Annuket: So, 'Schattenmagier 1 – Sommerferien' ist abgeschlossen ('durchatme' hach, meine allererste Geschichte...) und nächste Woche geht es mit 'Schattenmagier 2 - Ein Jahr in Hogwarts' los, egal bis wohin ich dann gekommen sein werde. Im Moment sind Magician und ich (… ok, Magician mehr als ich…) dabei, die ersten Kapitel von 'Schattenmagier 2' zu verbessern. Wie dem auch sei… Ich wollte die Woche nicht völlig ohne update meinerseits lassen, besonders da ich ja noch etwas da habe. Hier ist das erste Kapitel des Prequels. Allerdings möchte ich an dieser Stelle die Warnung aussprechen, dass diese Geschichte bisher wirklich nur dieses eine Kapitel hat und meine Hauptkonzentration auf 'Schattenmagier 2' liegt. Eigentlich hatte ich das hier nur angefangen, weil ich mich im fünften Kapitel von dem eben erwähnten zweiten Teil der Geschichte nicht konzentrieren konnte, weil ich dieses Kapitel hier im Kopf hatte, und ich mir schließlich sagte, dass ich es dann lieber gleich aufschreiben sollte.
Die Pairings: So wie ich es bisher geplant hatte, zuerst Yugi/Yami, dann Yugi/Yami/Kaiba (welch eine Überraschung für das Prequel einer Geschichte, wo das das Hauptpairing ist) sowie weiterhin Ryou/Jonouchi, Ryou/Baku-Ra und dann Ryou/Jonouchi/Baku-Ra. Aber erst einmal muss die Geschichte ja ins Rollen gebracht werden. Die Charaktere müssen sich ja erst einmal begegnen und kennen lernen. Ob bzw. welche weiteren Liebespaare es geben wird, habe ich noch nicht entschieden.
Als nächstes möchte ich noch eins klipp und klar feststellen: Mir gehört Yugioh nicht. Ich weiß, ich weiß, 'fuchtelt mit den Händen' das überrascht jetzt vermutlich einige Leute, aber es ist nun mal so.
Oh, und ich möchte mich bei den Reviewern vom letzten Kapitel von 'Schattenmagier 1' bedanken. Und ich hoffe, du verzeihst mir, Heavenfly, dass du diese Woche noch auf Hogwarts verzichten musst, wegen dieser Geschichte. … Eigentlich musst du auf Hogwarts bis in drei Wochen warten, weil sie eigentlich erst im zweiten Kapitel ankommen und davor natürlich noch der Prolog und Kapitel 1 sein werden.
… Irgendwie bin ich ganz schön vom Thema abgekommen. Eigentlich sollte es doch hier um das Prequel gehen. Ich glaube, es ist das Beste, einfach anzufangen. Viel Spaß beim Lesen (und natürlich würde ich mich über Reviews freuen).
((...))
Anmerkungen der Autorin, also von mir
„..." Gespräch
‚...' Gedanken, Schrift lesen bzw. in Gespräch wörtliche
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Kapitel 1: Das Millenniumspuzzle
Wärme. Geborgenheit. Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals so wohl gefühlt zu haben. Um ihn herum herrschte absolute Finsternis. Am Rande seines Bewusstseins war ein kleiner Teil, der ihm sagte, er müsse eigentlich Angst haben. Doch obwohl er keine Ahnung hatte, wo er war und nichts sehen, hören oder riechen konnte, wusste er irgendwie, dass ihm hier nichts geschehen konnte.
Als er sich umsah, entdeckte er in weiter Ferne einen hellen Schimmer. Unbeirrt ging er darauf zu. Als er näher kam, sah er eine Figur, die ihm irgendwie ähnlich sah. Aber der andere war scheinbar etwas größer, die Haut war etwas dunkler und seine Haare hatten noch drei zusätzliche blonde Strähnen, die zu den Spitzen seiner Haare führten. Dunkle Dornenranken schlangen sich um den schlanken Körper des Größeren, der etwas trug wie einer der langen Festschurze, die ein altägyptischer Pharao tragen würde.
Er näherte sich dem anderen so weit wie möglich. Der Anblick des Anderen, auch wenn er so gefesselt war, ließ ihn einen unglaublichen Frieden spüren. Noch nie war er so ruhig und glücklich gewesen. Oder er erinnerte sich nur nicht daran. Als er eine seiner schneeweißen Hände ausstreckte, um den gefesselten Mann zu berühren, öffneten sich die Augen besagter Person und ihre Blicke trafen sich. Große, hell leuchtende, amethystfarbende Augen versanken in sanften, rubinroten und umgekehrt.
Der Gefesselte versuchte, sich zu bewegen und eine seiner Hände nach ihm auszustrecken, aber die dunklen Dornenranken begannen, sich auch zu bewegen, und fesselten den Größeren nur noch fester. Der Schmerz, den die Dornen dabei verursachten, war deutlich auf dem Gesicht des Mannes zu erkennen. Sein Kopf sank auf die Brust und rubinrote Augen schlossen sich langsam.
Besorgt streckte der Neuankömmling seine kleine, weiße Hand weiter aus, um den Gefesselten zu berühren. Aber dieser öffnete wieder seine Augen und schüttelte nur den Kopf. Dann deutete der Größere mit seinem Kopf auf etwas unter den Dornenranken.
Der Kleinere folgte dem Blick und entdeckte eine kleine, goldene Schatulle, die ihm sehr bekannt vorkam. Sie war geöffnet und so wie es aussah, war sie übersät mit Hieroglyphen. Doch das war nicht alles. Der Ursprung der vielen Dornenranken schien aus diesem Kästchen zu kommen.
Er schaute zurück zu dem Gefesselten. Dieser sah ihn bittend an, ehe sich die rubinroten Augen wieder schlossen. Plötzlich wurde der Junge mit den amethystfarbenen Augen von einem Sog erfasst, der ihn wegzog von dem Licht. Verzweifelt streckte er seine Hand aus. Auch wenn seine Hände durch die Dornen verletzt werden würden, war er der Meinung, dass das besser wäre, als diesen Ort des Friedens und der Ruhe zu verlassen.
Yugi schreckte aus seinem Traum hoch. Große, amethystfarbene Augen füllten sich mit Tränen. Schon oft hatte er diesen Traum gehabt, seit er das Millenniumspuzzle vor etwa einen Monat von seinem Großvater geschenkt bekommen hatte. Auch wenn es bei jedem Fehler wieder vollständig auseinander fiel, so kam er der Lösung doch mit jedem Misserfolg ein Stückchen näher. Und je weiter er vor dem Einschlafen mit dem Puzzle gekommen war, desto klarer wurde der Traum.
Er drehte sich um und sah die Schatulle des Puzzles, die friedlich neben seinem Kissen ruhte und auf deren unebener Oberfläche die ersten Sonnenstrahlen tanzten. Er wusste, dass aus ihr die Dornen kamen, die den jungen Mann in seinem Traum fesselten. ‚Der Mann…', dachte Yugi und nahm das Behältnis für das Millenniumspuzzle hoch. ‚Ich würde gerne mehr über ihn wissen... ihn kennen lernen. Ob ich mich bei ihm tatsächlich so wohl fühlen würde, wie in dem Traum? Ob er mich auch kennen lernen wollen würde? Würde er mich beachten?'
In seine sehnsüchtigen Gedanken versunken, schloss Yugi die Augen und drückte das Puzzle an sich. ‚Ob ich ihn treffen kann, wenn ich das Puzzle löse?' dachte Yugi. Er öffnete traurig seine Augen und schaute auf die Schatulle. ‚Wem mache ich da was vor? Natürlich nicht, schließlich ist es ein Traum.' Yugi sah, wie die Schatulle im Sonnenlicht aufblitzte. ‚Aber wenigstens die Erinnerung an meinen Traum kann mir niemand nehmen.'
Plötzlich ertönte der Wecker, der neben Yugis Bett stand. Er schaltete ihn seufzend aus, nachdem er die Schatulle wieder neben sein Kissen gelegt hatte, und stand auf. Nach seiner Morgentoilette ging er in die Küche und machte für sich und seinen Großvater Frühstück. Nachdem er sich selbst ein kleines Bento((1)) gemacht hatte, aß er eine Schüssel Müsli. „Oh, guten Morgen, Yugi", ertönte die fröhliche Stimme seines Großvaters hinter ihm.
Yugi schenkte seinem Großvater ein breites Lächeln. „Guten Morgen, Jii-chan((2))."
Der alte Mann ging zu seinem Enkel und umarmte ihn. „Du bist ja schon wieder so früh auf. Bis vor einen paar Wochen musste ich dich noch jeden Tag aus dem Bett schleifen, damit du pünktlich zur Schule kamst, und nun bist du plötzlich unter die Frühaufsteher gegangen."
„Ich wache einfach nur früher auf. Das ist doch nichts Besonderes", erwiderte Yugi. Auch wenn er wusste, dass er seinem Großvater alles erzählen konnte, so wollte er diesen Traum nicht einmal mit ihm teilen. Außerdem kam er sich albern vor, ein Produkt seiner Phantasie zu mögen und deshalb immer so früh aufzuwachen.
„Hast du Liebeskummer?"
„Nein, Jii-chan", erwiderte Yugi, der inzwischen mit seinem kleinen Frühstück fertig war und seine Schüssel und seinen Löffel in die Spülmaschine stellte. „Es ist nichts Derartiges. Wenn du mich dann entschuldigst, ich muss noch meine Schultasche packen." Er nahm sich eine Scheibe Weißbrot aus dem Brotkorb und sein Bento.
Die Scheibe mit den Zähnen haltend flitzte er in sein Zimmer. Als er dort ankam, stopfte er sich die letzten Reste seines Brotes in den Mund, dann packte er das Bento in die Tasche. Langsam ging er zu seinem Bett, auf dem noch immer die Schatulle lag. Sanft hob er sie hoch und betrachtete sie liebevoll. Vorsichtig packte er sie in einen Stoffbeutel und verstaute sie in seiner Tasche.
Nach einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass er sich nun doch beeilen musste. Hastig warf er sich die Tasche um und verließ das Haus, nachdem er seinem Großvater schnell ein Abschiedsgruß zugerufen hatte. An der Straßenecke sah er Anzu warten, die auf ihre Uhr schaute. „Hallo, Yugi", begrüßte die Brünette ihn.
Yugi erwiderte die Begrüßung, und sie gingen über alles Mögliche redend zur Schule. Er mochte Anzu schon seit sehr langer Zeit. Bevor er die Träume mit dem rotäugigen Mann zum ersten Mal gehabt hatte, hatte er stets von ihr geträumt. Tiefblaue Augen und braune Haare. Immer wieder hatte er sie in seinen Träumen gesehen, auch wenn in seiner Erinnerung merkwürdiger Weise die Augen ein etwas dunkleres Blau hatten als Anzus wirkliche und die Haarfarbe etwas heller war. Doch nichts desto trotz musste es Anzu sein, denn er erinnerte sich an kein anderes Kind in ihrem Alter, auf das diese Beschreibung passte und das er kannte, seit der Zeit, in der er den Traum das erste Mal gehabt hatte.((3))
Oft hatte er überlegt, was wohl ein Psychiater dazu sagen würde, wenn er ihm erzählte, dass er von seiner Jugendfreundin als Kind träumte anstatt von der Frau, zu der sie zweifellos herangewachsen war. Aber eigentlich war es ihm egal. Er hoffte nur, dass sie seine Gefühle verstehen und erwidern würde, sobald er sie ihr offenbarte. Denn auch diese Träume hatten ihm stets ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt, dass er sich auch für das Leben außerhalb seiner Träume wünschte. Die Träume waren auch stets gleich gewesen. Er war in einem dunklen Park und Anzu zog ihn hinter sich her. Irgendetwas verfolgte die beiden und er spürte, dass er ihr Tempo nicht mehr lange durchhalten würde. Jedes Mal blieb Anzu dann plötzlich stehen und wies auf eine sehr kleine Höhle. Sie zwängten sich hinein. Dort in diesem kleinen Unterschlupf in den Armen Anzus fühlte er sich so sicher und geborgen, und er hörte auch das Mädchen erleichtert aufatmen. Yugi seufzte leise voller Sehnsucht bei der Erinnerung an diesen von ihm so oft geträumten Traum.
Der Unterrichtstag verging wie immer viel zu langsam. Doch schließlich läutete endlich die Schulglocke zur Mittagspause. Fast alle aus der Klasse verließen den Unterrichtsraum, und Yugi blieb allein zurück.
Anzu musste zu einer Besprechung der Cheerleader und insofern war sie mindestens die erste Hälfte der Pause beschäftigt, das wusste Yugi. Lächelnd nahm er die Schatulle aus seinem Rucksack. Doch gerade, als er sie geöffnet hatte und weiter versuchen wollte, das Puzzle zu lösen, öffnete sich die Tür zum Klassenraum. Erschrocken ließ er den Deckel wieder zuschnappen, und das Kästchen war wieder fest verschlossen((4)).
Yugi dreht sich um und sah den Schülersprecher Honda und seinen besten Kumpel Jonouchi den Raum betreten. Lässig kamen sie auf Yugi zu. „Hey, kleiner Yugi", sagte Jonouchi. „Wie willst du ein Mann werden, wenn du die ganze Zeit hier drinnen hockst. Und was ist das?" Er nahm die verschlossene Schatulle hoch.
„Gib sie wieder her!" rief Yugi. Er stand auf und versuchte den Gegenstand von dem Blonden wiederzubekommen, indem er hochsprang.
„Aber, Yugi", erwiderte Jonouchi kritisierend. „Wie sieht das denn aus? Die anderen Klassen machen sich schon über uns lustig, weil du wie ein Mädchen mit irgendwelchen Schmuckkästchen spielst. Ich schenk's meiner Schwester, und du bist es los. Was hältst du davon?
„Nein", erwiderte Yugi und sah den Größeren flehend an. „Bitte nicht. Gib mir meinen Schatz zurück."
Der Blonde schüttelte seufzend den Kopf. „Was hab ich gerade gesagt? Ich geb's dir natürlich nicht zurück. So was ist unmännlich. Willst du, dass alle sagen, wir hätten eine Schwuchtel in der Klasse?"
„Das ist mir egal. Ich will meinen Schatz!"
„Komm her und hol ihn dir. Zeig uns, dass du ein Mann bist!"
„Ich hasse Streit und Gewalt!" schrie Yugi. „Bitte gib ihn mir wieder. Er bedeutet mir sehr viel!"
Jonouchi musterte verächtlich die Schatulle in seiner Hand. „Was ist da eigentlich drin?" fragte er und schüttelte sie, so dass die Puzzleteile im Inneren klapperten. Er versuchte, den Deckel aufzumachen, aber es gelang ihm nicht. „Wie öde… Hier fang, Honda!"
Doch bevor der Genannte die Schatulle auffangen konnte, schnappte Anzu sie sich, deren Besprechung anscheinend früher zu Ende gewesen war, als sie gedacht hatte, und die unbemerkt wieder in den Klassenraum gekommen war. „Dann brauchst du es ja nicht", sagte sie schnippisch, während sie die Schatulle triumphierend in ihren Händen hielt. Jonouchi und Honda verließen grummelnd den Raum.
Anzu gab dem überglücklichen Yugi das Kästchen mit dem Puzzle wieder, und sie setzten sich an Yugis Tisch. „Was ist da drin?" fragte das Mädchen und wies auf das Kästchen.
„Das hat mir Jii-chan vor etwa einem Monat geschenkt. Versprich aber, dass du es niemandem verrätst." Yugi flüsterte den letzten Teil geheimnistuerisch. Anzu rückte näher zu ihrem Jungendfreund und nickte, neugierig, was sich in dem schönen, glitzernden Kästchen befand.
Yugi fuhr die Seiten der Schatulle in einer Weise entlang, von der er wusste, dass sie den Öffnungsmechanismus in Gang setzte. Dann hob er langsam den Deckel, und Anzu konnte die einzelnen goldenen Puzzleteile sehen. Sie nahm eines hoch, das wie eine kleine Pyramide aussah, aber in der Unterseite ein Loch hatte. „Wow, das sieht toll aus", sagte sie bewundernd.
Yugi nickte glücklich, während er zwei der anderen Steine aneinander klickte. „Ja, es ist ein Puzzle. Ich denke, es wird die Form einer Pyramide annehmen. Ich arbeite daran seit vier Wochen. Wenn man etwas falsch macht, fällt es wieder auseinander. Aber gestern hatte ich es zu etwa ¾ gelöst."
„Wirklich?" fragte die Brünette. „Dabei bist du doch sonst so schnell im Lösen von Puzzles. Wo gibt es die zu kaufen? Würdest du es mir zusammensetzen, wenn ich auch eins habe?"
„Das kannst du nicht kaufen", sagte Yugi, bevor er liebevoll die Schatulle streichelte. „Jii-chan hat es vor langer Zeit in Ägypten in einem Grab gefunden und mitgebracht."
„Aus Ägypten", sagte Anzu bewundernd. „Stimmt es, dass der Fluch der Pharaonen die Leute, die in die Gräber eindringen, heimsucht?"
„Ich glaube nicht", sagte Yugi. „Flüche und so gibt es schließlich nicht. Und Jii-chan wurde zumindest bisher von keinem Fluch heimgesucht."
„Hmm… aber die Vorstellung hätte auch irgendwas Romantisches an sich."
Yugi sah sie verdutzt und schmollend an. „Du fändest es romantisch, wenn mein Jii-chan an einem Fluch sterben würde?"
„Natürlich nicht", rief Anzu bestürzt. „Nur dass, wenn es Flüche und so gibt, es auch Magie geben müsste. Stell dir vor, was man mit Magie alles machen könnte. Ich könnte beispielsweise das Tanzen bei den berühmtesten Tänzern der Geschichte lernen. Oder… Hausaufgaben schreiben sich von selbst. Wir könnten uns Doppelgänger machen, die für uns die unangenehmen Sachen machen, wie in die Schule gehen, während wir machen können, was uns Spaß macht."
Yugis Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück. „Ja, das wäre toll." Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten, doch dann ertönte erneut die Schulklingel. Der Klassenraum füllte sich wieder mit den restlichen Schülern und der Schultag ging weiter. Nach drei weiteren Stunden schließlich war für Yugi und seine Klasse der Unterricht zu Ende.
Anzu hatte wie jeden Mittwoch Cheerleadertraining, und daher musste Yugi alleine nach Hause gehen. Gerade als er den Schulhof verlassen wollte, legte sich eine große Hand von hinten auf seine Schulter. „Du bist Yugi Muto aus Klasse 1B, nicht wahr?" ertönte eine dunkle Stimme hinter ihm.
„Äh,… ja", erwiderte Yugi und dreht sich langsam um. Hinter ihm stand ein fasst 1,90 m großer Schüler aus dem dritten Jahrgang, der eine breite Armbinde mit der Aufschrift ‚Flurdienst' trug.
„Fanao-sensei hat mir berichtet, dass er den Eindruck hat, dass du von deinen Mitschülern schikaniert wirst", sagte der Drittklässler grinsend.
„Ich? Nein, ich werde nicht schikaniert", erwiderte Yugi und versuchte, sich nicht von der Größe seines Gegenübers beeindrucken zu lassen.
„Das sagen alle, die schikaniert werden, aus Angst und Scham. Aber keine Sorge. Ich, Ushio, der Chef des Flurdienstes, werde dich persönlich beschützen, damit du ein ruhiges Leben genießen kannst."
„Ähm… Danke, aber ich glaube nicht, dass ich Ihre Hilfe brauche, Ushio-senpai."
„Yugi, Yugi, Yugi", seufzte Ushio. „Du vertraust mir wohl nicht. Ich werde dich von meiner Zuverlässigkeit überzeugen. Komm mit!"
Der Drittklässler ging, einen Arm kumpelhaft um Yugi gelegt, in Richtung des Parks, der nahe der Schule lag. Yugi fühlte sich gar nicht wohl, doch da Ushio ihn gepackt hatte, musste er ihm wohl oder übel folgen.
Nach ca. 5 Minuten erreichten sie eine kleine Baumgruppe, die dafür sorgte, dass sie von den normalen Wegen im Park nicht mehr zu sehen waren, obwohl der Oberschüler darauf nicht weiter hätte achten müssen, da der Park zu dieser Zeit sowieso recht ausgestorben war. In dieser abgegrenzten Parksektion nun lagen, an einen Baum gelehnt, Jonouchi und Honda, die augenscheinlich zusammengeschlagen worden waren.
Yugis Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Jonouchi-kun, Honda-kun!" rief er, ehe er sich Ushio zuwandte: „Was ist hier los? Was soll das?"
„Was soll die Frage?" fragte der Drittklässler. „Das sind schließlich die bösen Jungs, die dich ärgern. Siehst du, du kannst mir vertrauen."
„Was? Aber ich sagte doch, dass es nicht so ist. Warum haben Sie ihnen wehgetan, Ushio-senpai? So was ist gemein!" Yugi lief näher an seine beiden Klassenkameraden heran und beugte sich besorgt zu ihnen herunter. „Seid ihr in Ordnung, Jonouchi-kun, Honda-kun?"
Mühsam öffneten der Blonde und sein Freund ihre Augen. „Du hast ihn also auf uns gehetzt, Yugi", sagte Jonouchi, und in seinen Augen waren deutlich Verachtung und Wut zu sehen. „Bist du jetzt wenigstens zufrieden?"
„Nein, Jonouchi-kun", rief Yugi verzweifelt. „Ich wollte das nicht. Bitte glaub mir! Ich habe Ushio-senpai bis vor etwa 10 Minuten überhaupt nicht gekannt."
„Genug", mischte sich nun Ushio ein. „Ich bin noch nicht fertig, also aus dem Weg, Yugi-chan((5)). Sie haben ihre Lektion noch nicht ganz gelernt." Dann schubste er Yugi zur Seite und trat auf die am Boden liegenden Jungen ein.
Verzweifelt stellte sich Yugis kleiner zierlicher Körper schützend vor seine beiden Klassenkameraden. „Bitte hören Sie auf, Ushio-senpai!"
„Wieso stellst du dich auf ihre Seite?" fragte der Drittklässler wütend. „Mir wurde erzählt, dass sie dich die ganze Zeit hänseln und ärgern. Das ist deine Chance, dich richtig zu rächen. Sie können sich nicht wehren, also schlag schon zu!"
„Nein! Sie sind doch meine Freunde!" schrie Yugi mit dem Mut der Verzweiflung.
Ushio lachte grausam auf. „Solchen Abschaum nennst du Freunde? Sie haben dich tyrannisiert und verarscht! Sei nicht dumm!"
„Sie haben mich nicht tyrannisiert", sagte Yugi verlegen, ein leichter Rot-Ton erschien auf seinen Wangen. „Sie wollten mir nur beibringen, wie man ein Mann wird."
Erneut lachte Ushio sein grausames Lachen. „Bist du wirklich so dumm? Aber was soll's", sagte er, und ein fieses Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Ich habe mich für dich eingesetzt, und nun musst du mich bezahlen. Bring mir morgen 20.000((6)) Yen mit, und die Angelegenheit ist erledigt."
„Waaas? 20.000 Yen?" fragte Yugi entsetzt.
„Viel Prügel für wenig Geld ist mein Motto", erklärte der Drittklässler. „Für ein ruhiges Schulleben ist das doch fast geschenkt, oder? Wenn du mit meinem Service allerdings noch nicht zufrieden bist, muss ich ihnen noch ein bisschen wehtun."
„Nein! Schluss!" schrie Yugi. „Sie liegen doch schon am Boden. Schlag doch mich, wenn du unbedingt willst!"
„Wie du willst", sagte Ushio wütend. „Ich erpresse normalerweise niemanden weil ich das nicht mag, aber dir ist klar, was passiert, wenn ich morgen nicht mein Geld sehe, oder? Hier ein kleiner Vorgeschmack!" Noch während er sprach, hob er Yugi am Kragen seiner Schuluniform hoch. Nachdem er seine kleine Rede gehalten hatte, schlug und trat er böse grinsend auf den kleinen Erstklässler ein, der nicht den Hauch einer Chance hatte, sich zu wehren.
Schließlich hörte Ushio auf. Nachdem er noch ein Mal den am Boden liegenden Yugi getreten hatte, sagte er zufrieden mit sich: „Das reicht erstmal. 20.000 Yen bis morgen, klar? Wenn ich kein Geld sehe, dann darfst du aus erster Hand erfahren, was wirkliche Schmerzen sind. Und zwar durch meinen kleinen Freund hier." Bei diesen Worten zog er ein etwa 20 cm langes Messer, das er bösartig grinsend ableckte. Dann drehte sich der Drittklässler um, stampfte lachend davon und überließ die drei verprügelten Erstklässler sich selbst.
‚Mist, wo bin ich da nur reingeraten?', dachte Yugi, bevor er das Bewusstsein verlor.
Jonouchi, der den ‚Kampf' beobachtet hatte, aber durch seine eigenen Verletzungen nichts hatte unternehmen können, checkte zuerst Honda, der kurzzeitig auch ohnmächtig gewesen war und der nun langsam wieder zu sich kam. „Verdammter Zwerg!" waren Hondas erste Worte. Er hatte nur mitbekommen, dass Ushio behauptet hatte, das für Yugi zu tun. Der Kopf des Braunhaarigen schmerzte fürchterlich, und er rieb sich die Schläfen und die Stirn in der Hoffnung, den Schmerz zu lindern.
„Nein", sagte Jonouchi neben ihm. „Yugi wollte das anscheinend gar nicht. Ich hab alles gesehen. Sieh nur, Ushio hat ihn gnadenlos verprügelt, weil er uns verteidigen wollte."
„Wirklich?" fragte Honda ungläubig und schaute sich um, bis schließlich sein Blick auf ihren kleineren Klassenkameraden fiel. „Das hätte ich nie von ihm gedacht."
Jonouchi war inzwischen zu dem Jungen mit den drei Haarfarben gekrabbelt und untersuchte ihn. Honda stand leicht wankend auf und ging die paar Schritte zu den anderen beiden. Jonouchi legte Yugis Arm auf seine Schulter und stand ebenfalls mit zittrigen Beinen auf. Durch den Größenunterschied baumelte Yugi in der Luft. Der zweite Arm des Blonden schlang sich um den zierlichen Körper des Kleineren und hob ihn in seine Arme, um ihn bequem tragen zu können.
Sie humpelten los und nach etwas über sechs Minuten hatte Jonouchi mit Yugi den Springbrunnen erreicht, Honda folgte ihm und trug die Schultaschen der drei. Er holte eine Packung Papiertaschentücher aus seiner Schultasche, nachdem sie sich in den Schatten am Brunnenrand gesetzt hatten, während Jonouchi Yugi vorsichtig ablegte.
Nachdem Honda Jonouchi ein Taschentuch gereicht hatte, tauchte letzterer es ins Wasser des Brunnens und säuberte Yugis Gesicht von Schmutz und dem Blut, das zwei zum Glück nicht weiter schlimme Schrammen auf der weißen Haut des Kleineren hinterlassen hatten. Da diese Ecke des Parks normalerweise weniger gut besucht und der Springbrunnen auch gerade erst gereinigt worden war, war das Wasser zum Glück sauber.
Durch die erfrischende Feuchtigkeit geweckt, öffnete Yugi seine großen, amethystfarbenen Augen. Ihm tat alles weh, und am liebsten hätte er sich nie wieder gerührt. Er betrachtete verwirrt den Himmel. Warum war er noch mal hier? Und warum hatte er Schmerzen?
„Yugi, wie fühlst du dich?" fragte plötzlich eine Stimme neben ihm.
Die großen, amethystfarbenen Augen richteten sich auf den jungen blonden Mann neben ihm. ‚Oh ja, Ushio hatte Jonouchi-kun und Honda-kun verprügelt und dann mich.' „Es geht", sagte Yugi nicht ganz wahrheitsgemäß. „Was ist mit euch beiden?"
„Hab' schon schlimmere Prügel kassiert", sagte der Blonde grinsend. „Und das Gleiche gilt auch für Honda."
„Das ist schön", erwiderte Yugi, bevor er begriff, dass man das auch falsch verstehen konnte und fügte aufgeregt hinzu: „Ich meine natürlich, dass es schön ist, dass es euch scheinbar so einigermaßen gut geht, nicht--"
„Schon gut, Yugi", unterbrach der Blonde, woraufhin Yugi seinen Blick von ihm abwandte und dafür das Wasserspiel ziemlich interessant fand. „Wir haben verstanden", fuhr Jonouchi fort und schaute ins Brunnenwasser.
Es folgte eine kurze Stille zwischen den drei jungen Männern, in der nur das Gezwitscher der Vögel zu hören war. Schließlich wandte Yugi schüchtern seinen Blick wieder den beiden anderen zu. Dann sagte er leise, während er den Brunnenrand zwischen sich und Jonouchi betrachtete: „Es tut mir leid, was mit euch passiert ist. Aber bitte glaubt mir… Ich habe niemals Ushio-senpai oder irgendjemand beauftragt, euch oder jemand anderen zu verprügeln."
„Ich weiß", sagte Jonouchi, ohne Yugi anzusehen. Er hasste solche Situationen, weil er nie wusste, wie er sich zu verhalten hatte. „Danke", nuschelte er schließlich.
Yugis Augen wurden größer, und er sah den Blonden verdutzt an. „Wieso bedankst du dich? Anscheinend wurden Honda-kun und du doch letztendlich wegen mir verprügelt."
Jonouchi rieb sich nervös die Nase. „Wie du aber eben selbst gesagt hast, wolltest du nicht, dass so etwas passiert. Und du hast versucht, dich ihm in den Weg zu stellen, obwohl Ushio, dieser Sack viel stärker ist. Und deshalb… Dank." Den letzten Teil des Satzes nuschelte der Blonde wieder nur.
Yugi sah wieder fassungslos auf den Brunnenrand und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Noch nie hatten gleichaltrige Jungen ihn wegen irgendetwas anerkannt, sondern sich meist nur über seine Schwächen –hauptsächlich seine kleine zierliche Gestalt– lustig gemacht. Und hier saß Jonouchi, der, seit für sie vor etwa einem Monat die Seniorhighschool begonnen hatte, Yugi ständig kritisierte((7)), und dankte ihm… behandelte ihn wie einen Gleichgestellten.
Nach ein paar Momenten betretener Stille, entschloss sich Jonouchi endlich, das Schweigen zu brechen. „Ähm… Vielleicht sollten wir alle nach Hause gehen und unsere Verletzungen verarzten."
Yugi nickte schüchtern und stand mit etwas zittrigen Beinen auf, da ihm selbstverständlich noch alles wehtat. „Habt ihr es weit nach Hause?" fragte er.
„Nur etwa 20 Minuten Fußweg", mischte sich Honda nun endlich in das Gespräch ein. Da auch ihm immer solche Gespräche wie das eben peinlich waren, war er froh, dass Jonouchi diesen Part für ihn übernommen hatte.
Während die drei verletzten Jungen sich in Richtung Ausgang des Parks begaben, nahm Yugi all seinen Mut zusammen und sagte zögerlich: „Wenn ihr wollt, könnt ihr mit zu mir kommen. Ich wohne nur 5-10 Minuten von hier da lang." Er zeigte vage in die entsprechende Richtung. „Wir müssten genug Verbandszeug da haben."
Honda und Jonouchi tauschten kurz Blicke aus. Der Blonde wäre aufgrund seiner familiären Verhältnisse jetzt sowieso nicht nach Hause sondern mit dem Brünetten mitgegangen. „Warum nicht?" meinte Jonouchi schließlich. „Zeig uns den Weg."
Yugi führte seine beiden Mitschüler zum Kame-Spielzeugladen, der wirklich sehr dicht am Park war. Leise öffnete er die Hintertür, die als normale Eingangstür zum Wohnungsteil des Gebäudes führte. Sie zogen alle ihre Schuhe aus und Yugi gab seinen beiden Begleitern Hausschuhe. Dann führte er sie hoch ins Badezimmer, das so groß war, dass sie alle drei bequem Platz hatten. Honda und Jonouchi setzten sich auf den Rand der Badewanne während Yugi den Erste-Hilfe-Kasten aus einem Schränkchen holte. Die drei versorgten sich gegenseitig und danach wollten Jonouchi und Honda ziemlich schnell gehen, da sie noch eine Verabredung hatten. Yugi führte sie in den Laden, wo sein Großvater die beiden Mitschüler Yugis kennenlernte. Er war zwar überrascht, dass Yugi plötzlich aus der Wohnung kam, obwohl er sonst immer wenn er nach Hause zurückkehrte durch den Laden ging um seinen den alten Mann zu begrüßen und dass er außerdem Besuch mitgebracht hatte, aber er war froh, dass sein Enkel wieder da war und anscheinend Freunde gefunden hatte.
Nachdem sie sich von Yugi verabschiedet hatten, verließen der Blonde und der Brünette den Spieleladen. Der Enkel des Spieleladenbesitzers ging kurze Zeit später wieder die Treppe hoch und setzte sich an seine Hausaufgaben. Allerdings machte er sie eher schlecht als recht, denn seine Konzentration wanderte immer wieder von den Aufgaben, die ihnen der Lehrer zur Wahrscheinlichkeitsrechnung gestellt hatte, zu Ushio und dass er am nächsten Tag würde 20.000 Yen sehen wollen. Geld, das er nicht hatte. Er hatte sein Sparschwein geleert und geschaut was er noch an Taschengeld hatte. Er kam auf 1.693 Yen… ‚Nicht mal ansatzweise genug', dachte er seufzend.
Nachdem er größtenteils vermutlich falsche Antworten auf sein Blatt geschmiert hatte, packte er seine Mathematiksachen wieder in seine Schultasche. Zum Glück hatte er nur Mathe aufgehabt und nicht noch andere Fächer. Als er seinen Hefter wegsteckte, glänzte ihm das goldene Puzzle entgegen. Trotz seiner Sorgen stahl sich ein schwaches Lächeln auf sein Gesicht. Ganz automatisch nahm er die Schatulle aus seiner Tasche und öffnete sie. Fieberhaft arbeitete er an seinem allerliebsten Besitz. Ein paar Mal dachte er daran, dass er andere Sorgen hatte und eigentlich überlegen müsste, wo er das Geld für Ushio herbekommen könnte, aber trotz besseren Wissens konnte er nicht aufhören. Er liebte die leisen ‚Klick'-Geräusche, die die Puzzlesteine erzeugten, wenn sie ineinander passten.
Schließlich war die Pyramide fast vollständig, und nur noch drei Teile lagen vor ihm. Zufrieden betrachtete er sein bisheriges Werk, als er hörte, dass jemand an seine Zimmertür klopfte, und diese dann aufging. Er drehte sich um und sah seinen Großvater, der einen Teller mit zwei belegten Broten trug, hereinkommen. „Jii-chan…"
„Hallo, Yugi. Na, wieder ansprechbar? Ich hatte dich vorhin zum Abendbrot gerufen und als du nicht gekommen bist, wollte ich dich holen, aber du warst so versunken in das Lösen deines Puzzles, dass ich mich entschieden habe, dich nicht zu stören."
Yugi wurde rot. „Entschuldige, Jii-chan."
„Hohoho", lachte Sugoroku und ging zu Yugis Schreibtisch, um das fast vollständige Puzzle zu betrachten. „Ich weiß auch, wie das ist, wenn man so in ein Spiel vertieft ist, dass man alles um einen herum vergisst. Und ich bin sehr stolz, dass du so weit mit dem Puzzle gekommen bist. Ich habe nicht mal die Hälfte geschafft." Er stellte den Teller neben die letzten verbleibenden Teile. „Hier, wenn du Hunger hast, dann brauchst du nicht runter zu gehen."
„Danke, Jii-chan", erwiderte Yugi und biss hungrig von dem Brot ab. Bevor sein Großvater zu ihm ins Zimmer gekommen war, hatte er gar nicht gemerkt, dass er Hunger hatte oder wie spät es war. Gedankenverloren schaute er aus dem Fenster und betrachtete die Sterne, die bereits zu sehen waren. Anscheinend hatte er ganz automatisch die Schreibtischlampe eingeschaltet, als es zu dunkel wurde, und es gar nicht bewusst mitbekommen.
Während Yugis Blick in die Ferne schweifte und er gedankenverloren an seinem Brot kaute, beobachtete Sugoroku seinen Enkel mit Stolz und auch ein wenig Traurigkeit. Jonouchi war kurz vor Geschäftsschluss noch einmal vorbeigekommen und hatte ihm von Ushio erzählt, der Yugi erpresste. Sugoroku steckte unbemerkt einen Umschlag mit dem benötigten Geld, also 20.000 Yen in die Tasche seines Enkels. ‚Ich hoffe, das hilft dir, Yugi. Du bist alles was ich noch habe und ich bete, dass dich dieser Schläger in Ruhe lässt.'
Nachdem er das Geld erfolgreich in die Tasche geschleust hatte, und Yugi mit seinem Brot fertig war, nahm Sugoroku den Teller wieder an sich. Yugi schaute ihn mit seinen großen Augen an, und ein liebevolles Lächeln erschien auf den Zügen des alten Mannes. Verspielt wuschelte er kurz durch das merkwürdige aber dennoch seidenglatte und samtweiche Haar seines Enkels. „Bleib nicht zu lange auf, ja? Schließlich hast du morgen Schule."
Yugi nickte, war aber schon wieder in seiner eigenen Welt, während er das nächste Puzzlestück betrachtete und überlegte, wo und wie es einzufügen war. Sugoroku verließ kopfschüttelnd das Zimmer seines Enkels. Nur wenige Minuten später hatte Yugi die nächsten beiden goldenen Steine an den richtigen Stellen platziert und griff nach dem letzten. Er betrachtete es. Es würde genau in die letzte Vertiefung passen und das gelöste Puzzle würde, wie er vermutet hatte, die Form einer Pyramide haben. Langsam, als wäre es eine feierliche Zeremonie senkte er das Stück, auf dem ein ägyptisches Götterauge((8)) abgebildet war.
Schließlich erreichte das Teil das Puzzle, Yugi ließ es los, und mit einem letzten leisen ‚Klick' sank es an seinen angestammten Platz. Augenblicklich erstrahlte ein gleißendhelles Licht und Yugi glitt in Bewusstlosigkeit, während er noch vage wahrnahm, dass sich etwas ihn ihm veränderte.
Fortsetzung folgt…
Anmerkungen
((1)) Ich
hatte hier zuerst keine Erklärung, aber Magician hat natürlich
Recht, dass ich nicht erwarten kann, dass alle es wissen. Menno, ich
dachte, ich könnte mich drücken. Mir ist zwar klar, was ein
Bento ist, aber es zu erklären, finde ich schwierig. Es ist ein
Essen zum Mitnehmen, nur dass es nicht einfach nur ein Pausenbrot ist
wie bei uns üblich, sondern meist eine schön zu Recht
gemachte kalte Mahlzeit. … Ich kann nicht mehr… Magician, erklär
bitte du 'Robbenblick'
Magician: Ähm... na ja, so
richtig erklären kann ich das auch nicht... 'Annuket unsicher
anschau' Kann man sagen, dass das so ähnlich ist, wie wenn man
bei uns Buletten und Kartoffelsalat zum Picknick mitnimmt? Es ist
praktisch ein komplettes Mittagessen(aber schon kalt), verpackt in
einer rechteckigen Box, die in verschiedene Fächer unterteilt
ist, damit die unterschiedlichen Gerichte nicht durcheinander fallen.
Ich hab noch nie eins in echt gesehen, aber da dürften Sachen
wie Reisbällchen, Sushi(roher/gekochter Fisch oder Gemüse
auf Reis) oder Sashimi(roher Fisch ohne alles) drin sein, vielleicht
auch Tempura(Garnelen und/oder Gemüse frittiert), aber da bin
ich nicht sicher. Bestimmt gibt's da noch mehr, aber das weiß
ich nicht. ((Annuket 'aus Hintergrund': Nicht zu vergessen
Würstchen in Oktopusform. 'grins')) Auf jeden Fall steht man
da morgens schon ein Weilchen am Herd, das ist richtig Arbeit.
Deshalb machen in Japan oft Mädchen dem Jungen, den sie mögen,
ein Bento, und es scheint das größte Glück für
sie zu sein, wenn der Angebetete es annimmt und es ihm auch noch
schmeckt (da kann ich mich allerdings nur auf Mangas berufen, ich
konnte noch nie einen Japaner danach fragen). Puh, ewiglange
Erklärung und wahrscheinlich ist es immer noch nicht klar. Aber
ich hab's wenigstens versucht...
Annuket: Ja ja, so ein kleines unschuldiges Wort und so viel Text
deswegen…
((2)) Magician will auch das noch einmal erklärt haben, falls jemand das Prequel zu 'Schattenmagier 1' vor 'Schattenmagier 1' liest. Aber nur ganz simpel: Jii-chan bedeutet Großvater. (siehe auch 'Schattenmagier 1 - Prolog: Das Treffen von zwei alten Freunden' Anmerkung 5 sowie 'Schattenmagier 1.4: Gringotts' Anmerkung 2, da wird auch gleich das ganze Namenssuffixe-Zeug erklärt)
((3))
Magician: Tja, von wem hat er da wohl geträumt...? Hmmm...
'lach' Ich weiß es, ich weiß es, und es ist nicht Anzu.
'grins'
Annuket: Schhhhhh, dass du mir ja nichts verrätst. … Das ist
doch noch geheim… Ähm,… durch diesen Kommentar komme ich
mir jetzt eiförmig und rot-weiß vor…
Magician: Hey, keine Werbung für Süßkram, der dir nicht gehört...
((4)) Ich weiß, die Puzzlebox ist eigentlich nicht fest verschlossen, aber ich finde es besser, wenn erst einmal rumprobiert werden muss, wie man sie öffnet.
((5))
Annuket: Darf ich hier 'chan' benutzen? Als Zeichen dass er in
Yugi ein Kind sieht bzw. ihn nicht ernst nimmt?
Magician: Ich habe keine Ahnung... T-T Aber ich glaube schon...
Annuket: Ok, dann lasse ich es so.
((6)) Ich weiß nicht mehr genau (und bin zu faul zum Rechnen), aber das müssten so um die 150-200 Euro sein.
((7))
Annuket: Magician sagte mir (wenn ich mich richtig erinnere), in
Japan wäre das Schulsystem wie folgt aufgebaut: Grundschule,
Juniorhighschool und Seniorhighschool. Genaueres darf sie jetzt noch
selber erzählen. Ich übergebe das Wort.
Magician: Laut meinem Geschichtskurs dieses Semester ist nach dem 2.
Weltkrieg ein System eingeführt worden, das 6 Jahre Grundschule,
3 Jahre Mittelschule, 3 Jahre Oberschule und 4 Jahre Universität
umfasst. Schulpflicht besteht nur bis zum Ende der Mittelschule, also
9 Jahre. Und das gilt meiner Meinung nach noch immer.
((8)) Ich finde, es könnte sowohl das Horusauge sein, als auch das Auge des Re. Beliebt ist auch Thot oder Osiris. Ich persönlich denke aber, dass es sich bei dem Auge auf dem Millenniumspuzzle um ein Uzatauge handelt (auch wenn die eine Markierung etwas merkwürdig geformt ist und (viel schlimmer) die Augenbraue fehlt). Dieses ist sehr beliebt als Schutzamulett, also bei Schmuck (für mich zählt das Puzzle zu Schmuck). Das Uzatauge ist Symbol des Horus. Sein Auge wurde von Seth im Kampf verletzt und dann von Thot wieder geheilt... Zumindest fast vollständig… Ich denke, das wird in ‚Schattenmagier 2' noch mal Thema sein, also werde ich jetzt nicht weiter darauf eingehen. … Ich hoffe nur, ich denke dran…. Nie ist ein ‚Erinner-mich da, wenn man eins braucht.
Annuket: So und das war nun das erste Kapitel. Irgendwie kommt es
mir komisch vor, so ganz ohne Prolog, aber was soll's. Mit dem Cliffhanger
kann man, denke ich, leben.
Magician 'kommt rein und schwenkt eine Diskette': Hey, Annuket, ich hab hier die Zweitkorrektur von Kapitel 1.
Annuket: Ich komm ja schon. 'dreht sich zu Lesern' Ich hoffe auf jeden Fall, euch hat
das Kapitel gefallen. Nächste Woche gibt es den Prolog zu 'Schattenmagier 2'. Bis dann.
