Titel: Transfigurations

Autorin: Resonant
Beta: Julad

Übersetzung: Lucifuga
Beta: Ria

Rating: P18 Slash

Disclaimer: Das HP-Universum gehört J.K.Rowling, diese Geschichte gehört Resonant und ich darf sie übersetzen :)

Warnung:

Diese Fanfiction enthält in späteren Kapiteln explizite Beschreibungen von sexuellen Handlungen zwischen zwei Männern.

Wer deswegen hier ist: nur zu, fang endlich an zu lesen
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Transfigurations

für Julad sine qua non

1. Heimkehr

Seit 1973 hing ein "Geschlossen wegen Reparaturarbeiten" - Schild an der fünften Kabine der Herrentoilette des Kings Cross Bahnhofs.

Die Kabine bot genug Platz für einen Rollstuhl; um genau zu sein, bot sie sogar genug Platz für ein kleines Auto. Gelegentlich meldete jemand, der eine der andren Kabinen benutzte, seltsame Geräusche hinter ihrer fahlgrünen Tür. Das geschah regelmäßig genug, um das Bahnhofspersonal ein Schema erkennen zu lassen, aber unregelmäßig genug, um Anspielungen auf die „Spuktoilette" ernst zu nehmen – obwohl die leichtgläubigeren Nachtangestellten dazu neigten, dem Ruf der Natur paarweise zu folgen.

An diesem Spätsommermorgen hätte sicherlich jeder in der Herrentoilette komische Geräusche melden können – ein gedämpftes Plop, eine Reihe von schwachen, dumpfen Schlägen, das erschöpfte Seufzen eines Mannes, und sogar etwas, das wie Vogelkreischen klang.

Aber in der Toilette war niemand, der es hätte hören können.

Und als ein junger Mann – mit müden, grünen Augen hinter einer Drahtbrille – aus der Toilette auftauchte, wunderte sich niemand darüber, wie – oder warum – er so eine Unmenge an Kisten und Koffern in die Kabine bekommen hatte. Oder was für ein Tier er in dem verhängten Käfig trug. Oder wie er zu der blitzförmigen Narbe auf seiner Stirn gekommen war.

Eine Handvoll Bahnangestellte bemerkte, wie er seinen Gepäckberg über Gleis 9 schleppte, aber sie sahen alle zur Seite, bevor Augenkontakt zustande kommen und sie zur Hilfe verpflichten könnte.

Niemand konnte sich daran erinnern, ihn beim Einsteigen in einen Zug gesehen zu haben. Es dauerte nicht lang, und man erinnerte sich überhaupt nicht mehr an ihn

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Harry lehnte sich in seinen Sitz zurück und seufzte. Überseereisen dauerten per Portschlüssel nicht so lang wie per Flugzeug, waren dadurch aber nicht unbedingt angenehmer, und den Inconspicuus-Zauber aufrechtzuerhalten, der ihn den Augen der Muggelwelt entzog, hatte ihm mehr Aufmerksamkeit abverlangt, als er erwartet hatte. Sein Rücken schmerzte ein wenig, und hinter seinen Augenbrauen lauerten die ersten Anzeichen von Kopfschmerzen. Ein Abteil für sich allein im Hogwarts-Express zu bekommen, war das erste, das heute gut gegangen war.

Neben ihm kletterte Hedwig durch die offene Tür ihres Käfigs, hüpfte auf die Lehne des Sitzes und begann ihre von der Reise zerzausten Federn zu glätten. Harry lächelte sie an und sie zog zärtlich an einer seiner Haarsträhnen. "Nicht gerade die einfachste Reise des Welt", sagte er, "aber wir kommen endlich nach Hause."

Es war ruhig gewesen in Florida. Der Tod Voldemorts, die Besetzung von Hogwarts, der Dementorenaufstand, die Säuberung des Ministeriums, die Todesser-Prozesse – in Florida waren dies nur Geschichten gewesen; verrissen auf den Seiten des International Herald Divinator. Sein eigener Name war einigen seiner neuen Kollegen unbekannter gewesen als der Viktor Krums. Er erinnerte sich daran, wie er all seinen Mut zusammengerafft hatte, um sein Haar zurückzustreichen und Sunday Coneskey die Narbe zu zeigen. Sunday hatte ihn verständnislos angesehen und dann die Narbe nachlässig mit einem langen Finger nachgezogen...

Es war eine Erleichterung gewesen.

Aber es war kein Zuhause. Und nun öffnete Hogwarts wieder seine Pforten, Harry kehrte zurück, um zu unterrichten, und alles würde besser werden.

"Es wird anders sein", warnte er Hedwig, aber er konnte es selbst nicht glauben. In seinem Kopf stand Hogwarts noch so da, wie er es zum ersten Mal gesehen hatte, unberührt von Krieg und Zeit.

Zugegeben, das war ein Traum. Aber er würde alles dafür tun, ihn wieder Wirklichkeit werden zu lassen.

Die Schüler waren schon mit dem Express angekommen, und dieser Zug war leer, bis auf ein paar Ansässige aus Hogsmeade, die von Besorgungen in der Muggelwelt zurückkehrten, so dass Harry ein wenig entspannen konnte. Er öffnete seinen kleinsten Koffer und zog seine Alltagsrobe heraus. Sie hatte die letzten fünf Jahre ihr Dasein im Kleiderschrank fristen müssen, während er in Shorts und Sandalen durch Florida geschlendert war. Als er die Knitterfalten herausschüttelte, flatterte ein Blatt Papier aus dem Koffer auf den Boden des Abteils.

Harry zog sich die Robe über den Kopf, ohne sich die Mühe zu machen, sie vorher aufzuknöpfen, hob das Papier auf und entfaltete es. Auf dem schweren Büttenpapier drängte sich unter dem Wappen Hogwarts' Minerva McGonagalls spitze, schwarzblaue Schrift. Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln kam der Teil, der Harry auf seine Heimreise gebracht hatte.

"Obeah Bokor hat mir mitgeteilt, dass Sie in den fünf Jahren, die Sie im Lehrerkollegium des Zirkels von Amerika verbracht haben, weitaus mehr getan haben, als Ihre Kraft zurückgewinnen – dass Sie vielmehr eine Kraft und Disziplin weit über dem, was wir während Ihrer Zeit in Hogwarts von Ihnen gesehen haben, entwickeln konnten. Ich war erfreut, dies von ihm zu hören, obwohl es mich nicht überrascht hat.

"Während Ihrer Zeit in Florida sind hier viele Veränderungen eingetreten. Mit Cornelius Fudges Rücktritt und der Neuorganisation des Ministeriums haben wir letztendlich einen Minister für Zauberei bekommen, der sich weder weigert, eine Bedrohung anzuerkennen, noch sich Veränderungen in den Weg stellt – das heißt, wir werden eher mit dem Ministerium zusammenarbeiten als gegen es. Einen besseren Vorstand als Crice Stormlaw kann man sich nicht vorstellen, und ich bringe ihrem Stellvertreter, Neville Longbottom, selbstverständlich mein tiefstes Vertrauen entgegen."

Harry lächelte. Nevilles unvorgesehener Aufstieg im Zaubereiministerium, der ihn im unerhörten Alter von 23 die zweitwichtigste Position verschafft hatte, hatte sogar jene schockiert, die ihn als einen jugendlichen Kriegshelden kannten. Mit einem Anflug von Boshaftigkeit wünschte Harry sich, dass Professor Snape das noch erlebt hätte.

"Letzten Endes sind wir zu der Ansicht gekommen, dass es mit der Unterstützung dieser neuen Führungskräfte sicher genug ist, um Hogwarts wieder zu öffnen, und wir rufen einige unserer ehemaligen Schüler zum Unterrichten zurück. Deshalb freue ich mich, Ihnen den Lehrstuhl für Verwandlung anbieten zu dürfen."

Harry überflog den Rest des Briefes – Kost und Logis, Gehaltsausgleich, Urlaubsgeld, Antwort spätestens, mit freundlichen Grüßen.

Sunday und Tyndall und der Rest seiner amerikanischen Freunde waren fassungslos darüber gewesen, dass er eine Stelle ohne festes Gehalt akzeptieren wollte, bis Kat Bonifay in seinem Gesicht gelesen und zu den andern gesagt hatte: „ Ihr versteht das alle nicht. Er will keine Karriere machen, Leute. Er geht nach Hause."

Und als der Zug sich dem vertrauten Anblick des Bahnhofs von Hogsmeade näherte, fühlte Harry, wie sich seine Laune gewaltig hob. Er kam nach Hause, um Hogwarts wieder aufzubauen.

Wenn er Glück hatte, würde er so beschäftigt sein, dass er vergessen konnte, dass er der Junge war, der lebte, während so viele andere gestorben waren.

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Am Fuß der breiten Steintreppe ließ Harry nach Luft ringend seine Koffer fallen. Seine Knie schmerzten – wann war er so aus der Form geraten? Und was hatte ihn geritten, soviel Gepäck mitzunehmen? Er sah bestürzt auf den Kistenhaufen, als eine vertraute Stimme brummte: „Wurde auch Zeit, dass du dahin zurückkommst, wo du hingehörst!"

"Hagrid! Unterrichtest du auch?" Die letzten Worte wurden von Hagrids Mantel erstickt, als Hagrid ihn unbeholfen in eine muffige Umarmung zog.

"Meine Güte! N´bisschen an Höhe gewonnen in Amerika, hm? Hast diese Sucherfigur nich' mehr." Hagrid drückte Harry auf Armeslänge von sich weg und strahlte. „Nein, bin nur für 'n allerletztes Fest zurückgekommen, bevor ich geh. Bin nich' mehr fit genug, um mich um die Tieren im Revier zu kümmern, Harry. Kann dir nich' mal mit deinen Taschen helfen."

Er ließ Harrys Schultern los und streckte seine Hände aus, und Harry war schockiert, als er sah,, dass sie zitterten. „Oh, Hagrid..."

"Nur meine Kriegsverletzung", sagte Hagrid wegwerfend. „Verzehrender Fluch, nur kann er mich natürlich nich' töten, weil ich eben bin, was ich bin."

Jetzt bemerkte Harry die tiefen Ringe um Hagrids Augen, die Falten, die sich beiderseits seines Mundes eingefressen hatten, und sein Magen rebellierte vor Entsetzen. Aber Hagrid klang so unbekümmert, als ob er über eine Erkältung spräche.

"Magische Heiler können nichts für mich tun, aber sie haben ein Plätzchen für mich im Riesensanatorium in Greater Wrenching. Auf Regen folgt Sonnenschein, ich komm schon in Ordnung, wart's nur ab."

"Ah, Harry. Und Hagrid – hervorragend." Harry drehte sich um und sah McGonagall die Treppen herunter kommen. „Wenn wir uns beeilen, kommen wir alle noch in die Halle, ohne die Auswahlzeremonie zu verzögern. Lassen Sie uns diesen Turm zu Babel auf Ihre Zimmer bringen."

Harry hob seinen größten Koffer hoch. „Nein, nein", widersprach sie, „überlassen Sie das mir." Sie tippte den Koffer mit ihrem Zauberstab an und verwandelte seinen Griff mit ein paar knappen Worten in ein Paar Füße. Dasselbe machte sie mit den übrigen Koffern und dem Eulenkäfig.

"Folgt Hedwig, verstanden?", sagte McGonagall zu dem Gepäck. Der Käfig nickte gewichtig mit seiner Sitzstange.

"Erdgeschoss, Hedwig", sagte sie. "Die blauen Zimmer, erste Tür nach dem Lehrergemeinschaftsraum. Vermeide Treppen und beachte die Absperrungszauber." Hedwig hob langsam ab und landete alle paar Flügelschläge, um das drängelnde Gepäck aufholen zu lassen.

"Ich glaube", sagte Harry zweifelnd, als er seine Koffer davonhasten sah, „mir täte eine kleine Auffrischung gut."

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Als McGonagall zur Großen Halle davontrippelte, folgte ihr Harry gemächlich mit Hagrid und versuchte, seine stockenden Bewegungen und gelegentlichen Grimassen zu ignorieren.

"Du siehst besser aus, Harry", sagte Hagrid schon etwas außer Atem. „War schrecklich besorgt um dich, als ich dich das letzte Mal gesehen hab, sahst du aus, als könntest du kaum aufrecht stehen – aber jetzt hast du wieder Farbe im Gesicht."

Harry sah zur Seite, dann hinter sich. „Es geht mir jetzt gut."

"Hab ich immer gesagt", bekräftigte Hagrid. „Hast nur ein bisschen Zeit gebraucht, hab ich denen allen gesagt. Verdammt schlauer Einfall, nach Florida zu gehen, allerdings. Bisschen Sonnenschein, genau was du wolltest."

"Es war Dumbledores Idee", sagte Harry. „Nach... danach. Dr. Bokor war ein alter Freund von ihm – irgendwas mit einem internationalen Volkstanzfestival, ich hab's nicht ganz verstanden – und er hat gemeint, ich sollte ihn besuchen und ihm bei seinem neuen Projekt helfen."

"Großartiger Mann, Dumbledore", schniefte Hagrid und fischte ein purpurrotes Taschentuch aus seiner Tasche.

Sie waren auf Lehrerpodium in der Großen Halle angekommen, in der schon Dutzende von Gesprächen summten, und Hagrid polterte: „Charlie! Hab vergessen dir zu sagen: die jungen Gryffindors, die brauchen..."

Harry rannte beinahe mit dem Kopf voran in eine kleine, adrette Gestalt, die hinter dem Tisch mit einem offenen Buch herumspazierte.

"Tschuldigung", sagten beide gleichzeitig, und dann: "Hermine!" Harry umarmte sie überschwänglich und hob sie hoch.

"Mein Gott, Harry! Waren wir nicht gleich groß, bevor du nach Florida gegangen bist?" Hermine stopfte ihr Buch in eine riesige Schultertasche, sobald Harry sie abgesetzt hatte.

"Vielleicht wachse ich ja im Sonnenlicht, wie eine Pflanze."

"Du siehst gut aus, wirklich, Harry", sagte sie ernst. "Hast du dich ganz erholt? Es war nämlich wirklich..."

"Es geht mir gut", unterbrach er sie und fügte dann hinzu: „Du siehst sehr gut aus." Und das stimmte auch. Sie hatte etwas anderes mit ihren Haaren gemacht und die blassrosa Farbe ihrer Robe stand ihr besser als die graubraunen Töne, die sie zu ihren Schulzeiten getragen hatte.

"Danke", sagte sie. „Ich habe mich so danach gesehnt, mich mit dir zu unterhalten – du bist schrecklich was das Beantworten von Briefen angeht, weißt du."

"Ich war beschäftigt", protestierte er schuldbewusst.

"Richtig. Beschäftigt, nackt mit einem Mädchen sonnenzubaden, das wie ein Wochentag heißt." Sie zwang seinen Blick zu Boden, bis er sich gesetzt hatte, dann sah sie ihn trotzig und wütend von oben herab an. „Justin treibt mich in den Wahnsinn – er schreibt die Geschichte des Krieges nieder, weißt du, und er wollte einen Augenzeugen von deinem Duell mit Voldemort, und ich hab ihm immer wieder gesagt, der Transauditumzauber ist genau wie ein Muggel Walkie-Talkie, ich konnte hören, was vor sich ging, aber ich konnte rein gar nichts sehen – und du hast nicht einen einzigen seiner Briefe beantwortet..."

"Ich war beschäftigt", sagte er mit mehr Nachdruck. Sie sah ihn scharf an.

"Wir werden uns früher oder später darüber unterhalten müssen, Harry", sagte sie. „Ich weiß, es ist schwer für dich, aber..."

"Hermine…" Er sah über ihre Schulter, nach etwas suchend, das sie ablenken würde.

Seine Suche fiel erfolgreicher aus, als er es sich gewünscht hatte. Erst konnte er nur das Aufblitzen bleicher Haare in den Schatten hinter der Haupttafel ausmachen. Dann wurde der Umriss klar. Eine exquisit maßgeschneiderte Robe, eine exquisit beringte Hand, ein exquisit frisierter Kopf, eine exquisit gekräuselte Lippe-

Würde er Draco Malfoy nie loswerden?

Hermine folgte Harrys Blick, richtete sich plötzlich auf, schrie „Draco!" und rannte los, um sich an Malfoys Hals zu hängen. Harry sah ihr stumm hinterher. "Mama hat mir ein Buch für dich geschickt und ein paar Kekse, sie waren irgendwo hier drin..."

"Schon gut", sagte Malfoy und umarmte sie beifällig. Harry durchzuckte jähe Wut. Seit wann verstand sich Hermine bitte so gut mit Malfoy? „Ich würde gerne wissen, ob Mrs. Spenser je Bratleighs Zahn gefunden hat?"

"Oh, ja, es hat sich herausgestellt, dass er im Unterarm seines kleinen Bruders steckte – aber wie kommst du ohne Druckbleistifte zurecht?"

"Musgroves Magische Bleistifte sind beinahe genauso gut, aber man kann mit ihnen nicht so schön klicken..."

Harry beobachtete, wie die beiden ihre Köpfe zusammensteckten, den dunklen und den hellen. Sie hatten exakt dieselbe Größe, wie zusammengehörige Spielfiguren. Etwas mehr als seltsames musste vor sich gegangen sein, solange er in Florida gewesen war.

Malfoy macht den Bilderbuchzauberern immer noch alle Ehre, dachte Harry verächtlich: bleiches Haar fiel ihm bis auf die Schultern, der Kragen seiner schwarzvioletten Robe war in dem gleichen dunklen Pflaumenton aufwendig bestickt, Silberringe beschwerten seine schmalen Hände. Harry hatte seinen Mund nicht ganz so rot in Erinnerung.

Er sah auf und erwischte Harry, wie er ihn ansah, und über sein Gesicht huschte etwas, das nicht wirklich das erwartete herablassende Lächeln war. Hermine zog ihn am Arm herüber.

"Harry ist heute aus Amerika zurückgekommen, Draco, er hat niemandem erzählt, dass er kommt, ich glaube, er hat vergessen, wie man Briefe schreibt..."

"Ich könnte mir vorstellen, dass er so einiges vergessen hat", sagte Malfoy gedehnt, aber er bot ihm seine rechte Hand an. „Potter. Willkommen zurück."

Verdammt, sogar sein schwacher, zögerlicher Händedruck fühlte sich an, als verstecke sich eine Beleidigung dahinter.

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McGonagall stand auf, und Harry fiel plötzlich auf, dass die Halle voll von durcheinanderlaufenden Kindern war. Jeder hastete so schnell wie möglich auf seinen Platz, und dabei bemerkte Harry, dass Malfoy sich auf den Stuhl zwischen ihm und Hermine gesetzt hatte. Es war zu spät, um die Plätze zu tauschen, denn McGonagall hatte zu sprechen begonnen.

"Nach fünf langen Jahren füllt sich die Große Halle zum ersten Mal wieder mit Schülern."
Harry hatte ihre Stimme noch nie so rau gehört. Er drehte sich schnell, um sie sehen zu können, und erkannte in ihren Augen etwas, das Tränen sein konnten.
"Ich denke, ich spreche für uns alle am Lehrertisch, wenn ich sage, dass eure Gesichter einer der herrlichsten Anblicke sind, die ich je gesehen habe." Sie verstummte einen Moment, um ihre Fassung zurückzuerlangen, und als sie ihre Ansprache fortsetzte, klang sie wieder normal.

"Wir haben eine lange Auswahlzeremonie vor uns, und ich bin mir sicher, dass jeder von uns darauf brennt, mit dem Festmahl zu beginnen. Aber zuerst möchte ich euch das Lehrerkollegium vorstellen, da euch viele von uns fremd sein werden."

Sie begann mit den vier Lehrern, die beiderseits neben ihr am Kopf des hufeisenförmigen Tisches saßen. "Michelle Verte, Professorin für Kräuterkunde und Hauslehrer von Hufflepuff. Remus Lupin, Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Hauslehrer von Gryffindor. Madeleine Aerie, stellvertretende Schulleiterin, Professorin für Zaubertränke, und Hauslehrerin von Slytherin. Und Cypherus Summs, der sich freundlicherweise dazu bereit erklärt hat, aus dem Ruhestand zurückzukehren, um Arithmantik zu unterrichten und nach dem Ravenclaw-Haus zu sehen."

Anschließend stellte sie den gegenüberliegenden Ausläufer des Tisches vor: "Oliver Wood, Quidditchtrainer und der neue Lehrer für Apparation." Ein begeistertes Johlen lief durch die Reihen der älteren Schüler. „Penelope Clearwater, Bibliothekarin. Daisy MacMillan, Professorin für Wahrsa- ja, Daisy?"

"Phoenix Skye, bitte, Frau Direktorin" Die neue Professorin für Wahrsagen war jünger als Harry. Ihr Kopf war umwölkt von kupferfarbenen Locken und ihre Robe mit einem ziemlich aufdringlichen Paisley-Muster in orange und pink geschmückt. Hinter ihrem Ohr steckte eine Blume.

"Sehr wohl." McGonagalls Stimme verriet ihre wahre Meinung über derlei Namensänderungen. „Ursa Polaris, Astronomieprofessorin. Und Pedantius Binns, Professor für Geschichte der Zauberei." Harry fragte sich, wie viele Zeremonien es noch dauern würde, bis Professor Binns feststellte, dass er nicht essen konnte.

"Auf meiner anderen Seite: Charlie Weasley, Professor für Pflege magischer Geschöpfe. Sofia Andriescu-Weasley, unsere Ärztin, von der ich hoffe, dass ihr sie nicht zu bald kennen lernen werdet." Harry sah von dem Namen aufgeschreckt hoch. Eine von Rons Nachrichten musste von Charlies Hochzeit gehandelt haben. „Harry Potter, Professor für Verwandlung." Gedämpftes Gemurmel entstand, als Harrys Name genannte wurde, und er verkrampfte sich, als er sah, dass einige der Schüler ihre Hälse reckten, um ihn besser sehen zu können.

McGonagall hob ihre Stimme, um das Getuschel zu übertönen. „Draco Malfoy, Professor für Muggelkunde."

Harry verschluckte sich so sehr an seinem Kürbissaft, dass er kaum hören konnte, wie McGonagall Hermine als die neue Zauberkunst-Professorin vorstellte.

"Nun", sagte McGonagall über den Lärm hinweg, „die Zeremonie muss flott vonstatten gehen, da wir immerhin fünf Jahrgänge ihren Häusern zuteilen müssen, lasst uns also anfangen."

Der Sprechende Hut, der das Bedürfnis nach Eile zu verstehen schien, verkürzte sein Einleitungsgedicht auf die Hälfte seiner üblichen Länge, und McGonagall begann, die Schüler aufzurufen. Die Handvoll Siebt- und Sechstklässler, die schon saßen, ließen ihre Gespräche verstummen. „Banks-Martin, Jonathan?"

"Also, Potter", sagte Malfoy leise, als ein augenscheinlich vornehmer Junge nach Ravenclaw geschickt wurde. „Hat dir das Verzaubern von Surfbrettern gefallen?"

Harry konnte sich nur schwer davon abhalten wie ein Vierzehnjähriger zu antworten, als McGonagall rief: "Bates, Niamh?"

"Harry hat dabei geholfen, die erste Zauberschule seit Salem in Amerika ins Leben zu rufen, Draco!", warf Hermine enthusiastisch von der anderen Seite aus ein. „Wenn wir ihm schreiben wollten, mussten unsere Eulen ihre Briefe an transatlantische Postgänse weitergeben, denn eine Eule hätte niemals den ganzen langen Weg bis nach Disney World geschafft..."

Malfoy lachte laut auf. „Disney World?" McGonagall warf einen stechenden Blick in seine Richtung, und er senkte seine Stimme. „Sollen wir uns auf einen Angriff magischer Mäuse vorbereiten?"

"Du musst zugeben, dass es eine perfekte Tarnung abgibt", sagte Hermine. „Ich habe gelesen, dass sie jede Nacht stundenlang Feuerwerke abfeuern und jeden Tag Paraden abhalten. Daher würde niemand jemals Verdacht schöpfen, ganz gleich was die Leute erzählen."

"Das Magische Königreich", spielte Harry mit. Beauchamp, Simon, hielt sich lange genug damit auf, Notizen zu machen, um nach Hufflepuff gesteckt zu werden. Malfoy grinste süffisant. Die Aufschläge seiner Robe entblößten seine blassen Handgelenke. Und Harry konnte einen flüchtigen Blick auf das Dunkle Mal auf seinem linken Arm erhaschen, auf seinen alptraumhaft grinsenden Mund.

Malfoy bemerkte Harrys Blick und strich die Aufschläge glatt. „Was, hast du geglaubt, es sei nur ein Gerücht, Potter?"

Es verschaffte Harry auch nach all den Jahren immer noch eine Gänsehaut. „Ich dachte, sogar jemand wie du müsste sich schämen, so etwas zu zeigen", sagte er eisig. Cabot, Jasmine, stürzte zum Tisch des Slytherins, ihre Robe schleifte hinter ihr über den Boden.

Malfoy verdrehte die Augen. „Scham hat nichts damit zu tun, Potter", sagte er. „Alles, was wichtig ist, hinterlässt irgendwo eine Spur. Oder bist du da selbst noch nicht drauf gekommen?" Er fixierte Harrys Stirn.

Bevor er etwas sagen konnte, fing er sich einen weiteren strafenden Blick von McGonagall ein. „Dozier, Mignonette?", sagte sie lauter als nötig. Harry musste sich damit begnügen, Malfoy wütend anzustarren und er wandte sich ab, um die Zeremonie zu beobachten.

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Es schien Stunden zu dauern bevor Young, Lydia, ihren Platz am Ende des Hufflepuff-Tisches einnahm, immer noch nervös an einer karamellfarbenen Strähne ziehend. Und dann, mit einem Mal, verstummten die Schüler, die schon herumgealbert und sich flüsternd unterhalten hatten, als die Geister herein schwebten; nur vereinzeltes Keuchen oder Aufkreischen war noch zu vernehmen.

Der Beinahe Kopflose Nick und der Fette Mönch, die Graue Dame und der Blutige Baron... all die vertrauten Geister der vier Häuser segelten durch die Luft... und als letzter, mit einem Zwinkern in den Geisteraugen, kam Albus Dumbledore.

Harrys Hände fühlten sich bei diesem Anblick schwer und kribbelig an. Dumbledore drehte eine Runde durch die Tische der Schüler, dann kam er herauf, um das Kollegium zu begrüßen. Er war nicht hager und zerschrammt und zittrig wie an seinem Ende, sondern sah genau so aus wie bei Harrys erstem Zeremonienfest, von der Brille auf seiner Nasenspitze bis hin zu seinen hochhackigen Stiefeln... nur silbrig, durchscheinend wie Rauch.

Wie der Rest der Geister schien er einen Hauch von Kälte und Dunst mit sich zu ziehen, wie einen tragbaren Nebel. Die Haare in Harrys Nacken stellten sich auf.

Er fühlte einen plötzlichen, heftigen Schmerz in der Brust und fuhr hoch – Hermine hatte ihn über Malfoy hinweg in die Rippen gestochen. Er holte Luft, rang beinahe darum. Noch einmal, und noch einmal, und die Gefahr eines Zusammenbruchs war gebannt. Er sah wieder auf, immer noch schwer atmend.

Dumbledores Geist sah ihn mit der gleichen wärmenden, unangenehmen Mischung aus Hellsicht und Heiterkeit an, die er zu seinen Lebzeiten immer gehabt hatte, und zwinkerte. „Willkommen zurück, mein Junge", sagte er und flog davon wie eine Wolke.

Malfoy sah Harry ausdruckslos an – und nahm ohne Zweifel Notiz von seiner Schwäche. Als Harry sich zusammenriss – mit Schwierigkeiten – und seinen Blick erwiderte, zog er eine Augenbraue nach oben. „Potter", sagte er, und schob ein Glas Kürbissaft zu ihm hinüber, „du siehst aus, als hättest du eine Geist gesehen."

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Harry wandte den Blick von Malfoys nachdenklichem und Hermines verständnisvollem Gesicht ab, und bemerkte, dass sein Teller mit Essen überfüllt war. Er biss wahllos von einer Wurst ab, und auf einmal breitet sich ein Gefühl der Wärme in ihm aus. Essen! Essen, das nach Zuhause schmeckte! Essen, das keine Pizza war! Seine aufgepeitschten Gefühle erschöpften ihn, und er schloss einen Teil seiner Gedanken ganz bewusst weg und versank in der Erleichterung, für den Moment nichts weiter zu fühlen, außer Hunger.

Auch die Schüler aßen, als ob sie monatelang gehungert hätten. Harry erinnerte sich flüchtig an einige von ihnen: Hannah Abbotts jüngste Schwester reichte eine Platte mit Essen an die neuen Hufflepuffs weiter, und das anmutige, große Mädchen am Kopf des Gryffindor-Tisches musste Macy Prewitt sein, die in seinem siebten Jahr auf sehr peinliche Weise in ihn verknallt gewesen war, als sie zwölf und pickelig war.

An allen Tischen waren viele Plätze leer, aber dennoch bot sich ein gutes Schülersortiment, aus denen man wählen konnte. Ein Quidditch-Team aufzustellen – darüber konnte man mit Sicherheit nachdenken.

Sie würden natürlich alle Anfänger sein, sogar die älteren, aber diesen Nachteil würden alle Häuser teilen. Es gab mehrere vielversprechende Kandidaten in Gryffindor. Jack Talos, groß, muskulös und mindestens 15, dem der „Meistertreiber" förmlich auf die Stirn geschrieben stand… Aoife Murphy, ein mehr als sommersprossiges Mädchen mit den aufmerksamen Augen eines Jägers... und wenn Taliesin Jones so schnell war wie ein er klein war, besaß er alle Vorraussetzungen für einen fabelhaften Sucher.

Er sah zu Malfoy und Hermine. „Die Gryffindorkinder machen einen guten Eindruck", sagte er.

"Ja", sagte Malfoy, bevor sie etwas erwidern konnte, "beinahe alle sehen vernünftig genug aus, um nicht wegen einer Mutprobe von einem Dach zu springen."

Harrys Mund wurde trocken. Er wünschte sich wirklich, Malfoy würde eine Pause einlegen; er war müde von der Reise und er besaß keine Kontrolle mehr über sein Temperament.

Aber Hermine tat so, als nähme sie eine frühere Unterhaltung wieder auf. „Oh Draco", sagte sie, „die Slytherins werden schon noch. Sie sind jung, das ist alles."

"Jung", schnaubte er verächtlich. "Schau sie dir an. Duckmäuser, Paranoiker und Streber."

Harry folgte seinem starren Blick zum Tisch der Slytherins. Die meisten von ihnen machten wirklich den Eindruck, als hätten sie etwas zu verbergen. Aber was war daran neu?

"Es gab eine Zeit", fuhr Malfoy fort, "als Slytherin Schlangen anzog – und keine Schakale."

"Nicht, als du hier warst", sagte Harry, bevor er sich selbst zurückhalten konnte.

"Harry!"

Aber Malfoy ließ sich nicht unterbrechen. „Es sind auch nicht nur die Slytherins. Sieh dir die Ravenclaws an. Nichts als altkluge Besserwisser. Und die Hufflepuffs – gleich platzen sie vor bloßer Ernsthaftigkeit." Harry konnte hören, wie Hermine versuchte, ein Kichern zu unterdrücken.

McGonagall gab den Schülern nun die üblichen Warnungen mit auf den Weg: nicht in den Verbotenen Wald zu gehen, keine Ausflüge nach dem Zapfenstreich zu machen. Ein bisschen mehr als die üblichen Warnungen, um genau zu sein. „Ihr werdet auf Absperrungen an Orten treffen, die immer noch als unsicher betrachtet werden. Insbesondere der alte Zaubertränkeflügel ist für alle Schüler absolut tabu, und für das Kollegium ebenfalls. Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist, sämtliche Absperrungen zu beachten, denen ihr begegnet. Jeder Schüler, der bei dem Versuch erwischt wird, eine Absperrung zu überwinden, wird mit sofortiger Wirkung der Schule verwiesen." Harry sah sich um, und hoffte, die Absperrungen wären leicht zu erkennen, denn bisher hatte er keine ausmachen können.

"Die Gryffindors sind in Ordnung – so in Ordnung, wie Gryffindors eben sein können", fuhr Malfoy fort, zu Lupin nickend, „denn Fenris versteht die Geschichte dieses Ortes." Harry ging der grausame Spitzname durch Mark und Bein. „Aber der Rest der Häuser – sieh sie dir an. Ich habe es dir gesagt, Mine. Sie sind Parodien ihrer selbst."

Hermine warf Harry über Malfoys Kopf einen zärtlich ungeduldigen Blick zu. „Draco glaubt, der Sprechende Hut hat irgendwie auf die Wünsche der Hauslehrer reagiert", sagte sie. „Und er ist nicht glücklich mit McGonagalls Wahl der Hauslehrer."

Kein Bedarf, darüber nachzugrübeln, wer in Malfoys Augen einen besseren Kandidaten für den Hauslehrerposten von Slytherin abgegeben hätte, dachte Harry, als der Tisch für das Dessert – nein, Moment, den Pudding abgeräumt wurde.

Ein Malfoy dachte nur an sich selbst, zuerst, zuletzt und immer. Es war seltsam beruhigend zu wissen, dass sich manche Dinge nicht geändert hatten.

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