Ein süßes Geheimnis
Klon Soldat Shen saß auf seiner Koje und reinigte seinen Blaster. Die Rüstung hatte er bereits ausgezogen und saß nur in seinem Unteranzug da. Shen hatte eine lange Schicht hinter sich und sein Magen knurrte. Er diente in der Stadtwache auf Coruscant und heute hatte seine Einheit eine Demonstration begleiten müssen. Einige Civvies waren gegen den Krieg. Aber eine Alternative baten sie auch nicht an. Jedenfalls nicht, soweit Shen das wahrnahm. Für ihn war das eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen. Aber seine Meinung zählte hier nicht viel. Die ganze Geschichte hatte viel länger gedauert, als geplant. Es gab ein paar Unruhen, aber die konnten besänftigt werden. Ein Sargent hatte ein Stein abbekommen, der genau einen Punkt am Hals getroffen hatte, den die Rüstung nicht schützte. Es war aber nur eine ordentliche Prellung. Civvies kamen bei den Meinungen der meisten Klonen nicht gut weg. Shen sah sie wie Nerfs, die zu ihrem eigenen Schutz gehütet werden mussten.
Shen strich mit seiner Hand über seinen kurzgeschorenen Kopf. Heute würde er sich wieder rasieren. Der Klonsoldat mit dem Aurebesh-Buchstaben über seinem linken Augen tätowiert, der seinen Namen darstellte, bevorzugte sich selbst komplett haarlos. Er empfand das als ordentlicher und auch sauberer.
Sein Magen meldete sich mit einem lauten Knurren. Aber bevor er sich Essen gönnen würde, kümmerte er sich erst um seine Ausrüstung. Sein Trainer auf Kamino hatte immer gesagt: „Kümmert euch um eure Ausrüstung, dann kümmert sich eure Ausrüstung um euch." Und dass war sein tägliches Ritual: nach Schichtende Rüstung überprüfen und putzen. Danach war dann er dann selbst dran.
Shen war gerade dabei, seine Waffe wieder zusammen zu setzen als sein Bruder unter Brüdern, Easy, an ihn herantrat. Easy trug noch seine Rüstung und warf seinen Helm auf seine Koje über Shen. Easy konnte nur schwer ein Grinsen unterdrücken. Irgendwas war los. Shen legte seinen Blaster beiseite und musterte seinen Bruder von oben bis unten. Seine Rüstung schrie nach Wasser. Easy trug im Gegensatz zu Shen einen kurzen Bart und einen rötlichen Haarschnitt, der mal wieder viel zu lang war. Seine Haare waren durcheinander. Shen könnte schwören, das Easy, dass mit Absicht machte. Und der Ansatz war auch schon wieder zu sehen. Was hielt die beiden eigentlich nochmal zusammen?
„Was ist schon wieder los?"
„Nichts ist los. Alles gut." Easy versuchte zu gelassen zu klingen und ließ sich neben Shen auf dessen Koje nieder.
Skeptisch musterte Shen den neben ihm sitzenden Soldaten. Easys Grinsen breitete sich aus. Er legte die Hand über den Mund und sah sich kurz um.
„Okay, komm mit!" er sprang auf, packte Shen am Arm und zog ihn hinter sich her. Shen ließ sich in die Toiletten ziehen. Als Easy überprüfte, dass sie alleine waren, zog er einen Schokoriegel in einer blau-weißen Verpackung aus seiner Gürteltasche und hielt ihn Shen triumphierend unter die Nase. Diesmal versuchte er gar nicht, seine Freude zu maskieren. „Mit Nüssen." Strahlte Easy.
Ja, das war typisch Easy. Shen konnte sich ein Augenrollen nicht verkneifen. Er verschränkte die Arme und fragte: „Woher hast du den schon wieder?"
„Ganz ruhig. Ich hatte vor mit dir zu teilen."
„Das war nicht die Frage."
„Ich habe den Schokoriegel geschenkt bekommen."
Shen hatte seine Zweifel. „Ernsthaft?"
„Ein Junge hat mich eine ganze Weile angestarrt, während ich Wache hatte. Dann ist er zu mir gekommen und hat mich von Nahem angestarrt. Ich war alleine, weil Mecky einen Civvie den Weg zeigen musste. Ich wusste er nicht, was ich tun sollte. Dann bin ich in die Knie gegangen und habe ihn gefragt, ob er sich verlaufen hat. Ich konnte seine Eltern nirgends sehen. Und, stell dir vor, er hat kein Wort gesagt, sondern hat einfach gegrinst und dann diesen Riegel aus seiner Tasche gezogen und ihn mir hingehalten. Ich wusste nicht, ob er das ernst meinte. Also habe ich ihm meine Hand hingehalten und er hat mir den Riegel gegeben. Dann ist er weggerannt."
Shen schüttelte ungläubig den Kopf. „ Easy, du kannst nicht einfach Sachen von Civvies annehmen. Das könnte giftig sein. Vielleicht gehört er zu den Seppies."
„Ein kleiner Junge? Hier auf Corrusant?"
„Was weiß ich." Murmelte Shen etwas angesäuert. „Es ist gegen die Regeln."
„Aber da sind sogar Nüsse drin!" Als ob das, die Sache in Ordnung brachte.
Shen starrte Easy ungläubig an.
„Du wirst mich doch nicht melden! Ich bin dein Bruder! Komm schon! Wann kriegen wir mal was Gutes? Ich sagte doch, ich teile mit dir.!" quengelte Easy und hielt Shen den Riegel unter die Nase. Die Packung sah etwas mitgenommen aus, der Inhalt war wahrscheinlich warm und matschig. Trotzdem war das für einen Klon ein echter Schatz.
„Okay, aber erst nach dem Essen." Gab Shen nach. Er wollte den Riegel schon probieren.
Easy fiel ihn um den Hals. „Du bist der Beste."
„Das weiß ich selbst." Knurrte Shen halbernst zurück.
„Das bleibt unser süßes Geheimnis, ja?" Easy legte Shen einen Arm um die Schultern.
„Du und deine Wortspiele." Manchmal konnte Shen nur den Kopfschütteln und zog diesmal Easy aus den Toiletten, nachdem der Schokoriegel wieder sicher eingepackt war. Irgendwann würde sich Easy in erhebliche Schwierigkeiten bringen. Aber ohne ihn, hätte Shen bei weiten nicht so viel Spaß. Er würde einfach auf Easy aufpassen müssen und ihm den Rücken decken. Das taten Brüder eben für einander.
