.
A Week with the Armanielf
A week with the Armanielf
Intro: „Cause sometimes you just feel tired. You feel weak and when you feel weak you feel like you wanna just give up. But you gotta search within you, you gotta find that inner strength, and just pull that shit out of you and get that motivation to not give up and not be a quitter, no matter how bad you wanna just fall flat on your face and collapse." [Eminem – `Till I collapse]
(Anm. d. Autorin: Diese Story ist mit der Hilfe von vier guten Freundinnen entstanden, die Pate für Charaktere gestanden sind, sich meine seitenlangen Entwürfe durchgelesen und vor Lachen gekringelt haben und mir immer zur Seite standen, was dass ausarbeiten von total durchgeknallten Ideen anbetraf. Ich danke euch, Mädels! *knuddels* ^-^)
„Oh sieh an, das Blümchen!" Diese fröhliche Stimme schallte durch das halbe Foyer und ich drehte mich erstaunt und auch leicht verärgert um. Seitdem ich durch den „Herrn der Ringe"Kultstatus erreicht hatte und zu einem weiteren Internationalen Sexsymbol ernannt worden war (ohne das mich jemand um meine Meinung gefragt hatte) erkannten mich natürlich eine Menge Leute die mich mit Orli oder OB anredeten oder auch ganz vorsichtig Orlando sagten, aber niemand hatte bis jetzt die Frechheit besessen mich „Blümchen"zu nennen! Also drehte ich mich um und sah in das Gesicht eines jungen Mädchens – sie mochte nicht einmal siebzehn sein - das mich breit angrinste und ihre blauen Augen leuchteten hinter ihrer Brille hervor. Als sie merkte das ich sie wohl gehört hatte errötete sie ebenso wie ihr dicker roter Schal den sie dank der winterlichen Temperaturen um den Hals hatte und schluckte. „Verzeihen Sie Mr. Bloom.", bemerkte sie dann auf gebrochenem Englisch und schien nach Wörtern zu fischen. „Ich wollte Sie nicht beleidigen."Sie stotterte noch etwas und lief weiter. Ganz eindeutig, sie war eine Deutsche. Ich war nun seit drei Tagen in Deutschland auf einer kleinen Fete namens Ringcon in der es natürlich – wie sollte es auch anders sein – um den Herrn der Ringe ging. Eigentlich war ich ganz froh gewesen mal aus L.A. rauszukommen und wieder was mit den Jungs zu unternehmen – Elijah war auch mitgekommen sowie Ian, der sich einen gandalfliken Bart wachsen ließ und auch Craig war hier bei uns genauso wie Billy und Dom, John und Seanylein und Miranda war ebenfalls noch hier. Ich dachte, ha, Deutschland ist klein und süß und ein nettes Land weit weg von Hollywood wo du nur bei den Freaks bekannt bist. Aber von wegen! Legolas hatte Deutschland auch für mich erobert, die Mädchen lagen dem pfeilschießenden Elben reihenweise auch hier zu Füßen – und mir somit leider auch. Meine beiden Arme litten – ebenso wie die der Jungs – unter Muskelkater vor lauter Autogrammschreiben, und Girlies gab es hier wirklich genug. Girlies, die in Legolas oder Orlandoshirts herum rannten (Wie wütend war Lij gewesen, als nur selten ein Girl ein Frodo oder Hobbitshirt getragen hatte), Girlies die laut kreischten wenn ich auf die Bühne kam und nicht selten in Ohnmacht fielen und Girlies die mit Teddybären und Heiratsanträgen nach mir schmissen. Ich konnte die Worte: „Marry me please!", schon nicht mehr hören. Ätzend! Dieses Mädchen hier allerdings war anders, das hatte ich sofort bemerkt. Und ich war rasend neugierig wieso sie mich: „Flower!", genannt hatte. „He, warte mal!", rief ich ihr hinterher – und lenkte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden des Foyers auf mich weil ich wie ein Fluglotse mit den Armen wedelte. Maude unter mir streckte sich und gähnte hundestylisch über mein Verhalten. Gut, das die Producer diesen hysterischen und hyperkollabierenden Girlies klargemacht hatten, das ich und die Jungs gestern schon wieder abgereist waren – wir wollten in Bonn noch ein paar Tage lang ausspannen, wenn es überhaupt möglich war ohne das uns jemand erkannte. Aus eben diesem Grund hatte ich mir auch die Mühe machen lassen und Maude, meine Goldenretriverhündin mit hierher fliegen lassen. Eine Woche Ferien im fernen Deutschland! Naja, vielleicht wurde es doch noch ein ganz nettes Wöchelchen, man würde es sehen. Das Girl drehte sich um und errötete erneut. „Meinen Sie mich, Mr. Bloom?", fragte sie unterwürfig, schüttelte sich aber kurz und schien etwas selbstbewusster zu werden. „Sicherlich. Aber lass bitte das Mr. Bloom weg. Könntest du mir etwas erklären?" Sie legte den Kopf schief und trottete zurück zu mir an die Bar wie ein willenloser Zombie. Es war verwunderlich das ich schon so früh dort zu finden war, normalerweise trank ich nicht so viel. Auch jetzt war es nur ein kleines deutsches Bier – denn das war wirklich gut und zur Verdauung dieses schweren Schweinebratens, den Lij und ich heute zum Spaß probiert hatten. Deutsches Essen war wie Ian gesagt hatte „Vorzüglich"und das war auch der Grund wieso Christopher morgen unsere Runde komplettieren wollte, aber fett war es auf alle Fälle. Ich war ernsthaft am überlegen ob ich zu Abend essen sollte (auch ein Schauspieler achtet darauf das sein Waschbrettbauch nicht zum Waschzuberbauch mutiert) als sich das Girl neben mir auf einen Hocker schwang und mit einem erfreuten Quietschen Maude entdeckte, vom Hocker herunter glitt und die Hündin streichelte. Ich wollte das Girl warnen – Maude hatte so etwas nicht gerne – doch der Hund ließ sich gefallen das ihre Hand durch das Fell glitt. Ehrlich gesagt war ich erstaunt. „Ein schöner Hund, Mr. Bloom.", beglückwünschte sie mich. „Nicht Mr. Bloom.", jammerte ich hingegen und wartete bis sie genug davon hatte in Maudes flohverseuchtem Fell zu wühlen (Nein, Maude ist nicht Flohverseucht, keine Sorge.) „Ist Ihnen das nicht recht?", fragte sie – vermutete ich jedenfalls. Ihr Englisch war wirklich ziemlich gebrochen, sie fischte jedenfalls hoffnungslos lange nach Wörtern. „Sag Orli.", erwiderte ich knapp und wunderte mich wieso ich sie überhaupt hierher bestellt hatte. Sie war ganz ansehnlich, aber ihre Augen waren im Anbetracht ihrer Kopfform etwas zu klein und ihre Nase ziemlich spitz für ein Mädchen und ich kannte viele Girls die besser als sie gebaut waren. Aber sie hatte einen wachen Gesichtsausdruck. „Orli?", fragte sie irritiert und legte die Hände auf den Schoß. „Bitte, ich bin kein Geschäftsmann und außerdem nicht so von Welt. Du kannst ruhig Orli sagen, Liebes.", erwiderte ich. „Nicht so förmlich!" Sie zog eine Grimasse und schien mich nun endlich zu mustern und zu meinem Erstaunen war sie das erste Girl hier in Deutschland das bei meinem Anblick das Näschen – in ihrem Fall spitze Näschen kräuselte. „Ich bin Veronika Pfeifer. Du kannst aber Vroni oder Lyth zu mir sagen wenn du möchtest. Also, um was geht's?" „Lyth?" „Das ist ein Spitzname. Meine Freundinnen haben mich Lythande getauft wegen meiner hier recht eigentümlichen Größe. Es ist Sindarin und bedeutet etwa lange Blüten.", erklärte sie und wurde ein bisschen nervös. „Wo wir wieder beim Thema wären.", entgegnete ich und bemerkte an ihrem verdutzten Gesichtsausdruck das sie nicht verstand welches Thema ich meinte. „Wieso hast du Flower geschrieen als du mich gesehen hast?" „Hab ich das?", fragte sie errötend. „Oh ja, du hast: „Oh look at this, the flower!", gerufen.", erwiderte ich und schien etwas streng geklungen zu haben. Veronica – bleiben wir bei Veronica das lässt sich besser sprechen – wurde immer röter. „Entschuldige. Ich... Bloom heißt doch Blüte oder blühen, nicht wahr? Das sagt jedenfalls mein Englischlexikon... ich fand das ganz lustig als Spitzname. Im Deutschen klingt es aber viel besser – Blümchen, nicht wahr?" Das brachte mich wirklich zum lachen besonders weil ich mir an dem Wort die Zunge brach. Deutsch war um einiges schwerer als Sindarin. Ich dachte, Deutsche wissen nicht was Humor ist. Ich lachte mich schief und scheckig, während Veronica neben mir immer mehr errötete und Maude ihre Finger ableckte – etwas das der Hund äußerst selten tat. „Das ist mal ein etwas anderer Spitzname.", erklärte ich ihr dann und sie entspannte sich. „Ich könnte ja auch Mr. Supersexy Armanielb zu dir sagen.", entgegnete sie keck. „Woher weißt du das mit dem Armanielb?", fragte ich, noch halb die Tränen aus meinem Gesicht wischend. „Ich bin informiert.", erwiderte sie knapp. „Ich meine, wäre ich auf der Ringcon wenn ich kein Fan wäre?"Sie grinste und ich war enttäuscht von ihr. Sie war also doch nur ein Fan. Nichts gegen Fans, aber in der Herde ähnelt der eine dem anderen. Ich kannte ja wirklich viele nette Fans... Ich musste eine ziemliche Schnute gezogen haben und erwiderte erst auch einmal nichts. „Du ziehst ein Gesicht als ob dir ein Hobbit dir das Frühstück vor der Nase weggeschnappt hat.", sagte sie lachend während ich meinen Schnabel in das gute Pils zurück steckte. „Kommt vielleicht davon das ich im Moment wenig zu freuen habe.", entgegnete ich etwas gefrustet und hob die Hand um den Kellner ein zweites Bier abzuringen, doch Veronica fiel mir in den Arm. „Du kriegst es nicht in den Griff indem du dem Hotel den Keller leersäufst.", erklärte sie mir knapp und ich kam endlich dazu, länger in ihre blauen Augen zu sehen. Ich fand sie aus irgend einen Grund nett – nett, nur nett! „Berühmtsein ist wohl auch nicht immer so schön, hm?", hakte sie dann nach. „Ich weiß nicht, irgendwie glaube ich – verstehe ich dich, weißt du. Immer umringt von diesen Fans die dich für Legolas halten oder so... fänd ich auch hart. Weißt du, diese Art von Herr der Ringe Fans sind keine richtigen Fans mehr. Mittelerde ist eine Fantasywelt und war schon oft genug in meinen Träumen dort unterwegs und ich würde mir nichts mehr wünschen als das es Mittelerde wirklich gibt. Aber durch Warner Brother ist der Herr der Ringe berühmt geworden und wäre nur ein Vergnügungspark. Leute, die das so ernst sehen, das sie die Realität nicht mehr hinter der Fantasy erkennen, sind mir zu dogmatisch." Ich sah sie erstaunt an. Sie hatte mir aus der Seele gesprochen – wenn auch sehr gebrochen – und genau zum Ausdruck gebracht was ich manchmal meinte. Sie schien wirklich ein schlaues Ding zu sein. Ich mochte sie wirklich mit jedem Satz den sie sagte lieber. „Nicht wirklich, musst du wissen, Liebes. Es ist stressig. Aber das interessiert hier doch niemanden. Was machst du hier? Die Con ist doch vorbei?" Veronica seufzte und betrachtete mein Bierglas neidisch, dann schüttelte sie den Kopf weil sie anscheinend an etwas anderes gedacht hatte. „Ich habe mich in einem Motel ein paar Häuser weiter mit zwei Freundinnen einquartiert. Die eine hat sich gestern das Bein gebrochen und die andere schläft noch in unserem Zimmer.", erwiderte sie knapp. „Und wieso schläfst du nicht im Ma... Ma..." „Maritimhotel. Ich weiß, Deutsch ist recht kompliziert für Engländer. Ich bin kein Schauspieler, ich bin nicht so reich. Meine Internetbekanntschaft und ich haben uns auf der Ringcon getroffen und wollten ein paar Tage hier in Bonn verbringen doch er musste nach Hause. Darum wohnen meine beiden Freundinnen noch eine Weile hier mit mir und wir machen die Gegend noch ein bisschen unsicher. Ich war nur hier im Hotel weil Tanya ihren Geldbeutel hier verloren hat. Sie kann ihn schlecht mit gebrochenen Fuß holen." „Aua.", entgegnete ich. „Gebrochen? Richtig durch?" Sie nickte und strich ihr langes, gefärbtes Haar zurück und ich erkannte erst jetzt mit einem lächeln die vielen kleinen Zöpfchen in ihrem Haar, die sie mit stundenlanger Mühe dort hineingefieselt haben musste. „Die Zöpfe sind ja echt niedlich, Veronica, aber meine Stylistin würde dir zeigen wie es einfacher geht." Ich war ein bisschen überrascht darüber wieso ich mit einem wildfremden deutschen Mädchen überhaupt über solche Dinge redete. Sie grinste jedoch nur breit. „Stylistin? Hast du die denn dabei? Was schleppt ihr Schauspieler nur alles mit euch herum?" „Na ich schleppe sie ganz bestimmt nicht." Sie musste unwillkürlich lachen und giggelte so heftig das wieder das ganze Foyer herüber sah. Es mussten recht berühmte Menschen hier sein – und nun da die Con vorbei war kamen wieder mehr berühmtere hierher. Gestern war ich einem Herren Namens Norbert Blüm begegnet – überaus komisch fiel mir auf, als ich an Veronicas Spitznamen dachte den sie mir verpasst hatte – der ein überaus wichtiges Amt hier zu bekleiden schien. Er hatte sich mir jedenfalls höflich - und mit einem furchtbaren Akzent – vorgestellt und es als eine Ehre empfunden, den berühmten Elben höchstpersönlich zu treffen. Wenn ich in der nächsten Zeit noch das deutsche Staatsoberhaupt Gerhard Schröder treffen würde, müsste man mich wohl in eine Irrenanstalt einliefern. Und zwischen diesen hohen Tieren lief Veronica, die Normalsterbliche herum. Hm. Interessant. „Gut, ich habe mich wieder beruhigt.", prustete sie zwei Minuten später. „Ist etwas lächerlich über so etwas so lange zu lachen... aber du hast es so lustig gesagt." Ich lächelte sie an. Sie war wirklich ein lustiges Mädchen – und das erste mit dem ich mich fünf Minuten unterhielt, aus meinen Leben erzählte und die meinen Hund streichelte ohne das sie gleich ein Autogramm wollte, ohne das sie mir Komplimente gemacht hatte wie gut ich denn als blondes schießwütiges Milchreisbübchen mit Leggins in den „Rings"gewesen war... eigentlich komisch. Außerdem kicherte sie nicht andauernd dümmlich und errötete laufend wenn ich sie ansah. „Wenn du meinst, Veronica.", erwiderte ich. „Aber bitte sag mir jetzt woher du das mit dem Armanielb hast." „Na gut, weil du mich darum angefleht hast.", war ihre mehr gegrinste Antwort, und sie grübelte während ich ihre Klamotten musterte. Kein Einer Ring baumelte an einer Kette von ihrem Hals, sie trug eine schwarze Schlaghose mit weißen Sneakers, eine braune Bluse mit einer schwarzen Weste und den besagten Schal und zwei schwarze lange Handschuhe die ihr bis zu den Ellenbogen gehen mussten. Ich stufte sie unter normal bis leicht verrückt ein, aber unter die Kategorie – ist in Ordnung. „Ich glaube ich habe es von einer Internetsite. Orlandobloomonline. Genau. Daher müsste ich es haben. Wieso?" Ich zog wieder eine Schnute. Wenn ich etwas nicht leiden konnte, dann war es Internet. Ich machte es ihr mit genügend Verachtung in der Stimme klar. „Eigentlich ist das Internet ganz nützlich. Auf der dieser Internetsite gondle ich nur herum weil sie ein paar Texte von mir ausstellen, musst du wissen. Dort rennen viel zu viele Girlies herum die sich in dich verguckt haben. Sie feiern auch immer großartig deinen Geburtstag und schreiben Memos an die Tafeln, in der Hoffnung du surfst zufällig vorbei und liest sie. Du kannst sicherlich kein Deutsch, nicht wahr?" „Außer Hallo und Blümchen nicht sehr viel, nein.", schmunzelte ich und sie grinste vergnügt. „Aber was meinst du mit Texten?" „Fanfictions.", sagte sie knapp und leckte sich über die Lippen. „Ich habe auch über Legolas geschrieben, das sage ich ganz offen, aber du bist ja nicht Legolas, du spielst ihn ja nur. Du bist nicht er. Bitte sei mir nicht böse – aber ich mag Legolas mehr als dich. Das ist wohl auch der Grund wieso ich nicht in Ohnmacht gefallen bin als ich dich gesehen hab. Du... bist jetzt nicht sauer oder so?" Ich strich über meine jetzt zum Glück kürzeren Haare. Pirates of the Caribbean waren abgedreht – der Film war doch nicht sooo berauschend für mich gewesen, irgendwie hatte ich doch den Bogen vermisst, Troja war auch fertig – zu meinem Glück war ich mit all dem fertig und ich konnte nur sagen Johnny Depp ist ein Arschloch – tut mir leid ist aber so. „Wieso sollte ich sauer sein? Ganz im Gegenteil. Ich bin froh wenn ich mich mal locker und ungezwungen unterhalten kann und niemand mich um ein Autogramm bittet. Du wirst das doch nicht tun, oder?" Sie trommelte mit den Händen auf dem Tresen herum und gab mir einen schelmischen Blick. „Tja, jetzt wo du mich auf die Idee gebracht hast... nein, natürlich nicht. Ich brauche kein Autogramm von dir. Du bist auch nur ein Mensch, ich wüsste keinen Grund wieso ich vor dir auf die Knie fallen sollte. Ok, du hast bei meinem Lieblingsfilm mitgespielt – meinen Hammermegalieblingslieblingsfilm und das nur wegen Helms Klamm und hinterher werde ich mich für bekloppt halten weil ich mich mit dir unterhalten hab und meine Freundinnen werden denken ich steh unter Drogen aber – egal. Ich habe mit dir geredet und das ist Beweiß genug für mich. Ich finde es ziemlich witzig." „Und du stammelst nicht einmal.", musste ich zugeben. „Du redest mich zu wie ein Wasserfall." „Tu ich das?", fragte sie unschuldig. Schon wieder dieses unschuldige „Tu ich das?"Irgendwie war es niedlich an ihr. Sie war süß, ganz ehrlich. Aber ich war ein sechsundzwanzigjähriger Engländer. „Sag mal, wie alt bist du eigentlich?" „Siebzehn.", erwiderte sie. „So gerade so. Ärgerliches Alter. Pubertätsprobleme und nervende Jungs wohin man schaut! Wieso sind nie Elben da wenn man sie braucht?" „Wie meinen?", fragte ich verblüfft. „Naja, Elben sind so... hach und etepetete und auf dem Hilfe-mir- ist-der-Fingernagel-eingerissen-Trip aber sie sind Gentlemans.", war die schlichte Antwort und sie fing an in ihrem Geldbeutel herum zu kramen, nachdem sie einen weiteren gierigen Blick auf mein leeres Bierglas gelenkt hatte. „Was tust du?" „Ich habe Durst.", maunzte sie kläglich und nestelte eine Preiskarte aus einem metallenen Ständer auf dem Tresen. Als sie las, wurde ihre Miene blass. „Mein Gott, für dieses Geld kann ich den ganzen Tag U-Bahn fahren!" „Was willst du Trinken?" „Eine schöne, dickmachende zuckersüße amerikanische Coke aber die kostet ja Unsummen!", stöhnte sie auf und schüttelte den Kopf. „Mein Gott! Ich sollte doch zu McDonalds gehen – aber da kann man Mr. Armanielb ja nicht mitnehmen, oder?" Ich lachte erneut. Sie war wirklich witzig, ohne Zweifel. Ich mochte sie jetzt schon gerne. Sie war eine kleine Verrückte, aber das gefiel mir so. Dann schnippte ich mit dem Finger und winkte den Kellner zu mir der noch gebrochener Englisch sprach als Veronica, deren Sätze nun immer schneller und gewandter wurden. „What do you need?", fragte der Kellner unbeholfen. Ein Glück das ich das Personal schon mit Autogrammkarten abgespeist und schön mit ihnen Cheese in die Kameras gegrinst hatte, sonst würden die Ärmsten nur noch herum stottern. „A coke, my dear!", erklärte ich ihm, dann grinste ich zu Veronica herüber, die ihre Stirne in Falten gelegt hatte. „Ich lade dich ein, sozusagen als Dank und um dir zu beweißen das es doch Elben gibt wenn man sie brauchte." „Aber Orli!", protestierte sie, und ich glaubte sie schon ewig zu kennen, als ich sie abblockte. „Keine Widerrede. Ich zwinge dich jetzt dazu." „Na gut. Wenn ich schon mal Mr. Armanielb treffe kann ich mir wenigstens von ihm eine Coke kaufen lassen, wenn mir die anderen schon nicht glauben werden.", nuschelte sie vor sich hin. „Wie bitte?", erkundigte ich mich und hielt die Hand ans Ohr, woraufhin Veronica das Lachen anfing. „Mein Gott bin ich peinlich.", prustete sie zwischen ihren eilig vorgehaltenen Händen hervor. „Aber es ist so ungewohnt dich mit Bart und ohne spitze Ohren... hihi... ich wünschte nur ich hätte auch eine Elbe spielen können in Neuseeland... aber ich war während des Drehs weder in Neuseeland noch bin ich Supermodel..." Sie strich sich über die Haare, dann nahm sie einen Schluck von der Coke, die ihr der Kellner mit neugierigem Blick hingestellt hatte. Er fragte sie schnell etwas auf Deutsch, und ich blickte Veronica erstaunt an, deren Gesichtsausdruck erst bodenlos empört war, dann begann sie lauthals zu lachen, warf den Kopf zurück und lachte jenes klares, perlendes Lachen das man nur dann lachte wenn man wirklich sehr erheitert war, dann gab sie dem Kellner unter prustendem Giggeln eine knappe Antwort. „Ich will auch mitlachen!", quengelte ich ungeduldig und wunderte mich über den hochroten Kellner, der eiligst verschwand. Veronica wischte sich die Tränen weg und gluckste amüsiert. „Er hat.... hihihi... ich hör mich an wie auf LSD... er hat gefragt ob ich deine Freundin bin." „Freundin im Sinne von Freundin oder von Kumpel?", fragte ich und kam mir doch etwas dumm vor, doch sie hatte nur „friend"gesagt und das ließ sich auf verschiedene Weise interpretieren. „Freundin.", erklärte Veronica und ertränkte ihren nächsten Lachkrampf in ihrer Cola, während ich ebenfalls wie der arme Hotelkellner einen rötlichen, ziemlich unelbischen Farbton annahm und Veronica dabei zusah wie sie in ihre Cola prustete um nicht vor Lachen vom Stuhl zu fallen. Hilfreich riss ich meine Arme vor, als es wirklich fast so weit gekommen wäre und zog sie auf den Barhocker zurück. „Ist das nicht süß?", fragte sie dann und kühlte mit dem Glas ihre roten Apfelbäckchen. „Weil ich so aussehe als ob ich mit Orlando Bloom zusammen wäre... irre... irre... das glaubt mir niemand... sehe ich aus wie Jennifer Aniston?" „Jen ist mit Brad zusammen.", entgegnete ich für einen Moment etwas abwesend. „Das weiß ich.", erklärte sie und stellte das Glas mit Nachdruck ab. „Aber ich weiß nicht wie deine Ex-Freundin heißt. Ich meine, das geht mich ja nichts an. Irgend was muss ich ja als Beispiel nehmen, findest du nicht?" „Ronnie.", grinste ich. „Ronnieliebes – darf ich das sagen? Du weißt nicht wie meine Ex heißt? Komisch. Sonst konnte bis jetzt jede damit aufwarten. Die meisten haben Morddrohungen gegen sie ausgesprochen." „Vor mir ist sie sicher, glaubs mir.", erwiderte sie trocken und nahm erneut einen Schluck, bevor sie das Glas schwenkte. „Glaub mir, das ist seine vier Euro nicht wert. Ach... und wieso Ronnie?" „Veronica!", erklärte ich. „Ronica. Daher das Ronnie. Du weißt doch, wir Engländer kürzen alles ab." „Nein, das tun die Amis.", wurde ich zurechtgewiesen. Je länger wir uns unterhielten, desto wohler fühlte ich mich in ihrer Gesellschaft – und desto inniger betete ich das kein Fotograph sehen würde. Ich hatte genug mit Propaganda über mich zu kämpfen. Noch schlimmer wäre es gewesen ein neues Klatschgerücht abzuwehren, das etwa so klingen könnte: Orlando Bloom mit schöner Unbekannten in Bonn/Germany gesichtet. Das war ein weiterer unangenehmer Teil des Starlebens. Ich rate davon grundsätzlich ab. Ronnie und ich quatschten über zwei Stunden lang und verstanden uns immer besser. Es ist nicht so das ich irgendwie von ihren blauen Augen angezogen wurde – allerdings stieß mich ihre Brille nicht ab – sondern es waren wirklich nur sehr freundschaftliche Gefühle. Sie war ein Fan, aber ein vernünftiger. In den zwei Stunden hatten wir recht viel übereinander erfahren auch wenn wir beide ab und zu händeringend ihr kleines Taschenwörterbuch zu Rate ziehen mussten oder ich mit Händen und Füßen fuchtelnd versuchte ihr zu erklären worauf ich hinaus wollte. Maude sah uns beleidigt weil wir uns nicht um sie kümmerten zu, nur Ronnie tätschelte sie ab und zu mit gebrochenen Kosewörtchen und kraulte das Kinn der Hündin. Allerdings sprach sie am Schluss unserer Konversation fließendes Englisch. „Wenn ich erst einmal auf Englisch denke, geht alles von alleine.", erklärte sie mir grinsend. „Ich merke es. Du hörst dich an wie ein Engländer, jetzt hast du fast keinen Akzent mehr.", lobte ich. Sie strahlte mich an. „Sagten meine Lehrer auch immer. Wir hatten einen sehr strengen Lehrer der uns penibel genau beibrachte wie man vom Deutschen ins Englische übersetzt. Es hat was gebracht, würd ich sagen. Ich bin stolz das mich schon viele für eine echte Engländerin gehalten haben wegen meines akzentfreien Sprechens." „Ja, das merkt man." Maude unter meinem Stuhl quietschte auf einmal, sprang auf und jammerte herzerweichend. „Oh nein!", seufzte ich. „Es sieht so aus als ob sie raus muss, eh?", fragte Ronnie. „Ich hab auch einen Hund, ich kenn mich da aus.", fügte sie erklärend hinzu. „Genau, er heißt Max und du weißt nicht welche Rasse er ist. Du musst diesen Hund heiß und innig lieben, du hast mir halbe Romane über ihn erzählt." „Oh entschuldige Orli. Ich bin eine schreckliche Langweilerin.", entschuldigte sie sich knapp und ihre blauen Augen leuchteten nach Verzeihung heischend auf. „Ach, nicht der Rede wert. Ich lebe noch. Tja, dann muss ich mit Maude rausgehen. Wo ist dein Motel? Das wäre doch der passende Weg für einen Hund um sich zu erleichtern, oder?" „Man kommt unterwegs an einen kleinen Park, ja. Es sind nur zehn Minuten bis zum Starshine.", erklärte sie lachend. „Oh du mein lieber Gott, Tanya wird mich umbringen weil ich sie wegen ihres Geldbeutels nicht angerufen habe. Egal. Hast du eine Leine da oder hört Maude aufs Wort?" Mit einem schiefen Lächeln zauberte ich die Leine meiner Hündin aus der (nein!) Armanijackentasche und Veronica nahm sie ohne zu fragen und leinte das Tier an. „Du solltest – nur nebenbei gesagt – eine Sonnenbrille aufsetzten oder dir eine Orkmaske vorschnallen oder etwas ähnliches.", bemerkte sie dann beiläufig und schlüpfte in ihre Jacke. „Ich meine, dein Gesicht ist ziemlich bekannt." „Rührend wie du dich um mich sorgst.", erwiderte ich mit einem gefälligen Grinsen. „Haha. Nun komm schon, du elbischer Langweiler. Komm schon! Move your ass!" Sie war wirklich lustig. Ich vertraute dem Portier meinen Hotelschlüssel an und erklärte ihm freundlich das ich mit meinem Hund spazieren gehen würde. Der Portier ließ mich gewähren und fragte auch nicht übermäßig höflich wer meine Begleiterin sei. Draußen vor dem Hotel schlug mich die kalte Brise erst einmal um. Eigentlich hätte ich das raue Klima von Seeland noch gewöhnt sein müssen – ich erinnere mich an einen sehr verschneiten und eisigen Geburtstag von Viggo, der in Neuseeland im Frühjahr Geburtstag hat während es im Januar immer sehr schön warm war – doch nach einigen Wochen Dreh in der Karibik mit ausgedehnten Surfstunden war man die Kälte natürlich nicht mehr gewöhnt. Ich elendiges Weichei. Unterwegs zu Ronnies Hotel Starshine übten wir die Aussprache Deutscher Wörter und im Spaß rang sie mir das Versprechen ab, das ich für sie einige Worte Deutsch lernen würde. Als wir am Motel angekommen waren, verhielten wir uns leise und unauffällig – mach das bitte mal mit einer Sonnenbrille wen draußen zwei cm Schnee liegen! – und Ronnie führte mich in das Foyer des Motels, das lange nicht so gemütlich, groß und luxuriös war das man es mit meinem schönen Hotel vergleichen konnte. Maude schien es zu gefallen. Allerdings durfte sie nur ins Foyer, sonst hätte ich Ronnie vor die Türe gebracht. „It was really nice to meet you.", erklärte ich ihr zum Schluss. „Ja, ich werde mich wohl immer daran erinnern, mit Orlando Bloom Coke getrunken zu haben."Sie lächelte und wollte mir fast um den Hals fallen. „By the way Ronnie, wir feiern heut Abend im Hotel eine kleine Fete – unter Ringkollegen, wenn du verstehst. Lust auf einen kleinen Abstecher?" Ich konnte dieses Wesen nicht gehen lassen ohne ihre Legolasverrückte Freundin Tanya kennen gelernt zu haben und Ronnie Lij vorgestellt zu haben. Er würde sich wieder furchtbar gut amüsieren. Das tat er immer bei meinen Bekanntschaften – die ich berufsbedingt leider schon zwanghaft hatte. „Wie... du meinst ich soll eure kleine Party etwas aufmischen?" Ihr Gesichtsausdruck wirkte nicht mehr so wach wie vor einigen Stunden und sie schien wirklich geglaubt zu haben ich hätte ihr einen besonderen Fan-Nachmittag gespendet. Nein. Ich mochte sie wirklich. „Jo, das soll es heißen. Wenn du magst, meine ich. Es wäre aber nicht so konstruktiv wenn du die halbe Legolasliebende Nachbarschaft mitbringst." „Nein, werde ich nicht.", bemerkte sie verwirrt. „Gut. Um sieben im Foyer? Ich hohl dich lieber ab, sonst lassen dich die Portiere vielleicht gar nicht rein. Aber ich sag ihnen bescheid, ja? Und... kleiner Tipp... es werden nur so Chris Lee und so kommen, also zieh dich bloß nicht zu hochgeschniegelt an. Und wage es nicht, Leggins zu tragen. Ich glaube sonst bekommt Elijah einen Schreikrampf. Also. See us!" „Yeah! Bye Orli!" „Bye Ronnie!", winkte ich ihr zu, während ich mit Maude an der Leine die Treppe zur Türe hinunter hopste und darüber nachgrübelte zurück zum Hotel zu kommen ohne das jemand: „OH! ORLI BLOOM!", hinter mir brüllte.
A Week with the Armanielf
A week with the Armanielf
Intro: „Cause sometimes you just feel tired. You feel weak and when you feel weak you feel like you wanna just give up. But you gotta search within you, you gotta find that inner strength, and just pull that shit out of you and get that motivation to not give up and not be a quitter, no matter how bad you wanna just fall flat on your face and collapse." [Eminem – `Till I collapse]
(Anm. d. Autorin: Diese Story ist mit der Hilfe von vier guten Freundinnen entstanden, die Pate für Charaktere gestanden sind, sich meine seitenlangen Entwürfe durchgelesen und vor Lachen gekringelt haben und mir immer zur Seite standen, was dass ausarbeiten von total durchgeknallten Ideen anbetraf. Ich danke euch, Mädels! *knuddels* ^-^)
„Oh sieh an, das Blümchen!" Diese fröhliche Stimme schallte durch das halbe Foyer und ich drehte mich erstaunt und auch leicht verärgert um. Seitdem ich durch den „Herrn der Ringe"Kultstatus erreicht hatte und zu einem weiteren Internationalen Sexsymbol ernannt worden war (ohne das mich jemand um meine Meinung gefragt hatte) erkannten mich natürlich eine Menge Leute die mich mit Orli oder OB anredeten oder auch ganz vorsichtig Orlando sagten, aber niemand hatte bis jetzt die Frechheit besessen mich „Blümchen"zu nennen! Also drehte ich mich um und sah in das Gesicht eines jungen Mädchens – sie mochte nicht einmal siebzehn sein - das mich breit angrinste und ihre blauen Augen leuchteten hinter ihrer Brille hervor. Als sie merkte das ich sie wohl gehört hatte errötete sie ebenso wie ihr dicker roter Schal den sie dank der winterlichen Temperaturen um den Hals hatte und schluckte. „Verzeihen Sie Mr. Bloom.", bemerkte sie dann auf gebrochenem Englisch und schien nach Wörtern zu fischen. „Ich wollte Sie nicht beleidigen."Sie stotterte noch etwas und lief weiter. Ganz eindeutig, sie war eine Deutsche. Ich war nun seit drei Tagen in Deutschland auf einer kleinen Fete namens Ringcon in der es natürlich – wie sollte es auch anders sein – um den Herrn der Ringe ging. Eigentlich war ich ganz froh gewesen mal aus L.A. rauszukommen und wieder was mit den Jungs zu unternehmen – Elijah war auch mitgekommen sowie Ian, der sich einen gandalfliken Bart wachsen ließ und auch Craig war hier bei uns genauso wie Billy und Dom, John und Seanylein und Miranda war ebenfalls noch hier. Ich dachte, ha, Deutschland ist klein und süß und ein nettes Land weit weg von Hollywood wo du nur bei den Freaks bekannt bist. Aber von wegen! Legolas hatte Deutschland auch für mich erobert, die Mädchen lagen dem pfeilschießenden Elben reihenweise auch hier zu Füßen – und mir somit leider auch. Meine beiden Arme litten – ebenso wie die der Jungs – unter Muskelkater vor lauter Autogrammschreiben, und Girlies gab es hier wirklich genug. Girlies, die in Legolas oder Orlandoshirts herum rannten (Wie wütend war Lij gewesen, als nur selten ein Girl ein Frodo oder Hobbitshirt getragen hatte), Girlies die laut kreischten wenn ich auf die Bühne kam und nicht selten in Ohnmacht fielen und Girlies die mit Teddybären und Heiratsanträgen nach mir schmissen. Ich konnte die Worte: „Marry me please!", schon nicht mehr hören. Ätzend! Dieses Mädchen hier allerdings war anders, das hatte ich sofort bemerkt. Und ich war rasend neugierig wieso sie mich: „Flower!", genannt hatte. „He, warte mal!", rief ich ihr hinterher – und lenkte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden des Foyers auf mich weil ich wie ein Fluglotse mit den Armen wedelte. Maude unter mir streckte sich und gähnte hundestylisch über mein Verhalten. Gut, das die Producer diesen hysterischen und hyperkollabierenden Girlies klargemacht hatten, das ich und die Jungs gestern schon wieder abgereist waren – wir wollten in Bonn noch ein paar Tage lang ausspannen, wenn es überhaupt möglich war ohne das uns jemand erkannte. Aus eben diesem Grund hatte ich mir auch die Mühe machen lassen und Maude, meine Goldenretriverhündin mit hierher fliegen lassen. Eine Woche Ferien im fernen Deutschland! Naja, vielleicht wurde es doch noch ein ganz nettes Wöchelchen, man würde es sehen. Das Girl drehte sich um und errötete erneut. „Meinen Sie mich, Mr. Bloom?", fragte sie unterwürfig, schüttelte sich aber kurz und schien etwas selbstbewusster zu werden. „Sicherlich. Aber lass bitte das Mr. Bloom weg. Könntest du mir etwas erklären?" Sie legte den Kopf schief und trottete zurück zu mir an die Bar wie ein willenloser Zombie. Es war verwunderlich das ich schon so früh dort zu finden war, normalerweise trank ich nicht so viel. Auch jetzt war es nur ein kleines deutsches Bier – denn das war wirklich gut und zur Verdauung dieses schweren Schweinebratens, den Lij und ich heute zum Spaß probiert hatten. Deutsches Essen war wie Ian gesagt hatte „Vorzüglich"und das war auch der Grund wieso Christopher morgen unsere Runde komplettieren wollte, aber fett war es auf alle Fälle. Ich war ernsthaft am überlegen ob ich zu Abend essen sollte (auch ein Schauspieler achtet darauf das sein Waschbrettbauch nicht zum Waschzuberbauch mutiert) als sich das Girl neben mir auf einen Hocker schwang und mit einem erfreuten Quietschen Maude entdeckte, vom Hocker herunter glitt und die Hündin streichelte. Ich wollte das Girl warnen – Maude hatte so etwas nicht gerne – doch der Hund ließ sich gefallen das ihre Hand durch das Fell glitt. Ehrlich gesagt war ich erstaunt. „Ein schöner Hund, Mr. Bloom.", beglückwünschte sie mich. „Nicht Mr. Bloom.", jammerte ich hingegen und wartete bis sie genug davon hatte in Maudes flohverseuchtem Fell zu wühlen (Nein, Maude ist nicht Flohverseucht, keine Sorge.) „Ist Ihnen das nicht recht?", fragte sie – vermutete ich jedenfalls. Ihr Englisch war wirklich ziemlich gebrochen, sie fischte jedenfalls hoffnungslos lange nach Wörtern. „Sag Orli.", erwiderte ich knapp und wunderte mich wieso ich sie überhaupt hierher bestellt hatte. Sie war ganz ansehnlich, aber ihre Augen waren im Anbetracht ihrer Kopfform etwas zu klein und ihre Nase ziemlich spitz für ein Mädchen und ich kannte viele Girls die besser als sie gebaut waren. Aber sie hatte einen wachen Gesichtsausdruck. „Orli?", fragte sie irritiert und legte die Hände auf den Schoß. „Bitte, ich bin kein Geschäftsmann und außerdem nicht so von Welt. Du kannst ruhig Orli sagen, Liebes.", erwiderte ich. „Nicht so förmlich!" Sie zog eine Grimasse und schien mich nun endlich zu mustern und zu meinem Erstaunen war sie das erste Girl hier in Deutschland das bei meinem Anblick das Näschen – in ihrem Fall spitze Näschen kräuselte. „Ich bin Veronika Pfeifer. Du kannst aber Vroni oder Lyth zu mir sagen wenn du möchtest. Also, um was geht's?" „Lyth?" „Das ist ein Spitzname. Meine Freundinnen haben mich Lythande getauft wegen meiner hier recht eigentümlichen Größe. Es ist Sindarin und bedeutet etwa lange Blüten.", erklärte sie und wurde ein bisschen nervös. „Wo wir wieder beim Thema wären.", entgegnete ich und bemerkte an ihrem verdutzten Gesichtsausdruck das sie nicht verstand welches Thema ich meinte. „Wieso hast du Flower geschrieen als du mich gesehen hast?" „Hab ich das?", fragte sie errötend. „Oh ja, du hast: „Oh look at this, the flower!", gerufen.", erwiderte ich und schien etwas streng geklungen zu haben. Veronica – bleiben wir bei Veronica das lässt sich besser sprechen – wurde immer röter. „Entschuldige. Ich... Bloom heißt doch Blüte oder blühen, nicht wahr? Das sagt jedenfalls mein Englischlexikon... ich fand das ganz lustig als Spitzname. Im Deutschen klingt es aber viel besser – Blümchen, nicht wahr?" Das brachte mich wirklich zum lachen besonders weil ich mir an dem Wort die Zunge brach. Deutsch war um einiges schwerer als Sindarin. Ich dachte, Deutsche wissen nicht was Humor ist. Ich lachte mich schief und scheckig, während Veronica neben mir immer mehr errötete und Maude ihre Finger ableckte – etwas das der Hund äußerst selten tat. „Das ist mal ein etwas anderer Spitzname.", erklärte ich ihr dann und sie entspannte sich. „Ich könnte ja auch Mr. Supersexy Armanielb zu dir sagen.", entgegnete sie keck. „Woher weißt du das mit dem Armanielb?", fragte ich, noch halb die Tränen aus meinem Gesicht wischend. „Ich bin informiert.", erwiderte sie knapp. „Ich meine, wäre ich auf der Ringcon wenn ich kein Fan wäre?"Sie grinste und ich war enttäuscht von ihr. Sie war also doch nur ein Fan. Nichts gegen Fans, aber in der Herde ähnelt der eine dem anderen. Ich kannte ja wirklich viele nette Fans... Ich musste eine ziemliche Schnute gezogen haben und erwiderte erst auch einmal nichts. „Du ziehst ein Gesicht als ob dir ein Hobbit dir das Frühstück vor der Nase weggeschnappt hat.", sagte sie lachend während ich meinen Schnabel in das gute Pils zurück steckte. „Kommt vielleicht davon das ich im Moment wenig zu freuen habe.", entgegnete ich etwas gefrustet und hob die Hand um den Kellner ein zweites Bier abzuringen, doch Veronica fiel mir in den Arm. „Du kriegst es nicht in den Griff indem du dem Hotel den Keller leersäufst.", erklärte sie mir knapp und ich kam endlich dazu, länger in ihre blauen Augen zu sehen. Ich fand sie aus irgend einen Grund nett – nett, nur nett! „Berühmtsein ist wohl auch nicht immer so schön, hm?", hakte sie dann nach. „Ich weiß nicht, irgendwie glaube ich – verstehe ich dich, weißt du. Immer umringt von diesen Fans die dich für Legolas halten oder so... fänd ich auch hart. Weißt du, diese Art von Herr der Ringe Fans sind keine richtigen Fans mehr. Mittelerde ist eine Fantasywelt und war schon oft genug in meinen Träumen dort unterwegs und ich würde mir nichts mehr wünschen als das es Mittelerde wirklich gibt. Aber durch Warner Brother ist der Herr der Ringe berühmt geworden und wäre nur ein Vergnügungspark. Leute, die das so ernst sehen, das sie die Realität nicht mehr hinter der Fantasy erkennen, sind mir zu dogmatisch." Ich sah sie erstaunt an. Sie hatte mir aus der Seele gesprochen – wenn auch sehr gebrochen – und genau zum Ausdruck gebracht was ich manchmal meinte. Sie schien wirklich ein schlaues Ding zu sein. Ich mochte sie wirklich mit jedem Satz den sie sagte lieber. „Nicht wirklich, musst du wissen, Liebes. Es ist stressig. Aber das interessiert hier doch niemanden. Was machst du hier? Die Con ist doch vorbei?" Veronica seufzte und betrachtete mein Bierglas neidisch, dann schüttelte sie den Kopf weil sie anscheinend an etwas anderes gedacht hatte. „Ich habe mich in einem Motel ein paar Häuser weiter mit zwei Freundinnen einquartiert. Die eine hat sich gestern das Bein gebrochen und die andere schläft noch in unserem Zimmer.", erwiderte sie knapp. „Und wieso schläfst du nicht im Ma... Ma..." „Maritimhotel. Ich weiß, Deutsch ist recht kompliziert für Engländer. Ich bin kein Schauspieler, ich bin nicht so reich. Meine Internetbekanntschaft und ich haben uns auf der Ringcon getroffen und wollten ein paar Tage hier in Bonn verbringen doch er musste nach Hause. Darum wohnen meine beiden Freundinnen noch eine Weile hier mit mir und wir machen die Gegend noch ein bisschen unsicher. Ich war nur hier im Hotel weil Tanya ihren Geldbeutel hier verloren hat. Sie kann ihn schlecht mit gebrochenen Fuß holen." „Aua.", entgegnete ich. „Gebrochen? Richtig durch?" Sie nickte und strich ihr langes, gefärbtes Haar zurück und ich erkannte erst jetzt mit einem lächeln die vielen kleinen Zöpfchen in ihrem Haar, die sie mit stundenlanger Mühe dort hineingefieselt haben musste. „Die Zöpfe sind ja echt niedlich, Veronica, aber meine Stylistin würde dir zeigen wie es einfacher geht." Ich war ein bisschen überrascht darüber wieso ich mit einem wildfremden deutschen Mädchen überhaupt über solche Dinge redete. Sie grinste jedoch nur breit. „Stylistin? Hast du die denn dabei? Was schleppt ihr Schauspieler nur alles mit euch herum?" „Na ich schleppe sie ganz bestimmt nicht." Sie musste unwillkürlich lachen und giggelte so heftig das wieder das ganze Foyer herüber sah. Es mussten recht berühmte Menschen hier sein – und nun da die Con vorbei war kamen wieder mehr berühmtere hierher. Gestern war ich einem Herren Namens Norbert Blüm begegnet – überaus komisch fiel mir auf, als ich an Veronicas Spitznamen dachte den sie mir verpasst hatte – der ein überaus wichtiges Amt hier zu bekleiden schien. Er hatte sich mir jedenfalls höflich - und mit einem furchtbaren Akzent – vorgestellt und es als eine Ehre empfunden, den berühmten Elben höchstpersönlich zu treffen. Wenn ich in der nächsten Zeit noch das deutsche Staatsoberhaupt Gerhard Schröder treffen würde, müsste man mich wohl in eine Irrenanstalt einliefern. Und zwischen diesen hohen Tieren lief Veronica, die Normalsterbliche herum. Hm. Interessant. „Gut, ich habe mich wieder beruhigt.", prustete sie zwei Minuten später. „Ist etwas lächerlich über so etwas so lange zu lachen... aber du hast es so lustig gesagt." Ich lächelte sie an. Sie war wirklich ein lustiges Mädchen – und das erste mit dem ich mich fünf Minuten unterhielt, aus meinen Leben erzählte und die meinen Hund streichelte ohne das sie gleich ein Autogramm wollte, ohne das sie mir Komplimente gemacht hatte wie gut ich denn als blondes schießwütiges Milchreisbübchen mit Leggins in den „Rings"gewesen war... eigentlich komisch. Außerdem kicherte sie nicht andauernd dümmlich und errötete laufend wenn ich sie ansah. „Wenn du meinst, Veronica.", erwiderte ich. „Aber bitte sag mir jetzt woher du das mit dem Armanielb hast." „Na gut, weil du mich darum angefleht hast.", war ihre mehr gegrinste Antwort, und sie grübelte während ich ihre Klamotten musterte. Kein Einer Ring baumelte an einer Kette von ihrem Hals, sie trug eine schwarze Schlaghose mit weißen Sneakers, eine braune Bluse mit einer schwarzen Weste und den besagten Schal und zwei schwarze lange Handschuhe die ihr bis zu den Ellenbogen gehen mussten. Ich stufte sie unter normal bis leicht verrückt ein, aber unter die Kategorie – ist in Ordnung. „Ich glaube ich habe es von einer Internetsite. Orlandobloomonline. Genau. Daher müsste ich es haben. Wieso?" Ich zog wieder eine Schnute. Wenn ich etwas nicht leiden konnte, dann war es Internet. Ich machte es ihr mit genügend Verachtung in der Stimme klar. „Eigentlich ist das Internet ganz nützlich. Auf der dieser Internetsite gondle ich nur herum weil sie ein paar Texte von mir ausstellen, musst du wissen. Dort rennen viel zu viele Girlies herum die sich in dich verguckt haben. Sie feiern auch immer großartig deinen Geburtstag und schreiben Memos an die Tafeln, in der Hoffnung du surfst zufällig vorbei und liest sie. Du kannst sicherlich kein Deutsch, nicht wahr?" „Außer Hallo und Blümchen nicht sehr viel, nein.", schmunzelte ich und sie grinste vergnügt. „Aber was meinst du mit Texten?" „Fanfictions.", sagte sie knapp und leckte sich über die Lippen. „Ich habe auch über Legolas geschrieben, das sage ich ganz offen, aber du bist ja nicht Legolas, du spielst ihn ja nur. Du bist nicht er. Bitte sei mir nicht böse – aber ich mag Legolas mehr als dich. Das ist wohl auch der Grund wieso ich nicht in Ohnmacht gefallen bin als ich dich gesehen hab. Du... bist jetzt nicht sauer oder so?" Ich strich über meine jetzt zum Glück kürzeren Haare. Pirates of the Caribbean waren abgedreht – der Film war doch nicht sooo berauschend für mich gewesen, irgendwie hatte ich doch den Bogen vermisst, Troja war auch fertig – zu meinem Glück war ich mit all dem fertig und ich konnte nur sagen Johnny Depp ist ein Arschloch – tut mir leid ist aber so. „Wieso sollte ich sauer sein? Ganz im Gegenteil. Ich bin froh wenn ich mich mal locker und ungezwungen unterhalten kann und niemand mich um ein Autogramm bittet. Du wirst das doch nicht tun, oder?" Sie trommelte mit den Händen auf dem Tresen herum und gab mir einen schelmischen Blick. „Tja, jetzt wo du mich auf die Idee gebracht hast... nein, natürlich nicht. Ich brauche kein Autogramm von dir. Du bist auch nur ein Mensch, ich wüsste keinen Grund wieso ich vor dir auf die Knie fallen sollte. Ok, du hast bei meinem Lieblingsfilm mitgespielt – meinen Hammermegalieblingslieblingsfilm und das nur wegen Helms Klamm und hinterher werde ich mich für bekloppt halten weil ich mich mit dir unterhalten hab und meine Freundinnen werden denken ich steh unter Drogen aber – egal. Ich habe mit dir geredet und das ist Beweiß genug für mich. Ich finde es ziemlich witzig." „Und du stammelst nicht einmal.", musste ich zugeben. „Du redest mich zu wie ein Wasserfall." „Tu ich das?", fragte sie unschuldig. Schon wieder dieses unschuldige „Tu ich das?"Irgendwie war es niedlich an ihr. Sie war süß, ganz ehrlich. Aber ich war ein sechsundzwanzigjähriger Engländer. „Sag mal, wie alt bist du eigentlich?" „Siebzehn.", erwiderte sie. „So gerade so. Ärgerliches Alter. Pubertätsprobleme und nervende Jungs wohin man schaut! Wieso sind nie Elben da wenn man sie braucht?" „Wie meinen?", fragte ich verblüfft. „Naja, Elben sind so... hach und etepetete und auf dem Hilfe-mir- ist-der-Fingernagel-eingerissen-Trip aber sie sind Gentlemans.", war die schlichte Antwort und sie fing an in ihrem Geldbeutel herum zu kramen, nachdem sie einen weiteren gierigen Blick auf mein leeres Bierglas gelenkt hatte. „Was tust du?" „Ich habe Durst.", maunzte sie kläglich und nestelte eine Preiskarte aus einem metallenen Ständer auf dem Tresen. Als sie las, wurde ihre Miene blass. „Mein Gott, für dieses Geld kann ich den ganzen Tag U-Bahn fahren!" „Was willst du Trinken?" „Eine schöne, dickmachende zuckersüße amerikanische Coke aber die kostet ja Unsummen!", stöhnte sie auf und schüttelte den Kopf. „Mein Gott! Ich sollte doch zu McDonalds gehen – aber da kann man Mr. Armanielb ja nicht mitnehmen, oder?" Ich lachte erneut. Sie war wirklich witzig, ohne Zweifel. Ich mochte sie jetzt schon gerne. Sie war eine kleine Verrückte, aber das gefiel mir so. Dann schnippte ich mit dem Finger und winkte den Kellner zu mir der noch gebrochener Englisch sprach als Veronica, deren Sätze nun immer schneller und gewandter wurden. „What do you need?", fragte der Kellner unbeholfen. Ein Glück das ich das Personal schon mit Autogrammkarten abgespeist und schön mit ihnen Cheese in die Kameras gegrinst hatte, sonst würden die Ärmsten nur noch herum stottern. „A coke, my dear!", erklärte ich ihm, dann grinste ich zu Veronica herüber, die ihre Stirne in Falten gelegt hatte. „Ich lade dich ein, sozusagen als Dank und um dir zu beweißen das es doch Elben gibt wenn man sie brauchte." „Aber Orli!", protestierte sie, und ich glaubte sie schon ewig zu kennen, als ich sie abblockte. „Keine Widerrede. Ich zwinge dich jetzt dazu." „Na gut. Wenn ich schon mal Mr. Armanielb treffe kann ich mir wenigstens von ihm eine Coke kaufen lassen, wenn mir die anderen schon nicht glauben werden.", nuschelte sie vor sich hin. „Wie bitte?", erkundigte ich mich und hielt die Hand ans Ohr, woraufhin Veronica das Lachen anfing. „Mein Gott bin ich peinlich.", prustete sie zwischen ihren eilig vorgehaltenen Händen hervor. „Aber es ist so ungewohnt dich mit Bart und ohne spitze Ohren... hihi... ich wünschte nur ich hätte auch eine Elbe spielen können in Neuseeland... aber ich war während des Drehs weder in Neuseeland noch bin ich Supermodel..." Sie strich sich über die Haare, dann nahm sie einen Schluck von der Coke, die ihr der Kellner mit neugierigem Blick hingestellt hatte. Er fragte sie schnell etwas auf Deutsch, und ich blickte Veronica erstaunt an, deren Gesichtsausdruck erst bodenlos empört war, dann begann sie lauthals zu lachen, warf den Kopf zurück und lachte jenes klares, perlendes Lachen das man nur dann lachte wenn man wirklich sehr erheitert war, dann gab sie dem Kellner unter prustendem Giggeln eine knappe Antwort. „Ich will auch mitlachen!", quengelte ich ungeduldig und wunderte mich über den hochroten Kellner, der eiligst verschwand. Veronica wischte sich die Tränen weg und gluckste amüsiert. „Er hat.... hihihi... ich hör mich an wie auf LSD... er hat gefragt ob ich deine Freundin bin." „Freundin im Sinne von Freundin oder von Kumpel?", fragte ich und kam mir doch etwas dumm vor, doch sie hatte nur „friend"gesagt und das ließ sich auf verschiedene Weise interpretieren. „Freundin.", erklärte Veronica und ertränkte ihren nächsten Lachkrampf in ihrer Cola, während ich ebenfalls wie der arme Hotelkellner einen rötlichen, ziemlich unelbischen Farbton annahm und Veronica dabei zusah wie sie in ihre Cola prustete um nicht vor Lachen vom Stuhl zu fallen. Hilfreich riss ich meine Arme vor, als es wirklich fast so weit gekommen wäre und zog sie auf den Barhocker zurück. „Ist das nicht süß?", fragte sie dann und kühlte mit dem Glas ihre roten Apfelbäckchen. „Weil ich so aussehe als ob ich mit Orlando Bloom zusammen wäre... irre... irre... das glaubt mir niemand... sehe ich aus wie Jennifer Aniston?" „Jen ist mit Brad zusammen.", entgegnete ich für einen Moment etwas abwesend. „Das weiß ich.", erklärte sie und stellte das Glas mit Nachdruck ab. „Aber ich weiß nicht wie deine Ex-Freundin heißt. Ich meine, das geht mich ja nichts an. Irgend was muss ich ja als Beispiel nehmen, findest du nicht?" „Ronnie.", grinste ich. „Ronnieliebes – darf ich das sagen? Du weißt nicht wie meine Ex heißt? Komisch. Sonst konnte bis jetzt jede damit aufwarten. Die meisten haben Morddrohungen gegen sie ausgesprochen." „Vor mir ist sie sicher, glaubs mir.", erwiderte sie trocken und nahm erneut einen Schluck, bevor sie das Glas schwenkte. „Glaub mir, das ist seine vier Euro nicht wert. Ach... und wieso Ronnie?" „Veronica!", erklärte ich. „Ronica. Daher das Ronnie. Du weißt doch, wir Engländer kürzen alles ab." „Nein, das tun die Amis.", wurde ich zurechtgewiesen. Je länger wir uns unterhielten, desto wohler fühlte ich mich in ihrer Gesellschaft – und desto inniger betete ich das kein Fotograph sehen würde. Ich hatte genug mit Propaganda über mich zu kämpfen. Noch schlimmer wäre es gewesen ein neues Klatschgerücht abzuwehren, das etwa so klingen könnte: Orlando Bloom mit schöner Unbekannten in Bonn/Germany gesichtet. Das war ein weiterer unangenehmer Teil des Starlebens. Ich rate davon grundsätzlich ab. Ronnie und ich quatschten über zwei Stunden lang und verstanden uns immer besser. Es ist nicht so das ich irgendwie von ihren blauen Augen angezogen wurde – allerdings stieß mich ihre Brille nicht ab – sondern es waren wirklich nur sehr freundschaftliche Gefühle. Sie war ein Fan, aber ein vernünftiger. In den zwei Stunden hatten wir recht viel übereinander erfahren auch wenn wir beide ab und zu händeringend ihr kleines Taschenwörterbuch zu Rate ziehen mussten oder ich mit Händen und Füßen fuchtelnd versuchte ihr zu erklären worauf ich hinaus wollte. Maude sah uns beleidigt weil wir uns nicht um sie kümmerten zu, nur Ronnie tätschelte sie ab und zu mit gebrochenen Kosewörtchen und kraulte das Kinn der Hündin. Allerdings sprach sie am Schluss unserer Konversation fließendes Englisch. „Wenn ich erst einmal auf Englisch denke, geht alles von alleine.", erklärte sie mir grinsend. „Ich merke es. Du hörst dich an wie ein Engländer, jetzt hast du fast keinen Akzent mehr.", lobte ich. Sie strahlte mich an. „Sagten meine Lehrer auch immer. Wir hatten einen sehr strengen Lehrer der uns penibel genau beibrachte wie man vom Deutschen ins Englische übersetzt. Es hat was gebracht, würd ich sagen. Ich bin stolz das mich schon viele für eine echte Engländerin gehalten haben wegen meines akzentfreien Sprechens." „Ja, das merkt man." Maude unter meinem Stuhl quietschte auf einmal, sprang auf und jammerte herzerweichend. „Oh nein!", seufzte ich. „Es sieht so aus als ob sie raus muss, eh?", fragte Ronnie. „Ich hab auch einen Hund, ich kenn mich da aus.", fügte sie erklärend hinzu. „Genau, er heißt Max und du weißt nicht welche Rasse er ist. Du musst diesen Hund heiß und innig lieben, du hast mir halbe Romane über ihn erzählt." „Oh entschuldige Orli. Ich bin eine schreckliche Langweilerin.", entschuldigte sie sich knapp und ihre blauen Augen leuchteten nach Verzeihung heischend auf. „Ach, nicht der Rede wert. Ich lebe noch. Tja, dann muss ich mit Maude rausgehen. Wo ist dein Motel? Das wäre doch der passende Weg für einen Hund um sich zu erleichtern, oder?" „Man kommt unterwegs an einen kleinen Park, ja. Es sind nur zehn Minuten bis zum Starshine.", erklärte sie lachend. „Oh du mein lieber Gott, Tanya wird mich umbringen weil ich sie wegen ihres Geldbeutels nicht angerufen habe. Egal. Hast du eine Leine da oder hört Maude aufs Wort?" Mit einem schiefen Lächeln zauberte ich die Leine meiner Hündin aus der (nein!) Armanijackentasche und Veronica nahm sie ohne zu fragen und leinte das Tier an. „Du solltest – nur nebenbei gesagt – eine Sonnenbrille aufsetzten oder dir eine Orkmaske vorschnallen oder etwas ähnliches.", bemerkte sie dann beiläufig und schlüpfte in ihre Jacke. „Ich meine, dein Gesicht ist ziemlich bekannt." „Rührend wie du dich um mich sorgst.", erwiderte ich mit einem gefälligen Grinsen. „Haha. Nun komm schon, du elbischer Langweiler. Komm schon! Move your ass!" Sie war wirklich lustig. Ich vertraute dem Portier meinen Hotelschlüssel an und erklärte ihm freundlich das ich mit meinem Hund spazieren gehen würde. Der Portier ließ mich gewähren und fragte auch nicht übermäßig höflich wer meine Begleiterin sei. Draußen vor dem Hotel schlug mich die kalte Brise erst einmal um. Eigentlich hätte ich das raue Klima von Seeland noch gewöhnt sein müssen – ich erinnere mich an einen sehr verschneiten und eisigen Geburtstag von Viggo, der in Neuseeland im Frühjahr Geburtstag hat während es im Januar immer sehr schön warm war – doch nach einigen Wochen Dreh in der Karibik mit ausgedehnten Surfstunden war man die Kälte natürlich nicht mehr gewöhnt. Ich elendiges Weichei. Unterwegs zu Ronnies Hotel Starshine übten wir die Aussprache Deutscher Wörter und im Spaß rang sie mir das Versprechen ab, das ich für sie einige Worte Deutsch lernen würde. Als wir am Motel angekommen waren, verhielten wir uns leise und unauffällig – mach das bitte mal mit einer Sonnenbrille wen draußen zwei cm Schnee liegen! – und Ronnie führte mich in das Foyer des Motels, das lange nicht so gemütlich, groß und luxuriös war das man es mit meinem schönen Hotel vergleichen konnte. Maude schien es zu gefallen. Allerdings durfte sie nur ins Foyer, sonst hätte ich Ronnie vor die Türe gebracht. „It was really nice to meet you.", erklärte ich ihr zum Schluss. „Ja, ich werde mich wohl immer daran erinnern, mit Orlando Bloom Coke getrunken zu haben."Sie lächelte und wollte mir fast um den Hals fallen. „By the way Ronnie, wir feiern heut Abend im Hotel eine kleine Fete – unter Ringkollegen, wenn du verstehst. Lust auf einen kleinen Abstecher?" Ich konnte dieses Wesen nicht gehen lassen ohne ihre Legolasverrückte Freundin Tanya kennen gelernt zu haben und Ronnie Lij vorgestellt zu haben. Er würde sich wieder furchtbar gut amüsieren. Das tat er immer bei meinen Bekanntschaften – die ich berufsbedingt leider schon zwanghaft hatte. „Wie... du meinst ich soll eure kleine Party etwas aufmischen?" Ihr Gesichtsausdruck wirkte nicht mehr so wach wie vor einigen Stunden und sie schien wirklich geglaubt zu haben ich hätte ihr einen besonderen Fan-Nachmittag gespendet. Nein. Ich mochte sie wirklich. „Jo, das soll es heißen. Wenn du magst, meine ich. Es wäre aber nicht so konstruktiv wenn du die halbe Legolasliebende Nachbarschaft mitbringst." „Nein, werde ich nicht.", bemerkte sie verwirrt. „Gut. Um sieben im Foyer? Ich hohl dich lieber ab, sonst lassen dich die Portiere vielleicht gar nicht rein. Aber ich sag ihnen bescheid, ja? Und... kleiner Tipp... es werden nur so Chris Lee und so kommen, also zieh dich bloß nicht zu hochgeschniegelt an. Und wage es nicht, Leggins zu tragen. Ich glaube sonst bekommt Elijah einen Schreikrampf. Also. See us!" „Yeah! Bye Orli!" „Bye Ronnie!", winkte ich ihr zu, während ich mit Maude an der Leine die Treppe zur Türe hinunter hopste und darüber nachgrübelte zurück zum Hotel zu kommen ohne das jemand: „OH! ORLI BLOOM!", hinter mir brüllte.
