Dies ist der dritte Teil von Minx- es macht durchaus Sinn, die anderen Teile gelesen zu haben- für alle die jetzt einsteigen:
Jeanna ist erst seit einigen Wochen blau und befellt, wie ihr Vater, Secretary McCoy und hat noch immer mit dieser Tatsache zu kämpfen. Nun ist sie aber vom Präsidenten eingeladen worden. Also fliegt sie mit Hank nach Washington und findet was sie nicht erwartet...
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Niemand kann sich vorstellen, wie unglaublich dankbar ich war, endlich an meinem Platz im Flugzeug zu sitzen.
Für den Sicherheitsdienst waren wir natürlich zuerst und vor allem erst mal Mutanten, die trotzt der relativ laxen Sicherheitskontrollen auf Inlandsflügen, genauer unter die Lupe genommen worden waren, als alle anderen Fluggäste. Da machte der Beruf meines Vater trotzdem keine Ausnahme
Seit vor ein paar Jahren ausgerechnet ein ebenfalls blauer Mutant namens Kurt Wagner den Präsidenten bedroht hatte, waren die Beamten in dieser Hinsicht besonders sensibel.
Mein Vater nahm es relativ gelassen hin.
Immerhin stand ja noch ein weiterer blauer Mutant auf den derzeitigen Fahndungslisten.
Eine Frau Namens Raven Darkhölme.
Mystique.
Ich hatte natürlich schon ein Bild von ihr gesehen.
Fast überall gab es Aushänge, außerdem war ihr Bild irgendwann, als ich noch zu Hause wohnte, im Fernsehen gewesen, zusammen mit einem Typen, der sich selbst Magneto nannte.
Nach allem was ich in unserer Schule erfahren hatte, waren dieser Mann und der Professor ja vor langer Zeit befreundet gewesen.
Ich hätte es nutürlich nie laut gesagt, aber ich verstand schon irgendwie, was dieser Magneto wollte.
Gerade mein heutiger "Ausflug" in die wirkliche Welt, hatte mir mal wieder schmerzlich vor Augen geführt, was es bedeutete Mutant zu sein.
Irgendwann konnte man da schon resignieren. Obwohl - dieser Mann wirkte ja eigentlich ziemlich normal. Von einem ziemlich beknackten Helm und seinem Cape mal abgesehen.(sorry Tilman-nique) Und das hätte er ja ausziehen können.
Um sich vorzustellen, warum diese Raven Darkhölme dagegen so etwas wie Terroristin geworden war, brauchte es gewiss nicht viel.
Jedenfalls aus meinem neuen Blickwinkel heraus.
Nach dem, wie uns die Sicherheitsbeamten behandelt hatten, hätte ich auch nicht übel Lust gehabt, ihnen ordentlich in den Hintern zu treten.
Mystique- das klang klang genauso, wie ich mir diese Frau vorstellte.
Schon als ich noch daheim in Jersey gewohnt hatte und meine Mutter noch lebte, war im Fernsehen mal über die beiden berichtet worden.
Ich war damals noch ziemlich klein, vielleicht zehn - und saß vor dem Fernseher meiner Großeltern.
Meine Großmutter hatte den Fernseher ausgeschaltet.
"Sowas sollten diese Leute nicht um diese Zeit im Fernsehen bringen", hatte meine Großmutter damals entrüstet zu meiner Mutter gesagt,"kleine Kinder bekommen ja Alpträume davon!"
"Aber Mutter", hatte sie geantwortet, "Diese Leute gibt es wirklich. Sie sind eine reale Bedrohung-Die Medien sollen und müssen darüber berichten...Du schaust dir ja auch diese entsetzlichen Sendungen an, wo menschliche Schwerverbrecher gesucht werden..."
"Aber das ist wirklich abartig - hast du gesehen, wie diese Frau aussieht? Zum gruseln..."
"Mom bitte.."
Dann gingen die beiden diskutierend in die Küche weiter.
Ich starrte den ausgeschalteten Fernseher an und versuchte jedes Detail dieser Aufnahme in meinem Gedächtnis zu speichern.
Aus irgendeinem Grund war ich total fasziniert von dieser Frau.
Ich fand sie damals wunderhübsch und mysteriös.
Sie hatten in dem Bericht erzählt, dass sie ich in jede beliebige Person verwandeln konnte.
Ich fand das unglaublich cool und überlegte, was ich wohl anstellen würde, wenn ich das könnte.
Wochenlang hatten Leah und ich gespielt, wir hätten ebenfalls so übercoole Fähigkeiten wie diese.
Ich war die "böse" Mystique und verwandelte mich natürlich nur im Spiel - in alle möglichen Leute, während Leah irgendeine gute, aber menschliche Superfrau mimte, die versuchte Mystique zu besiegen.
Natürlich hatte sie gar keine Chance. Jedenfalls nicht in unserem Spiel.
Meiner Mutter und Mike erzählte ich vorsichtshalber lieber nichts von meinen Fantasien.
Wie verrückt das Leben doch manchmal war...
Heute, am Flughafen hätte ich auch gern ihr Talent zum gestaltwandeln gehabt.
Ich tauschte meine Brillen aus und ließ mich in den bequemen Sitz in der ersten Klasse fallen.
"Oh Mann, wenn doch diese Leute nicht alle so glotzen würden, es würde vieles einfacher machen."
Ich schnitt eine Grimasse zu dem Mann, der vor uns im Flugzeug saß und sich erschrocken umgedreht hatte und uns anstarrte.
Entsetzt und verlegen drehte sich der Mann wieder um und setzte sich stocksteif in seinen Sitz. Er versuchte sich offensichtlich jetzt so wenig wie möglich zu bewegen.
Hank war-wie immer-so viel entspannter und lockerer als ich.Bewundernswert. Warum fiel es mir so schwer, das alles gelassener und mit dem nötigen Humor zu nehmen?
"Schau mein Schatz", sagte er ruhig, "Diese Leute kennen uns nicht. Unter Umständen haben sie im wirklichen Leben niemals zuvor einen Mutanten getroffen, der so anders aussah wie sie. Vielleicht glauben sie auch, überhaupt noch nie einem Mutanten begegnet zu sein. Was allerdings ziemlich unwahrscheinlich ist, denn es gibt ja inzwischen eine ganze Menge von uns-"
Er legte seine Hand auf meine.
"Menschen fürchten das, was sie nicht kennen und scheinen zu vergessen, dass wir vielleicht anders aussehen als sie, aber nicht wirklich anders sind. Sie sehen nicht, dass wir ihnen ähnlicher sind, als sie glauben. Oder sich wünschen. Menschen tendieren dazu, jeden, der nur ein bisschen anders ist, erst mal an zustarren. Sei es nun aus Furcht, Mitleid oder Neugier oder einer Mischung aus allem. Wie jeder, der in dieser Situation ist, kann ich dir nur raten, es nicht zu eng zu sehen und geduldig zu sein."
"Es ist nur verdammt schwer auszuhalten...", sagte ich zögernd.
Im Institut war alles so einfach gewesen. Ich war wie ich war, die anderen waren wie sie waren, aus.
"Vielleicht hilft es dir, wenn du dich daran erinnerst, wie es für dich war, als du mit mir damals in die Schule gefahren bist."
Ich sah Hank von der Seite an und versuchte mich daran zu erinnern, wie ich ihn damals gesehen hatte.
Es war ja eigentlich noch nicht so lange her, dennoch lagen Welten zwischen damals und diesem Tag.
Natürlich hatte sich mein Vater nicht verändert, sondern meine Sichtweise.
Die Umstände unter denen wir uns kennen gelernt hatten und was mit mir geschehen war, hatten dazu geführt, dass ich mich ihm näher fühlte als irgendjemandem sonst.
Für mich war er einfach so und ich hatte ihn genauso lieb, wie er halt war.
Sein Gesicht waren mir jetzt einfach vertraut.
Mehr als das, ich fand ihn eigentlich ziemlich hübsch.
Anders aber hübsch. Es war einfach so.
Vor allem wusste ich, dass es nichts gab, vor dem ich mich fürchten musste.
Verlegen nickte ich und schämte mich umso mehr für meine Reaktion damals.
Wie konnte ich so entsetzlich dumm gewesen sein?.
"Ich muss dir noch etwas sagen, Jeanna..."
Verwundert zog ich die Augenbrauen in die Höhe.
Der Satz kam so ungewohnt zögerlich, das ich mich automatisch voll zu ihm umdrehte.
Was würde denn nun kommen?
"Wir werden ja von Dana abgeholt-sie ist..."
Ich wusste eigentlich schon wer Dana war.
Sie war seine viel zitierte Assistentin aus dem Ministerium.
Also kniff ich die Augen zusammen und schoss mutig ins Blaue: "Sie ist mehr als nur deine Kollegin oder?"
Er sah mich ein wenig überrascht an, dann nickte er etwas verlegen.
"Ich war mir nicht sicher...sicher ob du es verstehen würdest. Du bist mir sehr sehr wichtig-und.."
Glaubte er wirklich, dass ich eifersüchtig sein würde?
Nein, das war wirklich lächerlich.
"Glaubst du ernsthaft, ich hätte erwartet, dass du im Zölibat lebst?"
Selbst Weezie ist in dich verknallt und noch ein Haufen anderer Mädchen inklusive Miss Munroe, fügte ich in Gedanken hinzu.
Er legt mir einen Arm um die Schulter und knuddelte mich freundschaftlich.
"Also ist es kein Problem?"
Ich schüttelte den Kopf.
"So ein Blödsinn- oder hättest du das gerne?"
"Es ist schön, dass du es so entspannt siehst". antwortete er und lächelte.
Aus irgendeinem, eigentlich ziemlich merkwürdigen Grund, den ich auch nicht so genau verstand, erwartete ich irgenwie, Dana Sullivan müsste eine außergewöhnliche Frau sein.
Vielleicht lag es einfach daran, dass ich von Miss Munroe als Maßstab ausging, oder von Weezie.
Umso überraschter war ich, als ich sie schließlich kennen lernte.
Da wir natürlich ziemlich im Gedränge auffielen, hatte sie uns als erstes ausgemacht und winkte uns zu.
Hank lief zielstrebig auf sie zu und strahlte.
"Das ist Dana Sullivan", sagte er stolz und legte ihr die Hand auf die Schulter..
Sie streckte mir ihre Hand entgegen und lächelte.
"Schön dich endlich kennen zu lernen, Jeanna- ich hab in den letzten Wochen fast nichts anderes, als die neuesten Neuigkeiten von dir gehört!"
Etwas verlegen nahm ich ihre ausgestreckte zarte, schlanke Hand.
Dana sah so unglaublich normal aus, dass ich schon beinahe vermutete, dass es auch eine Mutantenfähigkeit sein könnte.
Sie hatte hellbraunes, etwas über schulterlanges Haar und war kaum größer als ich, wenn ich ganz gerade stand. Jetzt trug sie ein gelb-gestreiftes T-Shirt und Jeans. Gar nicht so Assistentinnen-mäßig.
Dann drehte sich zu Hank und lächelte ihn an.
"Schön, das ihr hier seid."
Sie küssten sich und die Augen meines Vaters strahlten verliebt. Er strich ihr übers Haar.
Unwillkürlich musste ich lächeln. Mein Vater musste in diese Dana wirklich mächtig verschossen sein.
Irgendwie fand ich das merkwürdig, denn die beiden war ja uralt in meinen Augen. Wie konnte es sein, das sie beide wie verliebte Teenager aussahen? War das so, egal wie alt man war?
"Du bist ja hübsch!", sagte eine Mädchenstimme und ich fuhr erschrocken herum.
Als ich mich umdrehte, stand unvermittelt vor mir, ein kleines Mädchen. Sie war vielleicht gerade im schulfähigen Alter und strahlte mich mit den hellsten durchgehensten Augen an, die ich mir vorstellen konnte. Ihre Augen waren wie kleine Cenotes, in der sich die Sonne spiegelte.
Mein Unterkiefer sackte buchstäblich bis zum Fußboden, denn dieses kleine Mädchen hatte Fell von der Farbe eines caribischen Meeres!
Erschrocken starrte ich meinen Vater an.
„Daa-aad?", fragte ich ziemlich irritiert."Hast du mir irgendetwas dazu zu sagen?"
