Albus Severus – zwei Namen – ein Geheimnis
Arkanum
Kapitel 1. Der überraschende Fund
Mit lautem Gepolter, fiel der Schürhaken, der vor dem Kamin in seinem Ständer gestanden hatte, mit samt diesem um und blieb dann direkt vor der leicht verrußten Steinwand neben dem Kamin liegen.
‚Warum musste die Welt so kompliziert sein? Warum konnte er nicht einfach rausgehen, zu seinen Gefühlen stehen und dann vielleicht sogar glücklich werden?'
Al bückte sich, um den Schürhaken vom Boden aufzuheben und ihn wieder an seinen Platz zurückzustellen, als ihm ein Stein in der Wand auffiel, der nicht ganz fest zu sein schien, denn um ihn herum gab es eine tiefe und wie es schien leere Fuge.
Neugierig kniete er sich hinunter und strich mit den Fingern über den Stein, der leicht knirschte, als er sich ein kleinwenig bewegte. So rutschte Al noch näher, drückte die Fingerkuppen in die Ritzen, packte den Stein und zog ihn heraus.
Nun klappte ihm der Mund auf. Hinter dem Stein befand sich ein kleiner Hohlraum und in diesem wiederum ein kleines schwarzes stark verstaubtes Buch.
Misstrauisch und vorsichtig, wie er nun mal war, schon immer gewesen war in seinen 25 Lebensjahren, zog er seinen Zauberstab und untersuchte sowohl die Öffnung, wie auch das Buch nach schwarzmagischen Flüchen. Doch zu seiner Überraschung lag kein Einziger darauf. Jedenfalls keiner, den er kannte. Und er kannte eine ganze Menge, denn er studierte sie.
Oh je, wird nun jeder denken. Er beschäftigt sich mit Schwarzer Magie, das ist nicht gut. Das könnte ihm schaden und er könnte dieser verfallen.
Nein … nicht Albus Severus Potter. Nicht der Al, dessen Vater der berühmte Harry Potter war, der seine Vornamen von zwei Schulleitern aus Hogwarts hatte, von zwei Männern, die großartige und mutige Zauberer gewesen waren.
Albus Potter war, ein paar Jahre nachdem er seinen Schulabschluss mit Auszeichnung gemacht hatte, als Lehrer nach Hogwarts zurückgekehrt. Er unterrichtete Verteidigung gegen die dunklen Künste und war erst dieses Jahr, zum zweitjüngsten Hauslehrer von Slytherin ernannt worden.
Immer noch kniete der junge Mann - der seinem Vater sehr ähnlich sah, nur dass er keine Brille trug - immer noch vor diesem Geheimversteck, denn das musste es sein und betrachtete das lederne Buch darin. Dicker Staub lag auf dem Umschlag und ein paar Spinnweben hingen auch darin, doch sogar die waren verstaubt.
Wie alt mochte es wohl sein? Wie lange schon darin liegen. Hatte der Eigentümer es vergessen oder vielleicht gar mit Absicht dort gelassen?
„Nun Al, durch Anstarren, wirst du das wohl nie erfahren, was?", sagte er zu sich selber, hob erneut den Zauberstab und ließ es aus der Öffnung direkt in seine Hand schweben.
Es schien nicht besonders wertvoll zu sein, dennoch wirkte es, bis auf den Staub der vielen Jahre, sehr gut gepflegt.
Langsam erhob sich der Dunkelhaarige und ging mit seinem Fund zum Schreibtisch, auf den er es legte und dann davor platz nahm.
Es war kühl und nicht wirklich hell in diesem Kerkerbüro. Das Büro, in dem einst Severus Snape viele Jahre seine Arbeit verrichtet hatte.
Zwei seiner Finger drehten am dem kleinen Rädchen der Petroleumlampe und machten die Flamme größer und somit das Licht heller.
Vergessen waren Als' eigene Nöte und Gedanken für den Moment und sein Augenmerk war neugierig auf das Buch geheftet.
Was würde ihn wohl erwarten? Ein Buch mit geheimen Formeln? Ein Tagebuch?
Kurz zögerte er noch, doch dann schob er die Finger über den dunklen Einband, wischte gefühlvoll den Staub weg, um dann zu erkennen, dass auf dem Umschlag etwas eingestanzt war. Eine Schlange, und die schien sich immer wieder um einen Stab herumzuschlängeln, hoch und runter ohne Unterlass.
Das war eindeutig ein Beweis, dass es sich um ein magisches Buch handeln musste.
Aufgewühlt und mit leicht zittrigen Fingern öffnete er es schließlich und sah …
... eine weiße Seite.
Gut, kein Grund um voreilige Schlüsse zu ziehen. Er blätterte weiter, langsam drehte er die nächste Seite um …
Nichts.
Noch eine Seite, die er schon schneller herumdrehte.
Wieder nichts!
Er wiederholte dies drei - , viermal, doch die Seiten in dem Buch blieben leer. Auch als er sie mit dem Daumen schnell durchblätterte, änderte sich an diesem Zustand nichts.
Enttäuscht stöhnte der junge Mann auf.
„Oh Albus Severus, was hast du erwartet? Auf ein großes Geheimnis zu stoßen?", fragte er sich leise. Er redete in letzter Zeit oft mit sich selber. Ob das die Stimmung in diesem düsteren Büro war oder seine eigene Verzweiflung, wusste er nicht zu sagen, um genau zu sein, ihm selber fiel es nicht mal auf.
Resigniert wollte er das Buch schon an die Seite legen, als etwas aus diesem heraus fiel und direkt vor seinen Augen mitten auf der Tischplatte landete.
Es war eine Fotografie. Nein, es war ein Teil einer Fotografie. Ein Bild, das eine Frau zeigte, eine lachende hübsche Frau mit wundervollem roten langen Haaren.
Nun klappte Al der Mund auf, denn er kannte diese Frau. Leider nicht persönlich, doch er hatte schon viele Bilder von ihr gesehen. Es war … seine eigene Großmutter.
Lilly Potter, geborene Evans.
Aber wie kam dieses Bild in das Buch hier?
Noch einmal nahm er das Buch in die Hand und schlug es auf. Doch in dem Moment rutschte noch erneut etwas aus dem Buch. Ein Stück Pergament, eine Seite eines Briefes. Es stand nicht viel darauf, nur:
jemals mit Gellert Grindelwald befreundet sein konnte.
Wenn du mich fragst, denke ich, dass es bei ihr allmählich aussetzt!
Alles liebe
Lily
Eindeutig ein Stück eines Briefes von seiner Großmutter. Er suchte nach dem anderen Teil, doch es war nichts mehr in dem Buch. Dafür bemerkte er etwas anderes, als er das Buch aufschlug und seine Augen wurden noch größer, denn diesmal waren Seiten in dem Buch beschriftet. Schon auf der Ersten stand in der rechten oberen Ecke ein Name.
Der Name eines Mannes, den er auch nie persönlich getroffen hatte und den er doch besser zu kennen glaubte, als so manch anderer, denn er trug unter anderem seinen Vornamen.
Severus Snape!
Aber wie war das möglich? Vorhin waren die Seiten doch noch weiß gewesen.
Auf der Unterlippe kauend dachte der junge Professor einige Zeit nach. Bis ihm mit einem Mal ein Gedanke kam. Vielleicht war dieses Buch, genauso wie die Tagebücher von vielen jungen Hexen - meist waren es Mädchen, nur wenige Jungs hatten Tagebücher - mit Passwörtern versehen. Mann musste ein, zwei oder manchmal auch drei Worte sagen, nur dann wurde die Schrift in dem Buch sichtbar.
Was hatte er gerade gesagt. Er strengte sich an, wollte sich erinnern.
‚Albus Severus, was hast du erwartet. Auf ein Geheimnis zu stoßen?', ja das mussten ungefähr die Worte gewesen sein. War ‚Geheimnis' das Passwort?
Neugierig probierte er es aus. Doch es passierte nichts, die Worte verschwanden nicht wieder. So versuchte er alle Worte, kombinierte sie, doch die Buchstaben blieben. Einzig und alleine die Namen hatte er noch nicht getestet.
„Albus", wieder passierte nichts. „Severus", war das nächste Wort doch auch hier tat sich nichts. Wäre auch zu albern, wenn man sein Tagebuch mit seinem eigenen Namen, als Passwort belegt. Wieder dachte Al nach. „Albus Severus?" Auch diesmal passierte nichts.
Er wollte schon beinahe aufgeben.
„Ok ein letzter Versuch. Albus – Severus – Geheimnis."
Diesmal verschwanden die Buchstaben wieder und er wiederholte die drei Worte, welche die Schrift sofort wieder sichtbar machten.
Das war es also.
Albus – Severus - Geheimnis.
Würde er wirklich ein Geheimnis finden? Der Hunger nach einer Antwort war in Al gewachsen. Und wenn die Neugier, der Wissensdurst ihn gepackt hatte, dann konnte ihn keiner so schnell aufhalten.
Vorsichtig blätterte er um. Doch war er enttäuscht, dass auf der nächsten Seite nichts stand.
So war es auch mit den nächsten 3 Seiten. Aber schließlich fand er die erste Eintragung. Es waren nur Stichworte, zusammenhanglose Worte.
Angst
Hilflosigkeit
Warum?
Warum sie?
Hätte ich das nur ahnen können
Dann war wieder eine Seite leer und es folgten erneut Stichworte, mit denen Al nicht wirklich etwas anfangen konnte.
Versprochen sie zu schützen
traue IHM nicht
was hab ich nur getan?
Es tut so weh
Dann wieder eine Seite frei und die nächste Seite war schwerer zu entziffern. Es sah so aus, als wären Wasserspritzer auf das Geschriebene gelangt und hätten die Tinte teilweise verlaufen lassen.
Warum?
Er hatte es doch verspr en
All meine Schuld
will sterben
lass unnützes Leben hier enden, bitte
muss mit D reden
Das waren harte Worte, die er da mühevoll hatte entziffern können. Worte, die ihn sehr ergriffen. Sein Vater hatte ihm, als er alt genug gewesen war, von Snape berichtet, ihm seine Geschichte erzählt und er war danach sehr skeptisch gewesen, was die Person dieses Mannes anging. Was wohl auch der Grund gewesen war, warum er die darauffolgenden Jahre versucht hatte, so viel wie möglich über den Mann zu erfahren, der seinen Vater dazu beflügelt hatte, ihm dessen Namen als Zweitnamen zu geben.
Und nun hielt er etwas sehr, sehr Wertvolles in den Händen. Ein ganz privates Tagebuch dieses Mannes.
Für einen Moment überlegte er, ob es rechtens war, wenn er dieses lesen würde, aber auf der anderen Seite, wenn er nicht das Recht dazu hatte, dann keiner.
Entschlossen nickte er sich selber zu und blätterte ein weiteres Mal um.
Zu seiner Überraschung lag jetzt ein ganzer, sehr langer Text vor ihm und nicht nur Stichworte.
Mein Leben ist doch nicht ganz sinnlos.
Ihr Sohn. Er muss beschütz werden.
Für SIE.
Ja. Das ist meine gottverdammte Pflicht. Ich trage Mitschuld an ihrem Tod, so ist es unabdingbar, dass ich diese Bürde auf mich nehme, und versuche, wenigstens sein Leben zu bewahren.
D war hart aber gerecht zu mir. Das werd ich ihm nie vergessen.
Er hatte getan, was er konnte, keiner konnte ahnen, dass B, Ps bester Freund ein Verräter ist. Obwohl, ich hätte es wissen können. Er war es schon immer. Schon damals, als er mich zu diesem Werwolf schickte, damit dieser mich töten sollte.
Als Lehrer soll ich in Hogwarts bleiben. Soll mich vorbereiten auf die Zeit, wenn der Junge in die Schule kommt, um sein Leben zu beschützen.
Denke D will mich eher in der Nähe haben, damit er auf mich achten kann. Doch er braucht keine Sorge haben. Habe erkannt, wem meine Treue und meine Loyalität wirklich gehören muss. Werde nicht noch einmal vom richtigen Weg abkommen, lieber sterbe ich.
Doch das darf ich auch nicht, denn ich muss meine Aufgabe erfüllen. Erst wenn das getan ist, wird es mir erlaubt sein, meinen Frieden zu finden.
Seufzend hob Al den Kopf, als er das las. Er wusste nur zu gut, dass Snape damit den Tod seiner Großeltern gemeint hatte und dass er seinen Vater, Harry Potter, beschützen musste. Es schien so, als hätte er nur noch für diese Aufgabe leben wollen. Er musste Lily wirklich sehr geliebt haben. Vielleicht noch mehr, als jeder geahnt hatte.
Kurz schmunzelte Al. Er hatte etwas entdeckt, das er mit Snape gemeinsam hatte. Auch dieser hatte es nicht gewagt, dem Menschen, den er über alles liebte, dies zu offenbaren.
Der Blick des jungen Mannes wanderte zurück in das Buch. Wie alt war Snape damals gewesen, als er das geschrieben hatte? Jünger als er jetzt selber war. 22 Jahre alt? Ja, das müsste ungefähr passen.
Neugierig las er weiter. Und diesmal war sogar ein Datum oben an der Seite.
1 Januar 1983
Diese schrecklichen Träume. Werde ich sie denn niemals los? Fast jede Nacht quälen sie mich, ich ertrage es nicht mehr. Ich glaube ich halte das nicht mehr lange aus.
Wäre D nicht für mich da, hätte ich längst aufgegeben. Er ist der Einzige, der mir Halt gibt. Manchmal habe ich fast das Gefühl, wir geben uns gegenseitig Hoffnung und Mut. Aber ich denke, da muss ich mich irren.
Der Mann ist so stark und … vollkommen.
Dieser Morgen ist wieder einer derer, die ich schon in der ersten Sekunde verfluchen möchte. Doch vielleicht habe ich das alles ja verdient. Es ist meine persönliche Strafe, für das, was ich getan habe, in meiner Blindheit und meiner egoistischen Dummheit.
Morgendämmerung vertreibt die Nacht,
Glocken schlagen, Vögel singen.
Aus bösen Träumen ich erwacht,
lieg' ich nur da und warte ...
Ja, auf was warte ich denn? Darauf das sich alles nur als böser Traum herausstellt?
Eben noch lachst Du mich an,
strahlst noch wie das hellste Licht,
plötzlich Dunkelheit und Kälte,
der Schmerz zerfrisst mich innerlich.
Ich hab dich schon vom ersten Tag an geliebt, als ich dich im Garten bei eurem Haus habe spielen sehen. Dein langes wunderschönes rotes Haar leuchtete, während du mit deiner Muggelschwester Blumen gepflückt hattest. Du warst so wunderschön, deine Augen, sie schenkten soviel Wärme, strahlten Freude und Liebe aus.
Was hab ich nur getan. Ich hab dich von mir weggetrieben, weil ich glaubte, was die anderen sagten, und ich meinte unbedingt zu ihnen gehören zu wollen. Ich war so blind. Und dann … nach den Prüfungen, ich hatte dich beschimpft, dabei hatte ich dich gar nicht gemeint, ich fühlte mich so gedemütigt, schwach und alleine. Die Worte, die ich sagte, galten im Grunde nicht dir, sondern Potter und seinen Freunden.
Du hast sie mir nie verziehen.
Wann sich Deine Augen von den
meinen abgewandt?
Wie konntest Du vergessen,
was uns so eng verband?
Wohin ist sie verschwunden die Liebe,
die ewig währt?
Wir hatten eine so schöne Zeit, ich hab dir alles beigebracht, was ich über die Zaubererwelt wusste, wir hatten die ersten Jahre immer zusammen gelernt, Hausaufgaben gemacht; in der Bibliothek oder draußen am See.
Was ist nur geschehen, dass wir uns am Ende so fremd geworden sind?
In der kalten Asche suche ich nach Deinen
Spuren - habe dich verloren!
In der kalten Asche suche ich nach Deinen Spuren
-
habe dich verloren!
Langsam erheb' ich mich,
versuche nicht an dich zu denken,
mich durch die Arbeit abzulenken,
doch ich seh' immer nur Dich ...
Ich finde einen Brief von Dir,
Du schriebst ihn vor vielen Jahren,
Bilder der Erinnerung,
nichts kann mich davor bewahr'n.
Wann sich deine Augen von den
Meinen abgewandt?
Wie konntest Du vergessen,
was uns so eng verband?
Wohin ist sie verschwunden die Liebe,
die ewig währt?
Wieso musste es so kommen. Warum hatte unsere Liebe nie eine Chance? Lag es an mir? Oder hast du mich nie wirklich geliebt? Ich werde es wohl nie erfahren. Doch eines weiß ich. Ich liebe dich und werde dich immer lieben, solange ich lebe und darüber hinaus!
Schon wieder wird es dunkel,
der Mond strahlt bleiches Licht,
ich hör deine Stimme,
ich spür wie was zerbricht.
Morgendämmerung vertreibt die Nacht,
Glocken schlagen, Vögel singen,
zarte Knospen blühen auf,
die Dunkelheit wird Licht ...
In der kalten Asche suche ich nach Deinen Spuren
-
habe dich verloren!
In der kalten Asche suche ich nach Deinen Spuren
-
habe dich verloren!
Mit einem leisen Schniefen griff Al in seine Hosentasche und zog ein Taschentuch heraus um sich die Nase zu putzen.
Er war ergriffen von diesem Text. Eindeutig ein Gedicht. Hatte er es nur gefunden und hier aufgeschrieben, weil es so gut passte oder stammte es von ihm?
Und da sollte nochmal einer sagen Severus Snape war ein kalter Mann ohne Gefühle gewesen.
Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet Al, dass es Zeit war, schlafen zu gehen. Morgen war Unterricht und er konnte ja nicht mit tiefen Ringen unter den Augen vor seinen Schülern erscheinen.
Einen kurzen Moment zögerte er, doch dann nahm er das Buch mit und legte es unter sein Kopfkissen, wie einen Schatz, den er bewachen musste.
Für ihn war es so etwas wie ein Schatz. Denn er beinhaltete so viel Privates über einen der beiden Männer, deren Leben und Sein ihn so sehr beschäftigte.
Snape und Dumbledore, seine Namenspatronen.
Er wollte soviel wie möglich von ihnen erfahren. Doch hätte er gewusst, welche Geheimnisse noch in Snapes Tagebuch verborgen waren, hätte er garantiert in dieser Nacht kein Auge zugetan.
