-Hate

„Bella?" Jemand rüttelte an mir. Ich nahm es kaum wahr. Meine Augen hielt ich geschlossen und drehte mich von der Person weg, die an meinem Bett stand.

„Bella. Wach auf!"

Die ungeduldige Stimme wurde immer lauter. Ich blinzelte ein paar Mal, doch das helle Licht, dass durch mein Zimmerfenster drang, ließ mich sie sofort wieder schließen.

Ich drehte mich auf die andere Seite und kuschelte mich in die warme Bettdecke.

Meine Arme lagen über der Decke. Eine Gänsehaut bildete sich darauf und ich zog sie schnell mit unter den warmen Stoff, sodass sie aufhörten zu zittern.

„Bella! Wach auf." Jetzt schrie sie Stimme schon fast. Verschlafen drehte ich mich wieder in die Richtung, wo die wütende Stimme herkam.

„Hmm?", fragte ich, machte allerdings keine Anstalten den Kopf zu heben oder meine Augen weiter zu öffnen. Ich linste durch meine Lider und erkannte, dass Charlie vor mir stand.

„Bella", sagte er ungeduldig. „Es ist um sieben. Ich muss los und du willst einfach nicht aufstehen!"

Mit einem Schrecken öffnete ich meine Augen. Es war um sieben?

Mir kam es vor, als wäre ich gerade erst eingeschlafen. Ich hatte letzte Nacht doch wohl etwas zu viel gelesen.

„Nun. Wenn du jetzt wach bist, kann ich ja gehen", brummelte mein Vater und verließ das Zimmer. Er schloss die Tür und ich war fast davor wieder einzuschlafen, doch ich rief mir ins Gedächtnis, dass Charlie arbeiten musste. Das hieß, dass ich zu Schule musste.

Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf, als mir klar wurde, dass ich keine Zeit mehr zu verlieren hatte.

Ich nahm das Buch, welches auf dem Boden lag, und legte es auf den Nachtschrank.

Sturmhöhe.

Wirklich eines der besten Bücher, die ich je gelesen hatte. Ich verschwand im Bad, um mir die Haare zu kämmen und hörte gerade noch, wie Charlie mit seinem Polizeiauto wegfuhr.

Nachdem ich mir auch die Zähne geputzt hatte schaute ich in den Spiegel. Meine braunen Haare fielen-wie immer-langweilig über die Schulter. Meine braunen Augen sahen müde aus und ich erschrak, als ich die dunklen ringe darunter sah.

Was machst du nur immer, beschimpfte ich mich selber, während ich mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, damit ich etwas wacher wurde. Es half. Etwas.

Ich trotte in mein Zimmer, obwohl mir bewusst war, dass ich nicht allzu viel Zeit hatte. Ich war nicht gerade ein Frühaufsteher, aber verschlafen tat ich noch viel seltener, als das ich früh aufstand. Ich nahm mir ein paar Klamotten aus dem Schrank und sah noch nicht einmal richtig hin. Eigentlich war es mir auch egal. Wer achtete in Forks schon auf Kleidung?

Alice!

Dieses kleine Monster, was sich meine Freundin nannte.

Seufzend legte ich die Sachen zurück und durchwühlte meinen Schrank nach etwas an messbaren. Schließlich entschied ich mich für eine normale Jeans und ein blaues T-Shirt. Darüber zog ich e Strickjacke, die ich von meiner Mutter zum Abschied bekommen hatte, als ich vor einem Jahr nach Forks zog.

Ich packte mit ein paar geschickten Handbewegungen meine Schultasche. Gestern war ich nicht dazu gekommen, weil Alice mal wieder was vorgehabt hatte.

Wir waren nach Port Angeles, einem Nachbarort, gefahren und hatten dort eingekauft. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn wir nach Seattle oder Olympia gefahren wären, aber das war dann doch zu weit, denn gestern war schließlich auch noch Schule gewesen.

Ich ging die Treppe runter, was bei meinem nicht allzu tollen Gleichgewichtssinn schon eine Herausforderung war(wenn man dabei nicht gleich auf die Nase fallen wollte). Langsam stieg ich die Stufen nach unten. Dort schaute ich auf die Uhr und stellet mit einem Schrecken fest, dass es bereits 7.30 war. Es würde gerade noch für ein schnelles Frühstück reichen.

Aus dem gelb angestrichenen Schrank nahm ich eine Schüssel und füllte Cornflakes mit Milch ein. Das war das einzige, was ich mal eben so auf die schnell hinbekam, ohne dass ich mir irgendwelche Verbrennungen zuzog.

Ich setzte mich an den Küchentisch und genoss die letzten Minuten der Ruhe. In der Schule würde das alles vorbei sein. Wir waren bekannt dafür, dass gerade mein Jahrgang nicht immer so verhielt, wie die erwachsenen es wollten. Ich fand die meisten einfach nur kindisch. Die einzig „normalen" waren wohl Alice und ich. Außerdem noch ihre Geschwister Emmett und Edward, der sich aber teilweise auch einfach nur daneben benahm. Ich konnte ihn nicht ausstehen.

Immer musste er mir seine Sprüche an den Kopf werfen, aber im Endeffekt, war er nicht so schlimm. Zwar hasste ich ihn, aber im Gegenteil zu Mike Newton lief er mir nicht die ganze Zeit hinterher und quasselte irgendwelches Zeug, dass er mich liebte. Mike war außerdem ein gutes Bespiel für die Jungs in meinem Jahrgang.

Er wurde schon öfters beim Alkohol trinken erwischt, was auch seinen Ruf beeinflusste.

Nach meinem Wissen sollte er sogar Drogen nehmen, was er allerdings-wie sollte es auch anders sein-abstritt. Ich wusste gar nicht, wieso er sich noch die Mühe machte mich anzusprechen. Immerhin war ich, im Gegensatz zu ihm, gut in der Schule und passte im Unterricht auf.

Als ich fertig mit Essen war, stellte ich die leere Schüssel in die Spüle und setzte mir den Rucksack auf den Rücken.

Ich zog mir meine Stiefel an und verließ das Haus.

In meiner Hosentasche steckte der Schlüssel meines alten Autos. Gerade als ich ihn herausziehen wollte, um den Transporter aufzuschließen, als ich ein quietschendes Geräusch wahrnahm, dass aus Richtung der Straße kam, schreckte ich auf. Mechanisch hielt ich mir die Ohren zu. Das Quietschen der Reifen auf dem nassen Boden wurde immer lauter, ehe ein gelber Porsche vor Charlies Haus zum stehen kam.

„Hey, Bella!", rief mir eine sehr bekannte Stimme entgegen. Verdattert starrte ich meine Freundin an, die mich durch das geöffnete Fenster des Wagens anstrahlte.

Mir klappte die Kinnlade runter.

Ich hatte immer gewusst, dass die Cullens nicht in armen Verhältnissen lebten. Im Gegenteil. Sie schienen Massen an Geld zu haben, aber dass sie sich wirklich alles leisten konnte brachte mich aus der Fassung.

„Wa-as?", fragte ich stockend und meine Augen weiteten sich.

„Bella. Komm. Wir müssen zur Schule." Sie sah mich ungeduldig an, doch die Freude wich ihr nicht aus dem Gesicht. „Oder willst du alleine fahren?", fragte sie und klang etwas beleidigt.

„Äh… Nein!" Meine Stimme hörte sich unsicher an und fast war es schon eine Frage. Ich machte einen Schritt auf das Auto zu und konnte meinen Blick einfach nicht davon abwenden.

„Bella. Nun steig schon ein", forderte mich Alice auf und öffnete über den Sitz hinweg die Tür. Der Geruch des neuen Autos stieg mir in die Nase.

„Bella!" Sie zog meinen Namen ungeduldig in die Länge und so langsam wurde mir bewusst, dass wir uns wirklich beeilen mussten. Hastig schritt ich auf die Tür zu und stolperte dabei über meine eigenen Füße. Fluchend konnte ich mich gerade noch am Auto festhalten.

„Ich hoffe, du hast keine Kratzer hinterlassen…", murmelte Alice und sah nach hinten. Dort saß Edward; den Blick aus dem Fenster gewandt. Ich war froh, dass er mich nicht weiter beachtete. Ich verstand sowieso nicht, wie Alice es mit so einem Bruder aushielt. Ich glaub, deshalb war sie auch ganz froh, dass sie wenigstens einen „normalen" Jungen gefunden hatte. Jasper. Die Beiden waren ein Herz und eine Seele. Wenn man die Beiden trennten, bekam man nur Gejammer zu hören, was auf die Dauer einfach nur nervte.

„Hey", murmelte ich, als ich mich auf dem Beifahrersitz niederließ und meine Tasche auf meinen Knien ließ. Ich schnallte mich schnell an, denn meine Sorge, dass Alice ihr neues Fahrzeug sofort ausprobieren wollte, nahm ich ziemlich ernst. Ich kannte sie nur zu gut. Alle Cullens liebten schnelle Autos, was mich manchmal doch etwas erschrecken ließ, doch mit der Zeit gewöhnte man sich daran.

„Was sagst du dazu?", fragte sie und strahlte mich an, während sie auf das Lenkrad klopfte.

Ich konnte nicht antworten. Immer noch war ich zu überwältigt davon.

Schließlich drängte ich mich allerdings doch dazu etwas zu sagen, denn sonst dachte sie noch, dass mir ihr neues Auto nicht gefiel.

„Es ist toll!" Mein Lächeln war ebenfalls strahlend, allerdings nicht so stark wie das von Alice.

„Nur toll? Ich finde es einfach hamma! Ich meine, wer bekommt schon so ein auto. Einfach klasse. Ich liebe es…" Ihrem weitern Redeschwall hörte ich nicht weiter zu und widmete mich eher der Tatsache, dass sie gerade rasend schnell durch Forks fuhr. Wie machte sie das bloß?

Wie konnte man so viel an einem Stück reden und dabei auch noch rasend schnell Auto fahren. Ich schluckte, als sie scharf um eine Kurve fuhr. Ich klammerte mich an den Sitz und hoffte, dass es keine Abdrücke hinterlassen würde. Wie sah es denn auch aus, wenn man die Abdrücke der Fingernägel im Leder wiederfand?

Edward ignorierte mich geflissentlich. Sein Blick aus dem Fenster war starr, was ich durch den Seitenspiegel sehen konnte, der wohl noch etwas falsch eingestellt war.

Ich zuckte mit den Schultern und folgte weiter Alice Monolog.

„…Oh. Es war so toll, als ich ihn zum ersten Mal sah. Ich durfte natürlich auch gleich damit fahren und Jasper kam mit. Wir sind über die Highway gefahren und es war ein super Gefühl. Das müssen wir auch einmal machen!"

Ich nickte und sah dabei wohl etwas abwesend aus.

„Bella?! ´Hörst du mir überhaupt zu?", fragte sie argwöhnisch und mu8sterte mich.

„Ja, klar", murmelte ich und lächelte.

„Hast du letzte Nacht nicht gut geschlafen?", fragte sie besorgt und ihre Stirn legte sich in Falten. Da meldete sich Edward zu Wort.

„Oh. Unsere Bella hat schlecht geschlafen. Was machen wir denn da?" Er musterte mich belustigt im Spiegel. Ich drehte mich zu ihm um und starrte ihn wütend an.

„Sie in Ruhe lassen, damit sie keine Albträume on einem gewissen Edward Cullen bekommt."

Er grinste mich weiterhin an.

„Natürlich. Wieso eigentlich nicht? Aber was, wenn es genau das ist, was ich will?"

„Edward! Es reicht. Halt einfach deine Schnauze", knurrte Alice und sah ihre Bruder wütend an.

Er beachtete uns nicht weiter und blickte aus dem Fenster. Die restliche Fahrt, die nicht mehr lange dauerte, sprach niemand mehr ein Wort. Alice hatte immer noch ein Lächeln auf den Lippen, doch sah es nicht mehr ganz so fröhlich aus.

„Wo sind denn die anderen?", fragte ich, als wir auf dem Schulgelände ausstiegen, mit einiger Verspätung.

„Ach. Die wollten nicht mit meinem Auto mitfahren", sagte sie schmollen und ich fragte mich, ob sie denn sie Wahrheit sagte.

Schweigend liefen wir auf Haus 4 zu, wo wir heute unsere erste Stunde hatten. Englisch. Eigentlich mochte ich das Fach, aber heute wollte ich einfach nur zu Hause bleiben und schlafen. Lesen.

Nichts Besonderes machen.

Sogar Edward schwieg, was recht ungewöhnlich war. Meistens ging er auch zu Jasper, Alice Freund, und Emmett, der zwar sein Bruder war, was aber kaum auffiel, denn sie benahmen sich wie Freunde. Viele dachten, dass die adoptiert waren, doch das stimmte nicht.

Das weiße Haus-zumindest sollte es das sein-war an den Seiten etwas schlammig, was sich in Forks such nicht vermeiden ließ. Vor dem Gebäude standen Mike und Tyler. Beide hatten eine Zigarette im Mund und stießen Rauchringe. Ich schauderte, als wir an ihnen vorbei gingen.

„Hey, Bella", hauchte Mike, was wohl verführerisch klingen sollte. Genervt drehte ich meinen Kopf zu ihm, was ich sofort bereute, denn sein rauchiger Atem, war nicht allzu weit von mir entfernt. Ich hielt die Luft an.

„Verschwinde, Newton!", knurrte ich und auch Alice baute sich neben mir auf. Edward ging einfach weiter, worüber ich wohl froh sein konnte, denn er hätte genauso auf Mikes Seite wechseln können, was er wahrscheinlich schon aus Familiengründen nicht machen würde.

Edward ein Mann, der nicht gegen seine Familie war. Auch wenn er manchmal mit Emmett oder Alice nicht gut auskam war er immer auf ihrer Seite.

War das bei Geschwistern so?

Ich wusste es nicht, schließlich hatte ich keine Geschwister. Noch nicht einmal meine Mutter lebte in Forks. Sie wohnte in Phoenix, bei Phil. Ich hatte mir immer geschworen nie nach Forks zu ziehen. Allein wegen dem vielen Regen. Doch meine Mutter war unglücklich, weil sie sich um mich sorgte, anstatt ihre Zeit mit Phil zu verbringen. Er war Baseballprofi und reiste deshalb viel.

Mike machte nicht die geringste Anstalt sich vom Fleck zu bewegen.

„Wieso sollte ich?", fragte er und wollte dabei wohl cool wirken. Mit seiner Pranke fuhr er sich durch die fettigen Haare. Angewidert verzog ich das Gesicht.

„Weil du ein perverses Schwein bist!", warf Alice ein und drehte sich einfach von ihm weg. Sie zog mich am Arm und zusammen rannten wir ins Haus.

„Hey, Schätzchens. Wir tun euch nichts!", versicherte er uns, doch sein ironischer Unterton ließ uns etwas anderes sagen.

Zu unserem Glück folgte er uns nicht. Das hätte er auch bereut.

„Wieder Probleme?", fragte Emmett, der gerade auf uns zu kam.

„Ja", sagte Alice seufzend.

„Morgen", brummelte ich und setzte mich auf meinen Platz neben Alice.

„Schönen Guten Morgen." Emmett hatte eines dieser schiefen Grinsen aufgesetzt, die eigentlich anstecken müssten, doch ich war einfach zu müde.

„Hey. Du solltest ein bisschen fröhlicher sein", stichelte er mich, doch ich ignorierte es.

Gelangweilt holte ich meine Sachen raus.

Der Klassenraum wurde langsam wirklich voll und Emmet machte sich auf den Weg zu seinem Platz, allerdings erst nachdem er noch ein paar Versuche gestartet hatte, mich aufzuheitern. Es Misslang.

„Hoffentlich wird heute ein ruhiger Tag", brummelte ich vor mich hin.

Angela und Jessica gingen an uns vorbei zu ihren Plätzen.

„Ruhe!" Unser Lehrer kam rein und beruhigte uns, was auch einigermaßen gelang.

Dann waren wir leise.

Es war selten bei unserem Jahrgang, dass einmal Ruhe herrschte. Normalerweise plärrten die Jungs durch ganz Forks. Woran das lag, wusste niemand.

Die Schulstunde war langweilig. Wir erfuhren, dass unsere Jahrgangstufe sich auf dem Schulhof treffen sollte, sobald wir normalerweise in die Cafeteria mussten.

Ich grübelte etwas darüber, was sie uns wohl zu erzählen hatten, doch die nächste Stunde fing an. Geschichte. Wir nahmen gerade Napoleon durch.

Seufzend ließ ich mich neben Rosalie fallen. Alice besuchte diesen Kurs nicht.

„Gut geschlafen?", fragte sie und grinste mich schief an. Ihr Haar fiel dabei über die Schulter. Wie konnte man nur so schön aussehen?

„Mhm. Geht so", murmelte ich und schlug mein Buch auf.

Sie lachte kurz auf und wand sich dann nach vorne. Mr. Banner, der uns in Gesicht, als auch in Biologie unterrichtete, bat um Ruhe, was man in diesem Kurs auch nach einiger Zweit bekam.

Hier befanden sich nicht sie letzten Idioten, die es an der Schule gab. Die meisten fanden Geschichte einfach stinklangweilig und wählten daher lieber Sport.

Ich verstand Alice, wieso sie zu Sport ging. Irgendwo musste sie schließlich ihre Hyperaktivität auslassen. Da war der Sportunterricht wirklich gut für.

Emmett, Jasper und Edward waren einfach Sportmenschen. Wenn sie etwas machten, dann Sport. Edward spielte nach meinem Wissen Klavier, was mich nicht weiter interessierte.

Wieso auch?

Auch wenn der Unterricht nicht gerade spannend war, hörte ich aufmerksam zu. Es lenkte mich von den alttäglichen Dingen ab, wenn ich mich in die frühere Zeit versetzte.

Rose neben mir dachte wohl das Gleiche, denn auch sie folgte aufmerksam dem Unterricht.

„Und jetzt fasst ihr bitte alles zusammen", sagte Mr. Banner, als er uns ausführlich über die französische Revolution erzählt hatte. Rose und ich holten sofort Heft und Stift zur Hand und andere merkten noch nicht einmal, dass der Lehrer sie zu etwas aufgefordert hatte. Es waren wirklich hoffnungslose Fälle. Ich seufzte darüber und schrieb die Überschrift.

Die Alleinherrschaft Napoleons stand in meinem Heft rot unterstrichen.

Ein General wird „Kaiser der Franzosen". Mit diesem Thema fing ich an. Ich schrieb und schrieb, während andere immer noch aus dem Fenster starrten.

„Ich werde eure Texte einsammeln", erklärte uns Mr. Banner und sofort befanden sich alle in der Gegenwart. Mittlerweile war ich bei einer Seite angekommen und bei der Frage Warum akzeptierte das Volk die Alleinherrschaft?

Ich fand das Thema ziemlich interessant.

„Was?", fragte Mike drei Reihen vor uns. Fast schrei er es und ich zuckte vor dem grässlichen Klang seiner Stimme zusammen.

„Das können sie doch nicht machen! Wissen sie wie viel das ist?" Verdutzt sah ich ihn an. Rose war ebenso verwirrt. Was hatte Mike bloß… Dachte er wirklich, dass er nur zum rumsitzen in der Schule war? Um seine Freunde zu treffen und mit ihnen zu rauchen?

Dieser Junge war absurd. Völlig seinen Fantasien über sein eigene Welt ausgeliefert.

„Newton! Benehmen Sie sich. Sie haben das zu machen, was ich ihnen sage!" Mr. Banner war rot im Gesicht vor Wut. Ich verstand ihn. Mike Newton war wirklich das letzte. Mir fiel Edward ein. Sie befanden sich wahrscheinlich auf gleicher Ebene.

Ich musste allerdings zugeben, dass Edward heute harmlos war. Woran das wohl lag?

Bella, sagte ich mir. Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Er ist es nicht wert.

Er war es wirklich nicht wert…

„Sie können sagen, was Sie wollen", sagte Mike bissig und wandte sich von ihm ab.

Wenigstens siezte er ihn noch, denn sonst hätte er eine ziemlich hohe Strafe für sein Vorgehen bekommen. Doch auch seine Wortwahl brachte unseren Lehrer zur Weißglut.

„Newton! Wir sehen uns nach der Stunde beim Direktor!"

Mike nickte kalt und drehte sich ganz um, sodass er sich Jessica widmen konnte.

„Schatz?", fragte er über die Tische hinweg, sodass es jeder hören konnte. „Ist dein Vater heute zu Hause?"

„Natürlich nicht", sagte sie verführerisch (zumindest sollte es so sein) und spielte mit ihren Haaren. Angeekelt wand ich meinen Blick ab und sah wie auch Rose das Gesicht verzog.

„Oh. Das ist schön. Wir hatten schon lange kein Sex mehr."

Bah.

Mike Newton war wirklich das letzte. Doch Jessica war auch nicht viel besser.

„Natürlich Schatz. Auf der Coach oder im Bad? Wir könnten dabei auch einen Film gucken…"

Alle stöhnten auf.

„Newton! Stanley! Sie verlassen jetzt auf direktem Weg den Raum." Er zwang sie regelrecht aufzustehen. „Sie machen ihre Aufgabe weiter!", sagte er noch, bevor er mit den Zweien den Raum verließ. Jessica und Mike hielten dabei die Hand.

„Unglaublich", murmelte Rose, während sie einen weiteren Satz schreib.

„Und unmöglich", fügte ich hinzu und schrieb ebenfalls etwas.

Gemurmel ging durch die Klasse und niemand machte so wirklich, wozu er in diesem Raum war und was Mr. Banner uns befohlen hatte.

Tyler sprang über die Tische, was die Mädchen mit einem quieken aufnahmen.

Über unseren Tisch kletterte er Gott sei Dank auch nicht. Ich glaube er hatte Respekt vor Rose. So ziemlich jeder Junge hatte, dass und somit auch vor Emmett, der dich wohl als Glücklicher schätzen konnte.

Die Stunde verlief weiterhin unruhig, was ich und Rose einfach ignorierten. Wie waren mit unseren Arbeiten fertig, bevor, manche erst den Stift gezückt hatten oder erst gar nicht daran gedacht hatten, was sie meist um Jungs handelte. Wir lasen unsere Werke gegenseitig durch und konnten dadurch die Fehler des anderen korrigieren.

Das Ende der Stunde nahte, als Mr. Banner wieder den Raum betrat.

„Bitte setzten Sie sich", bat er Tyler und ich war erstaunt darüber, dass er Ruhe bewahren konnte. Wäre ich er, hätte ich Tyler schon längst rausgeschmissen, aber Mr. Banner war scheinbar schon einiges gewöhnt, sodass er es wahrscheinlich einfach ignorierte.

Trotzdem nahm er einen tiefen Atemzug, bevor er zu der Klasse sprach.

„Gut. Euch wurde sicher schon gesagt, dass sich die gesamte Stufe…" Er machte eine kurze Pause und sah sich im Klassenraum um. „…und damit meine ich auch die ganze Stufe! ... sich auf dem Schulhof trifft, sobald die Mittagspause begonnen hat." Ich und Rose nickten, während die anderen immer noch nicht ganz ruhig waren.

Wie konnte man nur so idiotisch sein?

Was sollte denn später aus den Leuten werden, wenn sie noch nicht einmal einen vernünftigen Schulabschluss hatten und auch sonst zu nichts nützten.

Ich schüttelte den Kopf, als mir ein Bild durch den Kopf ging, wo Mike und Tyler auf der Straße saßen und für Geld sammelten, damit sie sich auch ihre Zigaretten und vielleicht sogar Drogen kaufen konnten.

„Gut. Wenn ihr das jetzt wisst, würde ich gerne eure arbeiten einsammeln. Sie werden bewertet! Und wer keine Vorzeigen kann, muss sich wohl auf eine entsprechende Note gefasst machen."

Rose stand auf und ich machte es ihr gleich. Zusammen gingen wir nach vorne ans Pult und legten dort unsere Arbeiten hin.

Ein paar folgten unserem Beispiel. Ich konnte einen Blick darauf erhaschen und stellte fest, dass die meisten nicht mehr als einer halben Seite geschrieben hatten.

Ashley gab sogar nur eine Zeile ab. Kopfschüttelnd verließ ich mit Rose zusammen den Raum. Doch ehe wir auch nur auf dem Flur waren, rief uns Mr. Banner zu sich.

Wir sahen uns erstaunt an und gingen zu ihm.

„Ich bedauere es sehr, dass diese Stufe einfach nicht zu bändigen ist. Selbst die schlausten Schüler machen Blödsinn, woraus ich Sie jetzt mal ausschließe. Sie sind außergewöhnlich gut in sämtlichen Fächern. Und damit meine ich jetzt nicht nur Sie, sondern auch Alice Cullen, Edward Cullen, Emmett Cullen und Jasper Hale. Ich möchte Ihnen die Möglichkeit geben das auszubauen."

Er zwinkerte uns zu und ich verstand gar nichts. Rose sah ebenfalls etwas verwirrt aus.

„Wenn Sie wollen, machen wir für Sie ein Sonderprogramm, denn in dieser Stufe können Sie unmöglich etwas lernen!"

Mein Mund klappte hörbar auf und Rose starrte ihren Lehrer mit großen Augen an.

„Meinen Sie das ernst?", fragte sie leicht stotternd, was wirklich ungewöhnlich war.

„Es ist mein voller ernst. Wir werden allerdings erst in frühestens einer Woche damit anfangen…" Er runzelte mit der Stirn und ich stand wieder völlig verständnislos an.

Ws meinte er jetzt damit?

Wäre diese Woche irgendetwas Besonderes?

Mir fiel nichts ein… Hatte ich etwas vergessen?

Plötzlich bekam ich Panik und sah zu Rose. Ihr Gesicht spiegelte verschiedene Gefühle wieder. Stolz, Panik, Verlegenheit… Ich konnte nicht alles so recht deuten.

Er bemerkte unsere Gesichter und lachte kurz auf. „Sie werden es noch früh genug erfahren", sagte er und lächelte.

Wir nickten einfach nur und wussten immer noch nicht recht, wovon er überhaupt sprach. Wir beließen es dabei.

„Nun gut. Erzählen Sie es bitte auch Mr. Hale und den restlichen Cullens." Wir nickten hölzern und synchron, was er mit einem verschmitzten Grinsen quittierte.

Dann verließen wir den Raum und diesmal wurden wir nicht noch einmal zurück gerufen.

„Wow", murmelte Rose. Ihre Augen waren immer noch etwas weiter auf. Ich hatte mittlerweile den Mund wieder geschlossen und starrte jetzt einfach nach vorne, ohne etwas besonders interessantes zu denken.

„Sind wir echt so gut?", fragte Rose nach ein paar Schritten zweifelnd.

„I-Ich weiß nicht", murmelte ich noch immer darin versunken, was das alles zu bedeuten hatte. Dieser Tag war so… komisch. Edward verhielt sich anders… Bei seinem Gedanken fiel mir etwas ein.

„Ist Edward wirklich so gut?" Rose lachte auf, was mich zum erstarren brachte.

„Hast du ihn noch nie im Unterricht gesehen? Hast du eigentlich jemals nach seinem Zeugnis gefragt?" Ich schüttelte mit dem Kopf, was sie nur noch mehr zum Lachen brachte.

„Nun ja", fing sie an, nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte. „Er steht in allen Fächern eins." Ich schnappte nach Luft. War das ihr ernst?

Edward Cullen stand in allen Fächern eins! Rief ich mir immer wieder ins Gedächtnis und konnte es auch nach dem zehnten Mal noch immer nichts fassen.

„Wie macht er das?", fragte ich immer noch erschrocken über diese absurde dennoch interessante Tatsache.

Sie zuckte mit den Schultern.

Mittlerweile hatten wir den Schulhof überquert. Schüle liefen zu den Häusern, in denen sie als nächstes Unterricht hatten und achteten dabei nicht auf die anderen, was teilweise zu heftigem Streit führte, weil sie sich gegenseitig umrempelten.

„Ich weiß nicht. Ich denke nicht, dass er nachts lernt, aber er scheint auch nicht so doof zu sein, dass er nichts für die Schule macht und nur, so wie die anderen halt, zu Hause rumhängt oder noch viel schlimmer jeden Abend eine Party schmeißt."

Ich war baff. Und zum ersten Mal in meinem Leben war ich positiv überrascht von Edward Cullen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals sein würde, aber irgendwann ist schließlich immer das erste Mal.

Stirnrunzelnd ging ich über den Schulhof.

„Bella, Bella", sagte Rose plötzlich und zog mich am Arm in die andere Richtung und ich stellte mit einem Schrecken fest, dass ich tatsächlich falsch gegangen war. Wir befanden uns am Rand des Schulgeländes. Rose schien es vorher auch nicht bemerkt zu haben, denn sonst hätte sie mich bestimmt schon viel früher aus en Gedanken gerissen.

„Wo wart ihr denn?", fragte Alice, als Rose und ich den Klassenraum betraten.

„Ach nichts", sagte Rose grinsend und zwinkerte mir einmal zu, wodurch ich verstand, dass ich bloß nichts von dem Gespräch mit Mr. Banner erzählen sollte.

Zwar war da immer noch die Möglichkeit, dass ich einfach in Gedanken gewesen war, doch ich beließ es bei der ersten Variante.

Wir setzten uns hin und holten unsere Sachen für die nächste Stunde raus. Mathematik. Das wohl meist gehasst Fach an dieser Schule oder zumindest in unserer Stufe. Wahrscheinlich hatten die meisten einfach zu wenig potential dafür, um die einfachsten Aufgaben zu lösen.

Ehrlich gesagt war mir das auch egal, doch was mich am meisten störte, war dass gerade in diesem Fach alles über Tische und Bänke lief.

Gerade hier brauchten die meisten ernsthaft Hilfe und wollten es trotz ihrer schlechten Noten einfach nicht einsehen. Ich verstand sie nicht.

Mir sollte es fürs erste egal sein. Eigentlich für immer.

Die gesamte Schule schien darüber zu spekulieren, was wohl in der Mittagspause passierte. Ich selber war schon ganz hibbelig und Alice konnte es erst recht nicht aushalten.

Als die Mittagspause nahte, packten wir schon frühzeitig unsere Sachen ein, was unseren Lehrer nicht wirklich interessierte. Er war es wie Mr. Banner bereits gewöhnt und scherte sich nicht weiter darum.

Als es gongte liefen die meisten, lahmarschig wie immer, aus dem Klassenraum, während die Cullens, Hales und ich aus dem Haus stürzten.

„Bella fällt bestimmt wieder hin", sagte Edward, was wahrscheinlich nicht so tragrisch gewesen wäre, wenn er es nicht so hämisch gesagt hätte. Ich ignorierte ihn weitgehend und konzentrierte mich darauf, dass mir die Tasche nicht weiter runterrutschte,

Ich schaffte es tatsächlich nicht hinzufallen und war schon fast stolz drauf, als Edward es mit einem seiner blöden Sprüche vermasselte.

„Bellalein ist ja gar nicht hingefallen. Dabei badet sie doch so gerne im Dreck. Wieder ignorierte ich ihn, doch diesmal war es schlimmer. Mike fing lauthals an zu lachen, wobei mir auffiel, dass er wieder da war. Sie letzten Schulstunden hatte ich ihn nicht gesehen, was mir eigentlich auch ganz recht gewesen war.

Langsam wurde ich wütend. Mein Hass gegen Edward Cullen wuchs und ich konnte es nicht vermeiden. Alice nahm meine Hand und führte mich durch die Leute ans andere Ende der Gruppe.

„Lass dich nicht von ihm runtermachen", flüsterte sie und strich mir mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht. Ich wusste, dass sie es hasste, was ihr Bruder mir antat, doch viel konnte sie auch nicht machen.

Sie hatte bereits mit ihm darüber geredet. Erfolglos. Was sollte er auch ändern?

Er cool. Das war scheinbar das einzige, was für ihn zählte, weshalb ich mich immer wieder über ihn aufregen konnte.

„Bella", sagte sie sanft, als ich mich misstrauisch um sah, dass er uns auch nicht gefolgt war.

„Bella, du darfst ihn nicht gewinnen lassen. Irgendwann wird es im zu langweilig dich runterzumachen. Du musst ihn nur einfach ignorieren." Ich nickte, auch wenn ich wusste, dass das nicht allzu schnell zu bewältigen war.

„Gut. Bella, ich weiß, dass du das schafft", murmelte Rose. Als ich ihre Stimme dicht hinter mir vernahm zuckte ich zusammen.

„Wir wissen, dass du stark bist", sagte Emmett und ich fand es einen Tick zu lau. Obwohl Emmett der beste Freund neben Jasper von Edward war, konnte auch er nichts gegen die Hänseleien machen.

Edward schaffte es immer wieder sich aus einem Gespräch herauszureden, was ich sehr bedauerte, denn ich wollte es ihm mal so richtig auswischen. Doch dafür war ich einfach zu schüchtern. Ich konnte es einfach nicht überwinden ihn vor dem Kurs bloßzustellen oder am besten noch vor der ganzen Schule. Es ging einfach nicht.

„Liebe Schüler, Liebe Schülerinnen", fing Mr. Banner mit seiner Rede an, was mich etwas durcheinander brachte. Ws sollte das jetzt? Wir waren doch auf keine Schulveranstaltung, oder?

Irritiert sah ich zu Jasper, dessen arme um Alice geschlungen war und zu Emmett, der Rose die Haare richtete.

Sie beachteten mich kaum und bekamen auch Mr. Banners Ansprache nicht wirklich mit.

So waren sie, die verliebten. Unzertrennbar. Manchmal war ich eifersüchtig. Sie hatten alle einen Partner, nur ich nicht. Ich hatte nicht einmal annähernd Erfahrung damit, weshalb ich mich manchmal etwas fehl am Platz fühlte, was oft passierte, wenn ich mich bei den Cullens befand. Diese geschah sehr häufig, denn Alice und ich verbrachten die meiste Zeit miteinander, wenn es nicht gerade um Jasper ging.

„Der Schulrat oder zumindest die gesamte Lehrschaft hat festgestellt, dass diese Stufe nicht so weiter unterrichtet werden kann." Zu diesem Satz sollte man wohl gesagt haben, dass unsere Lehrschaft aus nicht gerade vielen Lehrern bestand.

Unsere Schule hatte insgesamt 358 Schüler, wodurch man auf 13 Lehrer kommt.

Manchmal war das ganz gut, aber der Nachteil war, dass man schon vor Beginn des nächsten Schuljahres wusste, welchen Lehrer man in welchem Fach bekam.

„Zumindest wurde beschlossen, dass die nächste Woche kein normaler Unterricht stattfindet." Seine Stimme war so ruhig, dass ich erst viel später seine Worte realisierte. Mike grölte unverständliche Wörter und küsste Jessica auf so eine ekelhafte Weise, dass mir schlecht wurde.

Tyler grinste über das ganze Gesicht, was bei seinen Brotresten zwischen den Zähnen fürchterlich aussah. Scheinbar machte er sich schon Gedanken darüber, mit welchem Mädchen er diese Nacht verbringen würde oder eher gesagt die nächste Woche, wenn wir keinen normalen Unterricht hatten.

Mr. Banner beruhigte alle wieder.

Die Schüler, die gerade in der Cafeteria saßen, schauten uns neugierig an und klebten regelrecht an der Scheibe. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Edward es genoss, von so vielen Leuten angeschaut zu werden auch wenn sie nicht mal auf ihm lagen, sondern auf unserem gesamten Jahrgang. Dies schien allerdings nicht weiter zu stören.

„Ihre Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten wurden bereits darüber informiert.

„Sie werden die nächste Woche mit der gesamte stufe in die Wildnis fahren. Vielleicht wird sie das etwas beruhigen und man kann wieder normal Unterricht führen." Mein Mund klappte auf. Meinte er das ernst?

Scheinbar, denn er verzog keine Miene und sein Blick schweifte über die Schülerscharr, die alle so ähnlich dreinschauten, wie ich es tat.

„A-Aber das können Sie doch nicht machen!", posaunte Mike und baute sich vor unserem Lehrer auf, was ziemlich lächerlich aussah.

Ich wurde von der Seite angetippt und Rose schaute mich an.

„Meinen die das ernst?", fragte sie mich, worauf ich einfach nur die Schultern zuckte.