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Der Mond füllte die Ecken mit Licht und deckte die Dunkelheit auf. Es war still in Hogwarts, die Mauern schliefen wie die Geister. Alle Schüler lagen in ihren Betten, selbst Filch und seine Katze schienen heute Nacht nicht herumzuschnüffeln. Nur ich saß hier, alleine, in die weite Welt schauend. Alles lag unter einem Mantel begraben, weiß wie Ginny's Seele. Es war Weihnachten, alle waren in Feststimmung, nur bei mir war der Funke des Festes der Liebe noch nicht übergesprungen. Ich schlief schlecht und suchte in den langen Nächten immer wieder einen neuen Aussichtspunkt rund um Hogwarts. Aber heute saß ich auf dem Astronomieturm, ich war mit meinem Nimbus hochgeflogen und ich hatte das Gefühl, dass ich hier Ruhe finden könnte. Wenn ich nur nicht immer an Ginny denken müsste.

Ginny Weasley.

Sie war ohne Zweifel eine der schönsten Schülerinnen Hogwarts. Früher noch war sie kindlich gewesen doch sie reifte sie zu einer Frau heran, die so mancher begehrte. Ich hatte wenig Liebe erfahren, gerade als ich noch nicht auf Hogwarts war. Doch auch jetzt fehlte mir jemand, der mir wirkliche Zuneigung schenkte. Und bis vor ein paar Wochen gab es auch keine, die ich liebte. Ginny war mir bis dahin nie aufgefallen, ich weiß auch nicht, wieso ich sie liebte. Es war einfach geschehen, Liebe ist ein böses Geschäft. Es nimmt keine Rücksicht auf jemandes Gefühle. Schon gar nicht auf meine, denn Ginny beachtete mich nicht so häufig, jedenfalls kam es mir so vor. Sie war so…rein, so unbefleckt, so lieblich, so schön, so…
perfect
Ich wusste, dass es keine Perfektion gibt. Alles hat einen Fehler, aber bei manchen sieht man ihn nicht oder er fällt nicht so gravierend aus. Das war bei ihr der Fall.

Ich nahm etwas in den Augenwinkeln war und blickte auf den verbotenen Wald. Ich strengte meine Augen an und meinte einen Lichtschimmer zu sehen. Ob das Hagrid auf der Suche nach neuen Haustieren war? Ich musste schmunzeln.
Hagrid.
Von ihm bekam ich Zuneigung, er war einfach ein Teddybär für mich. Auch wenn ich ihm das nie sagen würde. Aber ich glaube, er weiß das.

Ich seufzte. Sie bestimmte meine Gedanken, mein Handeln und generell mein Leben. Immer wenn ich sie sah, ging mein Herz auf. Ich wünschte mir so sehr, so sehr, dass sie mich anlächeln würde, so unglaublich herzverzehrend sehr, dass sie mich küssen würde, mein Verlangen und meine Liebe zu ihr war…
indescribably
Tag für Tag überlegte ich, wie ich ihr näher kommen könnte. Vielleicht würde ich sie mal einladen? Zu einem Butterbier oder so… Aber wie oft hatte ich mir das schon gesagt? Vielleicht morgen, vielleicht in einer Woche, vielleicht irgendwann…
Es war unfair. Aber ist das Liebe nicht immer? Mit einem bitterlichen Lachen stand ich vorsichtig auf, griff nach meinem Besen und flog, flog in den Mondhimmel, flog in die Endlosigkeit, immer weiter….

Ich wusste am nächsten Tag nicht mehr wie lange ich geflogen war, aber ich wusste, dass ich mir Rat holen musste. Am besten bei einem Mädchen. Am besten bei Hermine.