Kapitel 1
Ein warmer Tag im Sommer. Die Sonne schien und keine Wolke war am Himmel zu sehen. Alles war ruhig. Nur vereinzelt hörte man einen Vogel aus den Bäumen zwitschern oder eine Biene, die, auf der Suche nach der nächsten Blume, leise vor sich hin summte.
In einem großen Garten saß eine junge Frau auf einer Bank. Ihr langes, rotes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und mit ihren Sommersprossen im Gesicht sah sie sehr hübsch aus. Die Frau las in der Zeitung. Auf dem Titelbild war ein großes Bild vom neuen Zaubereiminister zu sehen, der ein Interview gegeben hatte über seine Vorstellungen von der Verbesserung der Lage.
„Könnte wetten, er hält sich eh nicht daran.", sagte die Rothaarige zu sich selber. Sie rollte die Zeitung zusammen und legte sie auf den kleinen Holztisch vor sich. Dann nahm sie sich die Tasse Tee, welche neben der Zeitung stand, und trank sie aus. Das Öffnen der Kellertür drang an ihr Ohr.
„Schatz?!"
„Auf der Bank!"
Ihr Freund war von der Arbeit nach Hause gekommen und suchte nach ihr. Seine schwarzen Haare waren genauso zerstrubbelt wie jeden Tag. Er konnte machen, was er wollte – Nichts half.
„Und wie war dein Tag?", fragte Ginny.
„Na ja, langweilig wie immer. Zur Zeit ist einfach rein gar nichts los bei uns im Büro. Und deiner?"
Die Rothaarige griff nach der Zeitung, schlug das Titelblatt erneut auf und zeigte es Harry.
„Sie haben ein Interview mit ihm geführt über seine Vorstellungen. Totaler Schwachsinn, wenn du mich fragst.", gab sie ihm als Antwort.
Harry Potter nahm seiner Geliebten den Tagespropheten ab und überflog den Artikel.
„Na ja, typisch Kingston. Er denkt, er weiß und kann alles. Aber wir können es leider nicht ändern. Wir müssen damit leben. So schlimm es auch sein mag."
Ginny seufzte. Sie nahm ihre Tasse und stand auf.
„Kommst du auch mit rein?"
„Ich werde noch schnell die Hecke zu Ende schneiden. Das hatte ich gestern nicht mehr geschafft. Wann wollen Ron und Hermine kommen?"
„Gegen sechs hatte Mine gesagt." Mit den Worten gab sie Harry noch einen kleinen Kuss und verschwand im Haus.
Seit einem halben Jahr wohnten sie nun hier. Hermine und Ron waren im Ausland gewesen, weil ihre Eltern nach Amerika gezogen waren. Das Paar war gestern wieder nach Hause gekehrt und wollte nun endlich den Stolz von ihren Freunden betrachten.
Das Haus stand in einem kleinen Vorort von London. Luna Lovegood wohnte drei Häuser weiter und auch Neville Longbottom traf man in dieser Straße an. Die Freunde sahen sich öfters mal und genau deswegen gefiel ihnen diese Gegend auch so sehr.
Hinter dem Eigenheim hatten sie einen kleinen Garten. Harry hatte eine Hecke angepflanzt und mittels eines Zauberspruches schneller wachsen lassen. Zu seinen Muggelnachbarn hatte er gesagt, dass dies eine besondere Pflanze sei, die schneller wachsen würde, als jede andere. Sie hatten es ihm natürlich abgenommen.
Seit einem Monat gab es auch einen kleinen Gartenteich im halbjapanischen Stil. Ginny war begeistert davon gewesen. Es war ihr Geburtstagsgeschenk von Harry. Er hatte sich sehr viel Mühe dabei gegeben und war die Sache mit viel Fantasie angegangen. Aber es hatte sich gelohnt.
Insgesamt sah das Haus mit dem Garten von Harry und Ginny einfach wunderbar aus. Sie hatten sich gut eingerichtet und fühlten sich wohl. Wie eine kleine Familie wohnten sie dort.
In der Küche stellte Ginny ihre Tasse ins Abwaschbecken. Sie wollte noch ein bisschen mit dem Saubermachen warten, denn erst musste noch das Essen vorbereitet werden. Und so wie sie Harry und Ron kannte, aßen sie sehr viel.
Im Laufe des Tages hatte Ginny eine Liste erstellt, auf der vermerkt war, was es wie und wann geben sollte.
VorspeiseTomatencremesuppe
Kürbiscremesuppe
HauptgerichtKartoffeln
Reis
Wiener Schnitzel
Knieselkeulen
NachspeiseSchokoladentorte
Fledermauskekse
„Na mal sehen, ob das reichen wird.", sprach sie sich selber zu, als sie die Liste noch einmal durchging. Dann holte Ginny Tomaten aus dem Kühlschrank und kleine Kürbisse aus dem Regal. Mit einem Schwung ihres Zauberstabs flogen die Messer durch die Luft, schnitten die Tomaten klein und Löffel höhlten die Kürbisse aus. In der Zeit holte die Rothaarige zwei Töpfe aus dem Schrank und machte die restlichen Zutaten für die Suppen fertig. Dann nahm sie noch die kleingeschnitten Stücken Tomate und Kürbis und fügte sie dem jeweiligen Topf zu.
Somit hatte sie Zeit für die nächsten Sachen. Aus einem anderen Regal in der Vorratskammer holte Ginny Kartoffeln, lies sie schälen, waschen und klein schneiden. Die zwei Reisbeutel wurden in einen Topf geschmissen und gekocht.
Da diese beiden Sachen eh etwas länger dauerten, holte die Rothaarige das Fleisch aus dem Kühlschrank und legte sich zwei Eier und Semmelmehl zurecht. Ein erneutes Mal lies sie mit Zauberei den Fleischhammer das Fleisch klopfen, nahm zwei Teller aus dem Schrank und stellte sie auf der Arbeitsplatte zurecht. Auf den einen kamen die zwei Eier, auf den anderen das Semmelmehl. Die Pfanne stand auch schon auf dem Herd bereit und das Fleisch war nun fertig. Ginny nahm jedes einzelne Stück, tunkte es in die Eier und wälzte es danach in das Semmelmehl. Die vier Schnitzel schmiss sie dann in die Pfanne und lies sie Braten.
Fehlten noch die Knieselkeulen. Diese hatte sie über den Tag schon auftauen lassen und holte sie nun aus der Spüle. Zusammen mit Paprika legte sie die vier Keulen in eine Auflaufform und stellte diese in den Backofen. Dann stellte Ginny noch die Uhr, damit sie die Keulen auch ja nicht vergas, wendete die Schnitzel und sah im Kühlschrank nach der Schokoladentorte, die sie sicherheitshalber auch schon heute morgen gebacken hatte.
„Hier riecht es aber lecker!" Harry steckte seinen Kopf durch die Küchentür und sah sich um.
„Geh du dich erst mal duschen!", fauchte Ginny, weil ihr Freund immer noch seine Arbeitskleidung trug.
„Schon dabei!", antwortete dieser nur und verschwand ins Bad.
„So, die Suppen sind bald fertig, die Kartoffeln und der Reis kochen, die Keulen sind im Ofen und die Schnitzel müssen nachher noch mal gedreht werden. Fehlen nur noch die Fledermauskekse aus dem Keller."
Ginny legte einen Zauber auf ihr Essen, damit auch ja nichts anbrennen konnte und verschwand durch die Vorratskammer in den Keller um die Kekse hoch zu holen.
„Man, hier unten sieht es auch schon wieder aus!", stellte sie erschütternd fest, also sie den Keller betrat.
„Harry sollte doch letztes Wochenende erst Ordnung hier unten schaffen! – Wo sind sie denn bloß?"
Ginny wuselte in Richtung Regale und durchsuchte sie nach den Keksen.
„Butterbier, Rotwein, Weißwein, Whiskey – Whiskey? Seit wann haben wir denn so was hier unten?"
Sie krallte sich die Flasche und betrachtete diese genauer. Es war leider kein Hinweis zu sehen, von wem sie stammte oder gar von wann.
„Muss ich Harry nachher mal fragen."
Die Rothaarige stellte die Flasche wieder zurück in das Regal und setzte die Suche nach den Fledermauskeksen fort. Nach fünf Minuten hatte sie diese endlich gefunden und ging zurück in die Küche.
„Man gut, dass ich eine Hexe bin, sonst würde das Essen jetzt nicht mehr so aussehen."
Die Schnitzel wurden ein letztes Mal gedreht und die Suppen noch einmal umgerührt. Die Uhr zeigte 10 Minuten nach fünf. Ginny hatte noch gut eine halbe Stunde um alles fertig zu bekommen.
Sie verschwand nach nebenan in das Esszimmer und mit ein, zwei Zaubersprüchen war der Raum aufgeräumt und der Tisch gedeckt. Die Teller waren golden umrandet und sahen sehr elegant aus. Verschiedene Messer und Gabeln lagen an ihrem richtigen Platz daneben – auch wenn sie wahrscheinlich nicht alle gebrauchen würde. Für die zwei Frauen standen Weingläser bereit, für die Männer ein Bierglas, obwohl weder Harry noch Ron bisher Bier getrunken hatte. Sie waren noch immer bei ihrem Butterbier geblieben, was Ginny eigentlich auch wesentlich besser fand. In der Mitte des Tisches stand ein Kerzenständer mit 6 weißen Kerzen und daneben stand je eine kleine Blumenvase auf der linken und rechten Seite. Mit einem weiteren Schwung des Zauberstabes erschienen nun auch noch gefaltete Servietten auf den Tellern und alles war perfekt.
Ginny ging in die Küche zurück und machte des Essen soweit fertig. Alles stand geordnet auf der Arbeitsplatte und wartete auf den Verzehr. Der Abwasch machte sich von allein und innerhalb weniger Minuten sah die Küche wieder genauso sauber wie vorher aus.
„So, das wäre nun auch endlich alles geschafft. Fehlt nur noch ich.", sprach sie zusammenfassend in die Leere.
Harry erschien im Raum. Er hatte seine Haare so gut wie es ging, gekämmt und sich ordentlich angezogen.
„Schick, schick.", bekam er dafür zu hören und gab seiner Freundin als Dankeschön einen kleinen Kuss.
„Los, dann mach ich dich fertig, bevor sie kommen.", sagte er zu ihr und Ginny verlies die Küche auf den Weg zum Bad.
