Nachts auf Moya

Aeryn stand in der Tür und beobachtete Crichton. Er saß an der Wand gelehnt, ein Bein angewinkelt. Neben ihm standen zwei Flaschen Fellip Nektar, eine leere lag umgekippt daneben.
Es musste schon sehr spät sein. Es war nichts zu hören. Nur ganz leise Moya.
Er starrte auf den Boden vor ihm, obwohl ein wunderbarer Sternenhimmel hinter ihm durch das große Fenster zu sehen war.

John hörte, wie sich die Tür zu seinem Zimmer geöffnet hatte. Er reagierte jedoch nicht darauf. Niemand sollte mit ihm reden. Er wollte allein sein, seine Ruhe haben.
Abwesend betrachtete er seine rechte Hand, die auf seinem Oberschenkel lag und nur ab und zu zu der halb vollen Flasche Fellip Nektar griff.
Seine Gedanken kreisten eigentlich nur um eine Person. Sie ging manchmal sehr zärtlich mit ihm um. Als sie beide vor ihrem Prowler standen und sich voneinander verabschiedeten, hatte sie ihre Hand mit seiner verschränkt. Eine leichte Geste, für die er sie liebte.
Manchmal war sie aber auch so kalt ihm gegenüber. Sie war so anders.
Sie ist kein Mensch, bedenkt das, John.
Dieses heißkalt machte ihn in letzter Zeit immer mehr zu schaffen. Er wollte es nicht zugeben. Sich es nicht einmal selbst eingestehen. Aber am meisten an seiner jetzigen Situation störte es ihn, dass Aeryn sich nicht auf ihn einließ.
Er nahm einen weiteren Schluck vom Fellip Nektar.
Hey Junge, du sitzt hier und besäufst dich. Welch erbärmliches Bild du abgibst.
Es war ihm egal. Ein weiterer Schluck von dem starken, alkoholischen Getränk ließ ihn auch das nebensächlich erscheinen.

„Crichton."

Ihre Stimme.
Er konnte sich nicht entscheiden, ob sie tatsächlich hier war, oder ob er sich das nur eingebildete. Da er seine Ruhe haben wollte, und ihm sowieso alles egal war, entschloss er sich dafür, dass sie nur in seinen Gedanken war und ihn da möglichst zu Frieden lassen sollte.

„Crichton. Was tust du hier?"

Sie war wohl doch hier.
Dren.
Was wollte sie hier? Sonst war er ihr auch egal.

„Ich betrinke mich."
Er sah sie nicht an. Seine Stimme war müde, aber noch klar.

„Warum?"
Jetzt sah er zu ihr hoch. Sie stand zwei Meter von ihm entfernt vor ihm. Ihre Haare waren offen, sie schaue ihn fragend an. Er konnte ihr ansehen, dass sie nicht verstand.
John konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen. Er sah wieder zu Boden. Neben ihm war ein Fleck Fellip Nektar, den er verschüttet hatte. Er fasste mit dem Finger hinein. Es klebte.

„Weil ich dich liebe."

Crichton hörte Schritte neben sich. Sie setzte sich neben ihn.
Als er wieder zu ihr hinüber blickte, bemerkte er etwas, das ihn überraschte. Eine kleine Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange. Seine Augenbrauen zogen sich für einen kurzen Augenblick in Unverständnis zusammen. Dann erkannte er, dass ihr wohl genauso viel an ihm lag, wie ihm an ihr.
Erleichtert schloss er die Augen und legte den Kopf an ihre Schulter.
Sie drehte ihr Gesicht zu ihm und stupste ihn mit der Nase leicht an seine Stirn. Fast wie ein Kuss.

Zhaan fand die beiden am nächsten morgen, als sie auf dem Weg zum Frühstück an Johns Zimmer vorbei ging. Bei dem Anblick der beiden lächelte Zhaan. Die Göttin war ihnen doch noch gnädig.
Aeryn lehnte immer noch an der Wand. Ihre Gesichtszüge waren entspannt, die Augen geschlossen. Sie hielt Crichtons Kopf auf ihrem Schoß und streichelte mit der anderen Hand leicht über seine Schläfe.
Zhaan konnte sehen, dass John schlief. Sie schloss die Tür und ging weiter in den Speiseraum. Der heutige Tag würde sehr schön werden, das hatte sie im Gefühl.