Die Winde Ithiliens

Ein sanfter Wind wehte durch die Gärten Ithiliens, die jetzt, nach dem Ringkrieg, wieder sicher waren vor Morgoths Wesen. Alles blühte, der Frühling hielt wie jedes Jahr Einzug und die Bäume und Wiesen wurden wieder grün. Saftiges, frisches Grün war in den noch jungen Blättern der Sträucher und die ersten Blumen sprossen aus der Erde.

Doch nicht nur die Natur erwachte wieder zum Leben, auch die Menschen und Elben, die vor nicht allzu langer Zeit hergekommen waren, kamen jetzt aus ihren Häusern hervor und erfreuten sich der ersten warmen Sonnenstrahlen. Man hörte nach Monaten der Kälte wieder das Lachen von Kindern, welche jetzt wieder spielten. Auch den Gesang so mancher Elben, die den Frühling begrüßten war zu hören.

Doch das seltsamste was diesen Frühling aus den Häusern trat war ein Paar, welches unterschiedlicher nicht hätte sein können. Ein Elb und ein Zwerg schlenderten durch die Gärten Gondors, in ihr Gespräch vertieft und nicht der verwunderten und erstaunten Blicke bemerkten, die ihnen zugeworfen wurden.

„Legolas", lachte der Zwerg, „Dieses Jahr freue ich mich schon auf das Fest in Minas Tirith! So lange haben wir jetzt schon Aragorn nicht mehr gesehen, und jetzt feiert sein Sohn auch seinen zehnten Geburtstag." „Ja, lange Zeit haben wir unseren Freund nicht mehr gesehen, Gimli!", meinte der blonde Elb besonnen und fing eine kleine Blüte aus der Luft.

„Ich frage mich, wie es Arwen, gehen mag. Ob sie sich schon verändert hat, seit sie sich gegen ihre Unsterblichkeit entschieden hat?"

„Vielleicht, aber jetzt komm! Lass dir nicht den Tag durch solche düstren Gedanken verderben!", meinte der Zwerg und sah seinen Gefährten an.

„Du hast recht! Ich sollte nicht jetzt daran denken.", stimmte Legolas seinem langjährigen Freund zu.

Er seufzte. Wie lang war es schon her, dass sie sich gestritten hatten und einander nur ungern vertraut hatten? Zehn Jahre. Zehn Jahre in denen so viel passiert war, so viel erfreuliches wie auch unerfreuliches. Die Geburt von Eldarion, Aragorns Ältesten, und Elinael, der Jüngsten.

Es war ein wundervolles Gefühl als Patenonkel, die beiden das erste Mal im Arm zu halten.

Doch es gab auch Unerfreuliches wie Elronds, Galadriels, Frodos, Bilbos und Mithrandirs Reise nach Valinor.

Arwen war mehrere Wochen unendlich traurig gewesen, weil ihr Vater und ihre Großmutter für immer gegangen waren.

Als er sich nach Gimli wieder umsah, konnte er ihn erst nicht entdecken wo sein Freund war, doch dann sah er ihn bei dem kleinen Bach der hier in der Nähe floss. Leise trat er hinter ihn und fragte: „Was machst du hier, Gimli?"

Vor Schreck verlor der Zwerg das Gleichgewicht, ruderte hilflos mit den Armen, bevor er mit einem lauten Platschen ins Wasser fiel.

Prustend kam er wieder hoch und fluchte im Kuzdhul Verwünschungen, bei denen der Düsterwald-Elb froh war, nichts zu verstehen.

„Verzeih, mellon nin (mein Freund)! Es war nicht meine Absicht dich zu erschrecken!", entschuldigte er sich und half ihm auf.

Aus seinem Bart tropfte und rann das Wasser und Legolas musste sich ein Lachen verkneifen. Der Anblick, der sich ihm bot, war einfach nur köstlich.

Gimli währenddessen schüttelte sich, um das Wasser rauszubekommen, was ihm aber nicht wirklich gelang.

„Komm, Gimli! Gehen wir wieder zurück, damit du dich abtrocknen kannst und nicht krank wirst!"

„Zwerge werden nicht krank!", protestierte der Kleinere und warf ihm einen bösen Blick zu.

„Tatsächlich? Werden sie nicht?", schmunzelte er und hörte sich nun eine Tirade über Zwerge an, was sie konnten und was sie ganz bestimmt nicht konnten. Dazu gehörte auch krank werden.

Die beiden entfernten sich wieder. Ein Anblick, von dem man noch lange sprechen würde. Denn eine Freundschaft zwischen Zwergen und Elben gab es seit dem 2. Zeitalter nicht mehr.

Wieder blies der Wind durch die Wipfel der Bäume und nahm mit sich die Stimmen der beiden Freunde.