Märchenenden
Lavender konnte nicht fassen, was gerade geschehen war. Eben noch hatte sie um ihr Leben gekämpft und war sich mit jeder Sekunde, die verging, sicherer geworden, dass dies ihr letzter Tag sein würde, als eine gewaltige Magiewelle durch die Große Halle fegte und sie beinahe von den Beinen riss.
Dann schien es als wäre die Zeit stehen geblieben.
Bellatrix Lestrange war tot.
Dann geschah alles ganz schnell und Harry war da. Harry, dessen toten Körper sie vor wenigen Minuten erst zu ihren Füßen hatte liegen sehen.
Für einen Augenblick fragte Lavender sich, ob sie auch gestorben war, ob die Wunden die Greyback ihr zugefügt hatte, doch schlimmer waren als sie erwartet hatte und sie gar nicht mitbekommen hatte, dass sie gestorben war.
Doch dann wurden auch diese Gedanken aus ihrem Kopf verscheucht, als sie mit großen Augen zusah, wie der tote Körper des Dunkeln Lords zu Boden fiel und Harry Potter den Zauberstab des Mannes auffing.
Wieder schien es ihr, als würde die Zeit stillstehen und langsam sank Lavender auf ihre Knie und sah zu, wie alle um sie herum langsam realisierten, was gerade geschehen war.
Wie sie realisierten, dass es endlich vorbei war.
Voldemort war tot. Harry war am Leben. Harry hatte gewonnen.
Hysterie begann in ihrem Inneren zu brodeln und Lavender zwang sich nicht laut loszulachen. Stattdessen starrte sie wie gebannt auf das Geschehen vor sich.
Ein kleine Stimme in ihrem Kopf, die eine unangenehme Ähnlichkeit mit Hermine Granger hatte, wies sie darauf hin, dass sie einem historisch bedeutsamen Augenblick beiwohnte und Lavender erinnerte sich daran, wie sie nachts in ihrem Bett gelegen hatte und sich vorgestellt hatte, wie sie Voldemort endlich besiegen würden. In ihren Fantasien hatte es sich immer wie ein Märchenende vorgestellt. Der böse Zauberer würde tot sein und alles wäre in Ordnung.
Doch das Blut tropfte von ihrer verletzen Schulter auf den Boden und das Adrenalin, das sie auf den Beinen gehalten hatte, ließ nach und sie wusste, dass es vorbei war.
Ihr Blick wanderte durch die große Halle, die kaum noch Ähnlichkeit mit der Halle hatte, in der sie jahrelang gefrühstückt hatte.
Ja es war vorbei, doch anders als in einem Märchen, war nicht plötzlich alles gut.
