Kapitel 1
~ Drei Jahre später ~
Amanda lag auf ihrem Sofa in Severus Arm und las, wie er auch, in einem Buch. Es war der Freitag vor Schulbeginn und wenn Amanda genauer darüber nachdachte, konnte sie gar nicht glauben, dass es schon der vierte zusammen mit Severus war. Wieder, wie immer wenn den Schülern von Hogwarts einfiel, dass sie noch dringend alles für das neue Schuljahr brauchten, war es eine sehr anstrengende Woche gewesen und der kommende Samstag würde nicht viel besser werden. Immerhin hatte sie an den Abenden genügend Zeit, um sie mit Severus zu verbringen. Doch ihre Entspannung wurde einen Moment später durch das Geräusch einer Eule an der Balkontür gestört. Amanda runzelte die Stirn. Wer schickte ihr denn so spät noch Post? Seufzend löste sie sich von Severus, legte ihr Buch auf den Tisch und ging zur Tür, um den Vogel einzulassen. Es dauerte einen Moment, aber als er auf dem Platz ihrer eigenen Eule landete, erkannte Amanda, dass es die ihres Bruders war, die er zu seinem überraschend guten Schulabschluss von ihr geschenkt bekommen hatte. Amanda ging zu ihr hinüber, nahm ihr den Brief ab und setzte sich damit wieder zu Severus, um ihn zu lesen. Wie erwartet war er von David, der von seinem überaus stressigen Umzug erzählte und was ihre Mutter wieder einmal für ein Theater gemacht hatte. Ganz nebenher lud er seine Schwester für den nächsten Abend ein, doch vorbeizukommen, um den Einzug ein wenig zu feiern. Kurz grummelte Amanda vor sich hin, denn eigentlich konnte sie sich für den folgenden Abend besseres vorstellen, als die neue Wohnung ihres Bruders zu besichtigen. „Hast du morgen Abend schon etwas vor", wollte sie schließlich von Severus wissen.
Severus sah auf, als die Eule ans Fenster klopfte und sah Amanda dann dabei zu, wie sie den Brief nahm und ihn las. „Wieso", fragte er dann, als sie das Wort an ihn richtete. „Weil mein Lieblingsbruder ganz dringend seine neue Wohnung mit mir feiern möchte", antwortete sie und sah ihn dabei an. „Morgen..." Er klappte nun auch sein Buch zu. „Eigentlich hatte ich vor, mir mit dir zusammen einen schönen Abend zu machen", entgegnete er dann nur wenig begeistert von Davids Einladung. Es war ihm schließlich klar, dass diese im Grunde nur für Amanda galt und er auf der Einweihungsfeier sicherlich gänzlich unerwünscht war. Doch konnte er Amanda auch nicht davon abhalten, der Einladung nachzugehen. Immerhin war es ihr Bruder... „So hatte ich mir das eigentlich auch vorgestellt, hätte er sich ruhig einen anderen Tag aussuchen können." Leise seufzte Amanda. Sie war sich wirklich nicht sicher, was sie tun sollte. Einerseits würde sie natürlich gerne Davids Wohnung sehen wollen, aber andererseits wollte sie auch nicht auf Severus verzichten. „Ein wenig kurzfristig, diese Einladung. Aber Denken war ja noch nie die große Stärke deines Bruders", bemerkte dieser nach kurzem Schweigen und legte sein Buch zur Seite. Dann sah er Amanda ernst an, denn er wollte eine ehrliche Antwort. „Willst du hin?" Sie musste auf seine ersten Worte hin etwas schmunzeln, bevor sie wieder ernster wurde. „Ich weiß es nicht. Eigentlich schon und eigentlich auch nicht." „Tja... Dann solltest du dir darüber noch Gedanken machen bis morgen. Ich kann's dir nicht sagen. Die Einladung gilt schließlich nicht mir."
Einen Moment dachte Amanda nach. „Doch, bestimmt. Das wusste David nur noch nicht so richtig. Wie wäre es denn, wenn du mitkommst und wir eben eine Zeit dort sind und dann etwas Schönes zusammen machen? Du bist doch bestimmt auch neugierig." Sie grinste ein wenig. Severus sah sie an. „Erzähl mir nichts. Dein Bruder würde nicht einmal im Traum daran denken, mich zu irgendetwas einzuladen. Was mir allerdings auch völlig gleichgültig ist." Dann seufzte er leise. „Meine Neugier hält sich eindeutig in Grenzen, wenn ich daran denke, wer auf dieser Einweihungsfeier noch so alles anwesend sein könnte. Aber wenn du unbedingt hin willst und ich dich begleiten soll... Dann von mir aus", sagte er. „Du musst nicht. Ich werd dich kaum zwingen und es sind bestimmt nur David, seine Freundin und vielleicht noch mein Vater da. Zu der richtigen Party werde ich doch gar nicht eingeladen." „Da dein Bruder schon vorhat, mich deiner Gesellschaft zu berauben, muss er auch damit rechnen, dass ich mitkomme, wenn du hingehen willst." Severus stand auf, da er sich etwas zu trinken holen wollte. Er hatte vor gehabt, dieses Wochenende ausschließlich mit Amanda zu verbringen, da er bald wieder oft genug alleine sein würde, wenn die Schule wieder begann und deshalb sah er auch nicht ein, warum er nun akzeptieren sollte, dass Amanda ohne ihn dieser Einladung folgte. Natürlich hatte er keine Lust auf einen Besuch bei David, aber noch weniger hatte er vor, den morgigen Abend ohne Amanda zu verbringen. „Er wird schon damit klar kommen. Langsam kann man auch echt mal erwarten, dass er erwachsen genug ist und damit umgehen kann", sagte sie daraufhin nur. Auch sie wollte eigentlich nicht auf diesen Abend mit Severus verzichten. „Darauf erwartest du jetzt hoffentlich keinen Kommentar meinerseits", sagte dieser und sein Blick verriet, dass er von David gar nichts dergleichen erwartete. „Soll ich dir auch etwas zu trinken mitbringen", fragte er dann, das Thema wechselnd. Kurz grinsend schüttelte Amanda den Kopf. „Nein, ich kann mir schon vorstellen was du da denkst. Ja, ich hätte gern ein Glas Saft." „Gut", antwortete Severus und ging dann in die Küche.
