Wie schmeckt der Himmel?
Er saß auf dem Dach des Hotels und beobachtete die Händler, welche emsig ihre Buden und Stände bestückten. „Muss wohl Markttag sein.", dachte er bei sich, „Was durchaus praktisch ist für uns. Vielleicht verirrt sich ja unser Jinchuuriki unter das Volk." Gerade als er durch ein Dachfenster wieder in sein Zimmer steigen wollte (denn manchmal war ein dezenter Weg besser als einfach vom Giebel mitten auf die Straße zu springen), fiel sein Blick auf ein Gruppe von Kindern. Sie standen dicht gedrängt um einen Eisstand und verhandelten offensichtlich mit dem pausbäckigen, gutgelaunten Inhaber. Irgendetwas an dieser Szene ließ Sasori verharren und zusehen. Schließlich hatte jedes der Kinder sein Eis, deren Farben eine nahezu unglaubwürdige Palette von stahlgrau bis bonbonrosa bildeten. Das letzte der Kinder, ein kleines Mädchen mit aschgrauen Haaren und einem viel zu großen Hemd, nahm ihr großes, himmelblaues Eis entgegen und drehte sich um. Und sah Sasori geradewegs in die Augen. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er immer weiter auf den Rand des Daches zugegangen war, ganz so, als wolle er doch den auffälligeren Weg nach unten nehmen.
„Ey du!", riss ihn die Stimme des Mädchens aus seinen Gedanken. „Was machst'n du da oben? Komm lieber runter, meine Mama sagt immer, auf Dächern spielen ist gefährlich." Und wie sie so dastand, genüsslich an ihrem Eis schleckend, kam es Sasori vor, als wäre es durchaus angemessen, herunter zu kommen. Also sprang er.
Nun stand er der Kleinen direkt gegenüber und wusste eigentlich immer noch nicht, was er ihr erwidern sollte. Das Mädchen schien ebenfalls etwas zu überlegen. „Du guckst so traurig." Sie legte den Kopf schief, musterte ihn von oben bis unten und schien zu einer wichtigen Erkenntnis gelangt zu sein. „Komm, probier mal. Macht glücklich." Mit diesen Worten hielt sie ihm das blaue Eis hin. Sasori zögerte, wollte eigentlich ablehnen. Und doch streckte er langsam die Hand danach aus…
Schnell drückte es die Kleine Sasori in die Hand, sagte: „Da, behalt's ruhig.", drehte sich um und lief ihren Freunden nach.
Verblüfft starrte der Akatsuki auf dieses blaue Etwas, das langsam zu schmelzen begann.
Um ihn herum erwachte der Markt endgültig zum Leben, füllte sich mit schwatzenden, lachenden, essenden Menschen und doch konnte Sasori den Blick nicht von dem Eis in seiner Hand nehmen. Himmelblaue, zähe Fäden flossen von dem immer kleiner werdenden Klumpen farbigen Wassers über Sasoris hölzernen Finger um am Ende in dicken, schweren Tropfen zu Boden zu fallen. Selbst als er nur noch das Holzstäbchen umklammert hielt und die Eisreste zu einer blassblauen, geleeartigen Masse eingetrocknet waren, stand Sasori immer noch unbewegt da, wo ihn das Mädchen hatte stehen lassen.
Als die Sonne unterging und alles mit roten Schatten füllte, wurde das Himmelblau auf seiner Hand langsam tief violett.
„Sasori Danna, was macht Ihr hier? Ich habe Euch den ganzen Tag gesucht!" Ein deutlich abgespannt aussehender Deidara stellte sich vor ihn, die Arme genervt verschränkt, mit wütend blitzendem Auge und leicht zerzausten Haaren. „Beinahe hätte ich sogar von einem dieser Marktschreier was erfahren, aber dann gab es diesen Tumult wegen dieser dummen Kinder und -" „Deidara", unterbrach ihn der Puppenspieler und sah ihn an. Zum ersten Mal schien es Deidara, als wäre da ein tiefes Leuchten in seinem Blick, einem Feuer gleich, dass in seinen Augen brannte. „Deidara", murmelte Sasori," wie schmeckt Himmelblau?"
