Titel: Wer im Glashaus sitzt
Autor: Khana (khanakatze - at - gmail - com)
Fandom: Circle of Magic
Charaktere: Trisana Chandler
Thema: #66 - Regen (bei fanfic100de im livejournal
Word Count: 398
Rating: G
Warning: --
Note: Beta war wieder die liebe lenija.
Wer im Glashaus sitzt
Tris war fasziniert von Cranes Gewächshäusern.
Nicht unbedingt von dem, was sich darin befand. Die ordentlich in Reih und Glied wachsenden Pflänzchen im rechten und das Gemüse im mittleren Gewächshaus interessierten sie nicht wirklich. Die vielen farbenprächtigen Blumen im linken gefielen ihr schon eher, aber viel mehr als die Blumen faszinierten Tris die Glashäuser selbst.
Die vielen riesigen Glasscheiben, die nur von dünnen Metallverstrebungen gehalten wurden. Die Winkel, in denen man die Scheiben befestigt hatte, um das Sonnenlicht an genau die richtigen Plätze zu lenken. Die schmalen Röhren an der Decke, durch deren viele winzige Löchlein Wasser auf die Blumen herabrieselte. Sie hatte nachgefragt, ob sich ein Wassergeweihter um die Wasserzufuhr kümmerte, aber Crane hatte entschieden den Kopf geschüttelt. Tris musste grinsen bei dem Gedanken. Die Unzuverlässigkeit der Wassergeweihten schien tatsächlich sprichwörtlich zu sein.
Es war unglaublich, wie in diesen abgeschlossenen Räumen Wetter erzeugt wurde. Es regnete, die Sonne schien, morgens lag Tau auf den Blättern - und doch hinderten die Physik und ein wenig Magie diesen kleinen Bereich daran, jemals dem Winter anheim zu fallen.
Doch das Wetter war zu künstlich, zu... steril.
Wann immer Tris das Gebäude betrat und den ersten Atemzug schwerer feuchter Luft in ihre Lungen sog, verlangte es sie danach, es für diese Blumen einmal richtig regnen zu lassen.
Und eines Morgens, als sie in die Gewächshäuser ging, um eine Unterrichtsstunde mit Crane zu bestreiten, war sie allein mit all den Blumen.
Kein gelbes Lufttempelgewand weit und breit, keine Menschenseele.
Nur Tris, die schwere, feuchte Luft und der Wunsch nach Regen.
Sie versuchte, sich zu beherrschen. Sie versuchte es wirklich. Schließlich war das hier nicht ihr Gewächshaus, und Crane hatte sie ganz sicher nicht darum gebeten, hier einen Regenguss loszulassen.
Aber da war all dies viele Wasser, das geradezu nach ihr schrie, und Tris gab nach.
Sie sammelte all das Wasser, das durch die Luft schwirrte, das sich auf Blättern gesammelt hatte oder am Dach des Gewächshauses kondensiert war, und schickte es hinauf, hoch, hoch und immer höher, bis zur Decke.
Und dann ließ sie es fallen, kontrolliert, immer nur ein wenig auf einmal, aber doch mehr, als jemals durch die Röhrchen da oben getröpfelt war.
Sie konnte geradezu sehen, wie die Köpfchen der Pflanzen sich dem Regen entgegenstreckten, und sie legte den Kopf in den Nacken, breitete die Arme aus und stand lachend im ersten Wolkenbruch, den Cranes Gewächshäuser jemals erlebt hatten.
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