu bemerken, als dieser sich genau neben ihn gestellt hatte. Erst nach mehrmaligem Räuspern nahm er ihn zur Kenntnis.

„Ah, Shinichi-kun! Mit dir habe ich so früh gar nicht gerechnet."

Es war sicher Ansichtssache ob er wirklich so früh dran war, für ihn fühlte es sich eher so an, als wäre er noch nie so spät hier aufgelaufen.

„Also, Meguré-keibu, wurde inzwischen schon irgendwas bezüglich des gestrigen Falls herausgefunden?"

Es war das beste, wenn man gleich zum Punkt kam, hier unnütz Zeit zu verschwenden war nicht Shinichis Art und außerdem war auch nicht die Zeit, um sie mit unnützem Geplänkel zu vertrödeln, schließlich musste ein Mordfall gelöst werden.

„Ja, die Spurensicherung hatte bis in die frühen Morgenstunden daran gearbeitet und wir können im Moment mit 80 %-iger Wahrscheinlichkeit sagen, dass unsere anfänglichen Befürchtungen der Wahrheit entsprechen…So schwer, wie es für die meisten auch ist…"

Er brauchte den Satz nicht zu beenden, Shinichi wusste genau, worauf er hinauswollte.

Kaito Kid war ab diesem Moment ein gesuchter Mörder und man würde nun alles daran setzen, ihn zu fassen. Der Dieb würde es nun wirklich schwer haben, denn er konnte nicht mehr damit rechnen, dass er in irgendeiner Weise mit Samthandschuhen angefasst werden würde. Und genauso steckte auch er in der Klemme, denn würde jemals herauskommen, dass Kid und er in Kontakt standen, und dass schon über einen langen Zeitraum hinweg, würde er einiges zu erklären haben…

Andererseits bedeutete es aber auch, dass der Täter kein Anfänger war, er hatte alle seine Spuren verwischt und es geschickt eingefädelt, dass nun ein unschuldiger für seine Verbrechen angeklagt wurde.

„Was ist mit der Leiche, konnte schon bestimmt werden, woran er gestorben ist?"

„Oh ja! Ob du´s glaubst oder nicht, er starb weder durch erhängen noch erstechen, er wurde vergiftet."

„Vergiftet?"

Das warf natürlich ein vollkommen anderes Bild auf den Tathergang, denn dies hätte schließlich überall passieren können...

Und da es momentan keinen einzigen Anhaltspunkt gab, blieb ihm nichts anderes übrig, als noch mal an den Ort des Geschehens zurückzukehren, denn er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er gestern etwas übersehen hatte, ein wichtiges Detail, könnte man sagen.

„Wenn das alles ist, werde ich jetzt meine eigenen Nachforschungen bezüglich des Falls anstellen, ich hoffe, sie haben damit kein Problem?"

Selbst wenn er ein Problem gegeben hätte, hätte Shinichi sich davon nicht abhalten lassen, aber das musste man dem Inspektor schließlich nicht auf die Nase.

„Natürlich nicht, auch wenn ich nicht glaube, dass du noch irgendwas finden wirst, schließlich haben meine Männer und du auch, alles aufgesammelt, was irgendwie verdächtig war…"

Und das war es auch, was ihn zu denken gab, so gesehen hatten sie wirklich alles gefunden, was irgendwie mit dem Fall in Verbindung stand, oder etwa doch nicht?

„Wahrscheinlich haben sie recht Inspektor…"

Er nickte ihm zu Abschied zu und verließ das Gebäude.

In Gedanken jedoch, war er wieder in der gestrigen Nacht. Er wusste nicht so recht, wusste nicht so recht, wie er das Gefühl beschreiben konnte, dass sich in seiner Magengegend breit gemacht hatte, aber irgendwas stimmte da ganz und gar nicht…

Die ganze Sache lief einfach viel zu glatt und in ihm kamen Zweifel auf, dass der Täter wirklich allein gearbeitet hatte.

„Wie war das noch mal…?"

Er hat oben gewartet, dann hat ihn der Tumult des Diebstahls nach unten gelockt und als er wieder oben war, hat kurze Zeit später die Leiche den Eimer hinuntergestoßen.

„War die ganze Sache mit dem Diebstahl vielleicht am Ende bloß ein Ablenkungsmanöver?"

Er musste zugeben, dass seine gestrige Schlussfolgerung einige Lücken beinhaltet hatte, die ihm jedoch erst heute morgen klar geworden waren, zum Beispiel warum er das Scheuern des Steins auf Metall nicht gehört hatte und wie der Mörder die gestohlenen Steine so schnell in die Tasche des Opfers befördern konnte.

Es blieb nur eine Schlussfolgerung und die lautete, dass er nicht allein gearbeitet hatte und das sein Komplize sich unter die Wachmänner gemogelt hatte.

Aber das zu beweisen, war im Moment noch schwieriger, als den eigentlichen Täter zur Strecke zu bringen.

Das Wichtigste war es im Moment, einen kühlen Kopf zu bewahren und noch einmal allen Hinweisen nachzugehen, denn selbst bei einem scheinbar perfekten Verbrechen, werden Fehler gemacht und er würde sie finden.

„Hoffen wir mal, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege..."

Das Museum lag ein ordentliches Stück, von Polizeipräsidium entfernt und Shinichi musste sich ganz schön beeilen, damit er noch jemanden antraf, denn vor verschlossenen Türen wollte er jetzt wirklich nicht stehlen.

Und er hatte Glück.

Zwar war das Gebäude für die Öffentlich geschlossen, aber der vereinzelte Polizeibeamte am Eingang zeigte an, dass ausgewähltes Personal immer noch Zutritt hatte und dazu zählte er nun mal.

Mit einer freundlichen Begrüßung ging er an ihm vorbei und trat in den im Moment vollkommen leeren Eingangsbereich. Aus der Ferne konnte er einige Stimmen vernehmen, die wahrscheinlich von den anderen Polizisten stammten, die ihn aber nicht weiter interessierten.

Sein Ziel war der Ausstellungsraum, in dem die Lapislazuli am gestrigen Abend aufbewahrt wurden.

Dieser befand sich im dritten Stock und wurde wahrscheinlich immer noch scharf bewacht, solange immer noch Zweifel bezüglich der Lösung des Falls existierten.

Die zwei Männer, die vor dem Eingang als Wachen positioniert wurden, nickten ihm nur zu und ließen ihn ohne ein Wort passieren.

Es gab kaum jemanden, der ihn in der Polizei nicht kannte und das machte seine Arbeit um einiges leichter.

„Dann wollen wir mal..."

Der Raum war menschenleer und das einzigste, was davon zeugte, dass noch vor kurzem jemand hier gewesen war, waren die Überreste der Spurensicherung, aber da diese wohl nichts brauchbares gefunden hatten, lag es nun an ihm, etwas Brauchbares zu finden und wenn er hier alles auf den Kopf stellen müsste...

Oder vielleicht auch nicht.

Die leere Vitrine befand sich direkt gegenüber von ihm, Absperrband verhinderte, dass man sich dem Glas zu sehr näherte, nicht das ihn das aufhalten würde.

Denn der Täter würde sich kaum die Mühe gemacht haben, seine Spuren im ganzen Raum zu verteilen.

Und hier war auch die erste Sache, die ihm Kopfzerbrechen bereitete, denn egal wie man es dreht und wendet, es war hier eindeutig viel zu sauber.

Und die Vitrine wirkte eher, als hätte man sie gerade neu gekauft.

Er konnte sich kaum vorstellen, dass es so einfach war, die Edelsteine zu entwenden...

Und wenn sie sich zu diesem Zeitpunkt gar nicht in der Vitrine befanden hatten?

War das überhaupt möglich sie zu entwenden, ohne dabei erwischt zu werden?

Es wurde Zeit, dass herauszufinden.

Zurück in die erste Etage und in das Büro des Direktors, dieser sollte doch über die Tätigkeiten seiner Leute bescheid wissen...

„Entschuldigen sie!"

Er klopfte zweimal gegen die schwere Holztür, bevor er sich öffnete.

Der Direktor blickte von einem riesigen Stapel Papier auf und es schien ihm nicht wirklich genehm, dass er während seiner Arbeit gestört wurde.

„Was willst du? Und mach es gefälligst kurz!"

„Ich habe eine Frage bezüglich des gestrigen Vorfalls und ich hoffe, dass sie mir helfen können."

„Was genau willst du wissen?"

Es klang nicht so, als ob er wirklich Lust hatte, mit ihm zu reden, aber davon durfte sich Shinichi nicht einschüchtern lassen.

„Können Sie mir sagen, ob die Edelsteine gestern aus ihrer Vitrine genommen wurden?"

„Du meinst außer diesem vermaledeitem Dieb? Natürlich. Die Steine müssen regelmäßig poliert werden, deswegen werden sie eine Stunde vor und nach jeder Öffnung poliert, damit sie am nächsten Tag wieder genauso aussehen.

„Gibt es davon Videoaufnahmen, die das beweisen?" fragte Shinichi.

„Was glaubst du denn? Natürlich wird alles aufgenommen, aber die Polizei hat sich die Bänder bereits angeschaut und nichts gefunden, was glaubst du also zu finden?"

„Ich würde sie mir trotzdem gerne noch einmal anschauen, wenn es ihnen nicht zu viele Umstände macht."

„Warum auch immer..."

Er griff in ein Fach unter seinem Tisch und reichte ihm ein schwarzes VHS-Video.

„Bring es mir wieder, wenn du fertig bist."

Damit war für den Direktor das Gespräch beendet.

Und Shinichi wurde wortlos vor die Tür gesetzt. Er hatte mit etwas mehr Kooperation gerechnet, aber jetzt war erst einmal das Videoband wichtig, dass ihm hoffentlich bei der Lösung des Falls helfen würde.

Ein Videorecorder samt Fernsehgerät war schnell gefunden und Shinichi machte sich daran, die Stelle zu finden, die für ihn interessant war.

„Ist es das...?"

Auf dem Bildschirm war ein Mann zu erkennen, der die Edelsteine herausnahm und begann sie zu polieren, während dieser ganzen Zeit hatte er der Kamera den Rücken zugekehrt, was es unmöglich machte, sein Gesicht zu sehen.

So gesehen, hätte wirklich jeder dort stehen können...

Nach einer Weile werden die Steine wieder zurückgelegt und...

„Das ist seltsam."

Es könnte sich um einen Fehler in der Aufnahme handeln, aber plötzlich ist die Person verschwunden. Die Steine liegen jedoch immer noch vollkommen unberührt in ihrer Vitrine.

Er spulte ein wenig vor, aber das Video schien sich nicht zu ändern, bis zu dem Punkt, als die Verbindung abbricht und nur noch Schnee auf dem Bildschirm zu sehen war. Bis das Bild plötzlich wieder auftauchte, jedoch mit einer leeren Vitrine.

Wenn man sich es so betrachtete, sah es wirklich so aus, als ob jemand sie gestohlen hatte, aber bei genauem Hinsehen, wurde ihm klar, dass hier etwas nicht stimmte.

Immer wieder schaute er es sich an, wiederholte jede Szene, bis er glaubte, mitspielen zu können, aber nichts erregte seine Aufmerksamkeit.

„Es muss etwas geben, denk nach Shinichi!"

Ein letztes mal raffte er sich auf und spulte das Video ab, wenn er jetzt nichts fand, dann waren seine ganzen Zweifel umsonst und der Täter hätte es geschafft, sich ein wirklich wasserdichtes Alibi zu verschaffen.

Und das würde es für ihn und Kid noch schwerer machen, zu beweisen, dass der Dieb unschuldig war.

„Komm schon! Nur ein ganz kleiner Hinweis..."

Zum X-ten mal sah er nun die Bilder an sich vorbeilaufen und wie es schien, gab es wirklich nichts, ungewöhnliches darauf…

„Moment mal!"

Ruckartig schlug er mit dem Finger auf die Pausetaste. In diesem Moment hätte er am liebsten seinen Kopf auf die Tischkante geknallt. Wie konnte er nur so blind sein, diese kleine Ungereimtheit zu übersehen.

Genauer gesagt, dieses kleine Stück Papier, dass seltsamerweise in einem gut getimten Intervall immer wieder auf dem Bildschirm erschien.

So hatte der Täter es also gemacht.

Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, wählte er die Nummer des Polizeipräsidium und sie sich zu Meguré-keibu durchstellen.

„Shinichi? Sag bloß, du hast etwas gefunden?"

Meldete sich der Inspektor etwas überrascht, über den plötzlichen Anruf.

„Ja, das kann man wohl sagen. Wissen sie, ich habe mir noch mal das Überwachungsvideo zur Gemüte geführt und mir ist etwas aufgefallen."

„Und was soll das sein? Soweit ich weiß, war auf dem Video nichts verdächtiges zu sehen."

„Sie haben nur nicht genau hingeschaut Inspektor, denn das Video wurde manipuliert. Unser schlauer Täter hat eine Zeitschleife eingebaut, die es so aussehen lassen hat, als ob die Edelsteine die ganze Zeit über in der Vitrine gelegen haben.

Ich habe vorhin mit dem Museumsdirektor gesprochen und erfahren, die diese zweimal täglich herausgenommen wurden, um gereinigt zu werden, ich vermute also, dass es sich bei dem Angestellten, der es so geschickt vermieden hat, sein Gesicht in die Kamera zu halten, um den Täter oder wenigstens um einen seiner Komplizen handelte. Wahrscheinlich war die ganze Aktion, dass Kid die Steine nur ein Ablenkungsmanöver. Die Edelsteine waren zu diesem Zeitpunkt bestimmt schon längst in den Jackentaschen des Opfers verstaut."

„Aber der Alarm wurde von einem unserer Polizeibeamten ausgelöst. Oder willst du etwa behaupten das…?"

„Es läuft wohl darauf hinaus, Inspektor. Der oder die Täter hatten zu diesem Zeitpunkt schon die Polizei infiltriert und sich unter die anderen Männer gemischt."

„Wenn das wirklich stimmt, dann…gar nicht auszudenken, zu was der Täter alles in der Lage gewesen war…

Trotzdem erhärtet es nur weiter den Verdacht, dass Kid der Mörder ist, schließlich ist er berühmt für seine Verkleidungen."

Ups.

So sollte das eigentlich nicht laufen. Unter diesen Umständen schaufelte er noch sein eigenes Grab. Wer konnte schon ahnen, dass Meguré-keibu solche Schlüsse ziehen würde.

„Ich werde mich trotzdem noch etwas weiter umhorchen. Vielleicht finde ich noch etwas wichtiges heraus."

Er musste an einer anderen Stelle ansetzen, denn wenn er hier weitermachte, zog er höchstens für Kid den Strick enger und damit war nun wirklich niemandem geholfen. Da konnte man nur hoffen, dass Kid in der Zwischenzeit etwas erfolgreiche gewesen ist.

„Tu, was du nicht lassen kannst, aber ich denke der Fall ist so gut wie gelöst."

„Hoffentlich nicht."

War der letzte Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, als er den Anruf beendete.

Im Leben gibt es drei Arten, wie man einen Job erledigen kann:

Man ist dazu geboren und hat keine Schwierigkeiten ihn auszuführen.

Man ist gut in einem Job, jedoch ist es nicht gerade der, den man ausübt, oder

Egal was man anpackt, es geht immer schief.

Kaito Kuroba zählte sich momentan zur zweiten Gruppe…

Als er am gestrigen Abend noch mal bei Shinichi reingeschaut hatte, wie er es in letzter Zeit des öfteren getan hatte, dass er und der Detektiv mal einen Fall zusammen lösen würden, aber wie das Schicksal nun einmal so spielt, schien gestern wohl der perfekte Tag zu sein, um dies in die Wege zu leiten.

„Der Dieb wird zum Detektiv, wenn das Nakamouri-keibu erfährt."

Innerlich konnte er sich ein Grinsen nicht verwehren.

Das war sicher das widersinnigste, was er in seinem Leben getan hatte, jedenfalls bis auf das eine mal, als er sich als Hakuba ausgegeben hatte, um dem kleinen Metantei und seinem Freund Heji Hattori zu helfen, als sie mit diesen Bomben am Handgelenk unterwegs waren.

Schon damals hatte es ihm unglaublichen Spaß gemacht, weswegen er sich gestern auch sofort eingeklinkt hatte.

Und außerdem ging es hier auch um seine Ehre als Dieb.

Kaitos stahlen und brachten keine Menschen um, dass war ein Grundsatz, an den er immer festgehalten hatte und niemand würde daran etwas ändern, nicht mal so ein billiger Nachmacher!

Aber auch für jemanden wie Kaito, kam mal die Zeit, wo er etwas tun musste, was ihm wiederstrebte, wie gerade jetzt.

„Da hab ich mir ganz schön was eingebrockt…Dafür schuldet, Tantei-san mir was…"

Denn momentan stand er am Fußende einer auf übelste Weise zugerichteten Leiche und assistierte dem leitenden Pathologen bei der Obduktion.

Des weiterem stand neben ihm auch noch ein Toxikologe, der ihn die ganze Zeit skeptisch beäugte, als wüsste er, dass Kaito hier eigentlich nicht hingehörte.

Und natürlich tat er das nicht, aber was sollte er machen, er musste sich ja unbedingt diese Verkleidung aussuchen, um hier reinzukommen, obwohl es sicherlich auch andere Möglichkeiten gegeben hätte.

Aber jetzt stand er nun mal hier und konnte daran nicht mehr viel ändern. Und so lange er vor lauter Ekel nicht in Ohnmacht fiel, war doch alles in Ordnung.

„Das hoffe ich zumindestens…"

Bis dato hatte er noch nicht sehr viel herausbekommen, außer den Namen des Opfers und seine Adresse und deswegen versprach er sich sehr viel, von dieser Sache.

Er wollte Shinichi beeindrucken.

Das mag seltsam klingen, aber er wollte dem Dedektiv zeigen, dass er zu mehr im Stande war, als minuziös geplante Raubzüge durchzuführen.

Und der Grund dafür, ist ziemlich offensichtlich…

Erinnerte ihn seine innere Stimme, aber Kaito ignorierte sie.

Hier ging es momentan nicht darum, was er für den Detektiven war oder umgekehrt, hier ging es darum seine Unschuld zu beweisen.

„…Die Speiseröhre ist deutlich gereizt, dass weißt darauf hin, dass sich dass Opfer sehr oft übergeben hat. Es ist also wahrscheinlich auf ein Lebensmittel zurückzuführen," sprach der Pathologe auf sein Diktiergerät und drang noch etwas tiefer in den Körper vor.

„Desweiteren lässt die Färbung der Haut und der Zustand, in dem sich die Organe befinden auf ein Leberversagen zurühren, es hat sich Flüssigkeit in der Bauchhöhle angesammelt und das Versagen beider Nieren ist ein weiteres Anzeichen…"

Vorsichtig legte er den Magen frei und Kaito musste sich wirklich anstrengen, die Magensäure wieder runterzuwürgen, die sich gerade seinen Weg nach oben bahnte.

„Im Magen finden sich keine Hinweise, auf giftige Substanzen, auch wenn ich nach ersten Erkenntnissen auf eine Pilzvergiftung schließe. Um welche es sich genau handelt, wird erst durch eine genauere Untersuchung herauskommen, besonders, dass es unterschiedliche Inkubationszeiten, beziehungsweise Giftmengen gibt.

Meine erste Vermutung jedoch, ist ein Pilz aus der Gattung der Amaniten. Vielleicht, Amanita phalloides oder Amanita verna."

Er entnahm eine Probe und reichte sie dem Toxikologen.

Kaito müsste sich nun an seine Fersen heften oder den Pathologischen Befund abwarten, aber da dies wahrscheinlich zu lange dauern würde, blieb ihm nur die erste Möglichkeit. Und das bedeutete für ihn, dass er diese Nacht wohl mal wieder kein Auge zu bekommen würde.

Aber etwas anderes hätte er auch nicht erwartet.

Nachdem sich Shinichi das Bild des verdächtigen Arbeiters ausgedruckt und die Videokassette wieder zurückgebracht hatte, machte er sich nun wieder zurück zur Polizei, den Ausdruck fest in seiner Hand.

Die Qualität war nicht besonders und es würde kaum für eine Fahndung reichen, aber es war momentan leider der einzigste Hinweis auf den Täter. Dafür konnte man aus dem Bild jedoch gut ersehen, dass es sich bei dieser Person um einen Linkshändler handelte und, dass er eine Art Tattoo auf seinem Handrücken besaß.

Er würde versuchen es nachzuschlagen, falls es eine bestimmte Bedeutung hat, auch wenn er kaum Hoffnung auf Erfolg sah, dadurch, dass es so unscharf war. Aber vielleicht hatte er Glück…

Aber als erstes wollte er die alten Polizeiakten wälzen.

Die Darstellung war so seltsam gewesen, dass so etwas ähnliches vielleicht schon mal passiert war, und dann hätten er und Kid wenigstens einen Anhaltspunkt, wonach sie hier eigentlich suchten.

Meguré-keibu war zwar nicht sonderlich erfreut darüber gewesen, dass er die ganze Sache nicht einfach ruhen lassen konnte, schließlich war es die Aufgabe der Polizei, Straftäter zu fassen.

Aber am Ende hatte er ihm dann doch zutritt gewährt, wenn auch mit der Androhung, dass es das erste und letzte mal sein würde, dass er hier herein durfte.

„Soll mir recht sein...Wenn´s hart auf hart kommt, kann ich ja immer noch Kid vorschicken..."

Die Räumlichkeiten vertraten so ziemlich jedes Klischee, die Archive so inne hatten. Dunkel, stickig und so viele Akten, dass sie sich bis zur Decke stapelten.

Das konnte heiter werden, hier etwas zu finden, würde wohl doch mehr Zeit in Anspruch nehmen, als er anfangs vermutet hatte.

Hoffentlich waren sie wenigstens geordnet, sonst gute Nacht...

„Ich suche nach wahrscheinlich ungeklärten Mordfällen, die müssten sich... ah! Da sind sie ja!"

Er zog einen Stapel loser Akten hervor und ließ sie auf den Tisch neben sich fallen.

Damit würde er erst mal anfangen und wenn diese nichts ergeben, würde er seine Suche erweitern. Hoffentlich musste er nicht den kompletten Raum auf den Kopf stellen...

Die ersten Fälle konnte er getrost zur Seite legen, da es sich bei diesen um ungeklärte Sexualstraftaten handelte und es war ziemlich unwahrscheinlich, dass diese etwas mit seinem Fall zu tun hatten.

Ein paar Akten weiter, sah die ganze Sache schon anders aus.

Die Unterlagen hatten schon einige Jahre auf dem Buckel, aber sie klangen verdächtig ähnlich, zu dem Mord, der letzte Nacht hier stattgefunden hatte. Die ermittelnden Beamten gingen damals von einem Ritualmord aus, der Täter wurde wohl nie gefasst...

„! Das...das kann doch nicht...!"

Shinichi stockte der Atem, als er weiterlas.

Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als er die Zeilen wiederholte:

Alle gefunden Beweisstücke ließen keinen anderen Schluss zu, als das Kaito Kid für diese Morde zu verantworten ist.

Aber das war unmöglich, Kid wahr nicht viel älter als er und wenn er damals nicht gerade ein geniales Gangsterbaby gewesen war, konnte er unmöglich schon tätig gewesen sein.

...Was redete er sich da ein, wahrscheinlich war das eine ganz andere Person, auch wenn diese scheinbar in der gleichen Zwickmühle steckte, wie der heutige Kid. Ob verschuldet oder unverschuldet, würde er wohl nur von Kaito Kid erfahren können.

Eins war jedoch sicher, diese Unterlagen konnten nicht hier bleiben.

Sollte doch mal einer der Beamten so umsichtig sein und hier nachschauen, würde dieser wahrscheinlich auch irgendwann auf diese Akten stoßen. Und wenn dann rauskäme, das der berühmte Dieb schon mal als Mörder angeklagt wurde, dann war alle Hoffnung zunichte, den Inspektor und die anderen Polizisten davon zu überzeugen, dass sie den falschen beschuldigten.

„Auch wenn es gegen alle Prinzipien eines Detektivs verstößt..."

Er knickte die Papiere und stecke sie in die Innentasche seiner Jacke.

Dem Winter sei dank, war diese besonders gut gefüttert, sodass es von außen nicht den Anschein machte, dass er dort etwas verbarg.

Es tat ihm ein wenig leid das Vertauen des Inspektors so zu missbrauchen, aber es gab wirklich keinen anderen Weg.

Irgendjemand schien einen ganz schönen Groll gegen den Dieb zu hegen, dass diese Person oder vielleicht auch mehr als eine nicht mal vor Mord zurückschreckte, verdeutlichte diese Tatsache noch einmal.

Und da diese Mordserie vor so vielen Jahren begonnen hatte und scheinbar immer noch nicht zu Ende war, konnte nur bedeuten, dass..

Tja, dass war die Frage...

Um was ging es bei dieser ganzen Sache eigentlich? Rache? Oder war es doch etwas ganz anderes.

Nun, dass war wieder so ein Punkt, den wohl nur Kid beantworten konnte.

Seltsamerweise erschienen Shinichi die zwei Tage inzwischen viel zu lang, bis er den Dieb wiedertraf.

Leider gab es nichts, was er dagegen tun konnte, er musste sich wohl oder übel in Geduld üben und wer wusste schon, was er vielleicht noch in Erfahrung bringen würde.

„Ich bin mal gespannt, ob ich ihm mit meinen Erkenntnissen vielleicht überraschen kann..."

Da es hier nichts weiter zu tun gab, räumte Shinichi schnell die restlichen Akten wieder an ihren Platz und verließ den Raum.

Auf dem Flur wartete bereits Meguré-keibu auf ihn.

„Und Shinichi? Irgendwas verwertbares gefunden?"

Der Angesprochene machte gute Miene zum bösem Spiel.

„Nein nichts, sie hatten wohl recht mit ihrer Annahme."

Shinichi versuchte so enttäuscht zu wirken, wie es ihm nur möglich war.

„Das hätte ich dir auch so sagen können, Kudo. Ganz ehrlich, was hast du denn gehofft zu finden? Ich hoffe jedenfalls, das war dir eine Lehre und das du die Arbeit endlich der Polizei überlässt.

Du bist schließlich ein Oberschüler und solch einer sollte sich mehr mit der Schule beschäftigen und die Detektivarbeit den Profis überlassen."

Tch, als ob er kein Profi war.

Er war wahrscheinlich kompetenter, als ein Großteil der Polizisten, die in diesem Präsidium arbeiteten.

Trotzdem hatte er nicht vor, sich hier mitten auf dem Flur mir dem Inspektor anzulegen.

Das würde auch nur darin resultieren, dass er hochkant rausgeworfen wurde und vielleicht nicht mehr zu Tatorten gerufen wurde.

Und schließlich hatte er ja was er gesucht hatte und es gab sowieso keinen Grund mehr, hier zu bleiben.

„Sie haben recht, Inspektor, ich werde die Untersuchungen ganz ihnen überlassen. Wenn sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen."

„Natürlich, und grüße Mouri und seine Tochter von mir, wenn du sie das nächste mal siehst, ja?"

„Versprochen."

Er verließ das Gebäude und erlaubte sich erst wieder, durchzuatmen, als er die untersten Treppenstufen erreicht hatte.

Für einen Moment hatte er da drinnen wirklich geglaubt, dass der Inspektor ihm auf die Schliche gekommen war. Diebstahl, vor allem in einem Polizeirevier, war schließlich nicht gerade ein Kavaliersdelikt.

Glücklicherweise war es jedoch niemandem aufgefallen und er konnte sich in aller Ruhe auf den Heimweg machen.

Es war spät geworden und heute würde er nichts mehr erreichen können. Außerdem konnte er sich so den restlichen Abend mit seinem neuem Fund beschäftigen, schließlich musste er ausreichend vorbereitet sein, um Kid übermorgen wieder unter die Augen zu treten.

Kaio´s Geduld wurde überaus strapaziert.

Seit einer gefühlten Ewigkeit saß er nun hier in der Dunkelheit und beobachtete seine Zielperson, einen Toxikologen.

Seine Hoffnung, dass er sich noch am selben Abend an die Untersuchung der Proben machte, wurde auf übelste Art zunichte gemachte, weil dieser Kerl scheinbar keinen Bock hatte zu arbeiten.

Seit Stunden saß er nun in seinem Sessel und rauchte eine Zigarette nach der anderen.

Und machte überhaupt keine Anstalten heute noch irgendwas zu machen.

Die Proben lagen noch immer unberührt auf dem Wohnzimmertisch.

Kaito bezweifelte, dass diese das lange mitmachten und wahrscheinlich würden sie in ein paar Stunden nicht mehr zu gebrauchen sein.

„Was plant dieser Typ...?"

Er schien genau das bezwecken zu wollen, aber warum?

Will er den Mord vertuschen? Beweismaterial vernichten, damit die Polizei auf die falsche Fährte geschickt wird?

Das Telefon klingelte und er musste sich noch etwas mehr anstrengen, um auch alles zu verstehen.

„Ja...?

Ja ich bin`s.

...Nein, es lief alles nach Plan.

...Ja, die liegen hier...Keine Sorge, ich werde dafür sorgen, nichts über uns durchsickern. Die werden sich morgen ganz schön umschauen, wenn ich denen die Untersuchungen vorlege. Dieser dämliche Dieb sollte sich warm anziehen... ha ha ha

...Ja, ich melde mich dann wieder. Wiederhören."

„Das bedeutet doch nicht etwa...?"

Er brauchte den Satz nicht zu vollenden, es war auch so vollkommen offensichtlich, was hier abging.

Dieser Typ musste zu dem Mörder gehören oder er war selber derjenige welcher.

Und das würde zur Folge haben, dass dieser Beweis niemals die Polizei erreichen würde und wenn dann nur mit falschen Untersuchungsbelegen. Und das scheinbar alles nur, um ihn anzuschwärzen...

Er konnte es sich selbst nicht erklären. Was hatte er diesen Leuten getan?

Sicher, es war nicht das erste mal, dass jemand versucht hatte ihn umzubringen, aber das hier sprengte alles.

Ihm kam kurz auch die Vermutung, dass es sich bei ihnen um die berühmt berüchtigten Männer in schwarz handelte, aber diesen Gedanken verwarf er auch gleich wieder. Das hier war nicht ihre Art.

Wenn, dann hätten sie selbst versucht ihn umzubringen. Nein, diese Leute hier kamen aus einer vollkommen anderen Liga.

„In was wurde ich da bloß wieder hineingezogen...?"

Eins war jedenfalls sicher, die Beweismaterialien konnte er vergessen, dass hier waren Profis und ohne genügende Vorbereitung, hatte er nicht vor, hier einzubrechen. Und morgen wäre es sowieso zu spät.

Es ärgerte ihn zwar, aber er hoffte, dass das, was er hier heute Nacht beobachtet hatte, genügen würde.

Es musste einfach reichen!

„Wer ist da!"

„Sch...!"

Kaito verfluchte seine eigene Unaufmerksamkeit, er hatte in der ganzen Aufregung nicht bemerkt wie sich eine Wache von unten genähert hatte und ihn nun mit seiner Taschenlampe im Visier.

Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde hatte der Wächter auch schon seine Waffe gezogen und begann auf ihn zu schießen.

Er musste hier weg und zwar so schnell wie möglich. Bei dem Krach würde die Verstärkung nicht lange auf sich warten lassen und dann gute Nacht.

Mit Schwung hechtete er von einem Baum in den nächsten und mit einem letzten Sprung landete er auf der gegenüberliegenden Mauer.

Vor ihm lag ein dichtes Waldgebiet und wenn er es erst einmal dahin geschafft hatte, würden sie ihn nicht mehr fangen können.

„Nur noch ein Stückchen...!"

Bamm!

Er war schon im Sprung gewesen, als die Kugel ihn mit solch einer Wucht erwischte, dass er nach vorne geschleudert und mit dem Gesicht zu erst auf dem staubigen Boden landete.

Der Schmerz in seiner linken Schulter war unerträglich, aber er wusste, dass er hier nicht liegen bleiben konnte. Mit größter Anstrengung quälte er sich wieder hoch und rannte weiter. Und er wurde erst langsamer, als er sich sicher war, dass keiner von ihnen in der Lage war, ihn aufzuspüren.

Aber er wagte es nicht, stehen zu bleiben, da er Angst hatte, einfach zusammen zu brechen und dann vielleicht doch noch von diesen Typen gefunden zu werden.

Stattdessen schlug er den einzigsten Weg ein, von dem er hoffte, dass der Ort, zu dem er ihn führte sicher war.

Shinichi war die Unterlagen noch einmal durchgegangen, aber bis auf das, was er sowieso schon wusste, hatte er nichts neues gefunden.

Frustriert legte er es zur Seite und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Neben ihm dampfte eine heiße Tasche frisch gebrühter Kaffee und zum ersten Mal seit langem, war er seiner Mutter dankbar, dass sie darauf bestanden hatte, dass er sich diesen Kaffeeautomaten kauft, der zwar so viel kostete, wie mancher Orts ein Kleinwagen, aber an Getränken so ziemlich alles produzieren konnte, wonach einem der Sinn stand.

Auch wenn es eine einfache Kaffeemaschine sicherlich auch getan hatte, besonders, da er in letzter Zeit nur selten zu Hause gewesen war.

Also eigentlich hätte er in diesem Moment wirklich mal richtig entspannen können, wäre da nicht dieses nagende Gefühl gewesen, dass etwas nicht stimmte und das etwas schreckliches passiert war.

„Vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein..."

Er nahm einen Schluck und versuchte verzweifelt an etwas anderes zu denken.

Dann hielt er inne.

Er war sich sicher, dass er etwas aus dem oberen Stockwerk gehört hatte und das war keine Einbildung gewesen.

Er griff sich den Baseballschläger, den er für solche Fälle immer griffbereit hatte und schlich die Treppe hinauf.

Wenn es sich um einen Einbrecher handelte, war dieser unglaublich dreist, um diese Zeit bei ihm einzusteigen, aber Shinichi würde ihm schon zeigen, was er davon hatte.

Da der Flur leer war, musste er sich in einem der Zimmer aufhalten und er würde dafür sorgen, dass er da auch nicht so schnell wieder herauskam.

Versuchsweise lauschte er an der ersten Tür, aber nicht der kleinste Laut drang an sein Ohr.

Also weiter zur nächsten und das Gleiche noch mal und diesmal hörte er wirklich etwas.

In diesem Raum war wirklich jemand und er schien sich auf ihn zu zu bewegen.

Shinichi wollte den Überraschungsmoment nutzen, riss die Tür auf und hatte schon den Schläger hochgerissen, als er überrascht inne hielt.

„Shi...nichi...?"

Er kannte die Stimme und als er das Monokel in der Dunkelheit aufblitzen sah, wusste er, dass er sich nicht geirrt hatte.

Der vermeintliche Einbrecher war Kid gewesen und wie es schien ging es ihm überhaupt nicht gut.

Es war etwas seltsam, ihn in diesen schwarzen Klamotten zu sehen und scheinbar ohne jegliche Verkleidung.

Diese Sache war aber schnell vergessen, als er sah, wie der Dieb seine Schulter hielt.

Es war in der Dunkelheit nur schwer zu erkennen, aber es sah aus, als wäre der Stoff blutgetränkt.

Bevor sein Gegenüber auch nur ein weiteres Wort verlieren konnte, hatte er ihn schon hinaus gezogen und ins Wohnzimmer geführt.

Er platzierte den Dieb auf seiner Couch und verschwand anschließend kurz im Bad, um den erste Hilfekasten zu holen, den er dort für Notfälle deponiert hatte.

Kid hatte es sich in der Zwischenzeit etwas bequemer zu machen und versuchte so gut wie möglich das Blut davon abzuhalten, auf den Stoff zu tropfen.

„Tut mir Leid, dass ich dir solche Umstände bereite..."

Stammelte Kid und biss auf die Zähne, als Shinichi ihm das Oberteil abstreifte und mit Alkohol begann die Wunde zu desinfizieren.

„Es ist ein glatter Durchschuss, aber es scheint, dass die inneren Organe nicht verletzt wurden. Das nenn ich Glück im Unglück..."

„Wenn du...*autsch*...wenn du das sagst..."

Mit geübter Präzision behandelte Shinichi die Wunde.

Erst als er sicher war, dass der Verband richtig angelegt war, nahm er etwas Abstand und begutachtete den Dieb, der nun etwas ruhiger vor ihm saß und ihn wiederum mit Interesse betrachtete.

„Ich schätze mal," begann Shinichi schließlich, „dass es kein Zufall war, dass du dich ausgerechnet zu mir gerettet hast, als einfach nach Hause zu gehen...?"

„Nun ja, Detektiv, es war einfach der kürzeste Weg..."

Das Shinichi ihm diese Ausrede nicht abkaufte, sah er sofort.

„Um ehrlich zu sein, bin ich auf etwas gestoßen, was wahrscheinlich deinen Fall betrifft. Eine Verschwörung, wenn du so willst."

Das weckte jetzt das Interesse seines Gegenübers.

„Ich schätze mal, das wird eine längere Geschichte?" fragte Shinichi.

„Kann man so sagen, wie wäre es mit einem Kaffee?"

Trotz der Zweifel, ob Kaffee in Kid´s derzeitigem Zustand wirklich das richtige wäre, trollte er sich in die Küche und kam kurze Zeit später mit einer frisch aufgebrühten Kanne und zwei Tassen zurück.

Kid nahm vorsichtig einen Schluck und lehnte sich dann wieder zurück.

„Am besten Fange ich mit heute morgen an."