Sequel- Nachfolgegeschichte zu „Eine neue Chance"

Im Tropfenden Kessel

Die Rush-Hour im Tropfenden Kessel war vorbei. Fast jeden Tag kamen unzählige Hexen und Zauberer durch den Tropfenden Kessel um zur Winkelgasse zu kommen. Doch genauso wie an diesem Morgen war das gröbste jetzt, viertel vor 10, überstanden. Der Schankraum war verlassen, selbst Tom, der Wirt, war in einen der Nebenräume verschwunden.

In einem der zwei Kamine, die sich in dem großen Raum befanden, flackerten die - bis eben noch kleinen - Flammen nun in einem leuchtenden Grün. Wie aufgeweckt züngelten sie nach oben und waren nun mehr als doppelt so hoch. Einige Sekunden später schritt eine junge Frau mit buschigen braunen Haar durch die Flammen im Kamin. Ihr folgte ein schlaksiger, langer junger Mann mit sehr rotem Haar.

"Was meinst du Hermine, warum will er uns ausgerechnet heute, einen Tag vor Schuljahresbeginn, sprechen? Ich meine morgen sehen wir uns doch eh wieder."

„Wir werden es gleich erfahren Ron." antwortete sie. „Aber egal ob wir ihn morgen wiedersehen ich bin doch gespannt zu erfahren um was es geht. Was auf einmal so dringend ist. In den letzten Wochen musste er uns immer vertrösten."

„Stimmt. Bis auf die paar Notizzettel, auf denen stand dass es ihm gut geht, haben wir ja nichts erfahren. Ich weiß dass er geschrieben hatte dass er viel um die Ohren hat - aber wenigstens uns hätte er auf dem Laufenden halten können. Vor allem seit Du-weist-schon-wer besiegt wurde."

Während er sprach steuerten die beiden auf einen der Tische zu um sich zu setzen. Zehn Minuten würden sie noch warten müssen. Harry sagte er würde sie um Zehn hier treffen.

Den Rest der Zeit verbrachten sie schweigend. Bis sich die Vordertür zum Tropfenden Kessel öffnete. Es geschah, nach der Rush-Hour, nicht oft das Leute aus Richtung „Muggel-London" das Gebäude betraten. Von ihrem Sitzplatz aus konnten Ron und Hermine nicht sofort erkennen wer da kam, aber es waren zweifelsohne zwei Personen, die leise miteinander sprachen. Sowohl Ron als auch Hermine stockte der Atem als sie sahen wer da genau reingekommen war. Einer von beiden war zweifellos Draco Malfoy. Neben ihm ging jemand der eine beängstigende Ähnlichkeit mit dem...´auch-das-noch´, Meister der Zaubertränke, ihrem Zaubertränkelehrer, aus Hogwarts hatte. Das ungewöhnliche an diesem Bild war nicht nur dass die beiden dieselbe Kleidung trugen, eine schwarze Hose, schwarzes Poloshirt mit unterschiedlichen Streifen ( Die Streifen des Blonden waren Rot, die des Schwarzhaarigen grün) an Kragen und Ärmeln, sondern das Ungewöhnlichste war dass der Zaubertränkelehrer sein strahlenstes Lächeln aufgesetzt hatte und die Zwei anderen gerade zu anfunkelte. Andererseits war es nichts ungewöhnliches das Malfoy wieder seinen Unnahbaren Gesichtsausdruck trug, der war aber immerhin frei von Abscheu.

Ein Ungläubiges „Malfoy!" kam es sofort von Ron als er den Slytherin - Jungen sah. Doch der Anblick des Jungen neben ihm irritierte ihn noch mehr. Er kam ihm irgendwie bekannt vor, doch spielte dabei die Ähnlichkeit zu Snape auch nur eine untergeordnete Rolle. Darum wandte er sich wieder Draco zu. „Was machst du denn hier?"

„Nicht dass es dich etwas anginge, aber ich wurde gebeten hierher mitzukommen." kommentierte der Angesprochene die Frage.

Jetzt meldete sich auch Hermine zu Wort:" Magst du uns nicht deinen Begleiter vorstellen?"

Draco überging die Frage völlig und wandte sich dem Schwarzhaarigen zu. „Du hast ihnen noch nichts gesagt? Also allmählich merkt man dass du mehr Slytherin bist als ich ursprünglich angenommen hatte. Gestattest du mir die beiden aufzuklären?"

„Klar, nur zu."

„Weasley, Granger," begann er „ ich bin stolz euch hier meinen Bruder Harry Snape vorstellen zu dürfen."

Völlig überrascht starrten Ron und Hermine ihren Freund Harry an, den sie auf einmal zweifelsfrei erkannten.

Hermine sprang sofort auf um ihn zu begrüßen und zu umarmen. „Harry, ich bin so froh dass es dir gut geht. Was ist denn passiert? Wir haben uns solche Sorgen gemacht seit dem Vorfall in der Winkelgasse. Wie kommt es dass sich dein Aussehen so sehr verändert hat?"

In dem Moment als Hermine ansetzte um Atem zu holen unterbrach sie Harry sanft. „Hermine, beruhige dich. Du drückst mir die Luft ab."

Sie entließ ihn aus ihrer Umarmung und Harry sprach weiter: „Wegen all dieser Fragen habe ich euch heute ja her gebeten. Ich wollte nicht dass das Morgen in dem ganzen Trubel zu kurz kommt. Ich werde euch alles erklären. Draco habe ich gebeten mitzukommen um mich zu unterstützen. Das wir das heute hinter uns bringen können."

Jetzt sah Harry auch Ron an, der zu Harrys Erstaunen sitzen geblieben war. Unter seinen roten Haaren sah er auf einmal sehr bleich aus, als ob er jeden Augenblick wegtreten würde. Diese Offenbarung hatte ihn doch mehr erschüttert als er und Harry es vermutet hätte.

Draco und Harry setzten sich nun an den Tisch. Tom der Wirt kam wieder in den Schankraum zurück und erkundigte sich ob die Vier nicht etwas bestellen wollten. Für den Anfang bestellten sie für jeden ein Getränk. Als Ron sich so langsam von seinem Unwohlsein erholt hatte und schon wieder ein bisschen Farbe bekam begann Harry mit seiner Erzählung über die Ereignisse der letzten Wochen.

„Also" , begann Harry. „An dem Tag als wir in der Winkelgasse waren. Mussten wir drei, Draco, Severus und Ich uns alleine durchkämpfen.."

"Severus? So wie in Severus Snape? Seit wann benutzt du Snapes Vornamen?" echauffierte sich Ron.

„Ron, ich nenne ihn schon so seit er in einen Teenager verwandelt wurde. Darf ich jetzt weiter erzählen? Gut. Bei dem Kampf in der Winkelgasse wurden Draco und ich auf einmal von einem Todesser in die Enge getrieben. Dank Severus ist uns nichts weiter passiert, aber es hätte übel ausgehen können. Darum sind wir auch zu einem Entschluss gelangt: Wir einigten uns darauf unsere Kräfte zu vereinen."

"Was? Wie? Erzähl schon Harry, welchen Zauber habt ihr benutzt?" fragte Hermine ganz aufgeregt.

In der Zwischenzeit brachte Tom die Bestellungen zu seinen vier Gästen und notierte auch gleich noch was sie Essen wollten.

Nun sprachen beide, Harry und Draco, davon wie der Zauber der drei Tugenden der Weisheit funktioniert. Und davon was er bewirkt.

Ron und Hermine wurde somit klar warum sich Harrys Aussehen verändert hatte. Er berichtete auch davon das Lily zu Beginn Ihrer Schwangerschaft eine Erinnerung an Dumbledore übergab und dass darin das Geheimnis zu Severus Vaterschaft lag.

„Das ist ja echt nicht zu fassen!" gab Ron von sich. „Ich hätte das echt nicht gedacht. Und Dumbledore hat das all die Jahre nicht geahnt?"

„Nein, er sollte die Erinnerung nur aufbewahren für den Fall dass sie eines Tages gebraucht werden würde. Nachdem meine Eltern gestorben waren hat er sich nichts mehr dabei gedacht und sie einfach aus Sentimentalität aufbewahrt. Er sagte sogar das er, bis zu dem Zeitpunkt als ich mit meinem echten Aussehen in sein Büro kam, nicht einmal mehr daran gedacht hatte dass er diese Erinnerung besaß.

An dieser Stelle übernahm Draco das Erzählen. Er teilte Harrys Freunden mit wie Severus entführt wurde und über ihren Plan ihn zu retten. Die Ereignisse auf Malfoy Manor ließ er auch nicht aus. Wobei er natürlich betonte wie sein Kugelblitzzauber dazu beigetragen hatte die Zaubererwelt zu retten.

„Jetzt wisst ihr auch die Wahrheit über Voldemorts Niederlage. Das was sie in den Zeitungen geschrieben haben ist zwar zum Großteil wahr, aber die Auroren haben sichergestellt dass das Ministerium nicht zu viele Details preisgibt. Das hätte sonst zu viele Unstimmigkeiten gegeben…." Er machte eine kurze Pause und ergänzte: „ Aber eins rate ich Euch: seht zu dass ihr darüber Stillschweigen bewahrt! Nicht nur die Sache mit Voldemort auch alles was danach kam war bestimmt kein Kesselkuchen knabbern!"

Draco schaffte es sogar bis zum letzten Wort so Todernst zu bleiben dass Ron und Hermine nur stumm und ergeben nickten. Bis Harry sich nicht mehr halten konnte, zuerst begann er zu Kichern und schließlich zu Lachen. Ohne weiteres lachte nun auch Draco, wären Ron und Hermine sich nun verwirrt und überfordert von der Situation ansahen.

Kaum dass sich Harry und Draco beruhigt hatten erzählten sie weiter von ihren regelmäßigen Besuchen im Ministerium. Die Verhandlungen der Malfoys, die Vormund- und Vaterschaftsangelegenheit von Severus gegenüber Draco und Harry, einige Prozesse bei denen sie als Zeugen gebraucht wurden und natürlich die Verhandlung von Voldemort / Tom Riddle, welcher jetzt Tom Serpentine sein sollte.

Harry erklärte dass er sich freiwillig gemeldet hatte so eine Art „Bewährungshelfer" für Serpentine zu sein.

Anfänglich fiel es Ron schwer dass was ihm erzählt wurde richtig aufzufassen. Man konnte ihm ansehen das er in seinem Innersten schwer damit rang alles was er erfahren hatte richtig zu verarbeiten. Von manchen Dingen war er alles andere als begeistert. Er hatte zwar über die Wochen gelernt zu akzeptieren dass sich Harry und Draco jetzt gut verstanden, dass hieß aber nicht dass er ihn mögen musste. Ebenso wenig passte es ihm dass der ehemalige Lord Voldemort jetzt als Tom Serpentine in die Schule gehen durfte und noch schlimmer dass er sich an Harry zu halten hatte um seine Zeit da zu überstehen.

Doch bevor sich Ron in seinen Ärger darüber hineinsteigern konnte redete ihm Hermine ins Gewissen. Sie riet ihm erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen, damit sich das was er erfahren hatte setzten konnte. Dann sollte er sich wieder Gedanken darüber machen wie er damit umgehen wollte. Mürrisch stimmte Ron dem zu. Auch wenn ihm die ganze Situation nicht gefiel, Hermine hatte doch Recht - wie immer.

Mit einem kurzen Blick auf seine Taschenuhr stellte Draco fest dass es jetzt fast Zeit für sie war zu gehen, also standen die zwei auf. Harry verabschiedete sich herzlich von seinen beiden Freunden, während Draco beiden ein kurzes Kopfnicken entgegenbrachte.

„Wir sehen uns ja morgen im Zug wieder. Also macht´s gut, bis morgen."

Damit verließen die Zwei den Tropfenden Kessel in Richtung Winkelgasse. Sie fanden Severus, wie abgesprochen, bei Flourish & Blotts.

Der erste September war da und Severus erwachte kurz bevor ihn der Rufton seines Weckers erreichte, doch anders als üblicherweise fiel es ihm heute ungewöhnlich schwer aus dem Bett zu kommen. Und das auch noch am ersten Schultag. Er bewegte sich träge, drehte sich zu seinem Nachtschrank und schaute auf die Uhr. 7. 40 Uhr. Schon seit zehn Minuten lag er hier, langsam wurde es aber Zeit. Er stand auf und begab sich ins Bad. Das übliche Prozedere begann, duschen, rasieren, anziehen.

Punkt acht würde er seine Söhne wecken, die noch tief in Ihren Kissen lagen. Von dem Zeitpunkt an wären es nicht mehr ganz drei Stunden bis er sich das erste Mal in seinem Leben von seinem Kind, seinen Kindern, verabschieden würde. Nicht dass er sie nicht ein paar Stunden später wiedersehen würde, aber schon allein der Tradition wegen war es ihm wichtig die Zwei zum Gleis 9 ¾ zu begleiten. Er hatte sogar beschlossen sich aus diesem Anlass heraus anders zu kleiden. Seine Lehrerroben waren zwar nicht unangemessen, aber da er nicht als Aufsichtsperson zum Zug gehen würde sollte es etwas anderes sein. Natürlich waren fast alle seine Kleidungsstücke die für die Öffentlichkeit bestimmt waren hochgeschlossen, aber immerhin hatte er eine „größere" Farbauswahl als schwarz. Eine schwarze Hosen, eine moosgrünes Hemd, eine schwarze Weste und, für unterwegs, ein ebenfalls moosgrüner Reiseumhang würde bestimmt seine Wirkung nicht verfehlen.

Nachdem er angekleidet war machte er sich auf dem Weg zu dem Zimmer in dem Draco und Harry schliefen. Er Klopfte an die Tür, öffnete sie nur einen Spalt breit und sagte mit in seiner strengsten „Professoren-Stimme" : „ Mr. Snape, Mr. Malfoy. Erheben sie sich sofort aus ihren Betten oder ich schwöre ihnen dass sie, wenn sie zu spät zum Frühstück kommen, das Haus ohne magische Hilfe von oben bis unten blitzblank putzen werden. Und das vorzugsweise mit ihrer Zahnbürste!"

Verwirrt schreckten beide aus ihrem Bettzeug hoch. „Ja, Sir!" gaben beide aus Reflex heraus klar und deutlich wieder.

Da die beiden Teenager in einem Stockbett schliefen schaffte es Harry, der oben lag, beinahe aus seinem Bett herauszufallen bei seinem Versuch in aller Eile aufzustehen.

Nur wenige Sekunden später hatten sich die beiden von ihrem Schrecken erholt und riefen nun :„Severus…!" bzw. „Das war nicht fair!...", in Richtung Tür.

Dem allerdings huschte ein leichtes Lächeln übers Gesicht. „Guten Morgen" sagte er nun in seinem normalen Ton. Ohne große Umschweife erinnerte er die zwei Jungs nochmal daran dass sie sich eiligst anziehen und ihr Zimmer in einem ordentlichen Zustand hinterlassen sollten.

Etwa zweieinhalb Stunden später erreichten die drei das Gleis 9 ¾ und gingen zum Hogwartsexpress.

Da Severus noch etwas erledigen musste ging er kurz bevor er Harry und Draco in den Zug steigen ließ. Lautlos einigten sie sich darüber dass sie unbedingt herausfinden mussten wie Severus es anstellte dass nicht nur seine Lehrerroben hinter ihm wedelten, sondern auch seine gewöhnlichen Reiseumhänge. Egal wie, es war beeindruckend. Für einige Augenblicke standen die Zwei ein wenig verloren auf dem Bahnsteig. Überall um sie herum hörten sie Leute reden, Eulen kreischen, das Rattern der Gepäckwägen. Dann entdeckte Harry eine kleinere Gruppe, bei denen alle, die dazu zu gehören schienen, rote Haare hatten. Was für ein Glück: er hatte die Weasleys entdeckt. Jetzt konnte er auch Ron und Hermine ausmachen. Er setzte sich in Bewegung um zu ihnen zu kommen. „Ron, Hermine, wir sind hier!" rief er ihnen zu.

Beide drehten sich um und begrüßten ihn.

Der Rest der Weasley-Familie staunte nicht schlecht darüber wer sich da zu ihnen gesellte.

Ron erklärte den anderen mit kurzen Worten wer sich plötzlich ihrer Gruppe angeschlossen hatte.

Harry wollte auch nicht weiter darüber reden. Alles weitere könne er ja im Zug erklären.

Schon kurz darauf näherte sich Severus wieder, dieses mal allerdings mit einem bleichen, dunkelhaarigen Jungen im Schlepptau. Er hatte den nun verjüngten Tom Riddle, nein Tom Serpentine, abgeholt. Während Ron, Hermine und Ginny schon in den Zug stiegen nahm sich Severus Draco, Harry und den jungen Mr. Serpentine zu Seite und schärfte ihnen noch einmal in knappen Worten ein was er von ihnen erwartete und dass besonders Harry an seine Verantwortung denken sollte. Aber auch Serpentine sollte beweisen dass er seinen Auflagen in ernsthafter Pflicht nachkommen würde. Draco hingegen soll Harry so gut es geht unterstützen und nicht zögern ihn, Severus, sofort zu informieren wenn etwas Auffälliges geschehen sollte. Schließlich war er immer noch Hauslehrer von Slytherin und zwei von den drei jungen Männern vor ihm waren in diesem Haus. Zu guter Letzt verabschiedete er sich von seinen Söhnen, nickte Tom Serpentine kurz zu und wünschte ihnen eine angenehme Reise.

Am Abend schon würden sie sich ja wieder sehen.

Die Drei betraten den Zug und fanden schon nach kurzer Zeit das Abteil mit Hermine, Ginny und Ron. Da Ron und Hermine sich allerdings auch um ihre Arbeit als Vertrauensschüler kümmern mussten hatten sie während der Fahrt genug Platz in dem Abteil. Die Fahrt verlief angenehm, Harry erklärte vielen seiner Haus- und Klassenkameraden, aber auch denen aus der DA, ganz grob was diesem Sommer vorgefallen ist. Allerdings ließ er auch einige Dinge bewusst unerwähnt. Die Tatsache dass er über eine geistige Verbindung mit Draco und Severus Kontakt halten konnte und wer Tom Serpentine wirklich war. Es gab einfach Dinge die nicht jeder wissen musste.

In Hogwarts angekommen erwartete sie wieder die Zeremonie des Sprechenden Hutes und das Festmahl zu Schulbeginn. Für Harry sollte allerdings etwas Besonderes noch anstehen. Nach dem Essen, als alle Schüler in ihre Schlafsäle geschickt wurden, sollt er das erste Mal an einem Slytherin-Haustreffen teilnehmen. Der Abend versprach noch lang und spannend zu werden.