Hey Leute, ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es Stories mit wenig Dialog in den ersten Kapiteln meistens schwer haben, aber ich bitte euch, gebt dem Ganzen ne Chance, bei J.K. hat's schließlich auch geklappt… die übrigens alle Rechte an den Charakteren hat… R&R please
Who doesn't long for someone to hold,
Who knows how to love you, without being told?
Prolog
Sie erwachte ganz plötzlich und abrupt, mit weit aufgerissenen Augen und Panik in jeder einzelnen Faser ihres Körpers. Ihr Atem ging hektisch und ihr Puls hämmerte unregelmäßig. Sie lag so still und angespannt, dass ihre Muskeln krampften, aber sie konnte sich einfach nicht beruhigen.
Obwohl nur eine Millisekunde zwischen tiefem Schlaf und wildem Erwachen lagen, konnte sie sich an nichts aus dem schrecklichen Albtraum erinnern, vor dem sie ins Bewusstsein geflohen war. Es war genau wie in den letzten Nächten. Da war etwas. Es war jederzeit in ihrem Kopf präsent und schien zum greifen Nahe, aber immer, wenn sie ihre Gedanken darum schließen wollte, die Erinnerung ergreifen wollte, war ihr Kopf leer – nichts. Sobald sie aber unendlich unbefriedigt aufgab, sich erinnern zu wollen, schien es wieder so greifbar wie Momente zuvor.
Auch wenn ihr Unterbewusstsein ihr die offensichtlich schrecklichen Bilder der Träume verweigerte, die zugehörigen Gefühle wurden ihr nicht erspart. Sie hatte eine panische Angst in sich und ein Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie konnte es weder beschreiben noch ergründen und das machte es umso gewaltiger. Wie sollte sie etwas bekämpfen, dessen Ursache sie nicht kannte? Es gab nichts, das sie hätte analysieren können und daher auch keine Chance, der Situation Herr zu werden.
Sie hatte es nicht unter Kontrolle und daraus resultierte eine tiefe, elementare Angst – eine erschütternde Hilflosigkeit – ein kratzen an ihrem Urvertrauen. Diese Empfindungen schienen sie trotz aller rationalen Gedanken erbahmungslos von Innen aufzufressen.
Tief einatmen, ganz ruhig. Sie musste sich zwingen einen kühlen Kopf zu bewahren, sonst würde sie die Panik noch überrollen. Langsam gelang es ihr, ihre Glieder soweit zu entspannen, damit die Krämpfe abebben konnten. Weder fähig noch gewillte, sie zu bekämpfen, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Mit dem nächsten Blinzeln entkam ihrem Lied eine einzige, einsame Träne, die langsam ihre Wange herab rann, bis sie auf ihrem Weg abwärts vertrocknete.
Der Schreck beim Erwachen hatte sie in einer Starre gehalten, die nicht so leicht zu überwinden war, aber sie redete sich zu, dass zumindest in diesen Mauern alles in Ordnung war. Schließlich warf sie entschlossen die Decke von sich und stemmte sich mit zitternden Armen hoch. Ihr fiebrigheißer Körper begrüßte dankbar die kühle Nachluft und ihre Haut zog sich zusammen. Es war ein gutes Gefühl, als ihre Zehenspitzen den kalten Steinboden berührten. Es gab ihr den Bezug zur Realität wieder.
Vorsichtig blickte sie sich um und vergewisserte sich, dass keiner der anderen Patienten erwacht war, um Zeuge ihres Albtraums zu werden. Erleichtert stemmte sie sich hoch und verließ lautlos den Krankenflügel. Erst als sie die schwere Flügeltür hinter sich schloss und schnell durch den Vorraum in die verlassenen Gänge des schlafenden Schlosses entkam, atmete sie befreit auf. Das Letzte, was sie wollte, war irgendwie Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Obwohl dieses beunruhigende Gefühl von Angst und Unsicherheit immer noch da war, hatte sie nicht den Wunsch, es mit jemandem zu teilen.
Wie blind rannte sie durch die vom Mond erhellten Gänge. Nur, wenn die Beklemmung in ihr zu stark wurde, blieb sie an einem Fenster stehen, öffnete es, lehnte sich heraus und blickte auf die stillen Ländereien von Hogwarts, während sie die erfrischend kalte Aprilluft inhalierte. Wie kühle Medizin füllte sie ihre Lungen und gab ihr jedes Mal, seit sie in diese Nacht aufgeschreckt war, wieder ein gutes, friedliches Gefühl. Ein Gefühl von Freiheit.
Sie konnte es sich nicht erklären, aber dieses Gefühl brauchte sie in den letzten Tagen wie Luft zum atmen. Es war wie etwas, dass sie schmerzlich vermisst hatte. Nur, dass all diese Gedanken, wie so vieles in letzte Zeit, keinen Sinn ergaben, oder? Immer wieder führten sie ihre Gedankengänge zu dieser Frage, bei der sie nicht weiter kam und sie sich im Kreis drehten. Dann lief sie frustriert und ziellos weiter, nur um schließlich doch zielstrebig die unzähligen Stufen zum Astronomieturm heraufzueilen.
Erst hier umfing die friedvolle Nachtluft ihren gesamten Körper und der unvergleichbare, atemberaubende 360°Blick über das Schloss und seine Länderrein, über seine Felder und Wiesen, über seinen dunklen See und seinen verbotenen Wald, entführte sie in einen berauschten Zustand. Endlich war ihr Kopf für ein paar Minuten frei und sie dachte an nichts.
Sie grübelte mal nicht darüber, warum sie hier, auf Hogwarts war, obwohl sie ihre Schulausbildung bereits vor fast zwei Jahren beendet hatte und seither an der Oxford-Avalon-University Verwandlung und Zaubertränke studierte.
Sie probierte sich keine Theorien zu überlegen, warum sie vor einigen Tagen schwer verletzt im altbekannten Krankenflügel ihrer ehemaligen Schule erwacht war.
Sie war mal für ein paar Minuten nicht wüten, dass niemand mit ihr über die Geschehnisse sprach und sie nur wie ein rohes Ei behandelt wurde.
Es war ihr egal, dass der Schulleiter sie mal wieder alle im Dunkel ließ und nur er alleine alle Puzzleteil kannte.
Und für den Moment spielte es keine Rolle, dass und warum sie sich nicht erinnern konnte – an was auch immer.
Sie blickte einfach nur in die Ferne, in die Dunkelheit, von der eine anziehende Ruhe ausging. Sie merkte förmlich, wie sie ihren Geist verführte und eine unergründlich Sehnsucht in ihr auslöste. Sie versprach einen Ort ohne chaotische Gedanken. Oder nein, die Gedanken und Gefühle waren nicht weg, sie waren nur nicht mehr wichtig. Eigentlich war doch gar nichts mehr wichtig, oder? Ein Schritt, ein kleiner Schritt und sie könnte ein Teil dieser ruhigen Dunkelheit sein…
Wag es, rief der Wind. Wag es!
Doch noch ehe sie eine Entscheidung treffen konnte, nahm sie aus den Augenwinkeln ein flackerndes Licht wahr, das sofort ihre Aufmerksamkeit wie eine Motte auf sich zog. Es war irgendein Zimmer im Schloss und als sie sich in die Richtung wandte, war es, als würde ein Zauber von ihr genommen: Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie lang sie in den Abgrund vor sich gestarrt hatte und an was sie da eigentlich gedacht hatte.
Erschrocken von sich selbst wich sie von der Steinmauer zurück, bis sie in ihren Kniekehlen eine der steinernen Bänke spürte, die hier oben aufgestellt waren. Zittrig und mit laut klopfendem Herz ließ sie sich darauf nieder und dankte dem unbekannten Schlossbewohner, dessen Licht sie gerade von innen zuwärmen schien. In ihren Gedanken wurde der Fremde zum Freund, der im richtigen Moment einfach für sie da gewesen war, ohne dass sie ihn darum hätte bitten müssen.
Erschöpft ließ sie ihren Oberkörper zur Seite sinken, bis sie zum liegen kam und hob dann ihren Blick zu den Sternen.
_M_
Stimmengewirr holte sie aus ihrem Albtraum. Sie konnte aber gar nichts registrieren, völlig überwältigt von den tausend Gedanken die ihr durch den Kopf schossen. Sie schienen ungeordnet und sinnlos. So viele Gedanke, so viele Bilder. Der Albtraum war so real gewesen.
Sie spürte plötzlich wärme an ihrer Wange und auch drangen nun vereinzelt Worte zu ihr. Fetzen wie „… ist auf dem Astronomieturm…", oder „… eiskalt..." und „… glüht förmlich…".
Sie öffnete die Augen und sah direkt in ein anderes, tiefschwarzes Paar über ihr, das besorgt auf sie herabsah. Die Stimmen verstummten und die Sekunden verstrichen. Müde hob sie ihre Hand an ihre Wange und ertastete mit ihren Fingerspitzen eine warme, zarte Hand unter ihrer. In dem Moment, in dem sie sich aber unter der Berührung entspannen wollte, ertastete sie etwas anderes, das sie auffahren ließ. Nun fuhr sie sich fast wie in Trance immer wieder durch die kurzen Haarstoppel auf ihrem Kopf.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie wurde davon überwältigt. Die Tränen schossen ihr in die Augen. Hilfesuchend blickte sie wieder in die schwarzen Augen vor ihr und flüsterte entsetzt: „Es war kein Traum!", und nach einigen weiteren Sekunden, „Oh mein Gott, ich hab sie vergessen! Wie konnte ich sie einfach vergessen?".
Ehe sie etwas Weiteres tun konnte, schlossen sich starke Arme und ein schwarzer, warmer Umhang um sie und sie ließ sich dankbar gegen seine Brust fallen. Sie war froh, dass er einfach da war, ohne dass sie ihn hätte bitten müssen. Wie aus weiter Entfernung hörte sie eine ruhige, glockenklare Stimme „Sie erinnert sich wieder. Das ist gut.", sagen und ein Brummen ganz nah an ihrem Ohr erwiderte spöttisch ein „Ach wirklich? Ist das hier gut, Albus?". Dann umarmte sie auch die geistige Schwärze und dafür war Hermione Granger mehr als dankbar.
