DAS AUGE DES WINTERS

Das Wichtigste zuerst…

Disclaimer: Die Welt rund um Westeros gehört nicht mir, sondern George R. R. Martin. Ich leihe sie mir nur aus und forme sie für meine Zwecke.

Altersempfehlung: P14. Kann sich im Laufe der Geschichte noch ändern.

Zu den Figuren: Die Geschichte umfasst primär viele bekannte Figuren des Originals, alle ihrem Charakter entsprechend dargestellt (wenn jemand nicht seinem Charakter entspricht, dann aufgrund der Unfähigkeit der Autorin). Solange es der Handlung zuträglich ist, baue ich neue Figuren ein.

Erzählstil: …versucht nicht den von Martin nachzuahmen. Aber ein kleiner Hinweis: Ich sehe die Serie auf Englisch und habe auch die Bücher auf Englisch gelesen. Ich gebe mir zwar Mühe, das deutsche Äquivalent für jeden Begriff herauszusuchen, Fehler in diesem Bereich bitte ich jedoch zu entschuldigen.

Ziel der Geschichte: Diese Geschichte soll im Prinzip die Handlung rund um das Lied von Eis und Feuer zu Ende erzählen. Es ist meine Interpretation und entspricht nicht immer den Hinweisen, die Martin in seinen Büchern gibt, und auch nur manchmal den zahlreichen Fan-Theorien. Die Geschichte hat nicht den Anspruch, alle Fragen zu klären und jeden kleinen Handlungsstrang aufzulösen, wie Martin es noch vor sich hat. Sie konzentriert sich auf die Gegenwart und bezieht alle relevanten Elemente mit ein.

Inhalt: Der Winter ist da. Jenseits der Mauer regt sich das ewige Eis. Die Drachenkönigin ist auf dem Weg nach Westeros. Die alten Häuser sterben langsam aus. Und die Menschen wissen nicht, in welche Richtung sie sich wenden sollen: Nach Königsmund, wo eine hasserfüllte Königin auf dem Eisernen Thron sitzt, nach Osten, von wo ein alter Name in neuer Gestalt sich nähert, oder nach Norden, wo ihre Vernichtung an die Tore der Mauer klopft. DAS LIED VON EIS UND FEUER, LETZTES BUCH.

Kapitel 1 – Die Waffen der Menschen

Jenseits der Mauer

Geschichten beginnen stets mit dem Wind.' Dem Wind, der den Kreaturen dieser Welt die Richtung in eine andere Zukunft weist, dem Wind, der so manches vor sich her trägt, und manches am Wegesrand liegen lässt.

Die Schneeflocken waren durch den Wind schon weit gekommen. Sie flogen durch die Luft, ohne auf den Hauch einer Wärme zu treffen. Denn der Norden war groß, und der Winter kalt. Die winzigen Kristalle umtanzten die regungslose Gestalt der Frau und sanken schließlich hinab ins Tal, wo sie zwischen den Toten zur Ruhe kamen.

Auf dem Holz der Hütten schmolzen sie noch, als würde die bloße Erinnerung an das Leben sie erwärmen. Aber nichts in diesem Tal lebte mehr. Die Toten wandelten zwischen den Hütten wie in Trance, ihrer Seelen beraubt und ohne wirkliches Ziel.

Die Frau löste sich vom Anblick des wuseligen Gewürms und schritt den Berghang hinunter. Ihr dünnes, weißes Haar flatterte in der Luft. Das ernste, unmenschliche Gesicht mit den zerfurchten Wangen regte sich keinen Millimeter, nur die eisblauen Augen huschten wachsam über die Umgebung. Die Frau trug eine Rüstung, die dicht am Körper lag, und die sie kaum vor der eisigen Kälte beschützen konnte.

Als sie das Tal betrat, nahmen die Toten keine Notiz von ihr. Sie waren damit beschäftigt, zu verwesen, denn das Eis konnte nicht ihr Fleisch an den Knochen halten. Die Frau betrat die Hütte, die ihr Volk als Versammlungsort nutzte. Im Blick der anderen fühlte sie sich immer leicht unwohl, deswegen war sie erleichtert, als sie nur den antraf, den die Menschen Nachtkönig nannten. Wenn er einmal einen richtigen Namen gehabt hatte, dann war er längst vergessen. Wahrscheinlich sogar von ihm selbst.

Der Nachtkönig beugte sich tief über einen grob gefertigten Sack, der auf dem Holztisch lag. Etwas schimmerte leicht in den schwarzen Tiefen des Stoffes, doch die Frau erkannte nicht, was es sein sollte. Der Nachtkönig blickte auf, seine starren Augen ruhten gelassen auf ihr.

„Weißt du, was das ist?" fragte er in der Sprache der ersten Menschen. Er klang heiser, als hätte er seinen Mund schon lange nicht mehr genutzt, um Worte zu formen. Die Frau trat an den Tisch heran und wollte nach dem Beutel greifen, doch der Nachtkönig hielt ihre Hand fest.

„Das ist Drachenglas", sagte er leise und ließ die Hand der Frau wieder los. „Eine der wenigen Waffen, die es vermögen, unser Volk zu töten."

„Und jetzt besitzen wir sie", sagte die Frau und betrachtete neugierig das geheimnisvolle Schimmern. Fast schon schien es ihr, als würde das Glas sie zu sich locken.

„Sie sind nicht die Einzige", sagte der Nachtkönig. „Der Hauptmann in schwarz hatte ein Schwert. Es war kein gewöhnliches Menschenschwert…" Er hielt inne. Die Frau regte sich leicht. Ein Wort kroch auf ihre Zunge, ein dumpfer Nachhall aus ihrer Vergangenheit.

„Valyrischer Stahl", meinte sie. Der Nachtkönig musterte sie grimmig.

„Valyrischer Stahl", wiederholte er. „Bald wird niemand mehr wissen, was das überhaupt bedeutet." Die Frau senkte den Kopf. Ihr Blick ruhte abermals auf dem Drachenglas.

„Es wird niemand mehr übrig sein um es zu wissen", entgegnete sie. Ihre Finger fuhren beinahe sanft über die grobe Tischplatte. Der Nachtkönig griff erneut nach ihrer Hand.

„Du wirst das Drachenglas in den Norden bringen", befahl er. „Dorthin, wo kein lebendes Wesen es je finden wird. Bring es fort, und bei unserem Wiedersehen reißen wir gemeinsam die Mauer ein." Die Frau zögerte.

„Es macht dir Angst, wenn ich mich an Dinge erinnere", stellte sie fest.

„Manchmal erinnere sogar ich mich an Dinge", erwiderte der Nachtkönig langsam. Die Frau hielt seinem Blick stand. Als er sie endlich losließ, packte sie den Beutel und warf ihn sich über die Schulter. Das Drachenglas klirrte verheißungsvoll.

So beginnt also meine Geschichte. ;) Es ist natürlich schwierig, ausgerechnet mit den Weißen Wanderern anzufangen, weil jeder so seine eigene Auffassung über sie hat. Können sie überhaupt sprechen? Wie ist ihre Gruppenkonstellation? Werden sie in der Serie anders dargestellt als Martin es im Sinn hatte? So viele unbeantwortete Fragen… Ich habe jedenfalls meine eigene Theorie darüber aufgestellt, wie die Weißen Wanderer sind, und bin gespannt was ihr dazu sagt.